Das Thema "Systemsprenger" in der stationären Kinder- und Jugendhilfe ist seit dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 2019 verstärkt in der Öffentlichkeit zu sehen. In den Einrichtungen der Hilfen zur Erziehung oder Pflegefamilien, in denen Benny, die Hauptfigur, untergebracht ist, findet sie keine Ruhe und braucht eine engmaschige Schulbegleitung. Aufgrund traumatischer Erfahrungen und starker Impulsdurchbrüche ist es ihr unmöglich, bei ihrer Mutter zu leben. Die Experten in ihrer Umgebung sind sich im Umgang mit dem "schwierigen" Mädchen unsicher und finden daher kein geeignetes Setting, da auch intensivpädagogische Maßnahmen nicht erfolgreich sind.
In der Praxis gibt es in Deutschland viele Kinder und Jugendliche wie Benny, die als schwer erziehbar, besonders verhaltensauffällig oder als Hochrisiko-Klientel bezeichnet werden. Es bleibt jedoch unklar, welche Unterstützungsmöglichkeiten geeignet sind, um das Wohlergehen dieser jungen Menschen zu gewährleisten. Oftmals landen sie aufgrund ihrer Selbst- sowie Fremdgefährdung nach mehrmaligem Durchlaufen verschiedener Hilfeleistungen auf der Straße oder werden in eine psychiatrische Einrichtung zwangseingewiesen, oftmals auch im Rahmen einer geschlossenen Unterbringung. Es gibt viele Meinungsverschiedenheiten über die geschlossene Unterbringung (GU), da sie besonders stark in die Persönlichkeitsrechte des jungen Menschen eingreift. Sozialarbeiter sind auch in derartigen geschlossenen stationären Einrichtungen tätig und müssen entscheiden, wie sie diese Art von Unterstützung mit ihrem Verständnis von Sozialer Arbeit vereinbaren können. Eine theoretische Grundlage für diese Gedanken könnte die kritische Soziale Arbeit sein. Daher geht die vorliegende Arbeit zunächst generell darauf ein, welche Ziele aus der Perspektive der Kritischen Sozialen Arbeit für die Soziale Arbeit gelten könnten. Danach bemüht sie sich, die Frage zu klären, wie diese mit den Hilfen zur Erziehung im Zusammenhang mit der GU stehen. Im Anschluss werden allgemeingültige Präventionsmaßnahmen erläutert, welche sich auf den Hilfeprozess des jungen Menschen positiv auswirken können.
Der Begriff "Systemsprenger" wird in dieser Arbeit stets in Anführungszeichen verwendet. Aufgrund einer fehlenden einheitlichen Definition stellt er kein Fachwort dar und wird lediglich umgangssprachlich genutzt. Im Normalfall wird er zudem nicht explizit gegendert, da der Begriff alle Sexualitäten beinhaltet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen
- Die Hilfen zur Erziehung nach § 27 SGB VIII
- Der Begriff „Systemsprenger“
- Kritische Soziale Arbeit
- Ziele Kritischer Sozialer Arbeit
- Geschlossene Unterbringung
- Argumente für und gegen GU
- Präventionsmaßnahmen
- Die pädagogische Haltung
- Die institutionelle Ebene
- Das Betreuungskonzept
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht kritisch die Kinder- und Jugendhilfe im Umgang mit Jugendlichen, die umgangssprachlich als „Systemsprenger“ bezeichnet werden. Sie beleuchtet die theoretischen Grundlagen der Hilfen zur Erziehung, die Ziele der kritischen Sozialen Arbeit und die kontroverse Thematik der geschlossenen Unterbringung. Schließlich werden Präventionsmaßnahmen vorgestellt, die das Wohlergehen dieser jungen Menschen verbessern könnten.
- Hilfen zur Erziehung nach § 27 SGB VIII und ihre Grenzen im Umgang mit „Systemsprengern“
- Ziele und Methoden der kritischen Sozialen Arbeit im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe
- Kritische Auseinandersetzung mit der geschlossenen Unterbringung als Hilfemaßnahme
- Entwicklung von Präventionsmaßnahmen zur Verbesserung des Hilfeprozesses
- Analyse der Herausforderungen und des Handlungsspielraums von Sozialarbeiter*innen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Arbeit beschäftigt sich mit der Herausforderungen der Kinder- und Jugendhilfe im Umgang mit Jugendlichen, die als "Systemsprenger" bezeichnet werden. Sie führt in die Thematik ein, indem sie das Problem anhand des Films "Systemsprenger" veranschaulicht und die Schwierigkeiten im Umgang mit diesen jungen Menschen beschreibt, die oft zu zwangweisen Unterbringungen führen. Die Arbeit kündigt ihre Struktur an, die sich mit theoretischen Grundlagen, kritischer Sozialer Arbeit, Präventionsmaßnahmen und dem Fazit beschäftigt.
1. Theoretische Grundlagen: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen der Arbeit dar. Es erläutert die Hilfen zur Erziehung nach § 27 SGB VIII, die verschiedenen angebotenen Unterstützungsformen (ambulante, teilstationäre und stationäre Hilfen) und deren Zielsetzung, nämlich die Unterstützung der Entwicklung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit. Der Abschnitt behandelt auch den vielschichtigen und uneinheitlich definierten Begriff "Systemsprenger" und die damit verbundenen Herausforderungen für die Hilfesysteme.
2. Kritische Soziale Arbeit: Dieses Kapitel befasst sich mit den Zielen der Kritischen Sozialen Arbeit und deren Relevanz im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe. Es analysiert Machtstrukturen und Herrschaftsverhältnisse innerhalb des Systems und kritisiert die häufig stigmatisierenden Etikettierungen von Jugendlichen. Der Fokus liegt auf der Reflexion von Machtverhältnissen, der Kritik an der Hegemonie wissenschaftlicher Wahrheiten und der Emanzipation des Subjekts. Der Abschnitt diskutiert die geschlossene Unterbringung (GU) als ein besonders kontroverses Beispiel für die Herausforderungen des Systems.
3. Präventionsmaßnahmen: In diesem Kapitel werden Präventionsmaßnahmen nach Baumann vorgestellt, um die Integration von Jugendlichen mit komplexen Lebensläufen zu fördern. Es werden drei wichtige Strukturelemente herausgearbeitet: die pädagogische Haltung (Symptomtoleranz, Vermeidung von Machtkämpfen), die institutionelle Ebene (lösungsorientierte Haltung, Vermeidung von Einrichtungswechseln) und das Betreuungskonzept (Intensivplätze in Regelgruppen, institutionsübergreifende Fallbegleitung). Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung eines flexibleren und bedürfnisorientierten Systems.
Schlüsselwörter
Systemsprenger, Hilfen zur Erziehung (§ 27 SGB VIII), Kritische Soziale Arbeit, Geschlossene Unterbringung, Prävention, Jugendhilfe, Machtverhältnisse, Stigmatisierung, Emanzipation, Partizipation, Ressourcenorientierung, Fallverständnis.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dieser Arbeit über "Systemsprenger"?
Diese Arbeit untersucht kritisch die Kinder- und Jugendhilfe im Umgang mit Jugendlichen, die umgangssprachlich als „Systemsprenger“ bezeichnet werden. Sie beleuchtet die theoretischen Grundlagen der Hilfen zur Erziehung, die Ziele der kritischen Sozialen Arbeit und die kontroverse Thematik der geschlossenen Unterbringung. Schließlich werden Präventionsmaßnahmen vorgestellt, die das Wohlergehen dieser jungen Menschen verbessern könnten.
Was sind die Themenschwerpunkte der Arbeit?
Die Themenschwerpunkte umfassen:
- Hilfen zur Erziehung nach § 27 SGB VIII und ihre Grenzen im Umgang mit „Systemsprengern“
- Ziele und Methoden der kritischen Sozialen Arbeit im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe
- Kritische Auseinandersetzung mit der geschlossenen Unterbringung als Hilfemaßnahme
- Entwicklung von Präventionsmaßnahmen zur Verbesserung des Hilfeprozesses
- Analyse der Herausforderungen und des Handlungsspielraums von Sozialarbeiter*innen
Was wird in der Einleitung behandelt?
Die Einleitung beschäftigt sich mit den Herausforderungen der Kinder- und Jugendhilfe im Umgang mit Jugendlichen, die als "Systemsprenger" bezeichnet werden. Sie führt in die Thematik ein, indem sie das Problem anhand des Films "Systemsprenger" veranschaulicht und die Schwierigkeiten im Umgang mit diesen jungen Menschen beschreibt, die oft zu zwangweisen Unterbringungen führen. Die Arbeit kündigt ihre Struktur an, die sich mit theoretischen Grundlagen, kritischer Sozialer Arbeit, Präventionsmaßnahmen und dem Fazit beschäftigt.
Welche theoretischen Grundlagen werden behandelt?
Das Kapitel "Theoretische Grundlagen" erläutert die Hilfen zur Erziehung nach § 27 SGB VIII, die verschiedenen angebotenen Unterstützungsformen (ambulante, teilstationäre und stationäre Hilfen) und deren Zielsetzung. Es behandelt auch den Begriff "Systemsprenger" und die damit verbundenen Herausforderungen.
Was ist der Fokus des Kapitels über Kritische Soziale Arbeit?
Dieses Kapitel befasst sich mit den Zielen der Kritischen Sozialen Arbeit und deren Relevanz im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe. Es analysiert Machtstrukturen und Herrschaftsverhältnisse, kritisiert stigmatisierende Etikettierungen und diskutiert die geschlossene Unterbringung.
Welche Präventionsmaßnahmen werden vorgestellt?
Es werden Präventionsmaßnahmen nach Baumann vorgestellt, um die Integration von Jugendlichen mit komplexen Lebensläufen zu fördern. Drei Strukturelemente werden herausgearbeitet: die pädagogische Haltung, die institutionelle Ebene und das Betreuungskonzept. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung eines flexibleren und bedürfnisorientierten Systems.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Relevante Schlüsselwörter sind: Systemsprenger, Hilfen zur Erziehung (§ 27 SGB VIII), Kritische Soziale Arbeit, Geschlossene Unterbringung, Prävention, Jugendhilfe, Machtverhältnisse, Stigmatisierung, Emanzipation, Partizipation, Ressourcenorientierung, Fallverständnis.
- Arbeit zitieren
- Aylin Hörsting (Autor:in), 2024, Kritische Hinterfragung der Kinder- und Jugendhilfe in Bezug auf "Systemsprenger", München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1519404