1798 – mit diesem Jahr, in dem französische Truppen unter Napoleon (1769-1821) in
Ägypten einmarschierten, wird üblicherweise der Beginn des „modernen Ägyptens“ festgesetzt.
Die französische Ägyptenexpedition dauerte bis August 1801 und stellte den
ersten direkten Kontakt eines arabisch-islamischen Landes mit Westeuropa nach den
Kreuzzügen dar. Diese Kollision ließ nicht nur die Ägypter aus ihrer passiven Lage unter
osmanischer Oberherrschaft mit den Franzosen oder gegen sie aktiv werden, sondern
führte auch zum Erwachen der ganzen islamischen Welt der damaligen Zeit.
1777 kam in Frankreich der Plan auf, Ägypten, das für Napoleon damals „wichtigste
Land der Welt“, zu einer französische Kolonie zu machen und somit die Gebietsverluste
Frankreichs aus dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) zu kompensieren. Ägypten sollte
der Ausgangspunkt für ein im Orient zu errichtendes französisches Imperium sein. Außerdem
setzte man mit der Eroberung Ägyptens darauf, den Handel Großbritanniens mit
Indien und somit einen essentiellen Teil der britischen Wirtschaftskraft zu stören.
In der vorliegenden Arbeit soll der Schwerpunkt auf der französischen Religionspolitik
in Ägypten liegen. Zunächst wird darauf kurz im Allgemeinen eingegangen, bevor sich
die weiteren Punkte im Speziellen mit der französischen Islampolitik Napoleons während
der Expedition beschäftigen. Es soll aufgezeigt werden, wie Napoleons persönliches Verhältnis
zum Islam aussah und wie er zum einen mit der mehrheitlich muslimischen Bevölkerung
und zum anderen mit der muslimischen Oberschicht umging. Zudem soll die
vorliegende Arbeit den Wandel des napoleonischen Islamkonzeptes im Zeitverlauf nachvollziehen.
Seine Änderungen werden dabei an wichtigen historischen Ereignissen, dem
Kairoer Aufstand vom 21. Oktober 1798 und dem französischen Syrienfeldzug von Januar
bis Juni 1799, festgemacht.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2. Die französische Islampolitik während der Ägyptenexpedition (1798-1801)
- 2.1 Allgemeines Konzept der französischen Islampolitik
- 2.2 Napoleons Islampolitik
- 2.2.1 Persönliche Beziehung Napoleons zum Islam
- 2.2.2 Vorbereitung und Ziele der Islampolitik in Ägypten
- 2.2.3. Beispiele konkreter Maßnahmen
- 2.2.3.1 Proklamation an die ägyptische muslimische Bevölkerung
- 2.2.3.2 Annäherung an die ulamā'
- 2.2.3.3 Napoleon praktiziert den Islam
- 2.2.4. Wandel in Napoleons Islampolitik ...
- 2.2.4.1 nach dem Kairoer Aufstand vom 21. Oktober 1798
- 2.2.4.2 nach dem französischen Syrienfeldzug (Januar-Juni 1799)
- 2.2.5 Bewertung
- 3 Zusammenfassung
- Napoleons persönliche Beziehung zum Islam und seine Motivationen
- Die französischen Strategien zur Gewinnung der muslimischen Bevölkerung in Ägypten
- Die Rolle des Islams in Napoleons politischem Kalkül
- Der Wandel in Napoleons Islampolitik im Laufe der Expedition
- Die Auswirkungen der französischen Islampolitik auf die ägyptische Gesellschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der französischen Islampolitik während der Ägyptenexpedition (1798-1801) und konzentriert sich insbesondere auf die Rolle Napoleons. Sie analysiert Napoleons persönliches Verhältnis zum Islam, seine Strategien zur Gewinnung der muslimischen Bevölkerung und die Entwicklung seiner Islampolitik im Laufe der Expedition.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext der französischen Ägyptenexpedition dar und hebt die Bedeutung dieser Ereignisse für die Beziehungen zwischen der islamischen Welt und Westeuropa hervor. Sie führt außerdem die zentrale Fragestellung der Arbeit ein, die sich mit der französischen Islampolitik während der Expedition beschäftigt.
Kapitel 2 widmet sich der französischen Islampolitik während der Ägyptenexpedition. Es wird zunächst das allgemeine Konzept der französischen Islampolitik im 18. Jahrhundert beleuchtet, bevor Napoleons Rolle und sein persönliches Verhältnis zum Islam im Detail betrachtet werden. Dieses Kapitel analysiert auch die konkrete Umsetzung der französischen Islampolitik in Ägypten, inklusive der Proklamationen an die muslimische Bevölkerung, der Annäherung an die ulamā' und der Versuche Napoleons, den Islam zu praktizieren. Abschließend werden die Veränderungen in Napoleons Islampolitik im Laufe der Expedition, insbesondere im Zusammenhang mit dem Kairoer Aufstand und dem französischen Syrienfeldzug, beleuchtet.
Kapitel 3 fasst die zentralen Ergebnisse der Arbeit zusammen und diskutiert die Bedeutung der französischen Islampolitik während der Ägyptenexpedition für die Geschichte des Orients und des Westens.
Schlüsselwörter
Französische Islampolitik, Ägyptenexpedition, Napoleon, Islam, ulamā', Kairoer Aufstand, Syrienfeldzug, Kolonialismus, Orient, Okzident, Geschichte, Politik, Religion.
- Arbeit zitieren
- Cornelia Steinigen (Autor:in), 2009, Die Islampolitik Napoleons während der Ägyptenexpedition (1798-1801), München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/148089