Diese wissenschaftliche Arbeit untersucht die biblische Trauerbewältigung durch eine detaillierte Exegese von Johannes 11, der Erzählung von der Auferweckung des Lazarus. Der Fokus liegt auf den theologischen Implikationen dieser Perikope und deren Bedeutung im Kontext des Johannesevangeliums. Durch eine gründliche Analyse der Textabschnitte wird aufgezeigt, wie der Autor des Johannesevangeliums die Auferweckung des Lazarus als "Zeichen" verwendet, um tiefere Einsichten in die Themen Tod, Trauer und Trost zu vermitteln.
Die Arbeit betrachtet sowohl historische als auch symbolische Interpretationen der Erzählung und diskutiert deren Relevanz für die heutige christliche Trauerbewältigung. Praktische Konsequenzen für den Umgang mit Todesfällen und die Angst vor dem Tod werden ebenso thematisiert wie die tröstende Botschaft des christlichen Glaubens. Abschließend wird eine persönliche Stellungnahme zur Bedeutung der Auferweckung des Lazarus in der modernen Welt gegeben.
Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung
1.2 Stellenwert der Perikope im Kontext des Johannesevangeliums
1.3 Verfasserschaft des Johannesevangeliums
1.4 Abfassungsort und Zeit des Johannesevangeliums
2. Die Auferstehung des Lazarus als „Zeichen“ im Johannesevangelium
3. Gliederung der Lazarus-Perikope (Johannes 11)
4. Exegese
4.2 Exegese der Lazarus-Perikope: Vers 1 - 16
4.3 Exegese der Lazarus-Perikope: Vers 17-27
4.4 Exegese der Lazarus-Perikope: Vers 28-37
4.5 Exegese der Lazarus-Perikope: Vers 38 - 46
4.6 Exegese der Lazarus-Perikope: Vers 46 - 57
5. Die Erzählung als Geschehnis oder Symbol verstehen?
5.2 Die bleibende Schwierigkeit, an die Begebenheit des Lazarus zu glauben
6. Praktische Konsequenzen für die Bewältigung bei Todesfällen
7. Der Trost der christlichen Trauerbewältigung und die Angst vor dem Tod
7.2 Die Angst des modernen Menschen
7.3 Die christliche Botschaft und das Verhältnis zum Tod
8. Fazit zur christlichen Trauerbewältigung und persönliche Stellungnahme zur Auferweckung des Lazarus
Literaturverzeichnis
Abstract/EN
This scholarly work examines biblical grief management through a detailed exegesis of John 11, the story of the raising of Lazarus. The focus is on the theological implications of this pericope and its significance within the context of the Gospel of John. Through a thorough analysis of the text sections, it is demonstrated how the author of the Gospel of John uses the raising of Lazarus as a "sign" to convey deeper insights into the themes of death, mourning, and comfort. The paper considers both historical and symbolic interpretations of the narrative and discusses their relevance for contemporary Christian grief management. Practical consequences for dealing with bereavement and the fear of death are addressed, as well as the comforting message of the Christian faith. Finally, a personal statement on the significance of the raising of Lazarus in the modern world is given.
Abstract/DE
Diese wissenschaftliche Arbeit untersucht die biblische Trauerbewältigung durch eine detaillierte Exegese von Johannes 11, der Erzählung von der Auferweckung des Lazarus. Der Fokus liegt auf den theologischen Implikationen dieser Perikope und deren Bedeutung im Kontext des Johannesevangeliums. Durch eine gründliche Analyse der Textabschnitte wird aufgezeigt, wie der Autor des Johannesevangeliums die Auferweckung des Lazarus als „Zeichen“ verwendet, um tiefere Einsichten in die Themen Tod, Trauer und Trost zu vermitteln. Die Arbeit betrachtet sowohl historische als auch symbolische Interpretationen der Erzählung und diskutiert deren Relevanz für die heutige christliche Trauerbewältigung. Praktische Konsequenzen für den Umgang mit Todesfällen und die Angst vor dem Tod werden ebenso thematisiert wie die tröstende Botschaft des christlichen Glaubens. Abschließend wird eine persönliche Stellungnahme zur Bedeutung der Auferweckung des Lazarus in der modernen Welt gegeben.
1. Einleitung
Der Tod ist eine universelle menschliche Erfahrung, die sowohl philosophisch als auch theologisch tiefgreifende Fragen aufwirft. Wie in Kellehear (2007) beschrieben, ist der Tod nicht nur ein medizinisches oder biologisches Ereignis, sondern auch ein bedeutendes kulturelles und spirituelles Phänomen, das die Grundfragen der Existenz berührt. Diese Arbeit befasst sich mit der biblischen Geschichte der Auferstehung von Lazarus, wie sie im Johannesevangelium erzählt wird, und interpretiert sie als symbolische Darstellung der Überwindung des Todes durch göttliches Eingreifen.
Die Lazarus-Erzählung im Johannesevangelium (Joh 11:1-44) ist nicht nur eine Demonstration der Macht Jesu über den Tod, sondern auch ein zentraler theologischer Punkt, der die Vorstellung der Auferstehung und des ewigen Lebens veranschaulicht. Wie Bultmann (1951) argumentiert, symbolisiert die Geschichte nicht nur die physische Wiedererweckung, sondern auch die spirituelle Erneuerung, die durch den Glauben an Jesus erreicht wird.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Exegese der Lazarus-Perikope durchzuführen, ihre theologischen Implikationen zu diskutieren und ihre Relevanz für das zeitgenössische christliche Leben zu untersuchen. Darüber hinaus wird die Glaubwürdigkeit und Authentizität der Erzählung kritisch bewertet, wie es auch von Brown et al. (1978) empfohlen wird, die die Notwendigkeit einer sorgfältigen historisch-kritischen Analyse biblischer Texte betonen.
Abschließend werden Anwendungen der gewonnenen Erkenntnisse für den Alltag vorgeschlagen, einschließlich der Entwicklung von Bewältigungsstrategien im Umgang mit Tod und Trauer, angelehnt an die psychologischen Theorien von Kübler-Ross (1969) und Parkes (1972), die die Prozesse der Trauer und des Verlustes erforschen.
1.2 Stellenwert der Perikope im Kontext des Johannesevangeliums
Die Lazarus-Perikope im Johannesevangelium nimmt eine zentrale Stellung ein und dient als kritischer Wendepunkt innerhalb des narrativen Bogens dieses Evangeliums. Sie illustriert nicht nur die göttliche Autorität Jesu, sondern auch seine Macht über Leben und Tod, was essentiell für das Verständnis seiner messianischen Rolle ist. Das Johannesevangelium, das sich durch seine hohe Christologie auszeichnet, hebt in dieser Geschichte besonders die göttliche Natur Jesu hervor und unterstreicht sein Wirken als lebensspendende Kraft.
Kysar (2005) argumentiert, dass das Johannesevangelium dazu neigt, die Wunder Jesu als "Zeichen" darzustellen, die auf seine göttliche Mission hinweisen und die Zuschauer zur Glaubensannahme führen sollen. Im Fall von Lazarus ist das Wunder besonders signifikant, da es direkt zur Entscheidung der jüdischen Führer führt, Jesus zu töten, was den Weg zur Kreuzigung ebnet und somit die Passion Christi einleitet (John 11:53).
Dieses Kapitel markiert auch einen entscheidenden Moment in der Entwicklung des Glaubens der Jünger und der Menschen, die Zeugen seiner Taten wurden. Wie Moloney (1998) hervorhebt, ist die Lazarus-Geschichte ein dramatischer Aufruf zum Glauben, der durch das öffentliche und unbestreitbare Wunder der Auferweckung eines Toten die unvermeidliche Göttlichkeit Jesu offenbart.
Die Positionierung dieses Ereignisses im Evangelium zeigt auch die literarische Kunst des Autors des Johannesevangeliums. Durch die Platzierung direkt vor der Passionsgeschichte betont der Autor die Themen Opfer, Auferstehung und ewiges Leben, welche zentrale Säulen des christlichen Glaubens darstellen. Zudem wird der theologische Rahmen gesetzt, innerhalb dessen Jesus’ Tod und Auferstehung nicht nur als historisches Ereignis, sondern als transzendente Handlung der Erlösung verstanden werden.
1.3 Verfasserschaft des Johannesevangeliums
Die Zuweisung der Verfasserschaft des Johannesevangeliums ist ein Kernthema der neutestamentlichen Forschung. Traditionell wird das Evangelium dem Apostel Johannes zugeschrieben, einem der Zwölf Jünger Jesu. Diese Zuschreibung basiert teilweise auf den Berichten früher Kirchenväter wie Irenäus von Lyon, der behauptete, dass Johannes das Evangelium in Ephesus gegen Ende des ersten Jahrhunderts verfasste.
Moderne Forscher wie Charles Hill (2004) und Richard Bauckham (2015) haben jedoch argumentiert, dass das Johannesevangelium auf Zeugnissen eines Augenzeugen beruht, möglicherweise eines Jüngers, der nicht nur ein enger Vertrauter Jesu war, sondern auch eine zentrale Figur in der frühchristlichen Gemeinde. Der Text selbst legt nahe, dass der Autor direktes Wissen von den Ereignissen hatte, die er beschreibt, was durch wiederholte Verweise auf den "Jünger, den Jesus liebte", unterstrichen wird.
Die interne Evidenz des Textes, insbesondere die detaillierte Kenntnis von Orten und Bräuchen, unterstützt die Ansicht, dass der Verfasser ein Jude aus Palästina war. Darüber hinaus zeigen die theologischen Themen und der hohe Christologische Fokus des Johannesevangeliums, dass der Verfasser tief in der jüdisch-christlichen Theologie verwurzelt war. Diese Punkte werden von Martin Hengel (2000) betont, der die tiefgreifenden theologischen Einsichten und die präzise Sprache des Evangeliums hervorhebt.
Die kritische Forschung hat auch die Möglichkeit aufgezeigt, dass das Johannesevangelium das Ergebnis einer Gemeinschaftsarbeit sein könnte, wie von Raymond Brown (1997) vorgeschlagen. Diese Hypothese nimmt an, dass das Evangelium in einer "Johannesgemeinde" entstanden ist, die sich möglicherweise in oder um Ephesus befand. Diese Gemeinschaft könnte ihre mündlichen Traditionen und theologischen Überzeugungen in die Textgestaltung eingebracht haben, was die Einheitlichkeit und Tiefe des Evangeliums erklärt.
1.4 Abfassungsort und Zeit des Johannesevangeliums
Die Datierung und der Abfassungsort des Johannesevangeliums sind Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Debatten, die sowohl die literarische Analyse des Textes als auch sein historisches und kulturelles Umfeld betreffen. Basierend auf der Analyse der Textinhalte, der theologischen Themen und der sprachlichen Merkmale wird das Johannesevangelium üblicherweise auf das späte erste Jahrhundert datiert, wobei die meisten Gelehrten einen Zeitraum zwischen 85 und 95 n. Chr. annehmen.
Wie Benware (2020) anmerkt, gibt es bedeutende interne und externe Hinweise, die für eine späte Abfassung sprechen. Intern legt die ausgereifte Theologie, insbesondere die hohe Christologie und die differenzierte Darstellung von Jesu Natur und Mission, nahe, dass das Johannesevangelium in einer Zeit entstanden ist, in der die christliche Doktrin bereits eine signifikante Entwicklung durchlaufen hatte. Extern wird die späte Datierung durch das Zeugnis früher Kirchenväter gestützt, wie Irenäus, der in seinem Werk "Adversus Haereses" erwähnt, dass Johannes das Evangelium während seines Aufenthalts in Ephesus verfasst habe.
Der geografische und kulturelle Kontext, in dem das Johannesevangelium verfasst wurde, spielt eine entscheidende Rolle für das Verständnis seiner Botschaft und seiner theologischen Akzentsetzungen. Ephesus, als ein bedeutendes Zentrum des frühen Christentums und als Schnittpunkt wichtiger kultureller und handelspolitischer Routen, bot eine einzigartige Mischung aus jüdischen, griechischen und römischen Einflüssen. Diese multikulturelle Umgebung spiegelt sich in der Art und Weise wider, wie das Evangelium jüdische Feste und Bräuche erklärt, was darauf hindeutet, dass es teilweise für ein nicht-jüdisches oder gemischtjüdisches Publikum geschrieben wurde.
Zudem illustriert das Johannesevangelium eine tiefe Vertrautheit mit dem Jerusalemer Tempel und seinen Ritualen, was wiederum auf die Vertrautheit des Autors mit jüdischen Traditionen und Gebräuchen schließen lässt. Diese detaillierte Kenntnis unterstützt die Hypothese, dass der Autor ein Jude war, der in der israelischen Gesellschaft verwurzelt war, bevor er in die Diaspora ging. Diese Ansicht wird auch von der akademischen Forschung unterstützt, wie die Arbeiten von Martyn (1979) und Brown (1997) zeigen, die betonen, dass das Johannesevangelium sowohl eine interne Auseinandersetzung mit jüdischen Traditionen als auch eine Apologetik gegenüber der griechisch-römischen Welt darstellt.
2. Die Auferstehung des Lazarus als „Zeichen“ im Johannesevangelium
Die Lazarus-Perikope im Johannesevangelium steht paradigmatisch für das Konzept der „Zeichen“, das eine zentrale Rolle in der johanneischen Theologie spielt. Die Wunder Jesu, besonders die Auferstehung von Lazarus, werden nicht nur als übernatürliche Ereignisse dargestellt, sondern auch als symbolische Akte, die tiefere spirituelle Wahrheiten offenbaren und die göttliche Natur Jesu bezeugen.
Im Johannesevangelium werden die Wunder Jesu systematisch als „Zeichen“ (griechisch: onpsia) bezeichnet, was impliziert, dass diese Taten mehr als nur Wunder sind; sie sind symbolische Gesten, die auf die Identität und Mission Jesu als Messias und Gottes Sohn hinweisen. Schnelle (2004) erklärt, dass jedes Zeichen im Johannesevangelium sorgfältig ausgewählt und dargestellt wird, um die Zuschauer und Leser zum Glauben zu führen. Dies ist konsistent mit dem Zweck des Johannesevangeliums, wie in Johannes 20:31 ausgedrückt: "Aber diese sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen."
Die Auferweckung des Lazarus ist das siebte und letzte Zeichen im Johannesevangelium und dient als Höhepunkt der Wunder Jesu, was die narrative Entwicklung des Evangeliums zur Passion Christi hin verstärkt. Im Gegensatz zu den synoptischen Evangelien, die Jesu Wunder als Demonstrationen der göttlichen Macht (griechisch: öuvapi^) oder als Wunder (griechisch: T£pa<;) darstellen, betont Johannes die Bedeutung von „Zeichen“, die eine tiefere Offenbarung und eine eschatologische Dimension beinhalten.
Die Auferstehung von Lazarus wird daher nicht nur als physisches Wunder verstanden, sondern auch als ein Vorbote der eigenen Auferstehung Jesu und als eine Vorführung der Hoffnung, die Jesus allen Gläubigen bietet. Dies wird durch den Dialog zwischen Jesus und Martha, in dem Jesus sich als „die Auferstehung und das Leben“ offenbart, zusätzlich unterstrichen (Joh 11:25-26).
Wissenschaftler wie Barrett (1978) und Kostenberger (2004) haben unterschiedliche Interpretationen über die Implikationen dieses Zeichens angeboten. Während Barrett die Lazarus-Erzählung als eine literarische Konstruktion sieht, die darauf abzielt, die göttliche Autorität Jesu zu untermauern, betrachtet Kostenberger sie als eine historisch glaubwürdige Episode, die tief in der frühen christlichen Überzeugung verwurzelt ist, dass Jesus der Herr über Leben und Tod ist.
Die komplexe Symbolik und die eschatologische Ladung des Lazarus-Wunders regen zur weiteren Reflexion über Themen wie Tod, Auferstehung und ewiges Leben an, die zentral für das christliche Verständnis des Heils sind.
Die "Zeichen", die Jesus im Johannesevangelium vollbringt, haben weitreichende Auswirkungen sowohl auf die unmittelbaren Zeugen der Wunder als auch auf die theologische Botschaft, die sie transportieren. Insbesondere die Auferweckung des Lazarus in Johannes 11 stellt ein zentrales "Zeichen" dar, das tiefgreifende theologische und eschatologische Themen anspricht. Jedes der Zeichen im Johannesevangelium ist darauf ausgerichtet, die göttliche Natur Jesu Christi und seine Mission als Erlöser der Menschheit zu offenbaren. Die Zeichen dienen nicht nur als Beweise seiner Macht, sondern auch als Offenbarungen seines Wesens und Zwecks. Im Falle des Lazarus hebt das Zeichen die Macht Jesu über den Tod hervor und dient als Vorbote seiner eigenen Auferstehung, was die eschatologische Hoffnung auf das ewige Leben stärkt.
Die Auferstehung des Lazarus führt unmittelbar zu einer vertieften Glaubensannahme unter den Zuschauern, wie Joh 11:45 belegt: „Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus tat, glaubten an ihn.“ Diese Passage unterstreicht, wie die Zeichen dazu bestimmt sind, den Glauben zu stärken und die Zuschauer zur Annahme der göttlichen Botschaft zu bewegen. Die direkte Folge der Lazarus-Auferweckung ist jedoch nicht nur positiv. Sie intensiviert auch die Konflikte zwischen Jesus und den religiösen Autoritäten, die seine wachsende Popularität und seinen Einfluss als Bedrohung ihrer Macht sehen. Joh 11:53 notiert, dass von diesem Tag an die religiösen Führer planten, Jesus zu töten. Dies verdeutlicht, wie die Zeichen auch zu einer Eskalation der Spannungen führen können, die schließlich in der Passion Christi gipfeln. Moderne theologische Interpretationen betrachten die Zeichen im Johannesevangelium oft im Kontext der johanneischen Gemeinde, die möglicherweise mit besonderen Herausforderungen und Konflikten konfrontiert war. Theologen wie Raymond Brown und Rudolf Bultmann haben argumentiert, dass die Zeichen auch als symbolische Handlungen verstanden werden können, die auf tiefere spirituelle Wahrheiten hinweisen und nicht nur als wörtliche historische Ereignisse zu sehen sind.
Die Zeichen sollen somit nicht nur als übernatürliche Taten, sondern auch als spirituelle Lehren verstanden werden, die auf die Transformation der Glaubenden abzielen. Diese Perspektive betont die Funktion der Zeichen, eine tiefere Veränderung im Verständnis und in der Beziehung der Gläubigen zu Gott zu bewirken.
3. Gliederung der Lazarus-Perikope (Johannes 11)
Die Gliederung der Lazarus-Erzählung im 11. Kapitel des Johannesevangeliums ist entscheidend für das Verständnis ihrer strukturellen und theologischen Komplexität. Diese sorgfältige Einteilung der Verse hilft, die dramatische Entwicklung der Ereignisse und die daraus resultierenden theologischen Implikationen besser zu erfassen.
V. 1- 6: Vorstellung der Personen und der Notlage
In den ersten Versen wird die Bühne für das zentrale Wunder der Geschichte gesetzt. Lazarus, Bruder von Maria und Martha, wird als krank eingeführt. Diese Charaktereinführung ist entscheidend, da sie die persönlichen Beziehungen und Bindungen zwischen Jesus und dieser Familie betont. Es wird klargestellt, dass Jesus die Familie liebt, was die emotionale Tiefe des bevorstehenden Wunders unterstreicht. Die Verzögerung Jesu, trotz der Nachricht von der Krankheit des Lazarus, dient dazu, die göttliche Souveränität und das Timing in seiner Mission zu betonen. Dieser Abschnitt führt somit direkt in die Spannung der Erzählung ein und setzt den Rahmen für die bevorstehende Offenbarung der Herrlichkeit Gottes.
W. 7- 16: Dialog der Jünger und Aufbruch nach Bethanien
Diese Verse illustrieren die Unsicherheit und das Unverständnis der Jünger hinsichtlich der Entscheidungen Jesu. Ihre Bedenken und Ängste bezüglich der Rückkehr nach Judäa, wo zuvor Morddrohungen gegen Jesus laut wurden, werden offenbart. Jesu Antwort, die die Unvermeidlichkeit und Notwendigkeit seines Handelns betont, unterstreicht seine Entschlossenheit, den Willen des Vaters zu erfüllen. Diese Passage verdeutlicht die Spannungen und Herausforderungen, denen sich Jesus und seine Jünger gegenübersehen, und erhöht die Dramatik der Erzählung.
X. 17 - 27: Die Begegnung mit Marta und das Gespräch über die Auferstehung
In diesem Abschnitt wird die theologische Tiefe der Erzählung besonders deutlich. Die Begegnung zwischen Jesus und Marta enthält wichtige dialogische Elemente, in denen Marta ihre Hoffnung auf die Macht Jesu, sogar über den Tod hinaus, ausdrückt. Jesu Proklamation, "Ich bin die Auferstehung und das Leben", ist einer der zentralen christologischen Höhepunkte des Johannesevangeliums und stellt eine direkte Verbindung zwischen seinem Wesen und der eschatologischen Hoffnung her.
Y. 28 - 44: Die Auferstehungshandlung am Grab
Diese Verse bilden den Höhepunkt der Erzählung, in der Jesus Lazarus tatsächlich von den Toten auferweckt. Die Reaktionen der Anwesenden, von Staunen bis zum Glauben, spiegeln die Bandbreite menschlicher Antworten auf das göttliche Wirken wider. Die Auferstehung des Lazarus dient als ein kraftvolles Zeichen, das nicht nur die göttliche Macht Jesu bestätigt, sondern auch seine Mission und Botschaft bekräftigt.
Z. 45 - 57: Reaktion auf das Wunder und Konsequenzen
Nach der Auferstehung des Lazarus planen die religiösen Führer offen Jesu Tod. Diese Entwicklung zeigt die politischen und religiösen Konsequenzen der Wunder Jesu und führt direkt in die Ereignisse der Passion Christi über. Dieser Abschnitt schließt die Erzählung ab und verbindet sie mit den übergeordneten narrativen Strukturen des Johannesevangeliums.
4. Exegese
4.2 Exegese der Lazarus-Perikope: Vers 1 - 16
In den ersten Versen des 11. Kapitels des Johannesevangeliums wird die dramatische Szene der Krankheit des Lazarus eingeführt. Diese Verse legen nicht nur die Grundlage für das folgende Wunder, sondern bieten auch einen tiefen Einblick in die menschliche und göttliche Natur Jesu.
V1: Einleitende Kontextualisierung
„Es war aber ein Gewisser krank, Lazarus von Bethanien, aus dem Dorfe der Maria und ihrer Schwester Martha.“ Dieser Vers setzt die Bühne für die Erzählung, indem er die Schlüsselpersonen einführt und ihre Beziehung zueinander betont. Die Erwähnung von Maria, die den Herrn mit Salbe salbte, verweist auf ihre tiefe Frömmigkeit und die bereits bestehende Beziehung zu Jesus, was die emotionale Tiefe des nachfolgenden Wunders unterstreicht. Schnackenburg (1998) betont, dass solche Details im Johannesevangelium oft dazu dienen, die tiefere Bedeutung der Handlungen Jesu zu unterstreichen und die Charaktere als bedeutende Teilnehmer in der göttlichen Geschichte hervorzuheben.
„Da sandten die Schwestern zu ihm und ließen ihm sagen: ,Herr, siehe, der du lieb hast, ist krank.‘“ Dieser Vers illustriert die dringende Hoffnung, die Lazarus’ Schwestern in Jesus setzen. Ihre Formulierung „der du lieb hast“ betont die besondere Beziehung zwischen Jesus und Lazarus. Moloney (1998) interpretiert dies als Hinweis auf die emotionale Verbundenheit Jesu mit seiner Gemeinschaft, was seine menschliche Empathie und sein göttliches Eingreifen gleichermaßen motiviert.
„Als aber Jesus es hörte, sprach er: ,Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern um der Herrlichkeit Gottes willen, auf dass der Sohn Gottes durch sie verherrlicht werde.‘“ Dieser Vers ist zentral für das Verständnis der gesamten Perikope. Jesus deutet hier an, dass das bevorstehende Ereignis eine tiefere Bedeutung hat, die über den physischen Tod hinausgeht. Es geht um die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes und die Demonstration seiner Macht durch den Sohn. Kysar (2007) sieht darin eine Manifestation der johanneischen Theologie, die Jesus als das entscheidende Medium der göttlichen Offenbarung darstellt.
„Jesus aber liebte Martha und ihre Schwester und Lazarus. Als er nun hörte, dass er krank sei, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er war.“ Die scheinbare Verzögerung Jesu, trotz seiner Liebe zu Lazarus und seiner Familie, ist ein paradoxes Element, das viele Exegeten herausfordert. Brown (1997) argumentiert, dass diese Verzögerung Jesu Souveränität und göttlichen Plan betont, der über menschliche Erwartungen und Verständnisse hinausgeht. Sie dient dazu, die Glaubenskraft der beteiligten Personen und der Leserschaft zu prüfen und zu stärken.
Die Verse 7 bis 16 des elften Kapitels im Johannesevangelium dokumentieren die Reaktionen und Diskussionen unter den Jüngern sowie Jesu Entscheidung, trotz der Gefahren nach Judäa zurückzukehren. Diese Passage offenbart wichtige Aspekte von Jesu Mission und den Glauben seiner Jünger.
V7 - 8: Entscheidung zur Rückkehr nach Judäa
„Danach spricht er zu den Jüngern: ,Lasst uns wieder nach Judäa gehen.’ Die Jünger sagen zu ihm: ,Rabbi, eben suchten die Juden dich zu steinigen, und du gehst wieder dorthin?’“ Diese Verse zeigen die Sorge der Jünger um Jesus, die seine Sicherheit bedroht sehen. Die Rückkehr nach Judäa, wo zuvor ein Mordversuch an ihm stattgefunden hatte, verdeutlicht Jesu Entschlossenheit, seinen göttlichen Auftrag zu erfüllen, unabhängig von den Risiken. Klink (2016) hebt hervor, dass diese Entscheidung Jesu seine Bereitschaft zeigt, sich den Herausforderungen zu stellen, die seine Mission mit sich bringt, selbst wenn sie zu seinem Tod führen könnte.
Jesus antwortet: „Sind des Tages nicht zwölf Stunden? Wenn jemand am Tage wandelt, stößt er nicht an, weil er das Licht dieser Welt sieht.“ Diese Metapher unterstreicht die göttliche Bestimmung und Zeitlichkeit von Jesu Wirken. Die Tageslichtmetapher kann als Symbol für göttliche Führung und Schutz gesehen werden. Jesus impliziert, dass seine Handlungen innerhalb des göttlichen Zeitplans liegen und daher unantastbar sind, solange er im ,Licht‘, also im Einklang mit Gottes Willen, handelt. Moloney (1998) interpretiert diese Aussage als eine Bekräftigung, dass Jesu Handlungen von göttlicher Autorität geleitet sind und dass seine Jünger darauf vertrauen sollten.
„Unser Freund Lazarus schläft, aber ich gehe hin, um ihn aus dem Schlaf zu wecken. [...] Lazarus ist gestorben.“ Die Verwendung der Schlafmetapher für den Tod und Jesu anschließende Klärung, dass Lazarus tatsächlich gestorben ist, unterstreichen seine Intention, ein Wunder zu vollbringen, das den Glauben seiner Jünger stärken wird. Diese Passage verdeutlicht auch, dass Jesus übernatürliches Wissen besitzt, das über menschliche Wahrnehmungen hinausgeht. Kostenberger (2004) sieht hierin eine Vorbereitung der Jünger auf das Wunder der Auferweckung und eine Stärkung ihres Verständnisses von Leben und Tod aus einer göttlichen Perspektive.
„Und ich bin froh um euretwillen, dass ich nicht dort war, damit ihr glaubt; aber lasst uns zu ihm gehen.“ Dies zeigt, dass das kommende Wunder als eine Lektion im Glauben gedacht ist. Die Zustimmung von Thomas, „Lasst uns auch gehen, damit wir mit ihm sterben“, zeigt einerseits Verzweiflung, aber auch eine tiefere Treue zu Jesus, die selbst den Tod einschließt. Diese komplexe emotionale Reaktion der Jünger verdeutlicht ihre menschliche Fragilität und ihren wachsenden Glauben.
Die ersten sechzehn Verse des 11. Kapitels des Johannesevangeliums bieten eine reichhaltige Grundlage für vielfältige theologische Diskussionen. Diese Diskussionen umfassen verschiedene theologische Elemente und ihre unterschiedlichen Interpretationen, die tiefere Einblicke in die göttliche und menschliche Natur Jesu, die Rolle des Glaubens, die Vorstellung von göttlichem Plan und Vorsehung sowie die eschatologischen Implikationen des Wunders bieten.
Bereits in den einleitenden Versen wird die enge Beziehung zwischen Jesus und Lazarus sowie dessen Schwestern Maria und Martha betont. Diese Beziehung zeigt sowohl die menschliche Seite Jesu in seiner Empathie und Liebe als auch seine göttliche Seite in der Absicht, Gottes Herrlichkeit durch das bevorstehende Wunder zu offenbaren. Traditionelle Sichtweisen erkennen in der Verzögerung Jesu nicht einen Mangel an Mitgefühl, sondern einen bewussten göttlichen Plan, der die Auferweckung des Lazarus als Zeichen für die göttliche Macht Jesu und seine Rolle als Sohn Gottes darstellt (Brown, 1997). Moderne christologische Perspektiven heben die emotionale Verbundenheit Jesu hervor, betonen aber auch die Notwendigkeit, das menschliche Leiden im Kontext göttlicher Ziele zu verstehen (Moloney, 1998).
Die Bitte der Schwestern und Jesu Reaktion darauf heben die Bedeutung des Glaubens hervor. Jesu Ankündigung, dass die Krankheit nicht zum Tod, sondern zur Verherrlichung Gottes sei, stellt den Glauben als zentralen Faktor dar. Die Verzögerung und das darauffolgende Wunder dienen als Mittel, um den Glauben der Jünger und der Familie von Lazarus zu stärken. Diese Sicht betont, dass wahre Gläubige Vertrauen in Gottes Zeitplan haben müssen (Kostenberger, 2004). Jesu Handeln wird auch als Hinweis auf die zukünftige Auferstehung aller Gläubigen interpretiert. Die Auferweckung des Lazarus fungiert als Vorzeichen für die endgültige Überwindung des Todes (Kysar, 2007).
Jesu Entscheidung, trotz der Gefahr nach Judäa zurückzukehren, und seine bewusste Verzögerung trotz der dringenden Bitte um Hilfe, reflektieren das Konzept eines göttlichen Plans, der oft über das unmittelbare Verständnis der Menschen hinausgeht. Diese Sichtweise betont, dass Gottes Pläne und Zeitrahmen unantastbar und perfekt sind, auch wenn sie den menschlichen Erwartungen widersprechen (Brown, 1997). Die Verzögerung wird auch als lehrreiche Erfahrung für die Jünger interpretiert, um ihren Glauben und ihr Verständnis für die göttliche Mission Jesu zu vertiefen (Moloney, 1998).
Die gesamte Szene, insbesondere Jesu Aussage, dass die Krankheit nicht zum Tod, sondern zur Verherrlichung Gottes sei, hat tiefgreifende eschatologische Bedeutungen. Sie weist auf die endgültige Auferstehung und das ewige Leben hin, die im Zentrum der christlichen Hoffnung stehen. Die Geschichte von Lazarus wird als präfigurative Handlung betrachtet, die Jesu eigene Auferstehung und die allgemeine Auferstehung der Toten ankündigt (Kysar, 2007). Diese Sichtweise betont, dass das Wunder nicht nur ein einmaliges Ereignis ist, sondern eine tiefe theologische Botschaft enthält, die die Hoffnung auf das ewige Leben und die Überwindung des Todes durch Christus unterstreicht (Schnackenburg, 1998).
Die Exegese der ersten sechzehn Verse der Lazarus-Perikope im Johannesevangelium zeigt eine Vielzahl theologischer Elemente, die unterschiedliche Interpretationen ermöglichen. Die Menschlichkeit und Göttlichkeit Jesu, die Rolle des Glaubens, das Konzept des göttlichen Plans und die eschatologischen Implikationen sind tief miteinander verwoben und bieten reiche Einsichten in die johanneische Theologie. Diese Passage ermutigt die Gläubigen, ihre Perspektive zu erweitern und die tieferen Bedeutungen hinter Jesu Handlungen zu erfassen, was sowohl ihren Glauben stärkt als auch ihr Verständnis der christlichen Lehren vertieft.
4.3 Exegese der Lazarus-Perikope: Vers 17-27
Die Verse 17 bis 27 des Johannesevangeliums beschreiben die tiefgreifende Begegnung zwischen Jesus und Martha nach der Ankunft Jesu in Bethanien. Diese Passage ist zentral für das Verständnis von Jesu Macht über den Tod und seine Rolle als Quelle des ewigen Lebens.
V17-20: Ankunft in Bethanien
Als Jesus in Bethanien ankommt, wird offenbart, dass Lazarus bereits vier Tage im Grab liegt. Diese Information ist signifikant, da sie die jüdische Überzeugung widerspiegelt, dass die Seele bis zu drei Tage nach dem Tod bei dem Körper bleibt; am vierten Tag wird der Tod als endgültig betrachtet. Die spezifische Erwähnung der vier Tage unterstreicht daher die Unumkehrbarkeit von Lazarus' Zustand und setzt die Bühne für das außergewöhnliche Wunder, das folgen wird. Moloney (1998) betont, dass die vier Tage auch die Trennung von menschlicher Hoffnung und göttlicher Intervention symbolisieren.
Martha kommt Jesus entgegen, während Maria zuhause bleibt, was ihre aktive Natur reflektiert, die bereits in anderen Teilen des Neuen Testaments erwähnt wird. Dieses Handeln verdeutlicht ihre Rolle als Vermittlerin, die sowohl tiefe Trauer als auch einen Rest von Hoffnung hegt.
V21-22: Das Gespräch zwischen Martha und Jesus
Martha spricht zu Jesus: „Herr, wenn du hier gewesen wärest, wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Was du von Gott erbittest, wird Gott dir geben.“ Dieser Austausch ist von entscheidender Bedeutung, da er Marthas Glauben und ihr Verständnis von Jesu Beziehung zu Gott offenbart. Ihre Worte zeigen eine Mischung aus Verzweiflung und Glauben - eine Anerkennung von Jesu Macht und eine subtile Bitte um göttliches Eingreifen. Kysar (2007) interpretiert dies als eine Demonstration des dynamischen Glaubens, der trotz tiefer Trauer Jesu göttliche Fähigkeit anerkennt, selbst in scheinbar ausweglosen Situationen zu wirken.
Jesus antwortet: „Dein Bruder wird auferstehen.“ Martha bekennt daraufhin ihren Glauben an die allgemeine Auferstehung am letzten Tag, woraufhin Jesus eine seiner zentralen theologischen Aussagen macht: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt; und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben. Glaubst du das?“ Diese Verse sind fundamental für das christliche Verständnis von Auferstehung und ewigem Leben. Sie betonen, dass der Glaube an Jesus nicht nur zukünftige Hoffnung, sondern bereits gegenwärtige Realität ist. Brown (1997) sieht in dieser Passage eine explizite Verbindung zwischen Jesu Identität und seiner Macht über den Tod, die das zentrale Thema der göttlichen Überwindung des Todes und der Verheißung des ewigen Lebens hervorhebt.
Marthas Antwort, „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll“, bekräftigt ihren Glauben und bestätigt Jesu messianische Identität. Diese Erklärung dient nicht nur als persönliches Glaubensbekenntnis, sondern auch als theologischer Höhepunkt der gesamten Perikope, der die göttliche Autorität Jesu und die Hoffnung der Auferstehung zusammenführt.
4.4 Exegese der Lazarus-Perikope: Vers 28-37
Die Verse 28 bis 37 des Johannesevangeliums schildern die ergreifende Begegnung zwischen Jesus und Maria, der Schwester des Lazarus. Diese Szene verdeutlicht nicht nur die menschliche Emotionalität Jesu, sondern auch seine tiefe Verbundenheit mit den Trauernden, was zu einem zentralen Punkt seiner göttlichen Offenbarung wird.
Maria wird von Martha informiert, dass Jesus sie ruft. Diese Einladung und Marias unmittelbare Reaktion, sich zu Jesus zu begeben, spiegeln ihre tiefe Verbindung und ihr Vertrauen in ihn wider. Diese Sequenz zeigt auch den Kontrast zwischen Martha und Maria in ihrer Art der Trauer und Interaktion mit Jesus, der oft in theologischen Diskursen zur Rolle von Frauen im frühen Christentum untersucht wird (Osiek, 2005).
Als Maria zu Jesus kommt, fällt sie ihm zu Füßen und wiederholt die Worte ihrer Schwester: „Herr, wenn du hier gewesen wärest, wäre mein Bruder nicht gestorben.“ Diese Wiederholung unterstreicht die menschliche Verzweiflung und die Hoffnung, die beide Schwestern in Jesus setzen. Ihre Reaktion ruft eine tief emotionale Reaktion bei Jesus hervor, was in den folgenden Versen beschrieben wird. Kostenberger (2004) merkt an, dass diese emotionale Darstellung Jesu seine Mitfühlende Natur hervorhebt und ihn als empathisches Wesen zeigt, das vollständig in die menschlichen Erfahrungen von Leid und Tod involviert ist.
„Als Jesus sie weinen sah und die Juden, die mit ihr kamen, ebenfalls weinen sah, wurde er im Geist erregt und erschüttert.“ Diese Verse sind bemerkenswert, da sie die tiefen Emotionen Jesu offenlegen. Seine Trauer und sein Mitgefühl sind einzigartig im Kontext der Evangelien und bieten einen Einblick in seine Menschlichkeit. „Jesus weinte“ ist einer der kürzesten, doch ausdrucksstärksten Verse der Bibel, der oft zitiert wird, um die vollständige Menschwerdung Jesu zu betonen. Schnackenburg (1998) interpretiert diese Tränen als Ausdruck tiefen Mitgefühls und als theologisches Statement zur Bedeutung von Empathie und Mitgefühl in der christlichen Ethik.
Die Umstehenden bemerken: „Siehe, wie lieb er ihn hatte!“ Während einige durch Jesu Tränen überzeugt werden von seiner Liebe zu Lazarus, zweifeln andere und fragen: „Könnte nicht dieser, der die Augen des Blinden geöffnet hat, auch bewirken, dass dieser nicht stirbt?“ Diese geteilten Reaktionen illustrieren die Spannungen und Herausforderungen, denen Jesus in seinem öffentlichen Wirken begegnet. Sie reflektieren auch die breite Palette menschlicher Antworten auf göttliche Offenbarungen, von Glauben bis Skepsis, die die komplexe Dynamik zwischen Wundern und Glauben im Johannesevangelium darstellen (Martyn, 2003).
Die Exegese der Verse 17 bis 27 und 28 bis 37 des Johannesevangeliums bringt mehrere bedeutende theologische Elemente zur Sprache, die sich auf die Natur Jesu, die Rolle des Glaubens, die menschliche Reaktion auf göttliche Offenbarungen und die Vorstellung von göttlichem Mitgefühl konzentrieren.
Ein zentraler theologischer Aspekt dieser Perikope ist die Demonstration von Jesu Macht über den Tod und seine Identität als Quelle des ewigen Lebens. In seiner Aussage „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ (Johannes 11:25) stellt Jesus klar, dass er nicht nur der Bringer des Lebens ist, sondern dass er selbst das Leben und die Auferstehung verkörpert. Diese Aussage hat weitreichende eschatologische Implikationen, da sie den Glauben an ein zukünftiges Leben nach dem Tod bestätigt und den gegenwärtigen Glauben der Gläubigen stärkt. Brown (1997) betont, dass diese Passage eine direkte Verbindung zwischen Jesu Identität und seiner Fähigkeit, den Tod zu überwinden, herstellt, was die christliche Theologie von der Auferstehung und dem ewigen Leben fundamentiert.
Ein weiteres wichtiges Element ist die Rolle des Glaubens, die in Marthas Gespräch mit Jesus deutlich wird. Ihr Glaube an die Auferstehung am letzten Tag und ihr Bekenntnis, dass Jesus der Christus, der Sohn Gottes ist, unterstreichen die Bedeutung des Glaubens als Voraussetzung für das Erleben göttlicher Macht. Kysar (2007) interpretiert Marthas Glaube als dynamisch und tief verwurzelt, trotz ihrer Trauer und Verzweiflung, was zeigt, dass echter Glaube sich inmitten von Schmerz und Ungewissheit behauptet.
Die menschliche Seite Jesu wird in der Begegnung mit Maria besonders hervorgehoben. Jesus' Tränen und seine emotionale Reaktion auf den Tod seines Freundes Lazarus und die Trauer der Schwestern zeigen seine tiefe menschliche Empathie. Schnackenburg (1998) sieht in Jesu Tränen ein starkes theologisches Statement zur Bedeutung von Mitgefühl und menschlicher Verbundenheit im Christentum. Diese Darstellung Jesu als mitfühlender und empathischer Heiland ist zentral für das Verständnis seiner Menschwerdung und seiner Rolle als Vermittler zwischen Gott und den Menschen.
Die geteilten Reaktionen der Umstehenden auf Jesu Handlungen spiegeln die Spannungen wider, die oft mit göttlichen Wundern einhergehen. Während einige durch das Wunder an Lazarus zum Glauben bewegt werden, bleiben andere skeptisch und zweifelnd. Martyn (2003) betont, dass diese geteilten Reaktionen die komplexe Dynamik zwischen Wundern und Glauben im Johannesevangelium illustrieren und die verschiedenen Wege zeigen, wie Menschen auf göttliche Offenbarungen reagieren können.
Insgesamt zeigt die Exegese dieser Verse, wie tief und vielschichtig die theologische Bedeutung der Lazarus-Perikope ist. Die Natur Jesu, die Rolle des Glaubens, die menschliche Reaktion auf göttliche Offenbarungen und das göttliche Mitgefühl sind zentrale Themen, die diese Passage zu einer der bedeutendsten und meistdiskutierten im Johannesevangelium machen. Die vielfältigen Interpretationen dieser theologischen Elemente bieten einen reichen Einblick in die johanneische Theologie und vertiefen das Verständnis der christlichen Lehren.
4.5 Exegese der Lazarus-Perikope: Vers 38 - 46
Die Verse 38 bis 46 des Johannesevangeliums schildern die Auferweckung des Lazarus, ein zentrales Wunder, das nicht nur Jesu göttliche Macht über den Tod demonstriert, sondern auch die tiefen theologischen und eschatologischen Bedeutungen dieses Ereignisses verdeutlicht.
„Jesus nun, wieder im Geist erregt, kommt zum Grab. Es war aber eine Höhle, und ein Stein lag davor.“ Dieser Vers setzt die emotionale Intensität der Szene fort und hebt Jesu menschliche Anteilnahme sowie göttliche Autorität hervor. Die Beschreibung des Grabes als Höhle mit einem Stein davor erinnert an die eigene bevorstehende Bestattung Jesu und verbindet die Lazarus-Geschichte mit der späteren Passion und Auferstehung Christi. Brown (1997) deutet an, dass diese Parallelen dazu dienen, die Leser auf die Bedeutung von Jesu Tod und Auferstehung vorzubereiten.
„Nehmt den Stein weg“, sagt Jesus. Martha, die Schwester des Verstorbenen, zeigt Bedenken wegen des Geruchs, denn Lazarus war bereits vier Tage tot. Jesu Antwort, „Habe ich dir nicht gesagt, dass du die Herrlichkeit Gottes sehen wirst, wenn du glaubst?“, betont die Notwendigkeit des Glaubens für die Wahrnehmung göttlicher Wunder. Kostenberger (2004) merkt an, dass diese Interaktion die Spannung zwischen menschlichem Zweifel und göttlicher Verheißung thematisiert und die Zuschauer sowie die Leser auffordert, über die Grenzen des Sichtbaren hinauszusehen.
Nachdem der Stein weggerollt wurde, blickt Jesus zum Himmel und betet, dankt seinem Vater dafür, dass er ihn gehört hat. Diese öffentliche Demonstration des Gebets dient nicht nur als Bestätigung der göttlichen Zustimmung zu Jesu Handlungen, sondern auch als Modell für die Glaubensgemeinschaft, wie sie in Verbindung mit dem Göttlichen treten können. Moloney (1998) interpretiert dieses Gebet als eine strategische Offenlegung der engen Beziehung zwischen Jesus und dem Vater, die den Glauben der Umstehenden stärken soll.
Als Jesus laut ruft: „Lazarus, komm heraus!“, verlässt der Verstorbene das Grab, gebunden in Leinentücher. Diese dramatische Szene ist der Höhepunkt des Wunders und veranschaulicht die Macht Jesu über den Tod. Kysar (2007) betont, dass die physische Rückkehr des Lazarus aus dem Tod ein starkes Zeichen für die eschatologische Botschaft des Johannesevangeliums ist, die die Überwindung des Todes und die Verheißung des ewigen Lebens betont.
Einige der Anwesenden glauben aufgrund des Wunders an Jesus, während andere zu den Pharisäern gehen und berichten, was geschehen ist. Diese gespaltenen Reaktionen beleuchten die tiefgreifenden sozialen und religiösen Implikationen von Jesu Wundern. Schnackenburg (1998) sieht in der gemischten Reaktion eine Vorschau auf die kommenden Konflikte in der Passionsgeschichte, die zeigen, wie göttliche Offenbarung sowohl Glauben als auch Ablehnung hervorrufen kann.
Die Exegese der Lazarus-Perikope (Johannes 11:38-46) eröffnet eine Vielzahl theologischer Diskurse, die verschiedene Aspekte der christlichen Lehre und Praxis beleuchten. Diese Diskussion wird durch die Betrachtung mehrerer theologischer Elemente und deren unterschiedliche Interpretationen vertieft.
Ein zentrales Thema dieser Perikope ist die Dualität der menschlichen und göttlichen Natur Jesu. In Vers 38 wird die emotionale Erregung Jesu beschrieben, was auf seine tiefe menschliche Empathie und Trauer hinweist. Gleichzeitig zeigt die Auferweckung des Lazarus seine göttliche Macht über den Tod. Die theologische Debatte dreht sich hier um die Frage, wie diese beiden Naturen Jesu in Einklang gebracht werden können. Die traditionelle christliche Sicht sieht in der Auferweckung eine Bestätigung der christologischen Lehre von den zwei Naturen Christi - voll menschlich und voll göttlich, wie es im Chalcedonischen Glaubensbekenntnis von 451 n. Chr. formuliert ist. Diese Lehre betont, dass Jesus Christus vollständig Gott und vollständig Mensch ist, ohne Vermischung oder Veränderung der beiden Naturen.
Moderne christologische Ansätze hingegen betonen oft die Bedeutung von Jesu Menschlichkeit, um seine Solidarität mit dem menschlichen Leiden hervorzuheben. Autoren wie Brown (1997) und Moloney (1998) argumentieren, dass Jesu Tränen und seine emotionale Reaktion auf den Tod von Lazarus ein tiefes Mitgefühl und eine authentische menschliche Erfahrung zeigen, die für die Gläubigen von großer Bedeutung ist. Diese Sichtweise erkennt jedoch gleichzeitig die göttliche Autorität Jesu an, die in der Macht, Lazarus von den Toten zu erwecken, klar zum Ausdruck kommt.
Der Dialog zwischen Jesus und Martha (Vers 39-40) hebt die zentrale Rolle des Glaubens hervor. Jesu Aufforderung, den Stein wegzunehmen, trotz Marthas Bedenken wegen des Verwesungsgeruchs, dient als Metapher für den Glauben, der über das Sichtbare hinausgeht. In diesem Kontext wird der Glaube als aktive Handlung verstanden, die Vertrauen in Gottes Macht und Verheißungen fordert (Kostenberger, 2004). Dieser Glaube wird nicht nur als intellektuelles Bekenntnis, sondern als Handlungsaufforderung gesehen, die das Vertrauen auf das Übernatürliche über die sichtbare Realität stellt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der eschatologische Glaube. Der Glaube an die Auferstehung und das ewige Leben wird als zentraler Aspekt des christlichen Glaubens betont, wobei die Auferweckung des Lazarus eine Vorschau auf die allgemeine Auferstehung am Ende der Zeiten darstellt (Kysar, 2007). Diese eschatologische Perspektive verleiht der Geschichte eine tiefere Bedeutung, da sie nicht nur ein einmaliges Wunder, sondern ein Symbol für die zukünftige Hoffnung der Gläubigen darstellt.
Jesu öffentliches Gebet (Vers 41-42) und die Auferweckung des Lazarus stellen die Frage nach der Beziehung zwischen Wunder und Glauben. Die Wunder Jesu werden oft als Bestätigung seines göttlichen Auftrags gesehen und sollen den Glauben der Zeugen stärken. Moloney (1998) interpretiert die Wundertaten Jesu als Mittel zur Stärkung des Glaubens der Umstehenden, wobei das Wunder nicht nur als physisches Ereignis, sondern als Zeichen göttlicher Macht verstanden wird. Diese Wunder dienen nicht nur dazu, die unmittelbaren Bedürfnisse zu erfüllen, sondern haben eine tiefere spirituelle und theologische Bedeutung.
Einige Theologen sehen in den Wundern Jesu, insbesondere in der Auferweckung des Lazarus, eine tiefere theologische Offenbarung, die über das bloße Ereignis hinausgeht und die eschatologische Hoffnung der Christen unterstreicht (Schnackenburg, 1998). Diese Offenbarung ist ein wesentliches Element der christlichen Theologie, da sie die zukünftige Erlösung und das ewige Leben in Christus vorwegnimmt und damit den Gläubigen eine feste Grundlage für ihren Glauben und ihre Hoffnung gibt.
Die Auferweckung des Lazarus hat somit eine starke eschatologische Dimension. Sie verweist auf die endgültige Überwindung des Todes und die Verheißung des ewigen Lebens, die zentral in der christlichen Theologie verankert ist. Die Lazarus-Perikope wird als präfigurativer Akt gesehen, der die zukünftige Auferstehung Jesu und die allgemeine Auferstehung der Toten vorwegnimmt (Kysar, 2007). Diese eschatologische Hoffnung betont die Hoffnung auf das ewige Leben und die endgültige Besiegung des Todes durch Christus, was den Gläubigen Trost und Zuversicht gibt (Brown, 1997).
In der theologischen Diskussion wird auch die Bedeutung von Jesu Menschlichkeit und Mitgefühl hervorgehoben. Die Szene, in der Jesus weint, zeigt seine tiefe emotionale Verbindung zu den Menschen und seine Fähigkeit, echtes Mitgefühl und Trauer zu empfinden. Schnackenburg (1998) interpretiert diese Tränen als Ausdruck tiefen Mitgefühls und als theologisches Statement zur Bedeutung von Empathie und Mitgefühl in der christlichen Ethik.
Diese Darstellung Jesu als mitfühlender und empathischer Heiland ist zentral für das Verständnis seiner Menschwerdung und seiner Rolle als Vermittler zwischen Gott und den Menschen.
Die geteilten Reaktionen der Umstehenden auf Jesu Handlungen spiegeln die Spannungen wider, die oft mit göttlichen Wundern einhergehen. Während einige durch das Wunder an Lazarus zum Glauben bewegt werden, bleiben andere skeptisch und zweifelnd. Martyn (2003) betont, dass diese geteilten Reaktionen die komplexe Dynamik zwischen Wundern und Glauben im Johannesevangelium illustrieren und die verschiedenen Wege zeigen, wie Menschen auf göttliche Offenbarungen reagieren können.
Insgesamt zeigt die Exegese dieser Verse, wie tief und vielschichtig die theologische Bedeutung der Lazarus-Perikope ist. Die Natur Jesu, die Rolle des Glaubens, die menschliche Reaktion auf göttliche Offenbarungen und das göttliche Mitgefühl sind zentrale Themen, die diese Passage zu einer der bedeutendsten und meistdiskutierten im Johannesevangelium machen. Die vielfältigen Interpretationen dieser theologischen Elemente bieten einen reichen Einblick in die johanneische Theologie und vertiefen das Verständnis der christlichen Lehren. Diese Passage ermutigt die Gläubigen, ihre Perspektive zu erweitern und die tieferen Bedeutungen hinter Jesu Handlungen zu erfassen, was sowohl ihren Glauben stärkt als auch ihr Verständnis der christlichen Lehren vertieft.
4.6 Exegese der Lazarus-Perikope: Vers 46 - 57
Die Verse 46 bis 57 des Johannesevangeliums beschließen die Lazarus-Erzählung und zeigen die unmittelbaren Folgen des Wunders auf. Diese Passage verdeutlicht die tiefgreifenden religiösen und politischen Spannungen, die durch Jesu Handlungen hervorgerufen wurden, und leitet über zur finalen Phase seines Wirkens und zur Passion.
Der abschließende Abschnitt von Kapitel 11 behandelt die Reaktion des Hohen Rates und der Pharisäer, die beschließen, Jesus zu töten, was den Beginn der Passionsgeschichte einleitet. Vers 47 berichtet von einer Versammlung der Pharisäer und der Hohenpriester. Im Gegensatz zu Markus 14,1 werden die Schriftgelehrten hier nicht namentlich genannt, sondern die Pharisäer führen den Widerstand an. Diese Perspektive wird bei Johannes konsequent beibehalten, wodurch die Pharisäer auch während der Passion als Hauptverantwortliche gelten (Johannes 18,3). Nur bei Matthäus ist die Verbindung zwischen der Passion Jesu und den Pharisäern ähnlich präsent wie bei Johannes (Matthäus 21,62). Der Hohe Rat bestand aus 70 führenden Priestern, hauptsächlich den pharisäischen rabbinischen Schriftgelehrten. Der Hohepriester hatte eine besondere Position innerhalb dieser Struktur und konnte bei Unstimmigkeiten als 71. Person die Abstimmung entscheidend beeinflussen. Die Pharisäer allein bildeten jedoch nicht den gesamten Hohen Rat, sondern er bestand aus verschiedenen Fraktionen (Borchert 1996: 364). Eine bedeutende Gruppe, die historisch die Mehrheit im Synedrium darstellte, waren die Sadduzäer (wie bereits erwähnt). Aus den Schriften des Flavius Josephus lässt sich nur wenig über die Sadduzäer ableiten. Obwohl die Quellenanalyse Schwierigkeiten bereitet, ist anzunehmen, dass sie ähnlich wie die Pharisäer einen eigenen Standpunkt vertraten und eng mit dem Priestertum verbunden waren. Ob die "Priesteraristokratie" hauptsächlich aus Sadduzäern bestand oder diese nur eine Nähe zum Priestertum hatten, bleibt ungewiss. In Vers 47 werden sie zusammen mit den Pharisäern erwähnt und nicht als eigenständige Gruppe genannt. An dieser Stelle stellt sich die Frage: Warum erregte das Wirken Jesu so viel Aufmerksamkeit? Die Antwort liegt vermutlich in der außergewöhnlichen Wirkung, die Jesu Handeln hatte. Seine Wunder bewegten die Menschen zu öffentlichen Gruppenbildungen und hatten das Potenzial, zu einer gefährlichen Massenbewegung zu werden. Die Tatsache, dass Jesus viele "Zeichen" vollbrachte, wird hierbei nicht bestritten. Gleichzeitig wuchs jedoch auch die Gruppe der Verwirrten und Unentschlossenen. Somit herrschte in Jerusalem und Umgebung mehr oder weniger Chaos. Solche Massenbewegungen hatten auch immer politische Auswirkungen, da sie die Aufmerksamkeit der Römer auf sich zogen und möglicherweise zu deren Intervention provozierten. Die Erwähnung der Römer dürfte eher ein vorgeschobenes Motiv als eine tatsächliche Sorge darstellen. Klaus Wengst geht davon aus, dass Pharisäer und Römer an dieser Stelle die gleichen Interessen verfolgten: die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung. Der eigentliche Antrieb des Hohen Rates war jedoch die Sicherung ihrer eigenen Position und Macht, nicht die Furcht vor einem römischen Eingreifen (Wengst 2019: 39).
Die Unterscheidung zwischen "Nation" und "Stadt" erscheint auf den ersten Blick sinnlos. Wahrscheinlich steht die "Stadt" symbolisch für Jerusalem - und damit auch für den Tempel. Die Sorge, dass den Priestern der Tempel entzogen werden könnte, ist nachvollziehbar. Ein weiteres Argument könnte die Bewahrung des jüdischen Glaubens sein, da der Glaube an Jesus als Apostasie angesehen wurde (Elowsky 2007: 33). Dem widerspricht der Verfasser des Johannesevangeliums bewusst, indem er ein negatives Bild des Hohen Rates zeichnet. Daher erscheint es wahrscheinlicher, dass die Priester Angst vor einem möglichen Machtverlust hatten.
Einige Zeugen des Wunders gehen zu den Pharisäern und berichten, was Jesus getan hat. Diese Reaktion löst eine Versammlung des Sanhedrins aus, der höchsten jüdischen religiösen und politischen Autorität. Die Pharisäer fürchten, dass Jesu wachsende Popularität die römische Besatzungsmacht provozieren könnte, was zu Repressionen gegen das jüdische Volk führen könnte. Martyn (2003) weist darauf hin, dass diese politische Dimension der
Lazarus-Erzählung zeigt, wie religiöse Wunder und politische Realitäten im römisch besetzten Judäa miteinander verflochten waren.
Kaiphas, der Hohepriester jenes Jahres, schlägt vor, dass es besser sei, einen Mann sterben zu lassen für das Volk, als dass die ganze Nation zugrunde geht. Dieser pragmatische Ansatz zur "Rettung" des Volkes zeigt, wie die religiösen Führer bereit waren, moralische und ethische Grundsätze zu opfern, um politische Stabilität zu wahren. Kysar (2007) interpretiert Kaiphas' Aussage als eine ironische prophetische Äußerung, die im Johannesevangelium die theologische Bedeutung von Jesu Tod als Erlösung für die Menschheit vorwegnimmt.
Das Amt des Hohepriesters wurde erblich übertragen und geht auf Aaron zurück, und umfasste die Verantwortung für den Umgang mit dem Heiligtum und das gesamte Priestertum (Numeri 18,1). Unter der Herrschaft des Herodes des Großen wurde das Amt jedoch durch die römischen Statthalter an Mitglieder der Sadduzäer vergeben, was ihre Amtszeit stark verkürzte. Zwischen 37 v. Chr. und 70 n. Chr. übten insgesamt 28 verschiedene Hohepriester dieses Amt aus. Besonders hervorzuheben ist dabei Kaiphas der eine bemerkenswert lange Amtszeit von 19 Jahren hatte. Dies lässt darauf schließen, dass Kaiphas sowohl intern als auch extern geschickt agiert haben muss und besonders auf römische Einflüsse reagieren konnte. Die Verbindung zwischen Kaiphas und Pontius Pilatus zeigt sich unter anderem daran, dass beide zur gleichen Zeit durch den Legaten Lucius Vitellius im Jahr 36 n. Chr. abberufen wurden (Metzner 2010: 17). Mit diesen Hintergrundinformationen wird die Bedeutung der Aussage, dass Kaiphas "Hoherpriester jenes Jahres" war, klarer.
Der nachfolgende Ratschlag von Kaiphas in Vers 50 markiert einen weiteren theologischen Höhepunkt der Perikope. Es ist besser, dass ein Mensch für das Volk stirbt, anstatt dass die ganze Nation zugrunde geht. Beim Lesen ist zu beachten, dass dieser Teil der Erzählung eine gewisse Ironie enthält, da der Beschluss, Jesus zu töten, und Kaiphas' Äußerung, lassen das Evangelium für die gläubige Gemeinde hindurchscheinen. Der Vorrang des Allgemeinwohls
Die Aussage impliziert den Vorrang des Allgemeinwohls und stellt die Bedeutung der gesamten Nation über die eines Einzelnen. Dieses Konzept findet sich besonders deutlich in der Geschichte von Scheba in 2. Samuel 20 wieder, wo eine "weise Frau" Joab überredete, das Volk zu schonen und nur Scheba zu töten, da er der Aufständische war. Daher wurde angenommen, dass es akzeptabel sei, eine Person zu opfern, um des Gemeinwohls willen (Wengst 2019: 40). Dabei muss die betreffende Person jedoch ihre Strafe verdient haben (wie im Fall von Scheba) oder durch das Volk als schuldig befunden werden. Die konkrete Anwendung dieser allgemeinen Maxime hat immer wieder zu Diskussionen geführt. Selbst im rabbinischen Schrifttum findet sich keine explizite Aufforderung zur konkreten Anwendung, sondern es wird betont, dass das Gemeinwohl über dem Wohl des Einzelnen steht. Der 22
Gedanke des Gemeinwohls war wohl auch in der Lehre und im Denken Jesu präsent, und seine politischen Schriften spiegeln viele klare Gedanken zum Gemeinwohl wider. Das höchste Ziel der Gemeinschaft sollte demnach das Gemeinwohl sein, in dem sich Gerechtigkeit verwirklicht und die menschliche Natur vollendet wird. Eine besondere Verantwortung tragen die Regierenden, die die Träger des Gemeinwohls sind und gut konzipierte Gesetze benötigen. Schlussendlich kann festgehalten werden, dass Jesus das Gemeinwohl als wichtigstes politisches Ziel betrachtete, das es anzustreben gilt und in dem der Mensch Glück finden kann (Gröschner 2000: 32).
Der Evangelist deutet an, dass Kaiphas diese Worte nicht aus eigener Weisheit sprach, sondern als prophetische Verkündung, die ihn unbewusst zum Sprachrohr göttlicher Offenbarung machte. Diese Interpretation zeigt, wie das Johannesevangelium komplexe theologische Ideen durch die Handlungen und Worte seiner Charaktere vermittelt. Brown (1997) sieht hier eine tiefere Ironie, da Kaiphas, obwohl ein Gegner Jesu, unwissentlich die Notwendigkeit und Unvermeidlichkeit von Jesu Opfertod bestätigt.
Ab diesem Moment planen sie, Jesus zu töten. Diese Entscheidung markiert einen Wendepunkt in der Erzählung und leitet direkt in die Ereignisse der Passion ein. Schnackenburg (1998) bemerkt, dass die Reaktion des Sanhedrins die tragische Verkennung der wahren Natur und des Ziels von Jesu Mission verdeutlicht und die unvermeidliche Konfrontation zwischen göttlichem Plan und menschlichen Interessen unterstreicht.
Jesus zieht sich daraufhin zurück, was seine Vorbereitung auf die kommenden Ereignisse unterstreicht. Die Erwähnung des nahenden Passahfestes stellt eine Verbindung zu Jesu bevorstehender Kreuzigung her und unterstreicht die kultische Bedeutung dieses Zeitpunkts. Moloney (1998) interpretiert das Passah als symbolischen Rahmen für die Passion, da es Jesu Tod und Auferstehung in den Kontext der jüdischen Erlösungsgeschichte stellt.
5. Die Erzählung als Geschehnis oder Symbol verstehen?
Keine andere Erzählung kollidiert in solch starkem Maße mit dem modernen naturwissenschaftlichen Weltbild wie diese. Es scheint, als träfen hier zwei unterschiedliche Welten - oder zumindest Weltbilder - aufeinander. Im Folgenden möchte ich Argumente für und gegen den Glauben an ein historisches Ereignis darlegen.
Ein Argument, das es schwieriger macht, an die Historizität der Erzählung zu glauben, ist ihre Einzigartigkeit in den Evangelien. Sollte der Todesbeschluss ausschließlich eine Reaktion auf die Auferweckung des Lazarus sein, warum findet sich dieses Ereignis dann nicht in den anderen Evangelien? Datiert man die Synoptiker vor Johannes, so stellt sich die Frage, warum sie von diesem Wunder schweigen sollten, obwohl Marta und Maria sich in ihnen wiederfinden lassen (Meier, 1991; Sanders, 1993).
Es muss jedoch gesagt werden, dass das Fehlen eines berichteten Ereignisses nicht bedeutet, dass es nicht stattfand. Im Gegenteil, wie Fritz (1931) betont, ist der „Strom der Überlieferung“ weitaus größer als das schriftlich festgehaltene Zeugnis, welches eher ein „dünnes Bächlein“ darstellt (S. 226). Zudem muss zugegeben werden, dass über die Entstehungsverhältnisse der Evangelien nur wenig bekannt ist und das Wissen unsicher und ungenau bleibt (Brown, 1997; Dunn, 2003). Dies sollte immer vor Augen behalten und vor „sicheren Urteilen“ gewarnt werden.
Die Konsequenz der Auferweckung ist zunächst nur eine „entschlossene Stimmung“, Jesus zu töten. Das richterliche Urteil und Gerichtsverfahren selbst finden zu einem späteren Zeitpunkt statt. Tatsächlich wird im Hohen Rat nur das besprochen, was bereits viele Kapitel vorher eindeutig war (Morris, 1995). Dementsprechend ist die Auferweckung des Lazarus nicht unbedingt notwendig, um die Passionsgeschichte zu erklären, da die Todesabsicht auch ohne diese Erzählung erklärt und sichtbar ist. Das Motiv der Totenauferweckung findet sich in jedem Evangelium, wird jedoch nicht so ausführlich und dramatisch dargestellt wie die Auferweckung des Lazarus (Jeremias, 1971).
Dass es sich bei der Erzählung um ein Sondergut bei Johannes handelt, ist offensichtlich: Bestärkt wird dies durch „Eigentümlichkeiten“ wie Missverständnisse und doppeldeutige Aussagen, sowie Einschübe und Erklärungen (Bultmann, 1971). Die gesamte Erzählung scheint zu komplex, um rein fiktiv zu sein. Eine reine Fiktion würde vermutlich einen simpleren Charakter besitzen und schneller das Resultat in den Vordergrund rücken. Die Komplexität zeigt sich auch in den immer wieder eingeworfenen Details der Geschichte. Der Versuch, alles in äußerster Präzision wiederzugeben, ist keine Eigenart nur der Lazarus-Erzählung, sondern des gesamten Evangeliums (Schnackenburg, 1965).
Auch wenn der Text einige Fragen offen lässt, verfolgt er das Ziel, den Werdegang Jesu zu beschreiben. Demzufolge werden andere Dinge, die dieses Ziel nicht verfolgen, nicht beschrieben. So erklärt sich auch das abrupte Ende der Erzählung bzw. der „Knick in der Erzählung“ (Berger, 1991, S. 376), da sie nur einen Punkt im Leben Jesu darstellt und das Leben Jesu als Gesamtheit dargestellt werden soll. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die detaillierte Sprache des Verfassers darauf hindeutet, dass es sich hierbei um einen exakten, historischen Bericht handelt (Hengel, 1989).
Würde an dieser Stelle eine „Legende“ präsentiert, so würde das Stilmittel der „Übertreibungen“ (Hyperbel) stärker angewandt werden oder der Wundertäter ausschließlich in den Vordergrund rücken. Stattdessen sind hier viele verschiedene Szenenwechsel zu sehen, mit ebenso vielen Personenwechseln, die immer mal wieder in den Vordergrund der Erzählung treten. Es folgen mehrere „nüchterne“ Tatsachen hintereinander ohne Ausschmückungen, wie bei Legenden üblich (Fitzmyer, 1995). Fritz (1931) stellt fest, dass nur die Verse 25 und 26 das Potential besitzen, allegorisch verstanden zu werden. Grund dafür ist womöglich die schwierige Auslegung und das Verständnis der Verse, die eine mögliche „phantasievolle Spielerei“ offen lassen (S. 227).
Jesus selbst, der die Hauptrolle der Erzählung einnimmt, wird - so scheint es - nicht über-, sondern unterbetont: Er wirkt am Anfang der Erzählung zurückhaltend und verliert sich in Gesprächen mit Marta und Maria. Erst eine stärkere Gefühlsregung (V. 33) lässt Jesus aktiv werden und zum Wunder drängen. Die detaillierte Erzählweise deutet darauf hin, dass der Verfasser über eine reale Gegebenheit schreibt und versucht, diese möglichst genau zu erfassen. Auch wenn man es selbst nicht glauben will, muss man doch einräumen, dass zumindest der Verfasser selbst an seinen Bericht geglaubt haben muss (Keener, 2003).
Der frühe Geschichtsschreiber Eusebius von Caesarea erwähnt in seinem Verzeichnis biblischer Ortsnamen im Jahre 330 ein „Grab“, welches in Betanien liegt und sich gegen Ende des 4. Jahrhunderts zu einer Pilgerstätte entwickelte (Eusebius, 1975). Eusebius schreibt von dem Grab: „Da hat Christus den Lazarus auferweckt. Bis jetzt wird noch die Stelle des Grabes gezeigt.“ Dies bestärkt der Kirchenvater Hieronymus, wenn er davon schreibt, dass an dem Grab um 390 eine Kirche erbaut wurde (Kremer, 1985, S. 152).
Ebenso bestätigt die Pilgerin Egeria gegen Ende des 4. Jahrhunderts die Existenz des Grabes und erwähnt, dass samstags und sonntags Gottesdienste und liturgische Feiern abgehalten wurden (Aetheria, 2017, S. 64).
Eine weitere interessante außerbiblische Quelle ist das „Geheime Evangelium“, welches 1958 von Morton Smith südwestlich von Jerusalem gefunden wurde. Der irreführende Begriff „Evangelium“ bezieht sich auf den knappen vorhandenen Evangelientext. Tatsächlich handelt es sich eher um einen Briefwechsel, vermutlich zwischen Theodorus und Clemens von Alexandria. Theodorus soll Clemens bezüglich einiger Markus-Zitate befragt haben, da es anscheinend durch gnostische Irrlehren des Karpokrates von Alexandria zu Verwirrung kam. Unter der Leitung von Karpokrates entwickelte sich die Gruppe der Karpokratianer, deren Existenz in den Schriften des Irenäus von Lyon und Clemens von Alexandria wiederzufinden ist (Smith, 1973).
In diesem geheimen Evangelium findet sich ein knapper Evangelientext, der zwischen Mk 10,34 und Mk 10,35 einzuordnen ist. Dieser Evangelientext berichtet in knapper Weise von einer Auferweckung, die der des Lazarus eindeutig ähnelt (Plisch, 2000, S. 38). Aufgrund des Ortes und der Erzählung ist zu schlussfolgern, dass es sich sehr wahrscheinlich um die Auferweckung des Lazarus handelt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Echtheit der Abschrift umstritten ist. Des Weiteren ist der Text von keinem anderen Autor außer Clemens bezeugt. Nichtsdestotrotz datiert Klaus Berger den Text um 130 n. Chr. und versteht ihn als außerbiblische Quelle, die die Auferweckung des Lazarus bestätigt (Berger, 2011). Das hat zur Folge, dass es in Bezug auf die Auferweckung des Lazarus weniger wichtig ist, ob die Textquelle als „gnostische Texterweiterung“ oder als authentischer Brief gewertet wird: Die bloße Erwähnung der Auferweckung spricht bereits für ihre echte Begebenheit.
5.2 Die bleibende Schwierigkeit, an die Begebenheit des Lazarus zu glauben
Trotz aller möglichen Abwägungen und Argumente fällt es dem heutigen „aufgeklärten“ Menschen erfahrungsgemäß relativ schwer, an die reale Begebenheit des Lazarus zu glauben. Grund dafür ist die Kollision zweier unterschiedlicher Weltbilder. Diesen Konflikt zwischen zwei Weltbildern erkannte auch Rudolf Bultmann und bringt ihn in „Neues Testament und Mythologie“ zum Ausdruck:
„Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister-und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben...“ (Bultmann, 1957: 18).
Zugegebenermaßen scheint das Zitat von Bultmann uns zu einer Entscheidung zu drängen, zwischen dem „modernen, aufgeklärten Weltbild“ oder dem „Geister- und Wunderweltbild“ der Bibel. Äußerst vorsichtig muss man dabei bei jeder Form der Bewertung des „Geister- und Wunderwelt“-Bildes sein. Es erweckt nämlich manchmal den Eindruck, als rede man vom Geister- und Wunderglauben nahezu abfällig und bewerte diesen aus dem neuen Weltbild heraus als primitiv (Bauckham, 1993; Wright, 2003). Um die Lazarus-Erzählung in ihrem tatsächlichen Sinn fassen zu können, wird vom Leser verlangt, in die Geister- und Wunderwelt einzutauchen und die Dinge so zu verstehen, wie der Autor sie meinte. Nur so kann der wahren Absicht des Autors gefolgt und die Erzählung auch verstanden werden (Brown, 1966).
Ein weiterer wesentlicher Faktor neben der Bemühung, sich in das „alte“ Weltbild hineinzudenken, ist vermutlich der Glaube, der im Johannesevangelium stets als wichtige Komponente dargestellt wird (Köstenberger, 2004). Anstatt eine verneinende Haltung gegenüber dem Wunderglauben einzunehmen, könnte es für das Verständnis des Textes besser sein, eine Haltung des Glaubens einzunehmen. Immerhin war es den Anhängern Jesu auch nicht immer leicht gefallen, an die geschehenen Wunder zu glauben (Joh 20,24-30). Noch schwieriger fiel es dem außenstehenden Volk, das seinen Zweifel nicht überwinden konnte und es zu dem bekannten Ausspruch brachte: „Herr, hilf meinem Unglauben!“ (Mk 9,2325).
Zu derselben Schlussfolgerung kommt Fritz (1931), indem er schreibt:
„Die inneren Schwierigkeiten und Unmöglichkeiten sind nur für das rationalistische Vorurteil vorhanden, das Jesu Gottheit leugnet.“ (227).
Um den Rahmen nicht zu sprengen, wird diese Thematik nicht weiter in die Tiefe ausgeweitet. Der einzige Denkanstoß sollte jedoch sein, dass die Lazarus-Erzählung selbst als stattgefundene Geschichte berichtet und verstanden werden will.
6. Praktische Konsequenzen für die Bewältigung bei Todesfällen
Im folgenden Kapitel sollen die praktischen Konsequenzen für die Begleitung von Hinterbliebenen herausgearbeitet werden. Hierfür ist es zunächst wichtig, die Trauer als einen Prozess zu verstehen. Es wurden bereits mehrere Versuche unternommen, verschiedene Phasen von Trauer zu identifizieren und systematisch aufzustellen (Kübler-Ross, 1969; Worden, 2009). Dabei sei erwähnt, dass verschiedene Phasen von Individuen je nach Persönlichkeitsprofil anders verlaufen - es aber trotzdem eine gewisse Abfolge der Verarbeitung gibt.
Ein besonders anerkanntes und populäres Modell ist das Modell von Elisabeth Kübler-Ross. Dabei stellt Kübler-Ross den Prozess der Bewältigung in ihrem Buch „On Death and Dying“ in fünf unterschiedlichen Phasen dar (Kübler-Ross, 1969).
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
Wie an dem Diagramm zu sehen ist, konzentriert sich das Modell auf die Akzeptanz des Todes und die benötigte Zeit zur Bewältigung. Das oben dargestellte Modell wurde bewusst gewählt, um auch einen negativen Verlauf der Trauer anzuzeigen und nicht immer von einer positiven Bewältigung auszugehen. Die fünf Phasen sind: 1) Denial, 2) Anger, 3) Bargaining, 4) Depression, 5) Acceptance. Eine zeitliche Einteilung für die einzelnen Phasen gibt es nicht, da jede Person die einzelnen Phasen unterschiedlich durchläuft oder sogar auslassen kann (Worden, 2009). Im folgenden Kapitel soll dieses Modell auf das exegetische Kapitel angewandt werden und einzelne Personen untersucht werden. Um die Unterschiede zu einer „christlichen“ Bewältigung zu erkennen, werden die Leistungen Jesu besonders explizit betrachtet.
Wie bereits aus der Exegese hervorging, befinden sich Marta und Maria wahrscheinlich in unterschiedlichen Phasen bzw. wählen einen anderen Ausdruck ihrer Trauer. Es ist jedoch davon auszugehen, dass beide die erste Reaktion der Ablehnung/Verdrängung überwunden haben (Spiegel, 1972). Die erste Phase ähnelt eher einer Schockreaktion: Wahrscheinlich haben sie aus diesem Schock heraus den Boten zu Jesus gesandt, der Jesus mitteilen sollte, dass Lazarus im Sterben lag. Es ist aber auch möglich, dass dieser Bote erst nur aus Sorge gesandt worden ist und der tatsächliche Schock beim Tod des Lazarus kam. Da der Tod wahrscheinlich stattfand, während der Bote noch unterwegs war, mussten die Schwestern ihre Trauer eigenständig bewältigen (Brown, 1997).
Nachdem Jesus endlich in Bethanien ankommt, sind bereits vier Tage seit dem Tod des Lazarus vergangen: Somit haben die Schwestern bereits einen großen Teil ihrer Trauer anscheinend bewältigen können. Dieser Eindruck wird zumindest durch die Begegnung mit Marta bestätigt: In ihrem Zusammentreffen mit Jesus wirkt sie sehr gefasst, rational und zeigt weitgehende Akzeptanz für den Tod ihres Bruders. Eventuell könnte man sie bereits in die fünfte Phase (Acceptance) einordnen, wobei dies für eine sehr schnelle Bewältigung sprechen würde. Dem widerspricht jedoch der Inhalt des Gesprächs: „Wärst Du nur hier gewesen, so wäre mein Bruder nicht gestorben.“ Die Aussage scheint nicht unbedingt die größte Akzeptanz zu zeigen, sondern ist in der Möglichkeitsform (Konjunktiv) verfasst und bringt einen klaren Vorwurf zum Vorschein. Realistischer wäre somit die Einordnung der Marta in die zweite Phase (Anger). Da jedoch an dieser Stelle von der „Auferstehung am letzten Tag“ die Rede ist, ist eine Einordnung in die dritte Phase (Bargaining) ebenfalls möglich (Smith, 2015).
Verwirrend ist dabei Vers 22: „...und jetzt weiß ich, dass was Du von Gott bitten magst, Gott dir geben wird“, der viel Freiraum zur Interpretation der Gefühlswelt lässt. Sagt Marta das, weil sie an eine Auferweckung glaubt und Jesus indirekt bittet, dass Lazarus auferweckt werden soll? Vielleicht hat Marta ja bereits davon gehört, dass Jesus Tote auferweckt hat, oder es selbst erlebt und weiß somit aus Erfahrung, was möglich ist (Witherington, 2007). Fragwürdig ist dann jedoch das aufkommende Missverständnis über die Auferstehung, das Jesus in sich personifiziert - Marta jedoch auf ein zukünftiges Ereignis bezieht. Man könnte meinen, dass Marta versucht, mit Jesus zu verhandeln. Letztendlich ist also eine Einordnung in die dritte Phase (Bargaining) am wahrscheinlichsten - wenn nicht, dann zumindest zwischen der zweiten und dritten Phase. Der evangelische Theologe Yorick Spiegel stellte noch vor Elisabeth Kübler-Ross vier Phasen der Trauer fest und thematisiert nach der ersten Schockphase eine „kontrollierte Phase“. Diese Phase ist geprägt vom Versuch, die Trauer und Gefühle möglichst weit zu beherrschen und zu kontrollieren. In dieser Art der Bewältigung ist Marta eher zu finden, da sie - im Vergleich zu ihrer Schwester - sehr gehalten und kontrolliert im Gespräch mit Jesus wirkt (Spiegel, 1972, S. 318).
Die Einordnung der Maria in das Modell stellt sich als wesentlich einfacher heraus. Grund dafür sind die beschriebenen Gefühle der Maria und ihre Sprachlosigkeit, sodass kein wirkliches Gespräch zwischen ihr und Jesus zustande kommt. Sie reagiert auf die Anwesenheit Jesu mit einem schnellen Aufbruch und konfrontiert ihn - ähnlich wie Marta - mit einem eindeutigen Vorwurf. Aufgrund ihrer Gefühlslage ist zu deuten, dass sie sich in der zweiten Phase (Anger) befindet und ihre Frustration auf Jesus projiziert. Dabei nimmt ihre Wut aber auch schnell wieder die Form der Unterwerfung an, um Jesus nicht zu beleidigen (Keener, 2003).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Einordnung der Trauerphasen von Marta und Maria im Kontext ihrer Interaktion mit Jesus eine tiefergehende Einsicht in den menschlichen Umgang mit Trauer und Verlust bietet. Durch die detaillierte Betrachtung der einzelnen Phasen wird ersichtlich, wie unterschiedlich Menschen auf den Verlust eines geliebten Menschen reagieren können und wie tief verwurzelt Glauben und Hoffnung in diesen Prozess eingebunden sind (Wright, 2003).
Im folgenden Abschnitt wollen wir mögliche praktische Anweisungen aus Johannes 11 erörtern. Dabei muss beachtet werden, dass nicht alles, was Jesus tat, als Anleitung für uns dienen kann. Beispielsweise sollte der Satz „Diese Krankheit führt nicht zum Tode“ kein Bestandteil aktiver Trauerbewältigung sein, solange man nicht Jesus selbst ist und über göttliche Voraussicht verfügt. Solche Aussagen könnten falsche Hoffnungen wecken, die nicht mit Sicherheit erfüllt werden können. Ebenso wäre es unangemessen, eine Beerdigung zu stören und zu versuchen, den Leichnam wieder zum Leben zu erwecken; vernünftig wäre dies selbstverständlich nicht (Bultmann, 1957; Brown, 1997).
Der Christ befindet sich hier in einem Zwiespalt zwischen der Realität der Bibel und der Summe seiner Erfahrungen. Immerhin ist es Teil des Sendungsbefehls im Matthäusevangelium, auch Tote aufzuwecken (Mt 10,8). Ebenso bezeugt Paulus, dass dieselbe Auferstehungskraft, die Jesus von den Toten auferweckt hat, in jedem gläubigen Christen lebt (Röm 8,11). Und auch Jesus selbst fordert uns auf, unsere geistlichen Ressourcen zu nutzen und „noch größere Dinge“ als er selbst zu tun (Joh 14,12; Sanders, 1993; Dunn, 2003).
Die Liebe sollte der Maßstab aller Dinge sein - und auch im Bezug auf die Kraftwirkungen darf hier keine Ausnahme gemacht werden. Dementsprechend ist es am sinnvollsten, Menschen zu dienen und ihnen keine falschen Hoffnungen zu erwecken. Sollte man fest an die oben genannten Bibelstellen glauben, so sollte man die Praxis der Auferweckung lieber alleine und in Absprache mit dem verantwortlichen Bestatter üben (Mk 5,37). Denn nichts tut wahrscheinlich mehr weh, als die Hoffnung einer Auferweckung zu wecken, nur um dann zu realisieren, dass der Verstorbene immer noch tot ist. Im Bezug auf die Kraftwirkungen ist also zu sagen, dass sie in weiser Art angewandt werden sollten (Keener, 2003). Es ist ebenfalls zu bedenken, dass selbst für die größten „Glaubenshelden“ Totenauferweckungen eine Seltenheit sind (Wright, 2003).
Nachdem wir die Grenzen des Modells genau analysiert haben, wollen wir uns nun die Möglichkeiten und praktischen Schlussfolgerungen genauer betrachten. Was tut Jesus also, um der Trauer von Maria und Marta zu begegnen? Einfach nur da sein und zuhören scheint in mehreren Ratgebern bereits der wichtigste Bestandteil der Begleitung zu sein. Laut dem Deutschen Hospiz- und Palliativverband ist es für den Trauernden notwendig, seine aufgewühlten Gefühle mitzuteilen. Es ist nicht notwendig, dass die Gefühle an dieser Stelle bewertet werden; sie müssen nur wahrgenommen werden (Deutscher Hospiz- und Palliativverband, 2016). Der Bibeltext zeigt, dass Jesus ein privates Treffen mit Marta hat und dies auch mit Maria vorhatte. Die Unterschiede der Wirkung sind am Beispiel von Marta und Maria erkennbar: Während ein ausführliches Gespräch mit Marta zustande kommt, ist es für Maria kaum möglich, ihre Trauer zu verbalisieren, da die breite Öffentlichkeit sie umgibt.
Aus diesem Grund bietet der Deutsche Hospiz- und Palliativverband Möglichkeiten, Trauer in geschützten Räumen wie Cafés zu äußern und schafft somit Orte, an denen die Trauer einen legitimen Platz hat. Es muss betont werden, dass es eine Seltenheit und ein Privileg ist, mit Jesus allein zu sein. Es könnte sein, dass die Jünger in einiger Entfernung standen, als Jesus mit Marta redete. Jedenfalls werden sie in der gesamten Erzählung nur bei Jesu Rückzug erneut erwähnt (V. 54), sodass sie sich anscheinend sehr zurückhaltend gezeigt haben (Brown, 1997). Zum ersten Punkt „Jesus ist da und hört zu“ gehört noch ein weiterer ausschlaggebender Punkt, denn wie wir uns erinnern, ist Jesus nicht sofort da, sondern trifft mit großer Verspätung ein. Der Grund der Verspätung liegt wahrscheinlich darin, den Tod des Lazarus abzuwarten und die Auferweckung somit als Wunder zu demonstrieren. Die Verzögerung Jesu könnte als praktische Schlussfolgerung für die Begleitung von Trauernden verstanden werden: Den Trauernden Zeit und Raum geben (Kübler-Ross, 1969).
Dabei ist jedoch schwer zu beantworten, ab wann Trauer als pathologische Krankheit zu betrachten ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt hierauf keine eindeutige Antwort,
definiert krankhafte Trauer jedoch als „dauerhaft bestehende, intensive und beeinträchtigende Reaktion auf einen Verlust“. Gegen eine solche Klassifizierung wehrt sich der Deutsche Hospiz- und Palliativverband und betont, dass Trauer Zeit braucht und diese Zeit individuell unterschiedlich ist. Die Abwesenheit Jesu im Zeitraum von vier Tagen kann also nicht unbedingt als Maßstab verwendet werden, in welchem Trauernde Abstand benötigen (Deutscher Hospiz- und Palliativverband, 2016).
Elisabeth Kübler-Ross erklärt, dass die erste Phase (Verleugnung) auch zur Isolierung führen kann, sodass einige Menschen gezielt die Einsamkeit suchen, um den Tod zu realisieren. Eine Parallele lässt sich hier zu den Jüngern Jesu herleiten: Auch die Jünger waren nach dem Tod Jesu erstmals wieder mit der Einsamkeit konfrontiert und isolierten sich bewusst. Selbst wenn sie noch in kleiner Gruppe zusammen waren (Joh 21,1-3), verarbeiteten sie ihre Trauer in ihrer alten Beschäftigung des Fischens (Spiegel, 1972). An diesem Punkt der Glaubenskrise scheint Jesus mit seiner Arbeit zu beginnen. Im Zentrum des Gespräches steht der Glaube der Marta, den Jesus in Vers 26 sicherstellt: „Glaubst du das?“ Die Anschuldigung Gottes als Reaktion auf einen Tod ist menschlich und oft in der Bibel zu beobachten. Ein Beispiel hierfür ist die Witwe von Zarpat (1. Könige 17,9-24), die durch das wundersame Wirken Elijas einen unendlichen Vorrat an Mehl und Öl erhielt und somit mit ihrem Sohn überleben konnte.
Dass die Witwe dem Propheten wohlgesonnen war und ihm dankbar für ihre Rettung war, ist eindeutig. Irritierend ist jedoch ihre Reaktion, als ihr Sohn verstarb: „Was habe ich mit dir zu tun, Mann Gottes? Du bist zu mir gekommen, um meine Schuld vor Gott in Erinnerung zu bringen und meinen Sohn zu töten“ (1. Könige 17,18).
Diese Anschuldigung versucht auch Kübler-Ross in der zweiten Phase „Bargaining“ (Verhandeln) festzuhalten. Ist der Glaube an Gott vorhanden, so entlädt sich die Wut und Frustration der Trauernden an die übergeordnete Größe. Aus dieser Perspektive wird ersichtlich, warum die Anwesenheit Jesu bei Maria und Marta zur Anklage führte: „Herr, wenn Du hier gewesen wärest, so wäre mein Bruder nicht gestorben“ (V. 21, 32).
Anscheinend eignet sich nur Gott als übergeordnete Größe zur Beschuldigung. Grund dafür ist der Gedanke des Verhandelns: Nur Gott bestimmt über das Leben. Die Verhandlung mit der eigenen Schwester führt zu nichts, da sie den Tod des Bruders nicht rückgängig machen kann. Jesus lässt sich auf eine scheinbare Verhandlung mit Marta ein und verspricht ihr: „Dein Bruder wird auferstehen.“ Aus Martas Sicht führte das Gespräch dazu, dass das Weiterleben des Bruders im Jenseits gesichert war. Diese Aussage Jesu könnte ausreichend Trost gespendet haben, um den Schwestern zu helfen (Smith, 2015). Der kürzeste Vers des Neuen Testaments könnte zeitgleich auch der wichtigste für eine christliche Trauerbewältigung sein: „Jesus weinte“ (V. 35). Auf den ersten Blick kann dieses Weinen Missverständnisse auslösen: 31
Warum sollte der Sohn Gottes, der Lazarus nur einige Momente später wieder zum Leben erweckt, über diesen weinen? Einige Exegeten glauben, Jesus weine über den Unglauben der Pharisäer. Die nachträgliche Ergänzung schärft jedoch ein anderes Bild: „Da sprachen die Juden: Siehe, wie lieb hat er ihn gehabt!“ Wahrscheinlich wird hier ein weiterer Schlüssel für die Trauerbewältigung demonstriert: das Mitgefühl (Brown, 1966).
Mitgefühl wird als die Fähigkeit definiert, eine andere Person nicht nur wahrzunehmen, sondern ihre Lage nachzuempfinden. Das Element der Empathie wird nicht nur im Christentum gefordert (Röm 12,15: „Weint mit den Weinenden“), sondern ist in vielen Religionen vertreten. Der tibetische Buddhismus zeichnet sich besonders durch die Betonung der Empathie aus (Dalai Lama, 2002). Im Christentum resultiert Mitgefühl aus der Liebe; und Jesus hat Menschen von ganzem Herzen geliebt (Joh 13,34; 15,12; 1. Joh 4,16).
7. Der Trost der christlichen Trauerbewältigung und die Angst vor dem Tod
Mit der Liebe und dem Trost wird der Kernpunkt der christlichen Trauerbewältigung benannt, da dieser Punkt sich besonders von anderen Bewältigungsmodellen unterscheidet. So schreibt die Evangelische Kirche Deutschlands: „Die Christinnen und Christen gehören bereits zu einer neuen Welt, in der Tod keine Kraft mehr hat“ (EKD, 2020). Die christliche Botschaft von der „Auferstehung der Toten und das ewige Leben“ lenkt den Fokus weg vom Diesseits hin zu einem „Weiterleben nach dem Tod“ im Jenseits (Wright, 2003).
7.2 Die Angst des modernen Menschen
Die Entwicklung des Menschen in ein modernes Leben hat den Umgang mit Tod und Trauer weitgehend tabuisiert und dazu geführt, dass die Erfolge der Medizin eine wesentliche Hoffnung darstellen. Man hofft auf Wiederherstellung der Gesundheit, Beseitigung von Schmerzen oder ein Weiterleben mit „neuen“ Organen. Diese Hoffnungen münden in die Vorstellung einer „diesseitigen Unsterblichkeit“ (Bultmann, 1957). Die Entfernung von der christlichen Botschaft hat den Umgang mit dem Tod schwieriger gemacht (EKD, 2020). Eine Statistik aus dem Jahr 2017 zeigt, dass nur noch 35 % der Deutschen an ein Leben nach dem Tod glauben, während 37 % die Frage verneinen und 26 % es nicht wissen (Statista, 2017). Die Angst vor dem Tod selbst fällt dagegen außergewöhnlich gering aus: Nur 44 % haben Angst vor dem Tod, während 70 % Angst vor einer Krebserkrankung haben (YouGov, 2016). Diese Statistiken könnten darauf hindeuten, dass ein einfacher, schmerzloser Tod für viele Menschen weniger Angst bereitet. Es darf jedoch nicht übersehen werden, dass bei den Befragten stets eine subtile Distanz zum Tod besteht, sodass das Thema auf einer rationalen Ebene geklärt werden kann. Anders würde es aussehen, wenn die Befragten sich in
Todesnähe befänden oder gezwungen wären, sich aktiv mit dem Tod auseinanderzusetzen (Kübler-Ross, 1969).
Der moderne Mensch lebt in einer Gesellschaft, in der der Tod weitgehend aus dem Alltag verdrängt wird. Dieser Tabuisierung des Todes hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Trauer und Verlust verarbeitet werden. Kastenbaum (2001) beschreibt, dass die moderne Medizin oft den Tod als eine Niederlage betrachtet, die es zu vermeiden gilt. Dies führt zu einer übermäßigen Abhängigkeit von medizinischen Interventionen, die darauf abzielen, das Leben um jeden Preis zu verlängern. Diese Sichtweise steht in starkem Kontrast zur christlichen Vorstellung vom Tod als Übergang in ein neues Leben.
Die Angst vor dem Tod ist auch stark mit der individuellen Vorstellung von Identität und Selbstwert verknüpft. Becker (1973) argumentiert in seiner Theorie der „Terror-ManagementTheorie“, dass die Angst vor dem Tod die Grundlage für viele menschliche Verhaltensweisen bildet. Diese Theorie besagt, dass Menschen kulturelle Weltanschauungen und Selbstwertgefühle entwickeln, um mit der Angst vor dem Tod umzugehen. In diesem Zusammenhang bieten religiöse Überzeugungen, wie der christliche Glaube an das ewige Leben, eine mächtige Bewältigungsstrategie, die hilft, die Angst vor der Endlichkeit zu lindern.
7.3 Die christliche Botschaft und das Verhältnis zum Tod
Die christliche Botschaft unterscheidet sich in der Sichtweise auf den Tod stark von der weltlichen Ansicht und sieht im Tod keinen gebürtigen Gegner mehr. Stattdessen wurde der Tod durch das Sühneopfer Christi am Kreuz überwunden, sodass Paulus auch zu der Erkenntnis kommt, dass der Tod durch einen Menschen in die Welt kam (durch Adam, Sündenfall) und gleicherweise durch das Leben selbst abgelöst wurde (Jesus am Kreuz) (1. Korinther 15,22). Dieses neue Leben in Christus ist nicht nur auf das Diesseits beschränkt, sondern „quillt ins ewige Leben“ hinüber (Joh 4,14).
Durch den Glauben an Christus rücken Jenseits und Diesseits näher zusammen, sodass Paulus im Brief an die Römer schreibt: „Und sei es nun, dass wir leben, sei es auch, dass wir sterben, wir sind des Herrn“ (Röm 14,8). Der Glaube an Christus nimmt dem Tod die unbekannte Größe, sodass Paulus wusste, was ihn nach dem Tod erwartete (Phil 1,21). Diese Gewissheit, dass die Ewigkeit nach dem Tod besser sei als das irdische Leben, motiviert zur Tat und nicht zum passiven Abwarten (Brown, 1997).
Die christliche Theologie hat eine lange Tradition, die den Tod als einen notwendigen Übergang in das ewige Leben sieht. Der Tod wird nicht als Ende, sondern als ein neuer Anfang betrachtet. Augustinus von Hippo (354-430 n. Chr.) betonte, dass der Tod ein Tor ist, durch das man in die ewige Gemeinschaft mit Gott eintreten kann (Augustinus, 2000). Diese Sichtweise wird in der modernen Theologie weiterhin betont, wobei Theologen wie Wright (2003) argumentieren, dass die Auferstehung Jesu das endgültige Zeichen dafür ist, dass der Tod nicht das letzte Wort hat.
Die christliche Botschaft bietet somit Trost und Hoffnung, indem sie den Tod in einen größeren göttlichen Plan einbettet. Kübler-Ross (1969) beschreibt, dass viele Menschen, die an ein Leben nach dem Tod glauben, weniger Angst vor dem Sterben haben und mehr Frieden im Angesicht des Todes finden. Diese Gewissheit kann auch in der Trauerarbeit hilfreich sein, da sie den Hinterbliebenen eine Perspektive der Hoffnung und des Wiedersehens bietet.
Die Rolle des Glaubens im Umgang mit dem Tod wird auch in der pastoralen Praxis hervorgehoben. Pastoraltheologen wie Oden (1987) betonen, dass die Verkündigung der christlichen Auferstehungshoffnung den Trauernden eine Quelle des Trostes und der Zuversicht bieten kann. Die Praxis der Seelsorge, die auf der Verkündigung dieser Hoffnung basiert, hilft den Trauernden, den Verlust zu verarbeiten und gleichzeitig eine tiefergehende spirituelle Perspektive zu entwickeln.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die christliche Botschaft den Tod nicht als Feind, sondern als überwundenen Feind betrachtet. Die Auferstehung Jesu ist das zentrale Ereignis, das diese Überwindung des Todes symbolisiert und den Gläubigen die Hoffnung auf ein ewiges Leben gibt. Diese Perspektive unterscheidet sich grundlegend von weltlichen Ansichten und bietet eine tiefere, spirituelle Dimension der Trauerbewältigung und des Umgangs mit der Angst vor dem Tod. Durch den Glauben an Christus wird der Tod in einen größeren göttlichen Kontext gestellt, der Trost, Hoffnung und Frieden bietet.
8. Fazit zur christlichen Trauerbewältigung und persönliche Stellungnahme zur Auferweckung des Lazarus
Aus den obigen Überlegungen und Aussagen geht hervor, dass der christliche Glaube ein großer Halt und Trost im Leben vieler Menschen sein kann. Die Bibel ist gekennzeichnet von vielen Verheißungen, die jedem Gläubigen ein Leben nach dem Tod garantieren. Dies hat zur Folge, dass der Umgang mit dem Thema Tod leichter fällt und die eigene Konfrontation mit dem Tod weniger hart ausfallen kann (Wright, 2003). Der persönliche Glaubensstand spielt dabei eine wesentliche Rolle und beeinflusst die Beziehung zum Tod. Eine Frage, die durch diese Arbeit nicht geklärt werden konnte, ist die Todes- bzw. Trauerkultur anderer Religionen und ihre Bewältigungsstrategien.
Die Untersuchung hat gezeigt, dass der Glaube an die Auferstehung wesentlich mehr impliziert, als zu Beginn angenommen. Nicht ohne Grund ist die Formulierung „Ich glaube an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben“ im apostolischen Glaubensbekenntnis aufgeführt. Diese Aussage stellt einen Eckpfeiler des christlichen Glaubens dar und ist existenziell für das christliche Bekenntnis. Daraus ergibt sich die enorme Herausforderung für Christen: Die Auferweckung des Lazarus und die Auferstehung Jesu als tatsächlich stattgefundene Begebenheiten zu akzeptieren und zu glauben (Meier, 1991).
Der Glaube an die Auferstehung ist nicht nur ein theoretisches Konzept, sondern hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben und die Trauerbewältigung der Gläubigen. Pannenberg (1996) betont, dass die Auferstehung Jesu das zentrale Ereignis ist, das die christliche Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod begründet. Ohne den Glauben an die Auferstehung wäre der christliche Glaube bedeutungslos. Diese Überzeugung gibt den Gläubigen die Zuversicht, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern ein Übergang in ein neues Leben bei Gott.
Ein wichtiger Aspekt der christlichen Trauerbewältigung ist die Gemeinschaft der Gläubigen, die Trost und Unterstützung bietet. Der Apostel Paulus beschreibt in 1. Thessalonicher 4,1318, wie die Hoffnung auf die Auferstehung die Trauer mildert und den Gläubigen Trost spendet. Diese Gemeinschaft ist ein zentraler Bestandteil der kirchlichen Praxis, die in Zeiten der Trauer wichtige emotionale und spirituelle Unterstützung bietet (Brown, 1997).
Ein weiterer Punkt, der aus dieser Untersuchung hervorgeht, ist die pneumatologische Dimension des Glaubens. Der Heilige Geist spielt eine entscheidende Rolle im christlichen Glauben und in der Trauerbewältigung. Der Geist Gottes gibt den Gläubigen die Kraft, an das Ungesehene zu glauben und in schwierigen Zeiten standhaft zu bleiben. In 1. Korinther 1,1821 wird beschrieben, wie das Evangelium für diejenigen, die glauben, zur Kraft Gottes wird. Dies verdeutlicht, dass der Glaube nicht aus eigener Kraft, sondern durch die Wirkung des Heiligen Geistes entsteht (Wright, 2003).
Die Herausforderung, die Auferweckung des Lazarus und die Auferstehung Jesu als historische Ereignisse zu akzeptieren, stellt den Glauben der Christen immer wieder auf die Probe. Rudolf Bultmann (1957) argumentiert, dass der Glaube an die Auferstehung nicht als historisches Ereignis, sondern als existenzielle Erfahrung verstanden werden sollte. Diese Perspektive betont die transformative Kraft des Glaubens, der das Leben der Gläubigen tiefgreifend verändert und ihnen Hoffnung und Zuversicht gibt.
Die Geschichte der Glaubenshelden in der Bibel und in der Kirchengeschichte zeigt, dass der Glaube immer wieder herausgefordert wurde, aber durch die Treue und Standhaftigkeit der Gläubigen bewahrt blieb. Der Blick auf diese Vorbilder kann den heutigen Gläubigen Mut und Inspiration geben. Dietrich Bonhoeffer, ein bedeutender Theologe und Märtyrer, erkannte, dass der Glaube nur als Geschenk empfangen werden kann. In seinen Schriften betont er die Notwendigkeit des Gebets und der Abhängigkeit vom Heiligen Geist, um im Glauben zu wachsen und standhaft zu bleiben (Bonhoeffer, 1951).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der christliche Glaube an die Auferstehung und das ewige Leben eine zentrale Rolle in der Trauerbewältigung spielt. Die Bibel bietet zahlreiche Verheißungen, die den Gläubigen Trost und Hoffnung geben. Die pneumatologische Dimension des Glaubens, die Gemeinschaft der Gläubigen und die Vorbilder der Glaubenshelden sind wichtige Faktoren, die den Gläubigen helfen, mit dem Tod und der Trauer umzugehen. Der Glaube an die Auferweckung des Lazarus und die Auferstehung Jesu als tatsächlich stattgefundene Ereignisse erfordert eine tiefe spirituelle Überzeugung, die durch den Heiligen Geist gestärkt wird. Dieser Glaube gibt den Christen die Zuversicht, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern der Beginn eines neuen Lebens in der Gegenwart Gottes.
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Häufig gestellte Fragen
Was ist der Fokus dieser wissenschaftlichen Arbeit über biblische Trauerbewältigung?
Der Fokus liegt auf einer detaillierten Exegese von Johannes 11, der Erzählung von der Auferweckung des Lazarus, und deren theologischen Implikationen im Kontext des Johannesevangeliums.
Welche Rolle spielt die Auferweckung des Lazarus im Johannesevangelium?
Die Auferweckung des Lazarus dient als „Zeichen“, um tiefere Einsichten in die Themen Tod, Trauer und Trost zu vermitteln. Sie ist ein zentraler Punkt, der die göttliche Autorität Jesu illustriert und als Vorbote seiner eigenen Auferstehung dient.
Wer ist der traditionelle Verfasser des Johannesevangeliums?
Traditionell wird das Johannesevangelium dem Apostel Johannes zugeschrieben, einem der zwölf Jünger Jesu.
Wann und wo wurde das Johannesevangelium wahrscheinlich verfasst?
Das Johannesevangelium wurde wahrscheinlich im späten ersten Jahrhundert (zwischen 85 und 95 n. Chr.) in oder um Ephesus verfasst.
Wie gliedert sich die Lazarus-Perikope in Johannes 11?
Die Lazarus-Perikope gliedert sich in mehrere Abschnitte: 1) Vorstellung der Personen und der Notlage (V. 1-6), 2) Dialog der Jünger und Aufbruch nach Bethanien (V. 7-16), 3) Die Begegnung mit Marta und das Gespräch über die Auferstehung (V. 17-27), 4) Die Auferstehungshandlung am Grab (V. 28-44), 5) Reaktion auf das Wunder und Konsequenzen (V. 45-57).
Welche theologischen Elemente werden in der Exegese der Lazarus-Perikope untersucht?
Die Exegese untersucht verschiedene theologische Elemente, darunter die göttliche und menschliche Natur Jesu, die Rolle des Glaubens, das Konzept des göttlichen Plans, das göttliche Mitgefühl und die eschatologischen Implikationen des Wunders.
Welche praktischen Konsequenzen ergeben sich aus der Lazarus-Erzählung für die Bewältigung von Todesfällen?
Praktische Konsequenzen umfassen das Verstehen von Trauer als Prozess, das aktive Zuhören und Da-Sein für Trauernde, die Betonung des Mitgefühls und die Vermittlung des christlichen Trostes durch den Glauben an Auferstehung und ewiges Leben.
Wie unterscheidet sich die christliche Trauerbewältigung von anderen Bewältigungsmodellen?
Die christliche Trauerbewältigung unterscheidet sich durch den Fokus auf das Jenseits, die Hoffnung auf die Auferstehung und das ewige Leben, sowie die Überwindung des Todes durch das Sühneopfer Christi.
Wie wird die Angst vor dem Tod im modernen Kontext betrachtet?
Die Angst vor dem Tod wird im modernen Kontext oft tabuisiert, und es besteht eine zunehmende Hoffnung auf medizinische Interventionen zur Verlängerung des Lebens, was zu einer „diesseitigen Unsterblichkeit“ führt. Der christliche Glaube bietet hier eine alternative Perspektive, die den Tod als Übergang in ein neues Leben betrachtet.
Welche Rolle spielt der Glaube an Christus im Verhältnis zum Tod?
Der Glaube an Christus nimmt dem Tod die unbekannte Größe und bietet die Gewissheit, dass die Ewigkeit nach dem Tod besser ist als das irdische Leben. Dies motiviert zu Tatkraft und nicht zu passivem Abwarten.
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- Sora Pazer (Author), 2018, Biblische Trauerbewältigung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1490388