Der Griechisch-Türkische Krieg, der im Rahmen des Türkischen Unabhängigkeitskrieges vom Mai 1919 bis zum Oktober 1922 in Anatolien wütete, veränderte die Situation in der Türkei nach dem Ende des Ersten Weltkriegs grundlegend. Erstaunlich für die Entstehung und den Verlauf des Krieges war, dass die siegreichen Großmächte ihm, der den Großteil der alliierten Nachkriegsplanung für den Nahen Osten vernichtete, fast tatenlos zugesehen hatten. Die militärische Situation während des Krieges und die geringe Zahl der Kriegsteilnehmer deckten sich allerdings keineswegs mit der regen diplomatischen Aktivität. Denn dem Krieg gingen zahlreiche Konferenzen und diplomatische Spitzentreffen in Paris, London und anderen Großstädten Europas voran und begleiteten ihn. Die Großmächte schienen durch diesen „Zirkus“ also doch eine gewisse Rolle in der Entstehung und im Verlauf des Krieges gespielt zu haben. Die Frage die diese Arbeit beschäftigt ist, welche? Das herauszufinden soll Aufgabe dieser Untersuchung sein und es soll gezeigt werden, dass der Griechisch-Türkische Krieg vom ersten Schuss an nicht zwischenstaatlichen, sondern internationalem Charakters war. Gleichzeitig soll bewiesen werden, dass nicht allein die Handlungen der Regierungen und Generalstäbe in Athen und Ankara für die Entstehung und den Ausgang des Krieges verantwortlich waren, sondern im besonderen Maße die Entscheidungen Londons, Paris, Roms und Washingtons. Zu diesem Zweck müssen die diplomatischen Positionen der Großmächte zu den Regierungen in Athen und Ankara einzeln betrachtet werden. Der analytische Blick darf sich dabei aber nicht allein auf die westlichen Großmächte beschränken, sondern muss sich vielmehr um die erstarkende Sowjetunion erweitern, denn sie musste als territorialer Nachbar der Türkei und ideologischer Feind des Westens eine Schlüsselrolle einnehmen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Die Beziehungen zwischen Athen und den Alliierten
- 1.1. Die Beziehungen von Izmir bis Sèvres
- 1.2. Die Beziehungen von Sèvres bis Lausanne
- 2. Die Beziehungen zwischen Ankara und den Alliierten
- 2.1. Die Beziehungen von Mudros bis Sèvres
- 2.2. Die Beziehungen von Sèvres bis Izmir
- 2.3. Die Beziehungen von Izmir bis Mudanya
- 3. Die Beziehungen zwischen Ankara und der Sowjetunion
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle der Großmächte im Griechisch-Türkischen Krieg (1919-1922), der nach dem Ende des Ersten Weltkriegs in Anatolien tobte. Der Fokus liegt darauf, zu zeigen, wie die diplomatischen Entscheidungen der europäischen Großmächte die Entstehung und den Verlauf des Konflikts beeinflussten und ihn zu einem internationalen Konflikt machten. Die Arbeit widerlegt die Annahme, dass die Konflikte allein durch die Handlungen der Regierungen in Athen und Ankara ausgelöst wurden.
- Die Bedeutung der diplomatischen Beziehungen zwischen Athen und den Alliierten
- Die Bedeutung der diplomatischen Beziehungen zwischen Ankara und den Alliierten
- Die Rolle der Sowjetunion im Konflikt
- Die Analyse der Positionen der Großmächte gegenüber den Regierungen in Athen und Ankara
- Die Relevanz der diplomatischen Aktivität der Großmächte für die Entstehung und den Verlauf des Krieges
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit den diplomatischen Beziehungen zwischen Athen und den Alliierten. Es untersucht, wie die griechische Intervention in Kleinasien durch die Unterstützung der Siegermächte des Ersten Weltkriegs ermöglicht wurde und welche Verantwortung die einzelnen Großmächte für das griechische Desaster tragen. Die Kapitel analysieren die französisch-italienischen Positionen und legen den Fokus auf die griechisch-britischen Beziehungen.
Das zweite Kapitel behandelt die diplomatischen Beziehungen zwischen Ankara und den Alliierten. Es betrachtet die Beziehungen von Mudros bis Sèvres, von Sèvres bis Izmir und schließlich von Izmir bis Mudanya, um aufzuzeigen, wie die Großmächte auf die türkische Unabhängigkeitsbewegung reagierten.
Das dritte Kapitel widmet sich den Beziehungen zwischen Ankara und Moskau. Es analysiert die strategischen und ideologischen Faktoren, die die Sowjetunion dazu bewogen, eine Schlüsselrolle im Griechisch-Türkischen Krieg einzunehmen.
Schlüsselwörter
Griechisch-Türkischer Krieg, Türkischer Unabhängigkeitskrieg, Großmächte, Diplomatie, internationale Beziehungen, Alliierte, Entente, Sowjetunion, Athen, Ankara, Izmir, Sèvres, Mudros, Mudanya, Megalē Hellas, Großgriechenland, Megali-Idee.
- Quote paper
- Tim Altpeter (Author), 2010, Der Griechisch-Türkische Krieg - ein Konflikt der europäischen Großmächte?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/163620