Affekte finden immer dort statt, wo Menschen aufeinander treffen. Besonders in Liebesbeziehungen, in denen Gefühle und Emotionen eine große Rolle spielen, wird das gegenseitige Affizieren zu einem zentralen Movens. Die Performancekünstlerin Marina Abramović und ihr Arbeits- und Lebenspartner Ulay haben in ihren Performances in den 1970er und 1980er Jahren mit der gegenseitigen Affizierbarkeit und Verletzbarkeit experimentiert. In jeder ihrer Arbeiten handelt es sich um eine performative Inszenierung, zusätzlich haben sie aber auch einen autobiographischen, privaten Anteil, der die Deutung der Performances vervielfacht. Hier wird nicht nur gespielt und inszeniert, die Körper der beiden PerformerInnen werden tatsächlich in gefahrvolle Situationen bis hin zur Lebensgefahr gebracht. Dementsprechend stark sind auch die Affekte, die bei ihnen und dem Publikum ausgelöst werden. Oftmals schwanken die Performances unheilvoll zwischen Liebe, Vertrauen und Grausamkeit.
In dieser Arbeit werden die Performances "Breathing in/ Breathing out" und "Rest Energy" betrachtet. Beide Performances fanden vor Publikum statt und wurden gefilmt, beide brachten die PerformerInnen in mehr oder weniger akute Lebensgefahr und beide verhandelten die Themen Liebe und gegenseitige Vernichtung. Bevor jedoch auf diese Performances und ihre evozierten Affekte eingegangen werden kann, muss zunächst die Nutzung des Affekt-Begriffs in Alltag und Wissenschaft sowie die Bedeutung des Affekts in der Performance-Kunst genauer unter die Lupe genommen werden. Basierend auf dieser Grundlage lässt sich die Frage nach dem Affekt auf die oben genannten Performance-Beispiele anwenden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Die Macht des Affekts
- 2. Der Begriff des Affekts
- 2.1 Gebrauch des Begriffs im Alltag und in der Wissenschaft
- 2.2 Der Affekt-Begriff von Brian Massumi
- 3. Affekte in Performances
- 3.1 Einsatz des eigenen Körpers
- 3.2 Verwischen der Grenzen zwischen Kunst und Leben
- 3.3 Gemeinsame Erfahrungen
- 4. Affekte in den Performances von Marina Abramović und Ulay
- 4.1 Verbindung von Arbeit und Liebe
- 4.2 Deutung von Breathing in/ Breathing out
- 4.3 Deutung von Rest Energy
- 5. Affekt-Ebenen in den ausgewählten Performances
- 5.1 Affekte bei den PerformerInnen
- 5.2 Affekte beim Publikum vor Ort
- 5.3 Affekte bei der ZuschauerIn der Videoaufzeichnung
- 6. Die Performance-Kunst in einer affizierten Gesellschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle von Affekten in der Performance-Kunst, insbesondere anhand der Performances von Marina Abramović und Ulay. Die Zielsetzung besteht darin, den Begriff des Affekts zu klären, seine Bedeutung in der Performance-Kunst zu analysieren und die Affekt-Ebenen bei den PerformerInnen, dem Publikum und den ZuschauerInnen von Videoaufzeichnungen zu untersuchen. Die Arbeit beleuchtet auch den Einfluss von Affekten auf die Gesellschaft im Kontext des „affective turn“.
- Der Affektbegriff und seine Anwendung in Alltag und Wissenschaft
- Die Rolle von Affekten in der Performance-Kunst
- Analyse der Performances von Marina Abramović und Ulay (Breathing in/Breathing out und Rest Energy)
- Affekt-Ebenen bei PerformerInnen, Publikum und ZuschauerInnen von Videoaufzeichnungen
- Performance-Kunst in einer affizierten Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
1. Die Macht des Affekts: Dieses Kapitel führt in die Thematik ein und beschreibt Affekte als ein mächtiges, unberechenbares Instrument in einer performativ inszenierten Gesellschaft. Es wird der "affective turn" erläutert und anhand von Beispielen aus Politik und Werbung gezeigt, wie Affekte gezielt eingesetzt werden, um Menschen zu beeinflussen. Die Beispiele reichen vom Nationalsozialismus bis hin zum modernen Wahlkampf und der Social-Media-Landschaft, wobei die unterschiedlichen Wirkungen von Affekten, beispielsweise Wut bei Trump im Vergleich zu Angst bei Greta Thunberg, herausgestellt werden. Der Kapitel schliesst mit der Einführung von Marina Abramović und Ulay als Beispiel für Künstler, die explizit mit Affekten in ihren Performances arbeiten.
2. Der Begriff des Affekts: Das Kapitel beleuchtet den Begriff „Affekt“ aus unterschiedlichen Perspektiven. Zunächst wird der umgangssprachliche Gebrauch des Begriffs erläutert, der Affekte als starke, unmittelbare und vorbewusste emotionale Impulse beschreibt, die zu Handlungen führen, bevor rationale Reflexion stattfindet. Der juridische Aspekt von Affekten im Kontext von Schuld und Strafmaß wird ebenfalls thematisiert. Anschließend wird der wissenschaftliche Diskurs um den Affektbegriff dargestellt, wobei die Abgrenzung zu Gefühlen und Stimmungen im Fokus steht. Der Affekt wird als vorbewusst und außerindividuell charakterisiert, im Gegensatz zu Gefühlen, die oft langwieriger und intraindividuell sind.
Schlüsselwörter
Affekt, Affective Turn, Performance-Kunst, Marina Abramović, Ulay, Breathing in/Breathing out, Rest Energy, Emotion, Manipulation, Gesellschaft, Medien, Wirkung, Körper, Liebe, Verletzbarkeit.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Thema des Dokuments?
Das Dokument ist eine umfassende Sprachvorschau, die den Titel, das Inhaltsverzeichnis, die Ziele und Themenschwerpunkte, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter enthält.
Was sind die Hauptthemen der Arbeit?
Die Hauptthemen sind der Affektbegriff, die Rolle von Affekten in der Performance-Kunst, eine Analyse der Performances von Marina Abramović und Ulay (Breathing in/Breathing out und Rest Energy), Affekt-Ebenen bei PerformerInnen, Publikum und ZuschauerInnen von Videoaufzeichnungen und Performance-Kunst in einer affizierten Gesellschaft.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Rolle von Affekten in der Performance-Kunst, insbesondere anhand der Performances von Marina Abramović und Ulay. Die Zielsetzung besteht darin, den Begriff des Affekts zu klären, seine Bedeutung in der Performance-Kunst zu analysieren und die Affekt-Ebenen bei den PerformerInnen, dem Publikum und den ZuschauerInnen von Videoaufzeichnungen zu untersuchen. Die Arbeit beleuchtet auch den Einfluss von Affekten auf die Gesellschaft im Kontext des „affective turn“.
Welche Performances von Marina Abramović und Ulay werden analysiert?
Die Performances Breathing in/Breathing out und Rest Energy werden analysiert.
Welche Affekt-Ebenen werden untersucht?
Es werden Affekt-Ebenen bei den PerformerInnen, dem Publikum vor Ort und den ZuschauerInnen der Videoaufzeichnung untersucht.
Was bedeutet der "affective turn"?
Der "affective turn" wird erwähnt und im Kontext des Einflusses von Affekten auf die Gesellschaft untersucht.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Arbeit?
Relevante Schlüsselwörter sind Affekt, Affective Turn, Performance-Kunst, Marina Abramović, Ulay, Breathing in/Breathing out, Rest Energy, Emotion, Manipulation, Gesellschaft, Medien, Wirkung, Körper, Liebe, Verletzbarkeit.
Was wird im ersten Kapitel behandelt?
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und beschreibt Affekte als ein mächtiges, unberechenbares Instrument in einer performativ inszenierten Gesellschaft. Es wird der "affective turn" erläutert und anhand von Beispielen aus Politik und Werbung gezeigt, wie Affekte gezielt eingesetzt werden, um Menschen zu beeinflussen. Die Beispiele reichen vom Nationalsozialismus bis hin zum modernen Wahlkampf und der Social-Media-Landschaft, wobei die unterschiedlichen Wirkungen von Affekten, beispielsweise Wut bei Trump im Vergleich zu Angst bei Greta Thunberg, herausgestellt werden. Der Kapitel schliesst mit der Einführung von Marina Abramović und Ulay als Beispiel für Künstler, die explizit mit Affekten in ihren Performances arbeiten.
Was wird im zweiten Kapitel behandelt?
Das Kapitel beleuchtet den Begriff „Affekt“ aus unterschiedlichen Perspektiven. Zunächst wird der umgangssprachliche Gebrauch des Begriffs erläutert, der Affekte als starke, unmittelbare und vorbewusste emotionale Impulse beschreibt, die zu Handlungen führen, bevor rationale Reflexion stattfindet. Der juridische Aspekt von Affekten im Kontext von Schuld und Strafmaß wird ebenfalls thematisiert. Anschließend wird der wissenschaftliche Diskurs um den Affektbegriff dargestellt, wobei die Abgrenzung zu Gefühlen und Stimmungen im Fokus steht. Der Affekt wird als vorbewusst und außerindividuell charakterisiert, im Gegensatz zu Gefühlen, die oft langwieriger und intraindividuell sind.
- Arbeit zitieren
- Hanna Liertz (Autor:in), 2020, Affizierte Körper. Der Affekt in der Performance-Kunst am Beispiel von Marina Abramovićs und Ulays Performances "Breathing in/ Breathing out" und "Rest Energy", München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1569385