Was ist der Plattformkapitalismus und welche Auswirkungen hat er auf den Menschen und die Gesellschaft?
Der globale Alltag ist ohne das kommerzielle Internet, das seine Wurzeln in den USA hat, kaum mehr vorstellbar. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Nutzungsdauer und -intensität des Internets und der damit verbundenen Endgeräte deutlich erhöht. Dies hat zur Folge, dass der Mensch in immer stärkerem Maße durch das Internet geprägt und sein Handeln davon beeinflusst wird. Im Rahmen dieser Hausarbeit wird das Themenspektrum behandelt, welches sich mit den Bestandteilen des Internets, den operativen Logiken und den Machtasymmetrien der Plattformunternehmen beschäftigt, die diese im Sinne des eigenen Profits ausnutzen und ausbauen.
Wie wir sehen werden, hat der Kapitalismus als spezifische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die sich global (mit wenigen regionalen Ausnahmen) durchgesetzt hat, maßgeblichen Einfluss auf alles, was wir erleben. In dieser Seminararbeit soll ein Beitrag zur wissenschaftlichen Analyse des Plattformkapitalismus und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft geleistet werden.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Plattformkapitalismus
1.1 Geschichte des Plattformkapitalismus
1.2 Plattformunternehmen
2 Veränderungen in der Wirtschaft
3 Der Mensch im Plattformkapitalismus
3.1 Internetnutzung
3.2 Gesellschaftliche Implikationen
4 Ergebnisse
Fazit
Bibliographie
Online-Quellen
Anhang
Einleitung
Der globale Alltag ist ohne das kommerzielle Internet, das seine Wurzeln in den USA hat, kaum mehr vorstellbar. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Nutzungsdauer und -intensität des Internets und der damit verbundenen Endgeräte1 deutlich erhöht (vgl. Digital 2023). Dies hat zur Folge, dass der Mensch in immer stärkerem Maße durch das Internet geprägt und sein Handeln davon beeinflusst wird (vgl. Vogl 2021: 131). Im Rahmen dieser Hausarbeit wird das Themenspektrum behandelt, welches sich mit den Bestandteilen des Internets, den operativen Logiken und den Machtasymmetrien der Plattformunternehmen beschäftigt, die diese im Sinne des eigenen Profits ausnutzen und ausbauen.
Wie wir sehen werden, hat der Kapitalismus als spezifische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die sich global (mit wenigen regionalen Ausnahmen2 ) durchgesetzt hat, maßgeblichen Einfluss auf alles, was wir erleben. In dieser Seminararbeit soll ein Beitrag zur wissenschaftlichen Analyse des Plattformkapitalismus und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft geleistet werden. Die Hauptfragen, die in dieser Arbeit behandelt werden sollen, sind: Was ist der Plattformkapitalismus und welche Auswirkungen hat er auf den Menschen und die Gesellschaft?
Anhand der beiden vorherrschenden Werbeplattformen Facebook und YouTube (vgl. Fuchs 2021: 253) erfolgt eine systematische Analyse im Bereich der sozialen Medien. Zusammen vereinen sie in diesem Bereich 94 Prozent der Nutzung (vgl. Digital 2023) und der gesamten Nutzungsdauer (vgl. Staab 2019: 104f.).
Es gibt zwar, neben den hier behandelten Werbeplattformen, diverse weitere Arten und Geschäftsmodelle von Plattformen3 (vgl. Srnicek 2020: 52; Nachtwey 2020: 291; Helmond 2015), doch diese werden in dieser begrenzten Hausarbeit nicht behandelt. Auch die chinesischen Plattformen wie Alibaba, Baidu, GDS und Tencent können nicht berücksichtigt werden. Diese Plattformen sind erst später entstanden als die US-amerikanischen Plattformen und haben somit keinen Beitrag zur Entstehung des Plattformkapitalismus geleistet. Darüber hinaus haben sie im Vergleich zu den US- amerikanischen Plattformen weniger internationale Nutzer*innen (vgl. Digital 2023; Crawford 2021: 44) und eine niedrigere Marktkapitalisierung als die US-amerikanischen Plattformunternehmen (vgl. PricewaterhouseCoopers 2022). Laut Vogl ist ihr Aufstieg teilweise dem US-amerikani- sehen Risikokapital zu verdanken (vgl. Vogl 2021: 65). Nichtsdestotrotz ist die Bedeutung chinesischer Plattformen kontinuierlich gestiegen (vgl. Staab 2019: 81, 180). Aus Platzgründen wird in dieser Arbeit auch nicht erörtert, welche Rolle die Belegschaft der Plattformunternehmen im Plattformkapitalismus spielt, obwohl sich einige der herangezogenen Autorinnen ausführlich damit auseinandergesetzt haben.
Das Fundament der Analyse in vorliegender Hausarbeit bilden die Schriften der Autorin und Autoren Christian Fuchs (2021), Joseph Vogl (2021), Kate Crawford (2021), Nick Srnicek (2020), Oliver Nachtwey und Philipp Staab (2019, 2020), die im Folgenden kurz vorgestellt werden. Christian Fuchs ist ein österreichischer Soziologe und Medienwissenschaftler, der sich detailliert mit dem Thema Plattformkapitalismus auseinandergesetzt hat. Seine Theorie zum Plattformkapitalismus beruht auf marxistischer Kapitalismuskritik und kritischer Theorie. Joseph Vogl ist ein deutscher Kulturtheoretiker und Literaturwissenschaftler, der den Zusammenhang zwischen Technologie, Wirtschaft und Gesellschaft untersucht. In seiner Theorie betont er die Auswirkungen des Plattformkapitalismus auf die Lebens- und Arbeitswelt. Die australische Wissenschaftlerin Kate Crawford hat sich auf kritische Daten- und Technologieforschung spezialisiert und untersucht in ihren Forschungen die Auswirkungen des Plattformkapitalismus auf Gesellschaft und Kultur. Oliver Nachtwey ist ein deutscher Soziologe, der sich eingehend mit den Folgen des Übergangs von der Industrie- zur Plattformökonomie für Arbeit, soziale Ungleichheit und Gesellschaft auseinandersetzt. Der deutsche Soziologe Philipp Staab widmet sich der politischen Ökonomie des digitalen Kapitalismus und untersucht in diesem Kontext Fragen zur politischen Gestaltung des digitalen Kapitalismus sowie zur Rolle von Nachhaltigkeit und kritischen Infrastrukturen für die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft. Der kanadische Politikwissenschaftler Nick Srnicek ist mit seinem Buch Platform Capita- lism (2016) ein vielzitierter Theoretiker zum Thema Plattformkapitalismus und unverzichtbar für eine Hausarbeit über dieses Thema4.
Ich stütze mich hauptsächlich auf die quantitativen Daten, die im Buch Atlas der digitalen Welt und im Bericht Digital 2023: Global Overview Report präsentiert werden. In ihrem Werk Atlas der digitalen Welt haben der renommierte Medienwissenschaftler Martin Andree und der Datenanalyse-Experte Timo Thomsen den GfK CrossMedia Link Panel aus dem dritten Quartal 2019 ausgewertet. Diese Studie, die von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) durchgeführt wurde, liefert repräsentative Daten zur Mediennutzung und zum Konsumverhalten von 16.000 Menschen (Andree und Thomsen 2020: 14f.).
Der Digital Global Overview Report ist ein jährlicher Bericht, der von We Are Social5 und Hootsui- te6 veröffentlicht wird und einen detaillierten Überblick über die globale digitale Landschaft bietet. Der Bericht enthält Daten und Statistiken zur Internetnutzung, zur Nutzung sozialer Medien und von Mobilgeräten sowie zum online Handel in verschiedenen Ländern und Regionen der Welt. Der Bericht wird seit 2012jährlich veröffentlicht und gilt als seriöse Quelle7.
Zunächst wird eine Beschreibung des Plattformkapitalismus (Kap. 1) gegeben, inklusive seiner Geschichte (Kap. 1.1) sowie der Definition eines digitalen Plattformunternehmens und dessen Zielen (Kap. 1.2). Dabei werden die damit einhergehenden Probleme im Zusammenhang mit der Akkumulation und Auswertung von digitalen Daten thematisiert. Der darauffolgende Teil beschäftigt sich mit den Wandlungen in der Ökonomie (Kap. 2). Kapitel 3 rückt die Rolle des Menschen ins Zentrum, analysiert wie dieser das kommerzielle Internet nutzt (Kap. 3.1) und untersucht die Auswirkungen des Plattformkapitalismus auf die Gesellschaft sowie die finanzielle Ausbeutung von Ressentiments im Plattformkapitalismus (Kap. 3.2). Anschließend werden einige Ergebnisse festgehalten (Kap. 4), bevor abschließend ein Fazit gezogen wird.
1 Plattformkapitalismus
Der Kapitalismus ist ein äußerst heterogenes Gebilde, es kann also auch von den Kapitalismen gesprochen werden wie es Christian Fuchs in seinem Buch Das Digitale Kapital macht (vgl. Fuchs 2021: 17f., 107, 163f.). Der Plattformkapitalismus ist eine Form der Kapitalismen und er hat seit den 1990er Jahren zunehmend an Relevanz gewonnen. Fuchs (2021) weist daraufhin, dass die Bedeutung verschiedener „Dimensionen und Formen des Kapitalismus“ (Fuchs 2021: 162) anhand der Gewinne der weltweit 2000 größten Unternehmen und ihrer Branchen zugeordnet werden kann. Ein weiteres Anzeichen für die Bedeutung des Plattformkapitalismus ist, dass sechs der zehn reichsten Menschen der Welt diesem Sektor zugeordnet werden können (vgl. Forbes Billionaires 2022). Auch Staab (2019) betont bereits die Dominanz des IT-Sektors8, der den höchsten Marktwert aufweist (vgl. Staab 2019: 89).
Laut Nick Srnicek (2020) und Joseph Vogl (2021) ist der Plattformkapitalismus die Antwort der Kapitalist*innen auf die seit einiger Zeit ,,sinkende[n] Profitabilität der Produktion“ (Srnicek 2020: 11; vgl. auch Vogl 2021: 61). Die Hoffnung der Kapitalist*innen besteht darin, durch den Plattformkapitalismus Wirtschaftswachstum und Vitalität trotz des stagnierenden Produktionssektors zu erreichen (vgl. Srnicek 2020: 11). Der Grund für diese Hoffnung liegt unter anderem in einem relativ neuen Rohstoff, der in großen Mengen und zunehmend bei allen menschlichen Aktivitäten im kommerziellen Internet entsteht: persönliche digitale Daten9 (vgl. ebd.: 41).
Der Begriff Plattformkapitalismus wird auch weitgehend synonym für „digitalen Kapitalismus“ (Fuchs 2021: 7) und „Plattformökonomie“ (Vogl 2021: 61) verwendet. Laut Srnicek (2015, 2020) ist der digitale Kapitalismus auch als Wegbereiter des Plattformkapitalismus zu betrachten, da er die Grundlage für die Entstehung und Verbreitung dieses Wirtschaftsmodells geschaffen hat (vgl. Srni- cek2020: 9ff.).
1.1 Geschichte des Plattformkapitalismus
Ein wesentlicher Schritt in der Entwicklung des Internets, der als Voraussetzung für den digitalen und somit auch den Plattformkapitalismus betrachtet wird, war die Gründung des ARPANET im Jahr 1969 (vgl. Vogl 2021: 65f). Das ARPANET war ein digitales Netzwerk, das von der US-Re- gierung finanziert wurde und ursprünglich als sicheres Kommunikationssystem für Regierungsbehörden gedacht war (vgl. ebd.). Es wurde jedoch auch von Universitäten und Forschungseinrichtungen genutzt (vgl. ebd.). In den 1970er Jahren entwickelte sich in den USA ein Finanzsystem mit starkem Regierungseinfluss, das sich später durch die sogenannte „Finanzialisierung der Weltwirtschaft“ (ebd.: 40, 60) zu einem dominanten Faktor entwickelte. Die „Informatisierung“10 (ebd.: 60), die gezielt von der Finanzwirtschaft gefördert wurde, führte zur Entstehung eines marktgestützten Finanzsystems (vgl. ebd.: 36, 85). Vogl argumentiert, dass sich daraus eine wechselseitige Verstärkung von Finanz- und Informationsökonomie ergab (vgl. ebd.: 38, 49), die „seit den achtziger Jahren zur Expansion des Finanzsektors und zur Hegemonie des Finanzkapitalismus führte.“ (ebd.: 61). Am Ende des Jahres 1990 entwickelte der britische Informatiker Tim Berners-Lee in Zusammenarbeit mit dem belgischen Informatiker Robert Cailliau das Browser- und Editor-Programm namens Hypertext-System World Wide Web (www) (vgl. Castells 2021: 7). Durch diese Software wurde es möglich, von jedem Computer aus über das Internet auf Informationen zuzugreifen und sie dort zu speichern (vgl. ebd.).
Eine bedeutende Voraussetzung für den Plattformkapitalismus war eine zunehmend deregulierende liberale Politik des billigen Geldes, die zu einem ungebremsten Kapitalfluss führte (vgl. Vogl 2021: llff., 61, 86f.). Der fortwährend zunehmende Kapitalfluss ging in den 1990er Jahren direkt von der Zentralbank an die Finanzwirtschaft und wurde von dieser in größer werdenden Anteilen an die Technologiebranche weitergeleitet (vgl. ebd.: 87). Dabei schuf sich die Finanzwirtschaft selbst „neue Ressourcen und Expansionsmöglichkeiten, vor allem aber die Sicherung und Stabilisierung hegemonialer Strukturen“11 (ebd.: 68), so Vogl.
Die beherrschenden Positionen auf dem globalen Markt von Alphabet, Facebook und anderen US- amerikanischen Plattformen wurden auch dadurch erlangt, dass nach der Finanz- und Immobilienkrise ab 2008 enorm viel Kapital von den von der Krise betroffenen wirtschaftlichen Bereichen und deren Investoren in diese marktfremden und relativ neuen Plattformunternehmen floss (vgl. Vogl 2021: 70; Fuchs 2021: 250f.; Srnicek 2020: 33). Da diese Plattformen, auch durch die Logik der Netzwerk- und Skaleneffekte sowie andere Faktoren, steigende Gewinne versprachen, boten sie in dieser Situation eine vielversprechende Anlage für Investoren (vgl. Staab 2019: 151).
Die Akteure des Plattformkapitalismus sind die digitalen Plattformunternehmen, auf sie und ihre Investoren ist die Verschiebung großer Mengen des globalen Kapitals zurückzuführen. Ihre Basis bilden jedoch altbekannte Regeln des Kapitalismus und der ihm immanenten Neigung zur Kapitalkonzentration (vgl. Fuchs 2021: 251; Srnicek 2020: 37).
1.2 Plattformunternehmen
Im Rahmen dieser Hausarbeit bezeichnet der Begriff „Plattformunternehmen“ ein Unternehmen, das darauf ausgerichtet ist, eine Monopolstellung im Markt zu erreichen oder zu erhalten. Dazu sammelt es in großem Umfang persönliche digitale Daten, um sie auszuwerten und seine Algorithmen effizienter zu gestalten und dadurch den privaten Profit zu maximieren. Diese Unternehmen fungieren als Vermittler (bzw. Intermediäre) und ermöglichen den Austausch von Informationen zwischen Personen in verschiedenen Bereichen, sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Kontext, über digitale Infrastrukturen (vgl. Srnicek 2020: 46f.).
Die Monopolstellung des Plattformunternehmens wird auch dadurch erreicht, dass eine Plattform in ihrem jeweiligen Bereich, beispielsweise bei der Suchmaschine Google und den Videoportalen YouTube (beide von Alphabet) oder bei dem sozialen Netzwerk Facebook (von Meta Platforms), ein eigenes digitales „Datenökosystem“ bereitstellt und ausbaut (vgl. Fuchs 2021: 251). Diese „Datenökosysteme“ werden laut Staab (2019) als „Proprietäre Märkte“ oder „Märkte in Privatbesitz“ bezeichnet und zeichnen sich unter anderem durch „geschlossene Standards“ aus (vgl. Staab 2019: 150ff., 174f.; Andree und Thomsen 2020: 35). Die Erlangung oder Sicherung der Monopolstellung einer Plattform wird auch dadurch verfolgt bzw. sichergestellt, dass erfolgversprechende Start-ups und/oder (konkurrierende) Unternehmen aufgekauft werden (vgl. Vogl 2021: 70).
Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg und den hohen finanziellen Profit der Plattformen liegt darin, dass neben den Büroräumen und der Hardware quasi keine materiellen Güter benötigt werden (vgl. ebd.: 68f). Auch die Personalkosten sind im Vergleich zu den Umsätzen und dem Marktwert auf einem extrem niedrigen Niveau (vgl. ebd.: 76). Weitere wichtige Gründe sind die Skalierbarkeit12 digitaler Güter und der daraus resultierende Skaleneffekt13 sowie niedrige Transaktionskosten (vgl. Staab 2019: 104, 223).
Abgesehen von technischen und ökonomischen Aspekten sind für eine Plattform vor allem die Menschen, die sie nutzen, von großer Bedeutung, da ihre Emotionen und gesellschaftlichen Dynamiken ökonomisch genutzt werden (vgl. Vogl 2021). Joseph Vogl zufolge trägt die Verbindung von „Affektökonomie und Kapitalismus“ auf einer sozial-ökonomischen Ebene zur Durchsetzung des Plattformkapitalismus bei (vgl. ebd.: 162). In Kapitel 3 Der Mensch im Plattformkapitalismus wird genauer auf diese Aspekte eingegangen.
Für die Sicherung eines dauerhaften und wachsenden Profits der Plattformen sind „die konstante Überwachung von Produzenten und Konsumenten“ (Staab 2019: 177), „Lock-in Strategien“14 (ebd.: 185), bzw. ein „kognitives Lock-in“ (Andree und Thomsen 2020: 34) und Netzwerkeffekte essenziell (vgl. Wagener 2023: 168; Vogl 2021: 69f.). Umgekehrt sind diese Faktoren, in Verbindung mit hohen technologischen Einstiegskosten, geschlossenen Standards und die Funktionsweise von Algorithmen der bereits vorherrschenden Plattformen, dafür verantwortlich, dass sich keine konkurrierenden Unternehmen oder Open-Source-Projekte durchsetzen können (vgl. Andree und Thomsen 2020: 34ff.).
Die oben erwähnten Elemente einer Plattform sindje nach Plattform unterschiedlich ausgeprägt und stehen in unterschiedlichem Wechselspiel zueinander (vgl. Staab 2019: 223f.). Weitere Merkmale von Plattformen sind die Steuervermeidung (vgl. Vogl 2021: 73ff; Srnicek 2020: 33f.), die parasitäre und enorme Nutzung von elektrischer Energie (vgl. Crawford 2021: 43f.; Srnicek 2020: 42), Internetinfrastruktur (vgl. Andree und Thomsen 2020: 42, 46, 200 und Rudl 2022), Lebenszeit (vgl. Hardt und Negri 2018: 160f.) und natürlichen Ressourcen (vgl. Crawford 2021: 28ff.; Vogl 2021: 83f.). Des Weiteren profitieren Plattformen „parasitär von anderen Branchen, die Wertschöpfung betreiben“ (Srnicek 2020: 58).
Die digitalen Plattformunternehmen werden in dieser Hausarbeit ohne den Zusatz ihrer Rechtsform (Inc. und LLC) benannt15, da der Rechtsform im Kontext dieser Hausarbeit eine untergeordnete Relevanz zugesprochen wird.
Im folgenden Kapitel werden die beiden Plattformen Facebook und YouTube, die eine zentrale Rolle bei der Entstehung des Plattformkapitalismus spielen, näher untersucht.
1.3 Plattformunternehmen in der Praxis
Dieses Kapitel widmet sich einer kurzen exemplarischen Darstellung der Plattformen Facebook von MetaPlattforms und YouTube von Alphabet, welche ihrem Geschäftsmodell nach beide Werbeplattformen sind. Gemäß Srnicek (2020) ist eine Werbeplattform eine Plattform, die es Werbetreibenden ermöglicht, Anzeigen an die Nutzer der Plattform zu schalten, um ihre Aufmerksamkeit aufProdukte oder Dienstleistungen zu lenken (vgl. Srnicek 2020: 53ff.). Diese Plattformen bieten den Werbetreibenden in der Regel verschiedene Werkzeuge zur Anzeigenausrichtung und -optimierung sowie zur Analyse der Wirksamkeit von Anzeigen (vgl. ebd.). Des Weiteren finanziert sich eine Werbeplattform hauptsächlich durch die Werbetreibenden (vgl. ebd.: 53, 58).
Die Plattformen YouTube und Facebook gehören zum Bereich der sozialen Medien (vgl. Fuchs 2021: 235). Im Bereich der sozialen Medien besitzen ihre Mutterkonzerne (Meta Platforms und Alphabet) alle zehn Apps mit den meisten Nutzer*innen weltweit (vgl. Digital 2023).
Facebook wurde 2004 in den USA gegründet und ist eine Online-Plattform, die Teil des Facebook- Konzerns ist. Der Konzern hat sich 2021 in Meta Platforms umbenannt und umfasst ebenfalls Facebook Messenger, Instagram, die Virtual-Reality-Gerätemarke Meta Quest und WhatsApp. Auf Facebook können Nutzer*innen miteinander kommunizieren, Nachrichten empfangen, Fotos und Videos teilen sowie Gruppen gründen.
YouTube wurde 2005 in den USA gegründet und ist eine Online-Videoplattform, die seit 2006 zu Google, jetzt Alphabet, gehört (vgl. Fuchs 2021: 258). Auf YouTube können Nutzerinnen Videos ansehen, hochladen, bewerten und kommentieren.
Laut der Forbes Billionaires Liste von 2022 belegen die Inhaber von Alphabet (und damit auch von YouTube), Larry Page mit 111 Milliarden und Sergey Brin mit 107 Milliarden gemeinsam den sechsten und siebten Platz, nur eine Milliarde hinter Elon Musk, dem reichsten Menschen der W elt (vgl. Forbes Billionaires 2022). Mark Zuckerberg, der Inhaber von Facebook, befindet sich auf Platz 15 der reichsten Menschen der Welt (vgl. ebd.). Das Unternehmen Alphabet steht auf Platz vier und Meta Platforms auf Platz neun im Ranking der 100 wertvollsten Unternehmen 2022 nach Marktkapitalisierung von PricewaterhouseCoopers (vgl. PricewaterhouseCoopers 2022).
Die Zahl der Nutzerinnen von Facebook ist in den letzten Jahren global gesehen kontinuierlich gestiegen und betrug im Jahr 2022 2,958 Milliarden aktive Nutzerinnen (vgl. Digital 2023 Deep-Di- ve). Bereits in ihrem Buch Atlas der digitalen Welt von 2019 stellten Andree und Thomsen fest, dass innerhalb der sozialen Medien (wenn Messenger nicht einbezogen werden) 82,9 Prozent der gesamten Nutzungsdauer auf den Facebook-Konzern zurückzuführen sind (vgl. Andree und Thomsen 2020: 146).
Trotz dieser großen Verantwortung und entgegen der Zusicherung des Facebook-Konzerns, für eine freie und offene Welt einzustehen (Meta 2023; Meta Investor Relations 2021), zeigen sich bei genauerer Betrachtung die demokratiegefährdenden bis demokratiefeindlichen Aspekte dieses „QuasiMonopols“ (Vogl 2021: 171) bzw. „De-facto-Monopols“ (Fuchs 2021: 251) im Bereich der sozialenNetzwerke. (vgl. Vogl 2021: 171ff.; Fuchs 2021: 251ff.).
Als Beispiel dafür, dass bei Facebook der wirtschaftliche Profit an erster Stelle steht, soll an dieser Stelle der Cambridge-Analytica-Skandal in den USA kurz erläutert werden. Im Jahr 2018 wurde bekannt, dass Facebook persönliche digitale Daten von 100 Millionen Nutzerinnen an ein Beratungsunternehmen namens Cambridge Analytica verkauft hatte, welche von Persönlichkeitstests stammten, die auf Facebook stattgefunden hatten (vgl. Fuchs 2021: 253). Zur damaligen Zeit war Steve Bannon Vizepräsident von Cambridge Analytica, der Gründer der rechtsextremen PropagandaWebseite BreitbartNews Network und Berater und Chefstratege von Donald Trump (vgl. ebd.). Das erworbene digitale Material wurde genutzt, um Trump zum Sieg bei den Wahlen zu verhelfen16 (vgl. ebd.). Bannon verbreitete auch Verschwörungserzählungen auf sozialen Medien wie Facebook und YouTube, um Trump bei seinen knapp sechs Millionen Followern und Abonnent*innen zu helfen (vgl. ebd.: 225ff.).
Dieses Beispiel veranschaulicht eine Form der Einflussnahme des Facebook-Konzerns auf die Gesellschaft und die Politik, die auf dem Verkauf persönlicher digitaler Daten beruht. Es istjedoch nur eines von vielen solcher Beispiele. Joseph Vogl (2021) nennt in seinem Buch Kapital und Ressentiment weitere bekannte Fälle, in denen einige der mächtigsten Rechtsextremen und Neo-Faschisten von Facebook unterstützt wurden (vgl. Vogl 2021: 171). Angesichts der wichtigen Rolle, die der ehemalige Trump-Berater und Trump-Unterstützer Peter Thiel in der Vergangenheit bei Facebook gespielt hat, erscheint das alles jedoch nicht überraschend (vgl. Guynn 2016; Woolf 2016; Staab 2019: 105; Vogl 2021: 70).
2 Veränderungen in der Wirtschaft
Wie bereits in den vorherigen Kapiteln dargelegt wurde, haben die rasante Zunahme der Digitalisierung in den letzten Jahrzehnten und die dadurch entstandenen Medientechnologien zu neuen Wettbewerbsbedingungen geführt, die den Plattformkapitalismus hervorgebracht haben (vgl. Andree und Thomsen 2020: 37). Der Plattformkapitalismus, der ohne den digital vernetzten Raum des Internets nicht möglich wäre, hat mit Hilfe von Faktoren wie Skalierbarkeit, geschlossenen Standards und Netzwerkeffekten einen Markt geschaffen, der hauptsächlich unter den Plattformunternehmen in proprietäre Märkte aufgeteilt ist (vgl. Staab 2019: 150ff., 174f.; Fuchs 2021: 94f, 251).
Die Möglichkeit der Skalierbarkeit hat im digitalen Raum ein grundlegendes Prinzip des kapitalistischen Wirtschaftens verändert, das aus der Knappheit von Gütern resultiert17. Entsprechend Staab (2019) dominiert im Plattformkapitalismus die sogenannte „Ökonomie der Unknappheit“, die durch eine künstliche Verknappung digitale und digitalisierte Güter kommerziell verwertbar macht (vgl. Staab 2019: 76ff.). Hierbei handelt es sich um eine künstlich geschaffene Verknappung, da digitale Güter im eigentlichen Sinn nicht verbraucht oder abgenutzt werden können. Der enorme Profit, der durch den extrem kostengünstigen Prozess der Vervielfältigung oder Vergrößerung (Skalierbarkeit) digitaler Güter erzielt werden kann, ist einer der Gründe für die asymmetrischen Wettbewerbsverzerrungen im Plattformkapitalismus, die zur Monopolstellung führen beziehungsweise diese verstärken, wenn sie bereits erreicht wurde (vgl. ebd.: 78f.).
Gemäß Nachtwey und Staab (2020) unterscheidet sich der digitale Kapitalismus der Plattformen wesentlich vom Produzenten- und Konsumenten-Kapitalismus, da sie in sogenannten proprietären Märkten eine Quasi-Monopolstellung einnehmen und uneingeschränkte Kontrolle ausüben (vgl. Nachtwey 2020: 294). Insbesondere entscheiden die Plattformen, wer berechtigt ist, Produkte auf der Plattform anzubieten oder zu erwerben, basierend auf den Kriterien, die von der Plattform festgelegt wurden, sowie wer von der Teilnahme am Markt ausgeschlossen wird (vgl. ebd.: 291f.).
In Übereinstimmung mit Nachtwey und Staab (2020) ist im Kontext der Plattformökonomie der Handelsgewinn von entscheidender Bedeutung, wodurch das traditionelle Produktionsmodell des Fordismus überholt ist, das die Produktion in den Fokus stellte (vgl. ebd.: 294). Stattdessen geht es im Plattformkapitalismus darum, die Handelsgewinne zu maximieren (vgl. ebd.). Im Gegensatz zum Postfordismus steht im Plattformkapitalismus nicht mehr der reale Wettbewerb im Vordergrund (vgl. ebd.). Nachtwey und Staab betonen auch, dass Eigentum im digitalen Kapitalismus der Händlermärkte eine andere Rolle spielt als in früheren Wirtschaftsformen, da der Gewinn nicht mehr durch die Übertragung von Eigentumsrechten an Produktionsmitteln erzielt wird (vgl. ebd.). Stattdessen wird er durch Nutzungsgebühren, die Kommodifizierung persönlicher digitaler Daten und das Angebot von Gütern und Dienstleistungen auf (Proprietären-) Märkten erzielt (vgl. ebd.: 295).
3 Der Mensch im Plattformkapitalismus
Im Plattformkapitalismus befindet sich der Mensch in neuen Situationen, die seine Rollen aus anderen Kapitalismen erweitert oder mit neuen Rollen verbunden haben. Insbesondere im Bereich der kommerziellen sozialen Medien wie Facebook, Instagram, WhatsApp (von MetaPlatforms) und YouTube (von Alphabet) sind die Nutzerinnen sowohl Konsumentinnen als auch Produzentinnen. Wie im Kapitel 1.3 Plattformunternehmen in derPraxis in Bezug aufFuchs (2021) bereits dargelegt wurde, bieten YouTube und Facebook als Werbeplattformen ihren Nutzerinnen eine digitale Infrastruktur, deren Hauptzweck aus ökonomischer Perspektive darauf ausgerichtet ist, die Aufmerksamkeit für den Werbekonsum zu binden. Die Nutzerinnen füllen diese digitale Infrastruktur selbst mit Inhalten wie Texten, Bildern und Videos in digitaler Form. Als Belohnung für ihre Beteiligung erhalten sie den Konsum und die Bewertung ihres selbst erstellten Programms sowie die Möglichkeit, am Programm der anderen Nutzerinnen teilzunehmen (vgl. Andree und Thomsen 2020: 136ff.).
Durch die Fusion von Nutzerin und Produzentin entsteht im Plattformkapitalismus eine neue Rolle für den Menschen, die von Plattformunternehmen wie Meta Platforms und Alphabet ausgenutzt wird, um Profite zu generieren (vgl. ebd.: 137). Sobald die Nutzer*innen Inhalte erstellen und konsumieren, werden sie gezwungen Werbung anzusehen, während die Plattform kontinuierlich persönliche digitale Daten sammelt (vgl. ebd.: 138). Diese Daten können zusammen mit dem digitalen Quellcode der Plattform als Vermögenswerte betrachtet werden. Eine Grafik von Andree und Thomsen (2020) mit dem Titel Wie arbeiten die User für Facebook? im Anhang verdeutlicht diese Zusammenhänge (siehe Anhang I).
Es ist eine altbekannte Erkenntnis, dass das Kapital für die Erzeugung von Wert auf die Lebenszeit von Menschen angewiesen ist und diese für seine Zwecke nutzt (vgl. Mühlhoff 2019: 329). In der kapitalistischen Wirtschaftsordnung ist dieser Umstand unverzichtbar für das Funktionieren des Systems. Neu ist jedoch die hohe Auslastung der Finanzialisierung von Lebenszeit, die bisher nicht durch Lohnarbeit oder den Konsum von Unterhaltungsprodukten, Waren oder Dienstleistungen abgedeckt wurde sowie der gleichzeitige Abbau des Rohstoffs persönlicher digitaler Daten (vgl. Srni- cek 2020: 41, 90).
Wie Antonio Negri in einem Interview mit Anja Breljak und Jorinde Schulz im Juni 2017 hervorhebt, stehen heute unsere sozialen Fähigkeiten und Emotionen im Zentrum des wirtschaftlichen Geschehens und sind nun in Form persönlicher digitaler Daten Teil des fixen Kapitals von Unternehmen (vgl. Mühlhoff 2019: 331). Die enorm hohen Bewertungen von Plattformunternehmen an den Aktienmärkten beruhen auf der Tatsache, dass diese Unternehmen eine große Menge dieser neuen Art von Fixkapital angesammelt haben und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch weiterhin generieren werden (vgl. Hardt und Negri 2018: 207).
3.1 Internetnutzung
Im Digital 2023: Global Overview Report wird auf quantitativer Ebene ein weltweiter Blick auf die Internetnutzung geworfen. Obwohl die Vielfalt der Nutzung seit 2018 bis 2022 kontinuierlich und insgesamt um 11,3 Prozent abgenommen hat, sind die Gründe, warum Menschen18 das Internet nutzen, vielfältig (vgl. Digital 2023). Der häufigste Grund weltweit gesehen ist „finding information“, was sich sicherlich auf die weltweit am weitesten verbreitete Suchmaschine Google auswirkt (vgl. ebd.). Der zweite Platz, „staying in touch with friends and family“, ist dem Bereich der sozialen Medien zuzuordnen, insbesondere dem ehemaligen Facebook-Konzern, der jetzt Meta Platforms heißt (vgl. ebd.). Auf dem vierten Platz findet sich „watching videos, tv shows or movies“, was zweifellos die Position von YouTube positiv beeinflusst (vgl. ebd.).
Der digitale Raum des Internets hat Möglichkeiten eröffnet, die in der Zeit vor seiner Entstehung, beispielsweise mit nur einem Telefon, undenkbar gewesen wären. Zu Beginn der 1990er Jahre gab es große Hoffnungen, dass das Internet zu einer gerechteren und partizipatorischen globalen Gesellschaft führen würde (vgl. Staab 2019: 76, 107; Vogl 2021: 66; Andree und Thomsen 2020: 20ff.). Leider hat sich diese Hoffnung nicht erfüllt, wie Matthew Hindman bereits 2009 in seinem Buch The Myth of Digital Democracy ausführlich dargelegt hat (vgl. Hindman 2009). In seinem im Jahr 2019 veröffentlichten Werk The Internet Trap. How the Digital Economy Builds Monopolies and Undermines Democracy untermauert er seine Argumentation erneut (vgl. Hindman 2019). Siehe hierzu auch die Publikationen von Geert Lovink, wie zum Beispiel In der Plattformfalle: Plädoyer zurRückeroberungdesInternets aus dem Jahr 2022 (vgl. Lovink 2022).
Heutzutage ist auf Grund des Internets eine Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen zu geringeren Preisen erhältlich als früher, wie beispielsweise Nachrichten, Informationen, Musik und Filme (vgl. Andree und Thomsen 2020: 21). Allerdings müssen Nutzer*innen im digitalen Raum dauerhaft persönliche Daten preisgeben, und die Inhalte, die konsumiert werden können, werden von wenigen großen Unternehmen der Unterhaltungsindustrie bestimmt. Wenn es um Musikvideos auf YouTube geht, kontrollieren Universal Music, Warner Music, Samsung und Sony den Großteil des Inhalts und es gibt nur wenige individuell produzierte Videos (vgl. Fuchs 2021: 252f.). Tatsächlich besuchen Nutzer*innen des Internets zu 71,8 Prozent nur die 100 am häufigsten besuchten Websites, wobei mehr als 50 Prozent des gesamten Web-Traffic19 auf sieben Konzerne entfallen: Alphabet (18,6 Prozent), Facebook (15,6 Prozent), Apple (8,0 Prozent), Amazon (3,9 Pozent), eBay (1,8 Prozent), Web.de (1,5 Prozent) und Spotify (1,3 Prozent) (vgl. Andree und Thomsen 2020: 28f.).
Im digitalen Raum besteht zwar die Möglichkeit, zu jedem beliebigen Thema eine Internetseite zu erstellen, aber diese selbst erstellten Angebote sind in der Regel unsichtbar, da 98 Prozent des gesamten Web-Traffic auf die 10.000 bereits bestehenden Internetseiten entfallen, während Hunderttausende andere Seiten nur 2 Prozent ausmachen (vgl. ebd.: 26f.). Zudem erscheinen in den oberen Ergebnissen einer Suchmaschine wie Google oder in den Rankings der Algorithmen großer Plattformen in der Regel nur digitale Inhalte, die bereits massenhaft angeklickt wurden (vgl. Andree und Thomsen 2020: 34; vgl. auch Staab 2019 und Vogl 2021). Oder aber die Inhaberinnen dieser Inhalte können sich leisten, Unternehmen aus dem SEO-Markt20 dafür zu bezahlen, dass ihre Internetseiten so verändert werden, dass sie ein besseres Ranking bei Google erreichen (vgl. Seyfert 2017: 137). Entscheidend ist, dass die meisten Klicks auf die ganz oberen Ergebnisse beschränkt sind, sodass es keine Bedeutung hat, wenn eine Suchanfrage Millionen von Ergebnissen liefert (vgl. Andree und Thomsen 2020: 31, 36). Wie wir gesehen haben, gilt das gleiche auch für die enorme Vielfalt der verfügbaren Internetseiten21. Andree und Thomsen (2020) halten zusammenfassend fest: „Vielfalt ist [nämlich] nur dann bedeutsam, wenn diese auch genutzt wird“ (ebd.: 31).
Das gleiche gilt, wie wir oben gesehen haben, für die enorme Vielfalt der verfügbaren Internetseiten (vgl. ebd.: 23). Die Autoren Andree und Thomsen haben mithilfe des GfK CrossMedia Link Panels im dritten Quartal 2019 einen Gini-Koeffizienten22 von 0,988 für den digitalen Raum berechnet.
Dieser bezieht sich auf die Nutzungsdauer im Internet und zeigt eine fast maximale Konzentration von 1,0 (vgl. ebd.: 30f.). Diese Ergebnisse bestätigen das Gegenteil einer vielfältigen Nutzung (vgl. ebd.).
Im Folgenden wird erläutert, welche gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen das Internet in der Ära des Plattformkapitalismus mit sich bringt.
3.2 Gesellschaftliche Implikationen
Im Plattformkapitalismus ist laut Vogl (2021) die Aufrechterhaltung der Gesellschaft und ihre Reproduktion ein „kommerziell-unternehmerisches Projekt“ (Vogl 2021: 131), welches wesentlich auf Affekten wie dem Ressentiment basiert (vgl. ebd.:84, 176, 181f.). Diese Affekte werden durch die Plattformen und sozialen Medien verstärkt, um mehr persönliche digitale Daten abschöpfen zu können (vgl. ebd.: 162f., 174ff.). Vogl bezeichnet dies als „kapitalistische Affektökonomie“ (ebd.: 181) oder „Ökonomie des Ressentiments“ (ebd.: 165, 175), die durch ihre „politischen und sozialen Ero- sionskräfte[n] zur Stabilisierung des finanzkapitalistischen Wirtschaftssystems“ (ebd.: 181) beiträgt (vgl. ebd.: 181f.).
Um Vogls Begriff des Ressentiments vollständig zu erfassen, wäre der Umfang einer ganzen Hausarbeit erforderlich. An dieser Stelle soll der Begriff nur kurz erläutert werden. Nach Vogl (2021), der sich unter anderem auf Nietzsche bezieht, liegen dem Ressentiment -Begriff folgende Punkte zugrunde, die dem Individuum zugeschrieben werden, das vom Ressentiment durchdrungen ist: Die eigene Identität wird durch die herabsetzende Verneinung eines Anderen realisiert, es gibt eine immer wieder aufflammende Frustration aufgrund von Handlungsinaktivität, ein Drang zur Abgabe von bestrafenden Handlungen an Autoritäten und eine Schuldzuweisung an Fremde ohne Ursächlichkeit (vgl. ebd.: 161f.). Als politische und gesellschaftliche Auswirkungen der finanziellen Ausbeutung von Ressentiments im Plattformkapitalismus kann der weltweite Anstieg rechtsgerichteter Bewegungen und Parteien in den letzten zehn Jahren betrachtet werden.
4 Ergebnisse
Es lässt sich feststellen, dass der massiv ausgebreitete Plattformkapitalismus tiefgreifende Auswirkungen auf den Menschen und die Gesellschaft hat. Insbesondere die Konzentration persönlicher digitaler Daten, Kapital und Macht in den Händen weniger großer Plattformunternehmen sowie die Ausbeutung von Affekten wie Ressentiments zur Maximierung des Profits sind bedenkliche Entwicklungen. Diese haben nicht nur politische und wirtschaftliche Konsequenzen, sondern beeinflussen auch individuelle Freiheiten und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Fazit
Wie wir gesehen haben, gibt es im Plattformkapitalismus, der derzeit die vorherrschende Form des Kapitalismus darstellt, nur wenige unkontrollierte, mächtige Gewinner. Diese profitieren von der Beteiligung großer Teile der Menschheit und verstärken Ungerechtigkeiten und Umweltzerstörung, die sich gegen alle Menschen richten.
Jedoch sollten hierbei keine einzelnen Personen oder bestimmte Gruppen - auch wenn sie über erhebliches Kapital und Macht verfügen - allein für die globalen Ungerechtigkeiten und die Umweltzerstörung verantwortlich gemacht werden. Eine solche missverständliche Reaktion kann als ablenkend betrachtet werden und dazu beitragen, dass die bestehenden Verhältnisse, aus denen sie entstanden ist, aufrechterhalten werden, (vgl. Vogl 2021: 168). Solche Ursache-Wirkungs-Fehlschlüsse tragen laut Vogl dazu bei, dass das Ressentiment, das diesem falschen Vorgehen zugrunde liegt, verstärkt wird. Es kann sich zum Beispiel in Form von Antisemitismus äußern, wenn behauptet wird, dass die ,,<gierigen> jüdischen Finanzkapitalisten“ (ebd.) die Schuld an den Problemen tragen (vgl. ebd.). Leider ist dies schon oft geschehen und geschieht immer noch.
Jedoch halte ich es für unabdingbar, dass auch die mächtigsten Menschen - im Hinblick auf eine globale Transformation zu einer Gesellschaft mit weniger Hierarchie und einem Fokus auf Gemeingut, die in einem symbiotischen Verhältnis mit Flora und Fauna lebt - aktiv an diesem Vorhaben teilnehmen und Verantwortung übernehmen, ebenso wie der Rest der Menschheit, anstatt die Schuld vorrangig auf andere zu projizieren.
Um den Herausforderungen des Plattformkapitalismus zu begegnen, bedarf es, meiner Meinung nach einer radikalen Auseinandersetzung mit den ihm zugrunde liegenden Mechanismen und einer kritischen Reflexion der eigenen Rolle als Nutzer*innen von kommerziellen Plattformen.
Als mögliche erste Schritte auf dem Weg zu einer hierarchieärmeren und gemeinwohlorientierten Gesellschaft, die in Symbiose mit der Natur lebt, könnten Plattformunternehmen in Open-SourceProjekte überführt und somit demokratisch kontrolliert werden. Zudem sollten sämtliche gesammelten digitalen Daten für die öffentliche Forschung zugänglich gemacht werden. Weitere bedeutsame Elemente, die für diese Transformation bereits vorhanden sind und meines Erachtens noch großes Potenzial aufweisen, finden sich in der Liste der Handlungsoptionen und Alternativen zum kommerziellen Internet mit plattformkapitalistischer Ausrichtung im Anhang II (vgl. Anhang II).
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Anmerkung: Der digitale Inhalt aller Online-Quellen wurden zum Zeitpunkt des Abrufdatums vom Autor als PDF-Datei gespeichert.
Anhang
I. Grafik: Wie arbeiten die User für Facebook?
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Andree, Martin und Timo Thomsen. 2020. Atlas der digitalen Welt. Frankfurt am Main: Campus. Seite 138.
II. Liste: Handlungsoptionen und Alternativen
Open-Source-Projekte
Soziale Medien: https://diasporafoundation.org/
https://fediverse.info/explore/projects https://joinmastodon.org/ https://www.minds.com/
Instant-Messaging-Dienste: https://signal.org/de/#signal https://threema.ch/de
Betriebssystem:
https://www.linuxfoundation.org/ https://tails.boum.org/
Browser: https://www.mozilla.org/en-US/firefox/ https://www.torproject.org/download/
E-Mail-Programm: https://www.thunderbird.net/de/
Digitale Formate abspielen: https://www.videolan.org/vlc/
Büroarbeiten: https://de.libreoffice.org/
Landkarte: www.osm.org
Bildbearbeitung: https://www.gimp.org/ https://rawtherapee.com/
Audiobearbeitung: https://www.audacityteam.org/
Filmbearbeitung: https://shotcut.org/
Für weitere Open-Source-Projekte siehe: Eclipse Foundation Projektliste https://projects.eclipse.org/
Panglosslabs Open-Source-Projektliste https://panglosslabs.org/projects/osprojgc/
Das Standardbuch zu Open-Source Freie Software als kostenloser Download: https://freie-software.bpb.de/
Tech-Kollektive (mit solidarischer und unkommerzieller digitaler Infrastruktur): https://www.immerda.ch/
https://riseup.net/
https://so36.net/
https://systemausfall.org/
https://www.systemli.org/en/index.html
Platform Cooperativism Consortium https://platform.coop/
Zugang zum Internet
Browser: TOR https://www.torproject.org/download/
HTTPS Everywhere: https://www.eff.org/https-everywhere
EFF Privacy Badger: https://privacybadger.org/
uBlock: https://ublock.org/
NoScript!https://noscript.net/!
(bezalter VPN hider ist damit überflüssig)
...am sichersten in Verbindungmitdem Betriebssystem Tails: https://tails.boum.org/
Inspiration und außerdem
Forum Informatiker*innen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung: https://www.fiff.de/
Keep the future unwritten: https://capulcu.blackblogs.org/
Electronic Frontier Foundation: https://www.eff.org/
https://kritische-informatik.de/
BEFREIE DEIN SMARTPHONE: https://datadetoxkit.org/de/home/
https://degooglisons-internet.org/de/
PROJEKTE VON TACTICALTECH: https://www.tacticaltech.org/projects
Hier noch eine Auswahl von Topio mit hilfreichen Tools & Informationen zum Thema Datenschutz: https://www.topio.info/fair-data.htm
[...]
1 Zum Beispiel: Desktop-Computer, Laptop, Smartphone und Tablet.
2 Unter anderem die Zapatistas in Chiapas, Mexiko oder die antikapitalistischen Bestrebungen für Kurdistan in NordSyrien.
3 Zum Beispiel: Cloud-Plattformen, Produktplattformen und Industrieplattformen (vgl. Srnicek 2020: 52; Nachtwey 2020: 291).
4 Die meisten Werke, auf die sich in dieser Hausarbeit bezogen wird, berufen sich hinsichtlich des Plattformkapitalismus auf Srnicek und sein 2016 erschienenes Werk Platform Capitalism
5 We Are Social ist eine weltweit agierende Agentur, die auf die Bereiche soziale Medien und digitales Marketing spezialisiert ist. Der Hauptsitz der Agentur befindet sich in London und sie hat weitere Zentralen auf der ganzen Welt.
6 Hootsuite ist ein Unternehmen mit Sitz in Vancouver, Kanada, welches eine Online-Plattform für das Management und die Planung von Beiträgen auf verschiedenen sozialen Netzwerken anbietet.
7 Unter anderen empfiehlt die UNESCO diesen Report (vgl. UNESCO 2023).
8 IT steht für Informationstechnologie, also die Technologie zur elektronischen Datenverarbeitung (EDV) und der dafür verwendeten Hard- und Software-Infrastruktur.
9 In dieser Hausarbeit bezieht sich der Begriff „digitale Daten“ auf die digital gespeicherten Zwischenergebnisse, die bei der individuellen Nutzung von digitalen Medien im kommerziellen Internet kontinuierlich entstehen. Diese Datenmenge kann auch als digitaler Fingerabdruck einer Person verstanden werden.
10 Mit dem Begriff„Informatisierung“ meint Vogl die fortschreitende Verbreitung und Anwendung von Informationstechnologie in allen Bereichen der Gesellschaft und Wirtschaft. Vogl betont, dass die Informatisierung nicht nur auf technologischen Entwicklungen beruht, sondern auch politisch und wirtschaftlich gesteuert wird (vgl. Vogl 2021: 60f.).
11 Als solche „neue Ressourcen“ können auch Algorithmen gelten, welche laut Vogl (2021) mehr als 70 Prozent aller Finanztransaktionen steuern (vgl. Vogl 2021: 59).
12 Die wichtigste Eigenschaft der Skalierbarkeit in diesem Zusammenhang ist, dass die einmal produzierte Software extrem kostengünstig (nahezu unbegrenzt) in ihrer Größe zunehmen kann und somit beispielsweise Milliarden von Nut- zer*innen-Accounts schaffen kann (vgl. Staab 2019: 223).
13 Der Skaleneffekt ist ein Effekt, der auf die Skalierbarkeit zurückzuführen ist. Er bedeutet, dass sich die Wirkung einer Handlung auf einer Plattform mit zunehmender Anzahl von Nutzer*innen kontinuierlich verstärkt (vgl. Staab 2019: 223; Andree und Thomsen 2020).
14 Staab (2019) beschreibt die „Lock-in Strategien“ als eine Art von Unternehmensstrategien, die darauf ausgerichtet sind, Kunden durch Erhöhung der Wechselkosten und Schaffung von Netzwerkeffekten an ihre Produkte oder Dienstleistungen zu binden und so den Wettbewerb zu reduzieren (vgl. Staab 2019: 185).
15 Inc. steht für die Abkürzung derUS-Amerikanischen Rechtsform „Incorporated“, welche aufMeta Platforms und Alphabet zutrifft. LLC steht für die Abk. „Limited Liability Company“, welche aufFacebook und YouTube zutrifft.
16 In welchem Maße genau die von Facebook verkauften persönlichen digitalen Daten Trump zum Wahlsieg verholfen haben, ist bisher unbekannt.
17 Laut Sabine Nuss (2006) beruht die Knappheit bei nicht digitalen Gütern nicht auf einer natürlichen Stoffknappheit, sondern auf einer „gesellschaftlich erzeugten“ (Nuss 2006: 205) Knappheit im Sinne der Logik des kapitalistischen Wirtschaftssystems (vgl. ebd.: 205f.).
18 Hier und im gesamten Absatz bezieht sich der Begriff „Menschen“ auf die im Digital 2023 Report berücksichtigten Personen im Altervon 16 bis 64 Jahren weltweit sowie aufPersonen ab 14 Jahren, die im GfK CrossMedia LinkPanel (Q3/2019) berücksichtigt wurden (vgl. Andree und Thomsen 2020: 14f.).
19 Web-Traffic bezeichnet die Menge an Daten, die zwischen einem Webserver und einem Client im Rahmen einer Internetverbindung ausgetauscht werden.
20 SEO steht für „Search engine optimization“
21 Zum Zeitpunkt des GfK CrossMedia Link Panel (Q3/2019) gab es in Deutschland ca. 16 Millionen .de-Domains (vgl. Andree und Thomsen 2020: 23).
22 Der Gini-Koeffizient ist ein statistisches Maß, mit dem die Konzentration oder Bündelung von Macht in einer Zahl ausgedrückt werden kann. Ein Wert von 0,0 bedeutet dabei eine vollkommene Gleichverteilung zwischen allen in den AusgangsdatenberücksichtigtenEinheiten, während einWertvon 1,0 eine maximale Konzentration beziehungsweise. absolute Ungleichverteilung darstellt (vgl. Andree und Thomsen 2020: 29).
- Arbeit zitieren
- Leo Rheinsberg (Autor:in), 2021, Der Plattformkapitalismus und seine Auswirkungen auf den Menschen und die Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1554468