Die Überquerung des Atlantiks 1492 durch Christoph Kolumbus (1451–1502) legte das Fundament für die frühneuzeitliche Besiedlung Amerikas durch die Europäer. 1620 betrug die Anzahl weißer Siedler in Nordamerika nur wenige Tausend, bewegte sich jedoch bis in das Jahr 1770 bei über 2,2 Millionen. Diese Entwicklung führte zu Auseinandersetzungen mit der indigenen Bevölkerung und zu einem enormen Wandel ihrer Kulturen. Den alliierten indigenen Völkern begegneten die Franzosen mit Handel und Geschenken, die Engländer mit Verträgen und Garantien. Beide Königreiche zögerten jedoch nicht, feindliche Indigene mit Gewalt zu bekämpfen, um ihre Interessen durchzusetzen. Zusätzlich führte der Missionierungseifer religiöser Gruppen zu Verwerfungen in den indigenen Gesellschaften.
Der bedeutendste amerikanische Maler zu der damaligen Zeit, Benjamin West, schuf mit seinem berühmten und erfolgreichen Historienwerk "The Death of General Wolfe" das Vorbild für die künstlerische Repräsentation der neuen Welt. Der einflussreiche Vertreter der englischen Historienmalerei war in Amerika geboren und aufgewachsen. Ab 1763 arbeitete er als Künstler und Kunstlehrer in London. Er steht somit am Anfang der amerikanischen Historienmalerei. Ein wichtiger Baustein seiner Historienmalerei waren die Ureinwohner Amerikas: die Indigenen. Die vorliegende Seminararbeit geht der Frage nach der Funktion des Irokesen Karonghyontye in "The Death of General Wolfe" nach. Ist er das personifizierte Amerika, der noble Wilde, die Maskulinität einer fremden und unzivilisierten Kultur, ein bildnerisches Gegenstück zu General Wolfe oder der symbolische Märtyrer eines untergehenden Volkes?
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- Markus Stricker (Author), 2019, Karonghyontye. Der amerikanische Apollon von Belvedere?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1574280