Diese Hausarbeit erklärt, was unter dem Begriff Ethopoiie zu verstehen ist und warum sie für den Redner von großer Bedeutung ist. Zudem wird dargelegt, in welchem Zusammenhang die Ethopoiie mit dem Ethos des Redners steht und weshalb dies entscheidend für den Erfolg einer Rede ist.
Das griechische Volk in der Antike hatte schon früh die Rhetorik zu einer hohen Kunst erhoben. Schon in den homerischen Gedichten wird der Kunst der Rede ein besonderer Stellenwert eingeräumt. In der archaischen Zeit hatten bereits die jugendlichen Aristokraten die Fähigkeiten erworben, Reden zu halten. Rhetorik war für den Dichter Hesiod eine Gabe der Götter an die Herrschenden, die ihnen zur Ausübung ihrer Macht diente. Dies nicht zuletzt, weil in Hesiods Zeit (um 700 v. Chr.) die Rechtsprechung in den Händen der Aristokratie lag.
Spätestens nach den Reformen des Kleisthenes (um 510 v.Chr.) wurde die Rede in Athen zunehmend wichtig, da ab diesem Zeitpunkt demokratische Gremien die Rechtsprechung übernommen hatten. Mit Rede und Gegenrede waren dort zwei gegnerische Parteien gegeneinander angetreten. Dabei war es ncht wichtig, sich an die Wahrheit zu halten. Das Eikós, die Wahrscheinlichkeit des Dargestellten, war akzeptiert und hatte – vorausgesetzt, dass die Argumente überzeugend vorgebracht wurden – für eine Urteilsfindung ausgereicht. Logographen waren hauptberufliche Redenschreiber, die Anklage- und Verteidigungsreden ausgefeilt formulierten, den Redestil an den jeweiligen Sprecher anpassten und ihn so glaubhaft und sympathisch erscheinen ließen.
In der klassischen Rhetorik bedeutet „Ethopoeia“, sich in die Situation eines anderen zu versetzen, um beide zu verstehen und dessen Gefühle lebhafter ausdrücken zu können.
- Arbeit zitieren
- Michael Brück (Autor:in), 2021, Was versteht man unter Ethopoiie?, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1599924