Das Essay analysiert zwei Perspektiven auf interkulturelle Kompetenz. Im klassischen Szenario wird interkulturelle Kompetenz als Fähigkeit betrachtet, effektiv und angemessen in einem fremden kulturellen Umfeld zu agieren, wobei dies oft ökonomischen Zielen dient. Im multikulturellen Szenario wird interkulturelle Kompetenz als Lösung für interkulturelle Konflikte gesehen, oft jedoch auf problematische kulturelle Unterschiede und Machtasymmetrien reduziert. Beide Ansätze werden kritisiert: der erste wegen seiner Fokussierung auf Selbstoptimierung und Effizienz, der zweite wegen der Verdrängung sozialer Ungleichheiten und der Kulturalisierung von Migrant:innen. Das Essay fordert eine Neudefinition von interkulturelle Kompetenz, die Machtverhältnisse und Rassismus stärker berücksichtigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- IKK für Angehörige der Minderheitsgesellschaft – Rationalität, Effizienz, Macht, Menschenbild
- IKK für Angehörige der Mehrheitsgesellschaft - Expertentum, Kulturalisierung, Othering, Machtasymmetrien
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay befasst sich mit der kritischen Analyse von herkömmlichen Definitionen und Konzepten interkultureller Kompetenz (IKK). Er argumentiert, dass die Betonung von IKK sowohl in der Wirtschaft als auch in der Bildung problematische Annahmen beinhaltet, die von zwei grundlegenden Szenarien abhängen: dem "klassischen interkulturellen Szenario" und dem "multikulturellen Szenario".
- Die enge Verknüpfung des traditionellen IKK-Begriffs mit ökonomischen Logiken und Machtstrukturen
- Die Problematik der Kulturalisierung und des "Othering" im Zusammenhang mit IKK
- Die kritische Analyse des Menschenbildes, das dem herkömmlichen IKK-Begriff zugrunde liegt
- Die Bedeutung von Machtasymmetrien und die Rolle von Expertentum im Kontext interkultureller Begegnungen
- Die problematische Annahme einer klaren Trennung zwischen "Kulturen" und die Relevanz von Migration als gesellschaftliche Normalität
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die omnipräsente Forderung nach interkultureller Kompetenz in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen dar. Sie betont die Notwendigkeit einer kritischen Betrachtung herkömmlicher IKK-Verständnisse und stellt die beiden Szenarien (klassisches interkulturelles Szenario und multikulturelles Szenario) vor, anhand derer die Analyse durchgeführt wird.
IKK für Angehörige der Minderheitsgesellschaft – Rationalität, Effizienz, Macht, Menschenbild
Dieser Abschnitt beleuchtet das Verständnis von IKK im Kontext von international agierenden Unternehmen, wo sie für Angehörige der Minderheitsgesellschaft (z. B. ein deutscher Mitarbeiter in Japan) als Schlüsselqualifikation zur Anpassung an die lokale Kultur und zur Erreichung von ökonomischen Zielen angesehen wird. Es wird kritisiert, dass diese Sichtweise IKK als ein Mittel zur Zweckentfremdung betrachtet und problematische Annahmen über Selbstmanagement, Optimierung und das Menschenbild in sich trägt.
IKK für Angehörige der Mehrheitsgesellschaft - Expertentum, Kulturalisierung, Othering, Machtasymmetrien
Dieser Abschnitt analysiert das Verständnis von IKK im "multikulturellen Szenario", welches sich auf Angehörige der Mehrheitsgesellschaft richtet, die mit Migrant:innen arbeiten. Es wird deutlich, dass diese Sichtweise von IKK auf der Annahme basiert, dass kulturelle Unterschiede Probleme schaffen, die durch Expertentum und interkulturelle Trainings gelöst werden können. Dieser Abschnitt kritisiert die Kulturalisierung, das "Othering" und die Machtasymmetrien, die in diesem Verständnis von IKK impliziert sind.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieses Essays sind Interkulturelle Kompetenz (IKK), Kulturalisierung, Othering, Machtasymmetrien, Expertentum, Menschenbild, Migration, Effizienz, Rationalität und "klassisches interkulturelles Szenario" und "multikulturelles Szenario". Der Essay befasst sich mit der kritischen Analyse von IKK-Konzepten, die problematische Annahmen über Kultur, Identität und Machtverhältnisse beinhalten.
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- Anonym (Author), 2022, Die herkömmlichen Begriffe und Definitionen von Interkultureller Kompetenz. Eine kritische Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1497310