Im Ausgangspunkt der vorliegenden Magistraarbeit stehen die Ergebnisse der qualitativen Analyse von geschlechterpolitischen Konzeptionen der Parteien zur Bundestagswahl 2005, die im Rahmen des Projektstudiums an der Humboldt-Universität zu Berlin zum Thema „Geschlechterbilder und Geschlechterpolitiken im Bundestagswahlkampf 2005“ gemeinsam von mir und Julia Schimeta erarbeitet wurden. Im Mittelpunkt des Projektstudiums stand der Aspekt der medialen Konstruktion von Politik und Geschlecht. Im Mittelpunkt unserer Analyse stand die Gleichstellungspolitik der Parteien in ihren Wahlkampfprogrammen. Das zentrale Ergebnis der Analyse war, dass die untersuchten Parteien im Bundestagswahlkampf 2005 die Gleichstellungspolitik zugunsten von Familienpolitik einschränkten.
In der vorliegenden Magistraarbeit geht es primär nicht darum, die Gründe für die Unterrepräsentanz von Frauen in politischen Chefetagen zu erforschen. Das Forschungsvorhaben konzentriert sich vor allem darauf, den Ursachen für eine auffällige Diskrepanz zwischen der steigenden repräsentativen Macht weiblicher Politikerinnen und dem kontinuierlich sinkenden Interesse für frauen- und gleichstellungspolitischen Themen auf ihrer politischen Agenda nachzuspüren. Im Mittelpunkt steht demnach die Frage, wie der Machtzugewinn bei weiblichen Politikerinnen mit dem Verlust der Definitionsmacht bei den frauen- und gleichstellungspolitischen Inhalten zusammenhängt.
In Bezug auf die Ausgangsfragestellung konnte festgestellt werden, dass die Macht und das persönliche Machtstreben in einem Spannungsverhältnis zu den frauen- und gleichstellungspolitischen Inhalten stehen: Solange die Frauen eine Einflussnahme in der politischen Sphäre der Macht anstreben, tendieren sie dazu, sich der gängigen Methoden der Macht bedienen, die auf Dauer mit einem frauenpolitischen Engagement nicht vereinbar sind, denn dieses stellt diese Machtmethoden und Machtstrukturen stets in Frage. In diesem Kontext gilt es danach zu fragen, ob durch die Strategie der numerischen Gleichstellung – also durch die Erhöhung des Frauenanteils in der Spitzenpolitik – subversive Potenziale freigesetzt werden können, um die androzentrische Rationalitätslogik der Politik durch die Pluralität der Vorstellungen und Interessen zu erweitern und die vermeintliche `Geschlechtsneutralität` und `Objektivität` der Machtinstitutionen anzugreifen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Theoretischer und methodischer Zugang
- 1. Problemaufriss und Fragestellung
- 1.1 Aktueller Forschungsstand
- 1.2 Ziele und Fragestellungen
- 2. Der theoretische Untersuchungsrahmen
- 3.1 Methodisch-empirischer Untersuchungsrahmen
- 3.1.1. Max Webers tradierte Politik- und Machtkonzept
- 3.1.2. Michel Foucaults Politik- und Machtbegriff
- 3.1.3. Feministische Kritik am Begriff der politischen Rationalität
- 3.2. Politische Institutionalisierung von Männlichkeit
- 3.2.1. Männerbundtheorie
- 3.2.2. Pierre Bourdieu: Männliche Herrschaft
- 3.3. ,,Does Their Difference Make a Difference?“ – Politikerinnen-Studien aus den USA
- 3.3.1. Token-Theorie von Rosabeth Moss Kanter (1977)
- 3.3.2. Double Bind-Theorie von Kathleen Hall Jamieson
- 4. Resümee: Entwicklung der eigenen Forschungsperspektive
- III. Analyse des Materials
- 1. Die Untersuchungsgruppe
- 2. Rita Süssmuth: „Gegen den Strom“ – Einsatz für „suspekte\" und\n,,esoterische\" Themen
- 3. Angela Merkel: „A Hidden Player“: Modernisierung im Hintergrund?
- 4. Ursula von der Leyen: Irritierende „Mutter der Nation“ und ihre „Geschlechtersensible\nFamilienpolitik”
- 5. Vergleichendes Resümee zur Positionierung der Kategorien im analytischen Material
- IV. Schlussbemerkungen und Ausblick
- Analyse des Macht- und Politikkonzepts im Hinblick auf Androzentrismus und die Rolle von Frauen in der Politik.
- Untersuchung der Beziehung zwischen Macht und Weiblichkeit, insbesondere im Kontext politischer Führungspositionen.
- Bewertung der Auswirkungen von traditionellen Geschlechterrollen und -bildern auf die politische Praxis von Frauen.
- Erfassung der Herausforderungen, denen Frauen in politischen Führungspositionen gegenüberstehen, und ihre Auswirkungen auf die Umsetzung von Frauen- und Gleichstellungspolitik.
- Bewertung der Rolle von Medien und gesellschaftlichen Normen bei der Konstruktion von Frauenbildern und der Wahrnehmung von Frauen in der Politik.
- I. Einleitung: Die Arbeit stellt den Ausgangspunkt des Forschungsprojekts dar, die Analyse von Geschlechterpolitiken in Wahlprogrammen der Parteien zur Bundestagswahl 2005. Sie führt die Diskrepanz zwischen der steigenden Anzahl von Frauen in politischen Führungspositionen und dem Rückgang von Frauen- und Gleichstellungspolitik auf der Agenda auf und formuliert die zentrale Forschungsfrage.
- II. Theoretischer und methodischer Zugang: Dieser Abschnitt präsentiert die theoretischen Grundlagen der Arbeit, einschließlich der Kritik am traditionellen Macht- und Politikkonzept, der Analyse von Androzentrismus in der Politik und der Diskussion von feministischen Perspektiven. Er beschreibt die methodischen Ansätze, die für die Untersuchung von biographischen Texten von Politikerinnen verwendet werden.
- III. Analyse des Materials: Dieser Abschnitt präsentiert die Ergebnisse der Analyse von biographischen Texten von drei CDU-Politikerinnen (Rita Süssmuth, Angela Merkel, Ursula von der Leyen). Er beleuchtet ihre Positionierung zu Frauen- und Gleichstellungspolitik, ihre Erfahrungen mit Macht und Weiblichkeit und ihre politischen Schwerpunkte.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magistraarbeit untersucht die Diskrepanz zwischen dem Aufstieg von Frauen in politische Führungspositionen und dem gleichzeitigen Rückgang von frauen- und gleichstellungspolitischen Inhalten auf ihrer Agenda. Sie analysiert die Ursachen dieser Diskrepanz und erforscht, wie der Machtzugewinn von Frauen mit dem Verlust der Definitionsmacht in Bezug auf Frauen- und Gleichstellungspolitik zusammenhängt.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Macht, Politik, Geschlecht, Frauen in Führungspositionen, Androzentrismus, Gleichstellung, feministische Kritik, biographische Analyse, Frauen- und Familienpolitik.
- Arbeit zitieren
- Marina Kaykhanidi Kaykhanidi (Autor:in), 2007, Gleichstellungspolitik als Karrierebremse?, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/166178