Die Arbeit untersucht, wie die Wahrnehmung der modernen Großstadt im Roman "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" von Rainer Maria Rilke literarisch umgesetzt wird. Dabei steht weniger die Großstadt als bloßer Schauplatz im Zentrum als vielmehr ihre Wirkung auf Wahrnehmung, Subjektivität und poetisches Verfahren. Der Roman, vielfach als erster genuin moderner deutscher Roman bezeichnet, bildet ein literarisches Experimentierfeld für neue Formen des Sehens und Erzählens. Ausgehend von einer schockartig erfahrenen urbanen Realität setzt bei Malte ein Prozess des „Sehenlernens“ ein, der in eine poetologische Neuausrichtung mündet. Dieser Wandel wird in der Arbeit anhand zentraler Textpassagen nachgezeichnet – unter Berücksichtigung von Rilkes Cézanne-Rezeption –, wobei besonderes Augenmerk auf die Darstellung des neuen Sehens gelegt wird. Die Analyse verortet den Malte-Roman im literarischen Kontext der Moderne und beleuchtet die ästhetische Verarbeitung großstädtischer Erfahrung in ihrer exemplarischen Radikalität.
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- Benjamin Weraneck (Author), 2013, Großstadtwahrnehmung in Rainer Maria Rilkes "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1583338