Im mittelhochdeutschen Tagelied, das die Trennung zweier Liebenden nach einer heimlichen verbrachten Liebesnacht zum Thema hat, nimmt Zeitlichkeit eine besondere Stellung ein, die es in dieser Arbeit zu untersuchen gilt. Anhand einer exemplarischen Auswahl von Tageliedern soll aufgezeigt werden, inwieweit Zeitlichkeit im Tagelied hervorgerufen wird und welche Bedeutung das Empfinden von Zeit besitzt.
Dafür werden zunächst die mannigfaltigen Arten der Darstellung von Zeitlichkeit im Tagelied, die anhand natürlicher Phänomene oder auch anhand von Figuren erfolgen können, untersucht. Da Zeit als Größe seit jeher mit dem Raum zusammenhängt, wird im dritten Kapitel das Verhältnis von Zeit und Raum im Tagelied näher in den Blick genommen. Das letzte Kapitel wird sich mit dem Erleben von Zeit aus der Sicht der beiden Liebenden auseinandersetzen, um dabei zu klären, warum Zeitlichkeit eine ambivalente Größe ist. Zudem soll veranschaulicht werden, wie im Tagelied ein kurzer Moment der Entzeitlichung herbeigeführt wird. Am Ende dieser Arbeit soll die Frage geklärt sein, warum Zeitlichkeit als ein oder vielleicht sogar das wesentliche strukturelle Element des Tagelieds gelten kann.
Zeitlichkeit - was ist das eigentlich? Das menschliche Dasein wird täglich mit Zeit konfrontiert, ist getrieben und abhängig von einem vorgegebenen Zeitgefühl. Doch wirklich fassbar ist Zeitlichkeit nicht. Auch wenn es dem Menschen heutzutage möglich ist, Zeit genauestens bemessen zu können, um dadurch Ordnung zu stiften, ist das menschliche Zeitempfinden zumeist subjektiv, das heißt, davon abhängig, wie Zeit erlebt wird. Es ist eine allgemein bekannte Wahrheit, dass die Zeit einerseits viel zu schnell verfliegt, wenn man amüsiert und glücklich ist, andererseits jedoch stillzustehen scheint, wenn man sich langweilt oder sich unwohl fühlt. Darüber hinaus sind wohl bereits unzählige Versuche des Menschen unternommen worden, die Zeit anzuhalten, um den Augenblick größter Glückseligkeit festzuhalten. Mit dem Resultat, dass Zeitlichkeit nicht aufzuhalten ist und ein Augenblick nur allein in der Erinnerung festgehalten werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Darstellung von Zeitlichkeit im mittelhochdeutschen Tagelied
- Naturphänomene als Illustration von Zeitlichkeit
- Der Wächter als figurative Darstellung der Zeitlichkeit
- Das Verhältnis von Zeit und Raum im Tagelied
- Die Ambivalenz der Zeitlichkeit im mittelhochdeutschen Tagelied
- Zeitlichkeit – eine Frage der Vernunft?
- urloup-minne als Entzeitlichung der Liebe
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Bedeutung von Zeitlichkeit im mittelhochdeutschen Tagelied. Sie analysiert, wie Zeitlichkeit im Tagelied dargestellt wird, welches Verhältnis von Zeit und Raum besteht und wie das Empfinden von Zeit aus der Sicht der beiden Liebenden gestaltet wird.
- Darstellungsformen von Zeitlichkeit im Tagelied
- Verhältnis von Zeit und Raum
- Ambivalenz der Zeitlichkeit
- Entzeitlichung der Liebe
- Zeitlichkeit als strukturelles Element
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Einleitung und führt in das Thema Zeitlichkeit im mittelhochdeutschen Tagelied ein. Es stellt fest, dass Zeitlichkeit ein abstrakter Begriff ist, der durch das menschliche Zeitempfinden geprägt wird.
Das zweite Kapitel analysiert die Darstellung von Zeitlichkeit im Tagelied anhand von Naturphänomenen und Figuren. Es zeigt, wie der Tagesanbruch und die Trennung der Liebenden als Synonyme für Zeitlichkeit interpretiert werden können.
Das dritte Kapitel untersucht das Verhältnis von Zeit und Raum im Tagelied. Es stellt heraus, dass Zeit und Raum eng miteinander verknüpft sind und im Tagelied als komplementäre Elemente betrachtet werden können.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse von Zeitlichkeit im mittelhochdeutschen Tagelied, insbesondere die Darstellung von Zeitlichkeit durch Naturphänomene und Figuren, das Verhältnis von Zeit und Raum, die Ambivalenz der Zeitlichkeit und die Entzeitlichung der Liebe.
- Quote paper
- Adriana Lütz (Author), 2015, Die Facetten der Zeitlichkeit im mittelhochdeutschen Tagelied, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1495708