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Hausarbeit, 2009
11 Seiten, Note: 1,0
1. Einleitung
2. Die humanistische Entwicklungspsychologie
2.1 Begriffsbestimmung, Geschichte und Vertreter
2.2 Leitgedanken der humanistischen Psychologie
2.3 Die humanistische Entwicklungstheorie
2.4 Selbsthilfe zum Wachstum
3. Zen-Buddhismus
3.1 Begriffsbestimmung und Hintergrundgeschichte
3.2 Leitgedanken des Zen-Buddhismus
4. Gegenüberstellung / Fazit
5. Literaturverzeichnis
Theorien, welche die menschlische Entwicklung aus psychologischer Sicht zu beschreiben versuchen, gibt es viele. Die einen sehen das Leben eines Menschen in mehrere Phasen der Entwicklung geteilt, während andere wiederum zum Beispiel das ganze Leben als eine einzige Entwicklung betrachten. Es gibt eben jene Theorien, die eher aus der psychoanalytischen Idee heraus entwachsen sind und ebenso solche Theorien, die Entwicklung eng in einem Verbund mit dem verhaltensorientierten Ansatz interpretieren. Als dritte Kraft sieht sich zwischen ihnen ein weiteres Modell, das sich humanistische Entwicklungspsychologie nennt. Obwohl es die gleichen Phänomene wie ihre „Mitspieler“ zu erklären versucht, grenzt sie sich doch ein Stück weit von ihnen ab.
Demgegenüber entstand aus dem indischen Buddhismus eine Strömung, die sich kurz „Zen“ nennt und ihre Wiege im feudalen Japan hat. Wenngleich es strittig ist und bleibt, ob bei Zen-Buddhismus nun von einer Philosophie, einer Religion oder einfach nur von einer Haltung gesprochen werden kann, liefert auch das Zen mehr oder weniger „ungewollt“ Erklärungen und hauptsächlich Ratschläge, wie sich ein menschliches Wesen ihrer Natur gemäß angemessen entwickeln kann, obwohl dies absolut nicht der so genannte „Hintergedanke“ ist.
Aufgabe dieser Ausarbeitung soll es nun sein, die wissenschaftlich ausgelegte humanistische Entwicklungspsychologie und die eher intuitive Anschauung des ZenBuddhismus als Weg der Selbsterfahrung gegenüberzustellen und so eventuelle Gemeinsamkeiten oder Kontraste zu illustrieren.
Unter der humanistischen Entwicklungspsychologie versteht man „[...] in erster Linie eine Persönlichkeitspsychologie [...]“ und „[...] eine Haltung, in der die Würde des einzelnen Menschen und das Vertrauen in seine Selbstorganisation einen hohen Stellenwert […]“ einnimmt (Flammer, 2007, S. 115). Sie dient darüber hinaus aber auch als Basis für Therapien und Beratungen (vgl. Flammer, 2007, S. 115). So sind zum Beispiel die Schulen der nondirektiven Therapie, der Gestalttherapie und der themenzentrierten Interaktion aus ihr erwachsen (vgl. Flammer, 2007, S. 116).
Ihren Ursprung sieht Flammer in dem Humanismus des 18. und 19. Jahrhunderts von Goethe, Herder, Schiller und Humboldt, wodurch er sie als eine Art Weiterentwicklung des europäischen Erbes beschreibt (vgl. Flammer, 2007, S. 115). Die Personen, die als Begründer der modernen humanistischen Psychologie gelten, sind vor allem Charlotte Bühler, Abraham Maslow und Carl Rogers (vgl. Flammer, 2007, S. 116).
Die folgende Darstellung illustriert die Kernaussagen der humanistischen Psychologie:
1.) Autonomie des Individuums
Das Individuum entwickelt erst im Laufe seines Lebens Unabhängigkeit von der vorherigen biologischen und emotionalen Abhängigkeit von seiner Umwelt.
2.) Streben nach Selbstverwirklichung
Der Wunsch nach Selbstverwirklichung wird als höchste Stufe innerhalb einer Hierarchie von Bedürfnissen angesehen, die erst nach der minimalen Befriedigung der unteren Bedürfnisse aktuell wird.
3.) Sinn- und Zielorientiertheit des Menschen
Gemäß der humanistischen Psychologie sind Entwicklung und Verhalten des Individuums nicht zufällig.
4.) Ganzheit
Das Indiviuum strebt nach Ganzheit in den Bereichen Befindlichkeit, Erleben und Selbstverständnis.
5.) Subjektivit ä t
Das subjektive Erleben ist die erste dem Menschen zugängliche Form des Erlebens.
(vgl. Flammer, 2007, S. 116)
Laut Flammers war Carl Rogers, einer der Begründer der humanistischen Entwicklungstheorie, davon überzeugt, dass Entwicklung das ganze Leben lang möglich ist (vgl. Flammer, 2007, S. 119). Er beschrieb invariante Entwicklungsprozesse, die in allen Lebensaltern die gleichen sind, und stellte damit eine Leitidee für die Entwicklung im humanistischen Sinne auf (vgl. Flammer, 2007, S. 119). In der Folge nannte er auch zentrale Entwicklungsbedingungen, die im Umfeld des Individuums gegeben sein müssen, damit sich Entwicklung vollziehen kann. Diese haben hauptsächlich mit der Einstellung des Individuums zu sich selbst und der Welt zu tun (vgl. Flammer, 2007, S. 121).
Eine große Rolle unter diesen Entwicklungsbedingungen nimmt der Begriff der Akzeptanz ein. Hierunter verstand Flammer mehrere Ebenen, nämlich zum Einen die Selbstakzeptanz, die Akzeptanz in Form von Offenheit und Angstfreiheit gegenüber der Welt und das Sich-Akzeptiert-Fühlen (vgl. Flammer, 2007, S. 121). Letzteres lässt sich allerdings weiter in die Teilaspekte des einfühlenden und nicht-wertenden Verstehens aufgliedern (vgl. Flammer, 2007, S. 121-22). Als einfühlendes Verstehen wird vor diesem Hintergrund die Empathiefähigkeit des Individuums verstanden, also den Grad der Möglichkeit, sich in den anderen und seine Sicht auf die Welt hineinzuversetzen (vgl. Flammer, 2007, S. 121). Mit dem Begriff des nicht-wertenden Verstehens verband Rogers dahingegen „[...] vor allem das nicht abwerten, schließlich aber überhaupt nicht (selektiv) werten, sondern annehmen und sehen, wie die Dinge sind (Flammer, 2007, S. 122).
Abraham Maslow, einer der wichtigen Persönlichkeiten in der humanistischen Entwicklungspsychologie, bezeichnete acht Wege zur Selbsthilfe im Wachstum, wobei sie vereinfacht dargestellt in drei parallelen Hauptbahnen verlaufen (vgl. Kollbrunner, 1987, S. 353). Diese beziehen sich auf eine Steigerung sowohl der Aufmerksamkeit im ganzen Lebensprozess, als auch der Aufrichtigkeit und des kreativen Ausdrucks (vgl. Kollbrunner, 1987, S. 353).
Unter dem ersten Punkt verstehen die Vertreter der humanistischen Entwicklungspsychologie vor allem eine Verlagerung der Aufmerksamkeit auf das „Hier-und-Jetzt“, welches den Gegenpol zu der bei der Mehrheit der Menschen verbreiteten „Dort-und-Dann“-Haltung darstellt (vgl. Kollbrunner, 1987, S. 355). Das „Hier-und-Jetzt“ meint vor diesem Hintergrund jene Spalte zwischen der Vergangenheit, die immer nur als Erinnerung existiert, und der fiktiven Zukunft, welche ebenso nur ein gedankliches Konstrukt ist (vgl. Kollbrunner, 1987, S. 353- 355). Da die humanistischen Psychologen jedoch ebenso darauf hinweisen, dass es eigentlich überhaupt nicht möglich ist, im „Hier-und-Jetzt“ zu leben, interpretiert Kollbrunner diese Maßgabe eher als Hinweis für den Menschen, sich darüber bewusst zu sein, dass das ganze „[…] Leben nur im Hier-und-Jetzt geschieht“ und somit Gegenwart ist, während das Leben im Umkehrschluss Vergangenheit und Zukunft nur hat (vgl. Kollbrunner, 1987, S. 355).
Eine besondere Rolle nimmt im Rahmen der Selbsthilfe auch der Umgang des Individuums mit den eigenen Gefühlen ein, da das direkte Erleben dieser als wichtigster Teil der Erfahrung seiner Lebendigkeit gilt (vgl. Kollbrunner, 1987, S. 357).
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