Im Kontext des Kriegsgefangenenwesens im Zweiten Weltkrieg taucht immer wieder die Frage nach Widerstand auf. Zugleich ist diese Frage nur schwer zu beantworten, da die meisten Unterlagen aus den Kriegsgefangenenlagern vernichtet wurden oder verschollen sind. Umfangreichere Bestände, die ein einigermaßen vollständiges Bild über Widerstandsaktivitäten liefern, gibt es nur vereinzelt. Es bleibt deshalb häufig nur der indirekte Zugang, zum Beispiel über die Personalkarten I, wie Rolf Keller und Reinhard Otto in ihrer Forschung dargelegt haben.
In dieser Hausarbeit soll jedoch ein anderer Ansatz verfolgt werden, nämlich widerständiges Verhalten aus der Perspektive ehemaliger Kriegsgefangener nachzuzeichnen. Dazu werden Erinnerungen französischer und sowjetischer Kriegsgefangener untersucht. Die Berichte stammen hauptsächlich von ehemaligen Mitgliedern organisierter Widerstandsgruppen in Stalag XI B, der Résistance und des Komitees, die zumindest teilweise bis Kriegsende existierten. Anhand dieser sollen Handlungsspielräume und Motivationen für Widerstand in Kriegsgefangenschaft vom Standpunkt der Überlebenden aus untersucht werden. Dabei soll es weniger darum gehen, die Erinnerungen auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu prüfen, sondern vielmehr die zeitgenössische Perspektive herauszuarbeiten. Zugleich soll kritisch hinterfragt werden, inwiefern Erinnerungen von Kriegsgefangenen als Primärerfahrung überhaupt historischen Erkenntnisgewinn leisten können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zeitzeugenberichte als historische Quellen - Chancen und Einschränkungen
- Die Zeitzeugen des Widerstands in Stalag XI B
- Zeitzeugenberichte aus Stalag XI B als Primärquelle
- Ungleichbehandlung von sowjetischen und französisch/belgischen Kriegsgefangenen
- Widerstand aus der Perspektive der Zeitzeugen
- Informationsfluss und Kontaktaufnahme als Voraussetzung für Widerstand
- Moral als Resilienzfaktor
- Solidarität zur gegenseitigen Stärkung der Widerstandsfähigkeit
- Handlungsräume - Einsatz in Lagerverwaltung und Arbeitskommandos
- Widersetzliches Verhalten in Arbeitskommandos
- Die Rolle des Lazaretts
- Identifizierte Handlungsspielräume für widersetzliches Verhalten in der Kriegsgefangenschaft
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht den Widerstand von Kriegsgefangenen im Stalag XI B Fallingbostel anhand von Zeitzeugenberichten. Ziel ist es, Handlungsspielräume und Motivationen für Widerstand aus der Perspektive der Überlebenden herauszuarbeiten. Die Arbeit hinterfragt dabei kritisch, inwiefern Erinnerungen von Kriegsgefangenen als Primärerfahrung historischen Erkenntnisgewinn leisten können.
- Widerstand im Stalag XI B aus der Perspektive von Zeitzeugen
- Bewertung der Zeitzeugenberichte als historische Quelle
- Unterschiede in der Behandlung von sowjetischen und westlichen Kriegsgefangenen
- Handlungsräume und Motivationen für Widerstand in der Kriegsgefangenschaft
- Relevanz von Zeitzeugenberichten für die historische Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt das Thema Widerstand im Stalag XI B Fallingbostel vor und erläutert die Problematik der Quellenlage im Kontext des Kriegsgefangenenwesens. Sie hebt die Relevanz von Zeitzeugenberichten als Primärquelle hervor.
- Zeitzeugenberichte als historische Quellen - Chancen und Einschränkungen: Dieses Kapitel beleuchtet die Chancen und Grenzen von Zeitzeugenberichten als historische Quelle. Es setzt sich kritisch mit der Frage auseinander, inwiefern Erinnerungen von Kriegsgefangenen historische Erkenntnisse liefern können.
- Ungleichbehandlung von sowjetischen und französisch/belgischen Kriegsgefangenen: Dieses Kapitel untersucht die unterschiedliche Behandlung von sowjetischen und westlichen Kriegsgefangenen im Stalag XI B. Es beleuchtet die Schwierigkeiten im Informationsfluss und der Kommunikation zwischen den Gefangenen.
- Widerstand aus der Perspektive der Zeitzeugen: Dieses Kapitel stellt verschiedene Formen des Widerstands aus der Sicht der Zeitzeugen vor. Es analysiert Informationsfluss, Moral und Solidarität als wichtige Faktoren für die Widerstandsfähigkeit der Gefangenen.
- Handlungsräume - Einsatz in Lagerverwaltung und Arbeitskommandos: Dieses Kapitel beleuchtet die Handlungsspielräume der Gefangenen in der Lagerverwaltung und den Arbeitskommandos. Es analysiert widersetzliches Verhalten in verschiedenen Arbeitsbereichen sowie die Rolle des Lazaretts.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit fokussiert auf die Themen Widerstand, Kriegsgefangenschaft, Zeitzeugenberichte, Stalag XI B, Fallingbostel, sowjetische Kriegsgefangene, französische Kriegsgefangene, belgische Kriegsgefangene, Informationsfluss, Solidarität, Moral, Handlungsspielräume, Primärquelle, historische Forschung.
- Quote paper
- Katrin Ast (Author), 2024, Widerstand im Spiegel von Zeitzeugen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1494615