Was geschieht, wenn eine Neurowissenschaftlerin alles über Farben weiß, sie aber noch nie mit eigenen Augen gesehen hat? Kann sie wirklich verstehen, was es heißt, die Farbe Rot zu erleben? Diese Frage bildet den Kern des Wissensarguments, das der Philosoph Frank Jackson in seinem berühmten Gedankenexperiment "Marys Zimmer" aufwirft. Dieses Essay beleuchtet eines der einflussreichsten Argumente gegen den Physikalismus und unterzieht es einer kritischen Analyse.
Die Arbeit taucht tief in die philosophische Debatte über Bewusstsein, die Grenzen des physikalischen Wissens und die Bedeutung subjektiver Erfahrung ein. Nach einer klaren Einführung in die Begriffe des Physikalismus und der sinnlichen Qualität (Qualia) wird Jacksons Argument systematisch entfaltet und seine weitreichenden Implikationen für die Philosophie des Geistes untersucht. Im Fokus steht die zentrale Frage: Beweist Marys Erkenntnisgewinn, dass es nicht-physikalische Tatsachen gibt, oder können physikalistische Ansätze überzeugende Gegenargumente liefern?
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Kritik am Wissensargument, einschließlich der einflussreichen Fähigkeitshypothese von Nemirow und Lewis sowie alternativer Interpretationen, die behaupten, Mary erlange lediglich einen neuen Zugang zu bereits vorhandenem Wissen. Auch Freges Unterscheidung zwischen Sinn und Bezug wird erörtert, die verdeutlicht, dass neue Einsichten nicht zwangsläufig neue Tatsachen bedeuten.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Klärung der grundlegenden Begriffe
- II.1. Physikalismus
- II.2. Die sinnliche Qualität
- III. Jacksons Argument des unvollständigen Wissens
- III.1. Das Mary Gedankenexperiment
- III.2. Kritik am Szenario
- III.3. Das Wissensargument
- IV. Physikalistische Auswege
- IV.1. Fähigkeitshypothese
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Wissensargument (Knowledge Argument) von Frank Jackson gegen den Physikalismus. Das Hauptziel besteht in der Erklärung der Argumentationsstruktur des Wissensarguments anhand des "Mary"-Gedankenexperiments und der Darstellung möglicher physikalistischer Gegenargumente. Die Arbeit klärt zunächst grundlegende Begriffe wie Physikalismus und sinnliche Qualität.
- Das Wissensargument von Frank Jackson
- Der Physikalismus und seine Kritik
- Das "Mary"-Gedankenexperiment und seine Interpretation
- Sinnesqualitäten (Qualia) und ihre Rolle im Argument
- Physikalistische Gegenargumente und Einwände
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Wissensarguments ein und stellt die zentrale Frage nach der Möglichkeit von Maschinen, Farben zu erleben, in Bezug auf Bewusstsein und künstliche Intelligenz. Das Gedankenexperiment von Frank Jackson um "Mary" wird als Beispiel für das Wissensargument gegen den Physikalismus eingeführt. Die Arbeit skizziert ihre Zielsetzung: die Erklärung der Argumentationsstruktur und die Darstellung physikalistischer Auswege.
II. Klärung der grundlegenden Begriffe: Dieses Kapitel erläutert die für Jacksons Argument zentralen Begriffe: "Physikalismus" wird als die These definiert, dass alle Tatsachen physikalische Tatsachen sind und alles auf physikalischen Prinzipien beruht. "Sinnesqualität" (Qualia) beschreibt den subjektiven Erlebnisgehalt mentaler Zustände, wie beispielsweise die visuelle Wahrnehmung von Farben. Die Schwierigkeit, diese Qualia sprachlich zu erfassen und zu vermitteln, wird hervorgehoben.
III. Jacksons Argument des unvollständigen Wissens: Dieses Kapitel präsentiert Jacksons "Mary"-Gedankenexperiment. Mary, eine Neurowissenschaftlerin in einem schwarz-weißen Raum, besitzt vollständiges physikalisches Wissen über die Farbwahrnehmung. Die Frage ist, ob sie beim Betrachten einer Farbe etwas Neues lernt. Jacksons Argument lautet: da Mary etwas Neues lernt, muss es nicht-physikalische Tatsachen geben, was den Physikalismus widerlegt. Das Kapitel analysiert das Argument und seine Prämissen detailliert, einschließlich der Kritik an der Annahme von vollständigem Wissen und der Frage, was genau Mary lernt (sinnliche Qualität).
IV. Physikalistische Auswege: Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Einwände gegen Jacksons Argument. Es wird die "Fähigkeitshypothese" erwähnt, die zwischen propositionalem Wissen ("knowing that") und Können ("knowing how") unterscheidet und argumentiert, dass Mary keine neue Tatsache lernt, sondern eine neue Fähigkeit erwirbt, welche im physikalistischen Rahmen bereits berücksichtigt werden kann. Andere Ansätze, die versuchen, den Physikalismus trotz des Wissensarguments zu verteidigen, werden angedeutet.
Schlüsselwörter
Wissensargument, Physikalismus, Qualia, sinnliche Qualität, Mary-Gedankenexperiment, Bewusstsein, Farbwahrnehmung, Fähigkeitshypothese, propositionales Wissen, knowing that, knowing how, nicht-physikalische Tatsachen.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Wissensargument, das in dieser Arbeit behandelt wird?
Diese Arbeit untersucht das Wissensargument (Knowledge Argument) von Frank Jackson gegen den Physikalismus. Es wird das "Mary"-Gedankenexperiment verwendet, um zu zeigen, dass es nicht-physikalische Tatsachen geben könnte, die der Physikalismus nicht erklären kann. Das Argument besagt, dass Mary, obwohl sie alle physikalischen Fakten über Farbwahrnehmung kennt, etwas Neues lernt, wenn sie zum ersten Mal eine Farbe sieht.
Was ist Physikalismus laut dieser Arbeit?
Physikalismus wird in dieser Arbeit als die These definiert, dass alle Tatsachen physikalische Tatsachen sind und dass alles auf physikalischen Prinzipien beruht. Es ist die Annahme, dass die vollständige physikalische Beschreibung der Welt alle Tatsachen über die Welt erfasst.
Was sind Qualia (sinnliche Qualitäten)?
Qualia sind die subjektiven Erlebnisgehalte mentaler Zustände, wie zum Beispiel die Empfindung von Schmerz oder die visuelle Wahrnehmung von Farben. Sie sind die individuellen, qualitativen Aspekte des Bewusstseins.
Was ist das "Mary"-Gedankenexperiment?
Das "Mary"-Gedankenexperiment, entwickelt von Frank Jackson, handelt von Mary, einer Neurowissenschaftlerin, die in einem schwarz-weißen Raum lebt und arbeitet. Sie besitzt vollständiges physikalisches Wissen über die Farbwahrnehmung. Die Frage ist, ob Mary etwas Neues lernt, wenn sie zum ersten Mal die Farbe Rot sieht. Jackson argumentiert, dass sie etwas Neues lernt, nämlich die subjektive Erfahrung von Rot, was zeigt, dass es nicht-physikalische Tatsachen gibt.
Was ist die Fähigkeitshypothese als Gegenargument zum Wissensargument?
Die Fähigkeitshypothese ist ein physikalistischer Ausweg aus dem Wissensargument. Sie argumentiert, dass Mary, wenn sie die Farbe Rot sieht, keine neue Tatsache lernt, sondern eine neue Fähigkeit erwirbt – die Fähigkeit, sich Rot vorzustellen oder es wiederzuerkennen. Diese Fähigkeit kann, so die Hypothese, im physikalischen Rahmen erklärt werden und widerlegt somit nicht den Physikalismus.
Was ist der Unterschied zwischen "knowing that" und "knowing how" im Zusammenhang mit dem Wissensargument?
Der Unterschied zwischen "knowing that" (propositionales Wissen) und "knowing how" (Können) ist relevant für die Fähigkeitshypothese. "Knowing that" bezieht sich auf das Wissen von Fakten, während "knowing how" sich auf die Fähigkeit bezieht, etwas zu tun oder zu erleben. Die Fähigkeitshypothese argumentiert, dass Mary durch die Erfahrung von Farbe "knowing how" erlangt, nicht "knowing that", und dass dies mit dem Physikalismus vereinbar ist.
Welche Schlüsselwörter sind in dieser Arbeit wichtig?
Die Schlüsselwörter in dieser Arbeit sind: Wissensargument, Physikalismus, Qualia, sinnliche Qualität, Mary-Gedankenexperiment, Bewusstsein, Farbwahrnehmung, Fähigkeitshypothese, propositionales Wissen, knowing that, knowing how, nicht-physikalische Tatsachen.
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- David Reuter (Author), 2020, Das Rätsel des Bewusstseins. Eine Untersuchung des Wissensarguments von Frank C. Jackson, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1557542