Im der Arbeit wird es um die Auseinandersetzung mit dem Geflecht aus Identität, Emanzipation und Sexualität in Ruth Maiers Tagebüchern gehen. Wie bewertet Ruth Maier ihr eigenes Jüdisch-Sein? Verortet sie ihre jüdische Identität innerhalb oder außerhalb einer kollektiven Identität? Wie geht sie mit Antisemitismus um? Welche Einstellungen hat sie bezüglich Geschlecht und Geschlechterbeziehungen? Welche Rolle spielen Gedächtnis und Erinnerung? Ist sie Teil einer jüdischen Geschichtsschreibung? Auch wird die literarische Form des Tagebuchs eine Rolle spielen, denn sie ist die Schnittstelle aus individuellen Erinnerungen und historischen Quellen und nicht unproblematisch. „Dem Genre Tagebuch ist gewissermaßen eine Authentisierungsstrategie inhärent, es stellt den Eindruck von Authentizität her, unabhängig davon, wie vermeintlich `authentisch´ das Beschriebene ist oder sein kann.“ (Seifert: 2008, 50)Da die Tagebücher von Ruth Maier erst 2007 in Norwegen und 2008 in Deutschland erschienen sind, gibt es kaum bis keine Forschungsliteratur; mit Hilfe einiger prominenter Expertenstimmen wie z.B. Ruth Klüger, Imre Kertész und Viktor Klemperer möchte ich mich den ausgewählten Themenbereichen nähern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Suche nach der eigenen Identität
- Die Editionsgeschichte
- Schreiben als Therapie und Selbstfindung
- Entfremdungsgefühle
- Gedächtnis und Erinnerung
- Fortschrittlichkeit und Emanzipation
- Subjektstatus ohne Opferrolle
- Genderaspekte
- Jüdischsein und Jüdischwerden
- Liebe, Sex & Zärtlichkeit
- Sex ohne Liebe
- „Übrigens, das mit homosexuell, das ist schon lange vorbei.“
- GunvorHofmo - bedeutsam für Ruth Maier vor und nach dem Tod
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Tagebücher von Ruth Maier, einer jungen Jüdin, die in Auschwitz ermordet wurde. Das Werk befasst sich mit der komplexen Verflechtung von Identität, Emanzipation und Sexualität in Ruth Maiers persönlichen Aufzeichnungen.
- Die Suche nach der eigenen Identität im Kontext des Nationalsozialismus und der Verfolgung der Juden.
- Die Auseinandersetzung mit dem Thema Emanzipation und die Frage, wie sich Ruth Maier als eigenständiges Subjekt positionierte.
- Die Darstellung von Liebe, Sexualität und Genderbeziehungen in den Tagebüchern und ihre Bedeutung im Kontext des persönlichen Lebens von Ruth Maier.
- Die Bedeutung des Schreibens als Form der Selbstfindung, der Verarbeitung von Traumata und der Bewältigung von schwierigen Lebensumständen.
- Die Rolle des Gedächtnisses und der Erinnerung in den Tagebüchern und ihr Beitrag zum Verständnis des Holocaust.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den historischen Kontext der Tagebücher und stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor. Anschließend widmet sich die Arbeit der Suche nach der eigenen Identität, die im Fokus der Tagebücher steht. Die Editionsgeschichte beleuchtet die Herausforderungen der Veröffentlichung der Tagebücher und den wichtigen Beitrag von GunvorHofmo und Jan Erik Vold. In diesem Zusammenhang wird auch die Rolle des Schreibens als Therapie und Selbstfindung untersucht. Der dritte Teil der Arbeit thematisiert die Fortschrittlichkeit und Emanzipation von Ruth Maier. Es wird analysiert, wie sie ihren Subjektstatus und ihre jüdische Identität im Kontext der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse definierte. Das Kapitel "Liebe, Sex & Zärtlichkeit" erforscht die Sexualität von Ruth Maier und die Bedeutung von Beziehungen in ihrem Leben. Besonderes Augenmerk liegt auf der komplexen Beziehung zu GunvorHofmo.
Schlüsselwörter
Jüdische Identität, Emanzipation, Sexualität, Gender, Tagebücher, Holocaust, Erinnerungskultur, Nationalsozialismus, Antisemitismus, GunvorHofmo, Jan Erik Vold, Ruth Klüger, Shoah, Individuelle Erinnerungen, Identifikations- und Projektionsfläche, Schreiben als Widerstand.
- Arbeit zitieren
- Claudia Dewitz (Autor:in), 2009, Identität, Emanzipation und Sexualität in den Tagebüchern von Ruth Maier, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/161694