Der ständische Schriftsteller der Barockzeit (1600 – 1720)
Der Entstehung des freien Schriftstellertums ging der sogenannte ständische Schriftsteller voraus, der in der Regel am Hofe lebte oder zumindest wirtschaftlich abhängig von Zuwendungen des Hofes war. Einen literarischen Markt, der den Schriftstellern ein geregeltes Einkommen hätte garantieren können, gab es nicht. Zudem lag den Schriftstellern „der Gedanke, einer geistigen Leistung entspreche ein materieller Gegenwert, (...) damals fern“ (Haferkorn, S. 633). Demzufolge waren die überwiegende Mehrzahl der Autoren entweder „pensionierte Poeten“, Schriftsteller am Hof oder aber nur im Nebenberuf Schriftsteller, wobei ihr eigentlicher Beruf für die Sicherung ihrer wirtschaftlichen Existenz verantwortlich war. Nur sehr wenige konnten es sich demzufolge leisten zu schreiben. Die meisten Schriftsteller, nicht zuletzt diejenigen, die von den Höfen unterstützt wurden1, zeigten zudem einen engen Kontakt zur herrschenden Schicht und behandelten eher unpolitische Themen in ihren Stücken. Sie mussten ständig bemüht sein, dass ihre Werke vor allem bei ihren Gönnern und Mäzenen Wohlwollen erregten, wenn sie denn weiterhin wirtschaftliche Unterstützung erhalten wollten. Aus diesem Grunde ist die Beschreibung, dass in dieser Zeit ein „Gesinnungswechsel oft einem Dienstwechsel“ entsprach, zutreffend. Obwohl der Schriftsteller sich aber an der Gesinnung seines Gönners orientieren musste, boten die Höfe mehr Entfaltungsmöglichkeiten, als die bürgerlichen Städte. Dies lag zum einen daran, dass Prunk und Glanz der Höfe eine Atmosphäre schufen, die - ganz im Gegensatz zur kleinstädtischen Enge - befruchtend wirkte. Zum anderen bot das Leben am Hof genug literarischen Stoff. Dementsprechend waren Inhalte, Gestalten, Milieu und Sprache überwiegend der höfischen Sphäre entnommen. Die bürgerliche Welt, auch wenn sie den Schriftstellern gut genug bekannt war, bot ihnen diese Möglichkeit nicht und fand dementsprechend wenig Beachtung.
Inhaltsverzeichnis
- DIE ENTWICKLUNG DES FREIEN SCHRIFTSTELLERTUMS
- DER STÄNDISCHE SCHRIFTSTELLER DER BAROCKZEIT (1600 – 1720)
- DIE LITERATURREFORM
- Opitz
- Der Erfolg der Reformen
- DIE AUFKLÄRUNG IN DEUTSCHLAND: GOTTSCHED UND LESSING (1720- 1785)
- SCHRIFTSTELLER: LOSLÖSUNG VOM HOF- NEUE THEMEN
- STURM UND DRANG (1767 - 1785)
- Geniezeit
- STURM UND DRANG UND AUFKLÄRUNG
- KUNSTVERSTÄNDNIS
- ZWISCHEN REVOLUTION UND RESTAURATION
- TECHNISCHE NEUERUNGEN DER INDUSTRIALISIERUNG
- ÄNDERUNGEN IN DER BEVÖLKERUNGSSTRUKTUR: NEUE LESER
- ÄNDERUNGEN FÜR DEN LITERARISCHEN MARKT
- Der neue Literaturmarkt
- Die Zensur
- WIE REAGIERTEN DIE SCHRIFTSTELLER AUF DEN NEUEN MARKT?
- MENZEL
- GUTZKOW
- WEITERE AUTOREN
- FAZIT
- BIBLIOGRAPHIE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Entwicklung des freien Schriftstellertums im 19. Jahrhundert. Sie beleuchtet die Veränderungen im literarischen Markt, die durch die Industrialisierung und die damit verbundenen sozialen und kulturellen Umwälzungen hervorgerufen wurden. Die Arbeit analysiert, wie sich diese Veränderungen auf die Arbeitsbedingungen und die Stellung der Schriftsteller auswirkten und welche neuen Formen der Literaturproduktion entstanden.
- Die Rolle des ständischen Schriftstellers im Barock
- Die Bedeutung der Literaturreform im 17. Jahrhundert
- Die Auswirkungen der Aufklärung und des Sturm und Drang auf das Schriftstellertum
- Die Herausforderungen des neuen Literaturmarktes im 19. Jahrhundert
- Die Reaktion der Schriftsteller auf die veränderten Rahmenbedingungen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel analysiert die Situation des ständischen Schriftstellers im Barock, der in der Regel am Hofe lebte und wirtschaftlich abhängig von dessen Zuwendungen war. Es beleuchtet die mangelnden Möglichkeiten zur Einkommenssicherung und die Bedeutung der Patronage für die Schriftsteller dieser Zeit. Des Weiteren wird die Rolle der Literaturreform im 17. Jahrhundert, insbesondere durch Martin Opitz, erläutert. Im zweiten Kapitel werden die Auswirkungen der Aufklärung und des Sturm und Drang auf das Schriftstellertum thematisiert. Es wird gezeigt, wie sich die Ideen der Aufklärung auf die Themen und Formen der Literatur auswirkten und wie das Sturm und Drang die Bedeutung des Genies und der emotionalen Gestaltung von Kunst hervorhob. Das dritte Kapitel befasst sich mit den Veränderungen im literarischen Markt im 19. Jahrhundert, die durch die Industrialisierung und die damit verbundenen sozialen und kulturellen Umwälzungen entstanden sind. Es wird gezeigt, wie sich diese Veränderungen auf die Arbeitsbedingungen und die Stellung der Schriftsteller auswirkten und welche neuen Formen der Literaturproduktion entstanden.
Schlüsselwörter
Ständischer Schriftsteller, Literaturreform, Aufklärung, Sturm und Drang, Industrialisierung, Literaturmarkt, Zensur, Schriftsteller, Geniezeit, Freies Schriftstellertum, Patronage, Gedanke, Gegenwert, Regelpoetik, Rationalistischer Sprachgebrauch, Humanistische Grundlage, Bildungsinhalte, Alternationsregel, Klopstock, Lessing, Wieland, Goethe, Tiecks Spätwerk, Mörike, Grillparzer
- Quote paper
- Hanno Frey (Author), 1998, Die Entstehung des freien Schriftstellertums, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/15413