Wie beeinflusst eine berufliche Ausbildung die Rückfallquote in Justizvollzugsanstalten und die Wahrscheinlichkeit einer Erwerbstätigkeit, unter Berücksichtigung von Erkenntnissen aus den Desistance-Prozessen und welche Rolle spielt dabei die Soziale Arbeit in der Unterstützung dieser Prozesse?
In dieser vorliegenden Arbeit werden die Rückfallquoten von verurteilten Personen untersucht, die eine berufliche Ausbildung in der Haftanstalt oder als Freigänger abgeschlossen haben. Verurteilte Personen verfügen öfters über ein rudimentäres Aus und Weiterbildungsniveau. Im Hinblick auf die Zukunft stellt sich die Frage, ob berufliche Ausbildungen essenzielle Bausteine zur Kriminalprävention darstellen. Eine berufliche Bildung bietet nicht nur die Möglichkeit, Fähigkeiten zu entwickeln, sondern kann auch konkrete Chancen für eine stabile und sichere Zukunft schaffen. Der Zugang zu Erwerbstätigkeit, sozialer Teilhabe und wirtschaftlicher Unabhängigkeit, kann maßgeblich dazu beitragen, Risikofaktoren für kriminelles Verhalten zu verringern. Wie Bildung im Gefängnis effektiv funktionieren kann, erfordert zahlreiche Untersuchungen, die eine gewisse Komplexität darstellen. Der folgende Leitsatz „Dass Bildung eine kriminalpräventive Wirkung hat, ist unbestritten. Wie genau dies geschieht und wie sich das beziffern ließe, ist methodisch herausfordernd» (Ueli Hostettler, Prison - Info, 2022) soll helfen, die Komplexität der zahlreichen Untersuchungen zu verstehen. Primär geht diese Ausarbeitung auf verurteilte Personen ein, die bereits einen Pflichtschulabschluss haben. Nicht zu mindern sind schulische Handlungsmaßnahmen wie Alphabetisierungskurse oder ein Pflichtschulabschluss, die ebenfalls positiv dazu beitragen können, eine Wiedereingliederung in die Arbeitswelt zu ermöglichen. Eine Reduzierung der Rückfallquoten ist von essenzieller Bedeutung, da sie wirtschaftliche, rechtliche, kriminalpolitische und soziale Aspekte berührt. Weniger Rückfälle führen zu geringeren Kosten für Justiz und Strafvollzug, entlasten das Sozialsystem und fördern die Integration von Straftätern in die Gesellschaft. Gleichzeitig schafft die Reduzierung der Kriminalität das Vertrauen der Bevölkerung in das Rechtssystem und trägt zur allgemeinen Sicherheit bei.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungs- und Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemlage - Zielsetzung - Forschungsstand
2 Soziale Arbeit in derStraffälligenhilfe
2.1 Bewährungshilfe
2.2 beschäftigungsorientiertes Übergangsmanagement
2.3 Welche Erkenntnisse haben wir über Desistance - Prozesse?
3 Berufliche Qualifikationen in den Justizvollzugsanstalten
4 Wirkungsanalayse einer Meta - Studie
5 Wahrscheinlichkeit einer Erwerbstätigkeit
6 Schlussbetrachtung
7 Literaturverzeichnis
Abbilungsverzeichnis
Abbildung 1: Quelle: Wolfgang Wirth: "Berufliche Wiedereingliederung", 2003 Berlin 12. Mai 2011, 2003, S.6 (Kriminologischer Dienst NRW) auf (S.9).
Abkürzungsverzeichnis
Strafvollzugsgesetz - StVollzG
NRW - Nordrhein-Westfalen
Strafgesetzbuch (StGB)
StVollzG § 56d Bewährungshilfe
StVollzG § 2 Aufgaben des Vollzuges
„Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung, keine Bildung “ John F. Kennedy
1 Einleitung
In dieser vorliegenden Arbeit werden die Rückfallquoten von verurteilten Personen untersucht, die eine berufliche Ausbildung in der Haftanstalt oder als Freigänger abgeschlossen haben. Verurteilte Personen verfügen öfters über ein rudimentäres Aus und Weiterbildungsniveau. Im Hinblick auf die Zukunft stellt sich die Frage, ob berufliche Ausbildungen essenzielle Bausteine zur Kriminalprävention darstellen. Eine berufliche Bildung bietet nicht nur die Möglichkeit, Fähigkeiten zu entwickeln, sondern kann auch konkrete Chancen für eine stabile und sichere Zukunft schaffen. Der Zugang zu Erwerbstätigkeit, sozialer Teilhabe und wirtschaftlicher Unabhängigkeit, kann maßgeblich dazu beitragen, Risikofaktoren für kriminelles Verhalten zu verringern. Wie Bildung im Gefängnis effektiv funktionieren kann, erfordert zahlreiche Untersuchungen, die eine gewisse Komplexität darstellen. Der folgende Leitsatz „Dass Bildung eine kriminalpräventive Wirkung hat, ist unbestritten. Wie genau dies geschieht und wie sich das beziffern ließe, ist methodisch herausfordernd» (Ueli Hostettler, Prison - Info, 2022, S. 5) soll helfen, die Komplexität der zahlreichen Untersuchungen zu verstehen. Primär geht diese Ausarbeitung auf verurteilte Personen ein, die bereits einen Pflichtschulabschluss haben. Nicht zu mindern sind schulische Handlungsmaßnahmen wie Alphabetisierungskurse oder ein Pflichtschulabschluss, die ebenfalls positiv dazu beitragen können, eine Wiedereingliederung in die Arbeitswelt zu ermöglichen. Eine Reduzierung der Rückfallquoten ist von essenzieller Bedeutung, da sie wirtschaftliche, rechtliche, kriminalpolitische und soziale Aspekte berührt. Weniger Rückfälle führen zu geringeren Kosten für Justiz und Strafvollzug, entlasten das Sozialsystem und fördern die Integration von Straftätern in die Gesellschaft. Gleichzeitig schafft die Reduzierung der Kriminalität das Vertrauen der Bevölkerung in das Rechtssystem und trägt zur allgemeinen Sicherheit bei (ChatGPT, 2024, Anhang auf S.14).
Problemlage
Verurteilte Personen haben i.d.R ohne Bildungsstatus viel weniger Chancen ein gesellschaftseingebundenes Leben zu meistern und somit schlechtere Zukunftsaussichten. In weiterer Folge zieht das ökonomisch, sozial - gesellschaftliche und politische Auswirkungen mit sich. Studien zeigen, dass die Rückfallquoten bei Insassen die keinerlei berufliche Ausbildung haben, signifikant höher sind als bei Personen, die an einer berufsbildenden Maßnahme teilgenommen und diese abgeschlossen haben (vgl. Wirt W, 2017 Kriminologischer Dienst der Justiz NRW-Bildung im Strafvollzug, S. 65 - 76).
Aufbau der Arbeit - und Zielsetzung
Im ersten Abschnitt wird die Sozialarbeit in der Straffälligenhilfe mit ihren Aufgaben näher beschrieben. Dabei werden zentrale Begriffe wie Bewährungshilfe und berufsorientiertes Übergangsmanagement erläutert und die Etablierung in der Straffälligenhilfe dargestellt. Anschließend werden berufliche Qualifikationsmaßnahmen vorgestellt und die Zusammenarbeit mit dem Arbeitsmarktservice dargestellt. Im nächsten Kapitel wird der Forschungsstand verschiedener Studien näher beleuchtet, die eine erfolgreiche Integration bzw. die Wahrscheinlichkeit einer Erwerbstätigkeit durch eine berufliche Ausbildung untermalen. Ergänzend wird der Begriff „Desistance“ behandelt und die Bedeutung der verschiedenen Desistance-Faktoren für eine erfolgreiche Integration diskutiert.
Theoretische Grundlagen und Forschungsstand
Laut einer niederländischen Studie zeigen inhaftierte Personen starke berufliche und schulische Defizite auf. So verfügten von 1708 inhaftierten Personen 56,9% über einen niedrigen Bildungsanschluss (vgl. Norberg ,2019, S.29). Jedoch zeigen auch Studien, dass berufliche Ausbildungen einen positiven Effekt auf straffällige Personen haben können, indem sie die Rückfälligkeit reduziert und die Chancen auf eine erfolgreiche Wiedereingliederung erhöht. Eine amerikanische Meta-Studie aus dem Jahr 2023 ergibt, dass Haftentlassene eher einer Beschäftigung nachgehen, nachdem sie eine berufliche Ausbildung absolviert haben und auch in weiterer Folge, in der geprüften Zwischenzeit von drei Jahren, straffrei geblieben sind. (vgl. Stickle B. & Schuster S., 2023, S. 1279 - 1280) Ergänzend dazu zeigt eine ältere Studie aus Deutschland auf, dass die Rückfallquoten bei ca. 32,8% der inhaftierten Personen durch die Bildungsmaßnahmen gesenkt werden konnte (vgl. Wirt W, 2011, Kriminologischer Dienst der Justiz NRW-Bildung im Strafvollzug, S.6). Eine weitere evidenzbasierte Forschung aus dem Pilotprojekt „INSA+“ untermalt ebenso die Wahrscheinlichkeit einer Erwerbstätigkeit nach einer beruflichen Ausbildung in Haft. (vgl. Paritätische Wohlfahrtsverband,2020, o.S).
(Methodisches) Vorgehen und erwartetes Ergebnis
Das erwartende Ergebnis in diesem wissenschaftlichen Vorhaben beruht auf mehreren Wirkungsanalysen. Zudem werden weitere wissenschaftliche Datenquellen aus Literatur und den länderübergreifenden Studien präsentiert. Das erwartende Ergebnis bestätigt, dass berufliche Ausbildungen, die Möglichkeit erhöhen, berufliche und sozialen Fähigkeiten zu verbessern und in weiterer Folge als Chance für ein straf-freies Leben nach der Entlassung zu sehen ist.
2 Soziale Arbeit in der Straffälligenhilfe
Soziale Arbeit ist eine praxisorientierte Profession, die zum Ziel die soziale Entwicklung hat. Sie trägt unterandere Verantwortung im Justizvollzugswesen und ist eine besondere Verbindung im Spannungsfeld zwischen Menschenrechten und institutionellen Aufgaben. Sozialarbeitende Personen fungieren und betreuen Themen wie elektronisch - überwachen Hausarrest, Tatausgleich und Haftentlassenenhilfe. Die Soziale Arbeit ist auch in der Bewährungshilfe vertreten und kooperiert eng mit anderen institutionellen Einrichtungen. In diesem Zusammenhang bildet die Soziale Arbeit ein wesentliches Element des Übergangsmanagements (chatbgt,2024, Anhang, S.14).
2.1 Bewährungshilfe
Die Bewährungshilfe in Deutschland beinhaltet rechtliche Grundlagen die im Strafgesetzbuch (StGB) verankert sind. Das Ziel der Bewährungshilfe ist die Vollstreckung einer Freiheitsstrafe zu vermeiden, falls dies gerichtlich entschieden wird (vgl. Bukowski&Nickolai, 2018, S.42). Ebenfalls kann Bewährungshilfe eine richterliche Maßnahme nach der Haft sein. Die Bewährungshelfer: innen stehen verurteilten Personen helfend und betreuend zur Seite. Sie überwachen ebenfalls die gesetzlich festgelegten Auflagen und Weisungen, die vom Gericht bestimmt werden. Bewährungshelfer: innen unterstützen Resozialisierungsmaßnahmen, indem sie Hilfestellungen zu Berufsorientierung, Wohnmöglichkeiten geben und prosoziale Handlungsmaßnahmen fördern. (vgl. Brühwiler Fiona,2020, S.37)
Im Grundsatz §56d (3) nach dem StGB steht folgendes fest: (vgl. Bundesministerium für Justiz,2023, o.S)
Das Gericht unterstellt die verurteilte Person für die Dauer oder einen Teil der Bewährungszeit der Aufsicht und Leitung einer Bewährungs- Helferin oder eines Bewährungshelfers, wenn dies angezeigt ist, um sie von Straftaten abzuhalten. (zit.n. Bundesministerium für Justiz,2023, o.S).
2.2 beschäftigungsorientiertes Übergangsmanagement
Ein gelungenes Übergehen kann die Wahrscheinlichkeit, wieder eine Straftat zu begehen senken. Bei einer Verbüßung einer Haftstrafe oder nach absolvieren einer gerichtlich angeordneten Maßnahme stellt die soziale Integration eine Herausforderung dar. (vgl. Humm&Rieker et.al, 2022, S.10) Gesetzlich ist das Ziel im §2 StVollzG (Vollzugsaufgaben) festgelegt. Dieser Paragraf besagt unteranderem, dass der Gefangene befähigt werden soll, künftig sein Leben in sozialer Verantwortung zu führen. Um dieses Ziel der nachhaltigen Resozialisierung zu gewährleisten, benötigen Straf-gefangene, Freigänger und entlassene Personen über Unterstützungsmaßnahmen, um den Abbruch krimineller Karrieren zu schaffen (vgl. nach Kawamura - Reindl G, et.al, 2015, S.285 - 286). Infolgedessen können Desistanceprozesse gefördert werden. Weiters besagt §74 StVollzG folgendes:
Dem Gefangenen ist zu helfen, Arbeit, Unterkunft und persönlichen Bei-stand für die Zeit nach der Entlassung zu finden. (§74 StVollzG) (Bundesministerium für Justiz, 2024, o.S).
Das Handlungsfeld Übergangsgestaltung klärt berufliche Perspektiven, Herstellung von Beschäftigungsfähigkeiten, Ausbildungsmöglichkeiten, Arbeitstraining, Praktika und die Förderung für Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Berufliche Ausbildungen sowie weitere Entlassungsvorbereitungen legen den Grundstein für den Einstieg in den Arbeitsmarkt. Erfolgsversprechend ist der beschäftigungsorientierte Übergang, wenn inhaftierte Personen eine Bedeutung sowie den Nutzen für ihr zukünftiges Leben verstehen und motivierend an Ausbildungen teilnehmen (vgl. Noe - Norberg ,2019, S.3; Hüttenrauch 2015, S. 142). Übergangsmanagement meint auch zahlreiche Übergänge in eine neue Lebensphase. (vgl. nach Kawamura - Reindl G, et.al, 2015, S.285) Weitere Aufgaben des Übergangsmanagements sind auch das Entgegenwirken bei Überforderung - und krisenanfällige Phasen der Klienten.
„Übergangsmanagement lässt sich begrifflich fassen als Gestaltung ei- nes Übergangs unter Mitwirkung professioneller Institution. („zit. n.“ Kawamura - Reindl G, et.al, 2015, S.285)“
Ziel sind Resozialisierungsprozesse, die angeregt werden sollen, um das Vollzugsziel zu erreichen (vgl. Kaiser&Schöch,2003, S.182). Handlungen wie Bewältigungsstrategien, Selbstermächtigung und Autonomie können Desistance - Prozesse fördern und somit die Führung einer eigenständigen Lebensgestaltung ohne Straftaten.
2.3 Desistance Prozesse - Welche Erkenntnisse haben wir heute?
Desistance meint, den langfristigen Ausstieg aus einer kriminellen Laufbahn. Bei diesen Prozessen werden Personen beobachtet, die entweder ein delinquentes Verhalten auch (Desister) genannt beenden oder (Persister), die nach wie vor strafrechtliche Normen brechen. Theoretische Ansätze beschreiben einen Zusammenhang zwischen Verhalten, Identität, Alter und sozialer Zugehörigkeit. Ergänzend schafft der Reifungsprozess eine Identität vgl. (Ghanem, C & Graebsch, C,2020, S.64; Deimel & T. Köhler, 2020, S.61 - 76). Desistance - Theorien werden als Grundlage genutzt, um Maßnahmen und Programme zu entwickeln die zu einer Resozialisierung beitragen können. Während der Persister sich als Opfer der Gesellschaft betrachtet, deutet der Desister sein Leben als sinnhaft und hat eine moralische Verantwortung entwickelt und möchte sein Leben besser meistern (vgl. Humm, S.32). Um die Rolle von einem Desister zu erreichen, müssen gewisse Wendepunkte, sogenannte „turning points“ durchlebt werden. Gewisse Schlüsselmomente im Leben einer Person, die eine Veränderung mit sich ziehen. Ein „turning point“ kann auch durch berufliche Integration stattfinden. Durch die Aufnahme einer regulären Beschäftigung oder die Teilnahme an beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen kann als stabilisierende Veränderung gesehen werden, die es dem Individuum ermöglicht, sich von der Kriminalität abzuwenden und ein gesellschaftseingebundenes Leben langfristig aufrechtzuerhalten. (vgl. Humm&Rieker, et.al,2022, S.18). Voraussetzung ist jedoch die Verantwortungsübernahme und die Veränderungsbereitschaft. Um von Desistance - Prozessen zu sprechen, gibt es multiple Faktoren, die eine Vermeidung von delinquentem Verhalten beeinflussen können. Laut Humm und Riecker kann Reintegration auf verschiedenen „turning points“ angesiedelt sein. (vgl. Humm&Rieker, 2022, S.38). Faktoren wie Ehe, Familie und das soziale Umfeld können ebenso wichtige Punkte für den Abbruch einer kriminellen Karriere sein. (vgl. Humm&Rieker, 2022, S. 16 - 21). Selbstermächtigung und Individualität können durch eine Ausbildung nachhaltig gefördert werden. Wird die Ausbildung als Chance zur sozialen und wirtschaftlichen Integration gesehen, kann das Ziel, ein stabiles Leben zu führen, erreicht werden. (vgl. Ortmann, R. 2002, S.122).
3 Berufliche Qualifikationen in Justizvollzugsanstalten
Berufsbereitende Bildungsmaßnahmen werden in verschiedenen Justizvollzugsanstalten angeboten und variieren je nach Ausstattung der Einrichtung und den Bedürfnissen der Insassen. In vielen Haftanstalten besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Arbeitsmarktservice. In den Einrichtungen werden verschiedene handwerkliche Berufe wie Schlosser, Tischler, KFZ-Mechatroniker, Mechatroniker und andere angeboten.
Der Arbeitsmarkt bildet Fachkräfte in handwerklichen Bereichen aus, was den Insassen gute Chancen auf eine berufliche Zukunft nach der Haftzeit bietet. In internen Ausbildungsstätten lernen die Insassen praxisorientiert unter Anleitung von qualifiziertem Ausbilder*innen. Nach Abschluss der Ausbildung erhalten die Insassen ein Zeugnis, auf dem nicht vermerkt ist, dass die Ausbildung in einer Justizvollzugsanstalt absolviert wurde. Dies kann dazu beitragen, Stigmatisierung zu vermeiden und die beruflichen Chancen zu erhöhen. Zusätzlich zu den regulären Berufsausbildungen gibt es auch sogenannte Fachkurse, die eine kürzere Ausbildungsdauer haben. Einige Insassen nutzen zudem die Gelegenheit, im Rahmen des Freigangs an externen Aus- und Fortbildungsmaßnahmen teilzunehmen. Dies gibt ihnen die Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu sammeln und die Integration in den Arbeitsmarkt nach der Haftzeit zu erleichtern. (vgl. Bundesministerium für Justiz, 2022, S. 22 - 23) Wie Veränderungsbereitschaft und berufliche Ausbildungen in Justizvollzugsanstalten erreichen können, klären aktuelle Erkenntnisse.
4 Wirkungsanalyse einer Meta - Studie und Rückfälligkeit nach drei Jahren
Die veröffentliche Wirkungsanalyse von mehreren älteren Studien vom American Journal of Crime Justice umfasst Stichproben von Strafgefangenen, die in der Haftzeit eine berufliche Ausbildung absolviert haben. Die Studie wurde mit wiederholbaren Methoden gemessen und zusammengefasst. Die Stichproben wurden im Zeitrahmen zwischen 1980 - 2023 in US-amerikanischen Studien untersucht und die Rückfälligkeit erst nach drei Jahren gemessen, falls es zu dieser kam. Die Messungen mit der SMS - Methode (Maryland Scientific Methods Scale hat sich für diese Studie bewehrt, da sie auf die Messung der Auswirkungen von beruflichen Programmen auf kriminellen Aktivitäten zugeschnitten ist. (vgl. Stickle B. & Sprick Schuster, S.1270) Laut den Angaben des US - Justizministeriums liegt die Wiederverhaftungsrate ohne Ausbildung sowie in angegebenen Ländern hoch. Die Forscher stellten eine Beschäftigungsquote von 12% nach der beruflichen Ausbildung in Haft fest. (vgl. Stickle B. & Sprick Schuster, S.1268; Bozick et al. 2018, S.302). Kritisch zu betrachten an dieser Studie ist die lange Zeitspanne, die eine Aussagekraft beeinträchtigen kann. Des Weiteren ändern sich institutionelle Rahmenbedingung ständig und auch die Qualität der Bildungsprogramme.
Eine zusätzliche Metaanalyse von 18 US - amerikanischen Studien aus dem Jahr 2014 zeigt, dass inhaftierte Personen, die an Bildungsprogrammen teilgenommen haben, eine um 13% höhere Wahrscheinlichkeit haben, einer Voll - oder Teilzeitbeschäftigung nachzugehen, im Vergleich zu denen, die an keiner beruflichen Bildungsmaßnahme teilgenommen haben. (vgl. Noe - Norberg ,2019, S.33; Miles et al. 2014, S.14f). Trotz positiver Ergebnisse, muss betont werden, dass die Bildungsmaßnahmen sowie strukturelle und rechtliche Rahmenbedienungen in Amerika von denen in Deutschland abweichen.
NRW - Studie
Eine weitere Studie (2003) vom kriminologischen Dienst aus NRW zeigt die Rückfallquote nach Berufsförderung im Strafvollzug und dem späterem Erwerbsstatus.
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Abbildung 1 Quelle: Wolfgang Wirth, 2011, S.6: "Berufliche Wiedereingliederung" Studie von 2003 (Kriminologischer Dienst NRW).
Ebenso zeigt das Projekt INSA+ folgende Ergebnisse auf:
5 Die Wahrscheinlichkeit einer Erwerbstätigkeit nach der Haft
Das INSA+ Projekt führte zwischen 2017 bis 2020 an vier Standorten in Deutschland eine Studie durch. Bei dem Projekt, welches die Integration in den Arbeitsmarkt straffälliger Personen fördert, hat positive Zwischenbilanzen nach einer dreijährigen Zeitspanne verzeichnet. Laut dieser Analyse sind 59,4% der Insassen in eine Aus- und Weiterbildung eingemündet, davon 82% in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung (Der Paritätische Wohlfahrtsverband Landesverband Baden- Württemberg e.V,2020, o.S). Hinsichtlich der Dauer der Jobsuche, die auch eine große Wichtigkeit darstellt, konnte keine klare Untersuchung eruiert werden.
6 Schlussfolgerung
Zusammenfassend zeigt die Forschung auf, dass eine Implementierung beruflicher Maßnahmen eine wichtige Rolle in den Justizvollzugsanstalten für die spätere Erwerbstätigkeit darstellen. Einerseits braucht es ein gutes Übergangsmanagement und andererseits die Veränderungsbereitschaft der einzelnen Haftgefangenen. Folglich können Ausstiegsprozesses mit den richtigen Maßnahmen gefördert werden. Heutige Desistance Prozesse gehen von sogenannten „turning points“ aus, die einen Wendepunkt im Leben der inhaftierten Personen darstellen. Hinsichtlich der Forschung findet ein Identitätswandel, durch gewisse lebensverändernde Komponente statt. Faktoren wie berufliche Ausbildung, Ehe, Neugeburt eines Kindes können als Wendepunkte gesehen werden. Um erfolgreiche Integration zu erreichen, muss die inhaftierte Person lernen Verantwortung zu übernehmen. Alter, Veränderungen und Identitätswandel sind Prozesse, die durchlaufen werden müssen. Jeder persönliche Wandel ist individuell zu sehen und dieser hängt auch mit der Bereitschaft zur Veränderung zusammen. Unteranderem bedarf es an Mut neue Wege zu gehen. Die Entschlossenheit einer beruflichen Ausbildung oder einer Arbeit nachzugehen, fördert die soziale Integration und bietet eine gewisse Struktur für den Alltag. Ein effektives Übergangsmanagement oder Bewährungshilfe können ein gutes Auffangnetz für inhaftierte Personen sein, die insbesondere gesellschaftlich aufgrund ihrer Taten marginalisiert sind. Es gibt jedoch zahlreiche Gründe, warum jemand keine berufliche Ausbildung machen möchte. Ein bedeutendes Hindernis für eine berufliche Qualifikation können beispielweise erhebliche Schulden sein, die die Motivation, einen Abschluss zu erlangen, erheblich beeinträchtigt. Wie schon oben erwähnt stellt auch die Dauer der Jobsuche oft ein Hindernis dar, weshalb ein erfolgreiches Übergangsmanagement von großer Bedeutung ist (ChatGPT, 2025, Anhang, S. 14). Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Engagement der Personalverantwortlichen, die aufgrund individueller Meinungen über Straffälligkeit ebenfalls zu kämpfen haben. Ebenso stellt ein negatives Leumundszeugnis eine große Herausforderung für verurteilte Personen dar. Darüber hinaus ist eine Inhaftierung für den Staat einen Kostenfaktor. Obwohl anerkannt ist, dass Bildung eine wertvolle Investition ist, hängt auch der Erfolg der Rehabilitation maßgeblich von einer gut durchdachten Berufsbildungspolitik ab. Um mehr Aufschluss über dieses Themengebiet zu bekommen, braucht man weitere qualitative und präzisere Forschungsansätze. Diese Arbeit wirft auch weitere Fragen auf. Wie könnte noch das Übergangsmanagement dazu beitragen, bestehende Betreuungslücken zu schließen? Wie beeinflusst die Qualität der Ausbildungen eine erfolgreiche Reintegration? Abschließend lässt sich sagen:
Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.
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Chat GBT, (11.2024). Die Soziale Arbeit ist auch in der Bewährungshilfe vertreten und kooperiert eng mit anderen institutionellen Einrichtungen. In diesem Zusammenhang bildet die Soziale Arbeit ein wesentliches Element des Übergangsmanagements (chatbgt,2024, S.6) verfügbar unter: https://chatgpt.com/c/67613831-1018-8002-89cb-724d62241400.
Chat GBT, (11.2024) Eine Reduzierung der Rückfallquoten ist essenziell wichtig, da es wirtschaftliche, rechtliche, kriminalpolitische und soziale Aspekte anschneidet. verfügbar unter: https://chatgpt.com/c/67613831-1018-8002-89cb-724d62241400 S .4).
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- Quote paper
- Ivana Kvesic (Author), 2025, Berufliche Ausbildungen in Haftanstalten, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1561283