Die Auffassung und Wahrnehmung des Alltags im Kindergarten haben sich im Laufe der Jahre verändert und sich unter anderem an politische und ökonomische Faktoren angepasst. Im Folgenden werden daher der Alltag sowie der Alltagsbegriff in den Jahren 1830 bis 1975 betrachtet und verglichen, um einen möglichst weitläufigen Überblick über die Thematik zu erhalten.
Ab 1830 werden zunächst Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren in sogenannten Kleinkinderschulen, Kinderpflegen und Kinderbewahranstalten aufgenommen. Der Alltag wurde überwiegend von Erziehungszielen und Tugenden bestimmt. Zu diesen Tugenden zählen Reinlichkeit, Ordnung und Gehorsam sowie Sittlichkeit, Höflichkeit usw.. Ein Kind sollte stets pünktlich und gewaschen sein. Darunter zählten das gekämmte Haar, saubere Kleidung und das obligatorische Taschentuch. Das Einüben der Tugenden soll dazu dienen, das Kind auf die Elementarschule und das zukünftige Leben vorzubereiten. Als leitendes Strukturprinzip des Tagesablaufs wird die Gewöhnung an Ordnung gesehen, was wiederum am Stundenplan ersichtlich ist.
Inhaltsverzeichnis
- Alltag im Kindergarten von 1830 bis 1975
- Alltag im Kindergarten von 1830 bis 1840
- Kindergartenarbeit nach Fröbel (ab 1840)
- Kindergarten im Pestalozzi-Fröbel-Haus (1873)
- Alltag im Kindergarten von 1924 bis 1932
- Alltag im Kindergarten ab 1933
- Alltag im Kindergarten nach 1945
- Alltag im Kindergarten von 1961 bis 1975
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung des Kindergartenalltags von 1830 bis 1975. Ziel ist es, die Veränderungen im Verständnis und der Gestaltung des Alltags in Kindergärten aufzuzeigen und diese im Kontext politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen zu betrachten.
- Entwicklung des Alltagsverständnisses im Kindergarten
- Einfluss politischer Ideologien auf den Kindergartenalltag
- Rolle von Spiel und Bildung im Kindergartenalltag
- Veränderung der Erziehungsziele und -methoden
- Entwicklung der Organisation und Strukturierung des Kindergartenalltags
Zusammenfassung der Kapitel
Alltag im Kindergarten von 1830 bis 1840: Der Kindergartenalltag in dieser Zeit war stark von Erziehungszielen wie Reinlichkeit, Ordnung und Gehorsam geprägt. Der Tagesablauf war streng strukturiert, mit dem Ziel, Kinder an geregelte Abläufe zu gewöhnen und körperliche sowie kognitive Fähigkeiten durch gezielte Übungen zu fördern. Spiel wurde als Belohnung für erledigte Arbeiten gesehen, wobei zwischen angeleitetem und freiem Spiel unterschieden wurde. Religiös-sittliche Erziehung spielte eine wichtige Rolle.
Kindergartenarbeit nach Fröbel (ab 1840): Fröbels Konzept betonte das Spiel als zentrale Methode der Erziehung. Freies Spiel sollte den Alltag einleiten und körperliche sowie geistige Entwicklung fördern. Die Erzieherinnen bestimmten den Spielverlauf und die Aktivitäten, mit dem Ziel der Gemütsbildung aller Kinder. Die häuslichen Beschäftigungen wurden in den Alltag integriert, um die Kinder zu mitwirkenden Mitgliedern einer Hausgemeinschaft zu erziehen. Gemeinsames Auswerten der Aktivitäten mit der Erzieherin stand im Mittelpunkt.
Kindergarten im Pestalozzi-Fröbel-Haus (1873): Im Pestalozzi-Fröbel-Haus wurde die Konzentration auf alltägliche häusliche Beschäftigungen wie Blumen- und Tierpflege verstärkt. Das Ziel war, das Kind zu einem mitwirkenden Mitglied der Hausgemeinschaft zu erziehen und seine aktive Teilnahme an der Gemeinschaft zu fördern. Alle Aktivitäten wurden in einem gemeinsamen Gespräch mit der Erzieherin ausgewertet.
Alltag im Kindergarten von 1924 bis 1932: Der Alltag in dieser Zeit fokussierte auf die Förderung der körperlichen und geistigen Entwicklung der Kinder. Neben Ernährung und Sport wurde die Selbstständigkeit der Kinder gefördert. Der Kindergarten sollte als Ort der Freude erlebt werden, Fertigkeiten und Verhaltensweisen wurden spielerisch erlernt. Prävention, Entlastung der Mütter und Qualifikation der Kinder waren prägende Faktoren. Hauswirtschaftliche Tätigkeiten wurden vermittelt.
Alltag im Kindergarten ab 1933: Ab 1933 wurde der Kindergartenalltag an nationalsozialistische Ideale angepasst. Die Kinder wurden als „Kameraden“ in der „Volksgemeinschaft“ gesehen, und die Erziehung zielte auf die Stärkung eines gesunden Volkskörpers. Spiele waren stark an Krieg und militärische Ausbildung angelehnt. Eine Geschlechtertrennung war deutlich erkennbar, mit hauswirtschaftlichen Tätigkeiten für Mädchen.
Alltag im Kindergarten nach 1945: Nach dem Krieg wurde die nationalsozialistische Ausrichtung abgelegt, und Fröbels Ideen wurden wieder aufgegriffen. Der Fokus lag zunächst auf der Versorgung der Kinder und dem Schutz vor den Folgen des Krieges. Der Kindergarten wurde als pädagogisch gestalteter Erfahrungsraum gesehen, mit ganzheitlicher Förderung von Spiel und Lernen. Der Tagesablauf wurde flexibler gestaltet, und christlich-religiöse Ansichten fanden Einzug in einigen Kindergärten.
Alltag im Kindergarten von 1961 bis 1975: In dieser Zeit wurde der Bildungsauftrag des Kindergartens erstmals benannt. Schulische Methoden und Arbeitsmittel wurden eingeführt, um die Kinder auf die Schule vorzubereiten. Bildungspolitische Werte prägten den Alltag, neben Spiel und normativen Anforderungen. Situationsorientiertes Arbeiten wurde in einigen Kindergärten eingeführt, mit dem Ziel einer Entritualisierung des Tagesablaufs.
Schlüsselwörter
Kindergartenalltag, Erziehung, Spiel, Bildung, politische Ideologie, Nationalsozialismus, Fröbel, Entwicklung, Tagesablauf, Erziehungsziele, Gesellschaftliche Veränderungen.
Häufig gestellte Fragen
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Das Dokument bietet eine Übersicht über die Entwicklung des Kindergartenalltags von 1830 bis 1975. Es enthält ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Zusammenfassungen der Kapitel und eine Liste von Schlüsselwörtern.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit untersucht die Entwicklung des Alltagsverständnisses im Kindergarten, den Einfluss politischer Ideologien, die Rolle von Spiel und Bildung, die Veränderung der Erziehungsziele und -methoden sowie die Entwicklung der Organisation und Strukturierung des Kindergartenalltags.
Wie war der Kindergartenalltag zwischen 1830 und 1840 geprägt?
Der Kindergartenalltag in dieser Zeit war stark von Erziehungszielen wie Reinlichkeit, Ordnung und Gehorsam geprägt. Der Tagesablauf war streng strukturiert, und religiös-sittliche Erziehung spielte eine wichtige Rolle.
Wie beeinflusste Fröbels Konzept die Kindergartenarbeit ab 1840?
Fröbels Konzept betonte das Spiel als zentrale Methode der Erziehung. Freies Spiel sollte die körperliche und geistige Entwicklung fördern, und die Erzieherinnen bestimmten den Spielverlauf.
Welche Rolle spielte das Pestalozzi-Fröbel-Haus im Kindergartenalltag?
Im Pestalozzi-Fröbel-Haus wurde die Konzentration auf alltägliche häusliche Beschäftigungen verstärkt, um das Kind zu einem mitwirkenden Mitglied der Hausgemeinschaft zu erziehen.
Wie veränderte sich der Kindergartenalltag von 1924 bis 1932?
Der Alltag in dieser Zeit fokussierte auf die Förderung der körperlichen und geistigen Entwicklung der Kinder. Selbstständigkeit wurde gefördert, und der Kindergarten sollte als Ort der Freude erlebt werden.
Welche Auswirkungen hatte der Nationalsozialismus auf den Kindergartenalltag ab 1933?
Ab 1933 wurde der Kindergartenalltag an nationalsozialistische Ideale angepasst. Die Kinder wurden als "Kameraden" in der "Volksgemeinschaft" gesehen, und die Erziehung zielte auf die Stärkung eines gesunden Volkskörpers.
Wie gestaltete sich der Kindergartenalltag nach 1945?
Nach dem Krieg wurde die nationalsozialistische Ausrichtung abgelegt, und Fröbels Ideen wurden wieder aufgegriffen. Der Kindergarten wurde als pädagogisch gestalteter Erfahrungsraum gesehen, mit ganzheitlicher Förderung von Spiel und Lernen.
Welche Veränderungen gab es im Kindergartenalltag von 1961 bis 1975?
In dieser Zeit wurde der Bildungsauftrag des Kindergartens erstmals benannt. Schulische Methoden und Arbeitsmittel wurden eingeführt, um die Kinder auf die Schule vorzubereiten.
Welche Schlüsselwörter sind für das Thema relevant?
Relevante Schlüsselwörter sind Kindergartenalltag, Erziehung, Spiel, Bildung, politische Ideologie, Nationalsozialismus, Fröbel, Entwicklung, Tagesablauf, Erziehungsziele und gesellschaftliche Veränderungen.
- Arbeit zitieren
- S. Fritschler (Autor:in), 2020, Geschichte des Kindergartens, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1563149