Inwiefern sich verschiedene Auslegungsmöglichkeiten der Sirene konkret in der mittelalterlichen Literatur widerspiegeln, soll im Folgenden anhand eines ausgewählten Textbeispiels exemplarisch untersucht werden. Hierbei sollen zunächst als theoretische Grundlage kurz die in der Forschung identifizierten Bedeutungen der mittelalterlichen Sirene hinsichtlich der christlichen Vorstellung sowie der Allegorese aufgezeigt werden. Dabei wird sich insbesondere auf die verführerische Sirene konzentriert, um anschließend die mittelalterliche Quelle hinsichtlich dessen analysieren zu können. Untersucht wird die Beschreibung und Auslegung der Sirene in den deutschsprachigen Naturkunden des Mittelalters, wobei exemplarisch die Darstellung der Sirene in Konrads von Megenberg "Das Buch der Natur" (1475) betrachtet wird. Nach der Quellenarbeit soll abschließend diskutiert werden, inwiefern die Sirene in Konrads Betrachtung als weibliche Verführerin gedeutet werden kann.
Einhörner, Drachen und Meerjungfrauen sind im heutigen Verständnis Wunderwesen, welche ihre Berechtigung vor allem in der phantastischen Literatur und in Märchenadaptionen finden. Hierbei existieren diese Fabelwesen jedoch lediglich in unserer Fantasie. In der mittelalterlichen Vorstellung der Welt hingegen wurde ihre Existenz weniger angezweifelt, viel mehr noch als wahrhaftig angenommen. Auch die Sirene, die gegenwärtig zumeist in ihrer äußeren Gestalt mit der Meerjungfrau gleichgesetzt wird und zur Aufgabe hat, Seeleute mit ihrem Gesang zu verführen, findet in der mittelalterlichen Vorstellung ihre Bedeutung. Hierbei sei die "mittelalterliche Sirene […] Figur des Übergangs zum Tod, sexuelle Versucherin und Grenzgängerin zu fremden Kulturen gewesen", wobei insbesondere die Deutung der Sirene als weibliche Verführerin derweilen in der Forschung besonders hervorgehoben und thematisiert wird. Simek betont hierbei jedoch, dass es "eine unzulässige Verkürzung [sei], in den Sirenen vorwiegend eine Möglichkeit der Darstellung weiblicher Sexualität zu sehen", sodass auch andere Deutungsmöglichkeiten in Betracht gezogen werden müssen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Sirene als weibliche Verführerin
- Die Sirene als weibliche Verführerin
- Allegorie und Allegorese: Definition
- Konrad von Megenberg: Das Buch der Natur - Von den merweiben
- Konrad von Megenberg – Die Sirene als Verführerin?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text analysiert die Bedeutung der Sirene in der mittelalterlichen Vorstellung anhand von Konrads von Megenbergs „Buch der Natur“. Die Arbeit untersucht die Sirene als weibliche Verführerin im Kontext der christlichen Vorstellung sowie der Allegorese.
- Die Sirene als weibliche Verführerin in der Antike und im Mittelalter
- Die Sirene als Allegorie in der christlichen Literatur
- Die Darstellung der Sirene in Konrads von Megenbergs „Buch der Natur“
- Die Interpretation der Sirene als Verführerin in Konrads Werk
- Die Bedeutung der Sirene als Grenzfigur zwischen verschiedenen Welten
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Der Text stellt die Sirene als ein Fabelwesen vor, das in der mittelalterlichen Vorstellungswelt eine wichtige Rolle spielte. Die Sirene wurde sowohl als weibliche Verführerin als auch als Symbol des Übergangs zum Tod angesehen. Der Text beleuchtet verschiedene Deutungsmöglichkeiten der Sirene und kündigt die Analyse eines ausgewählten Textbeispiels an.
Die Sirene als weibliche Verführerin
Dieser Abschnitt untersucht die Darstellung der Sirene in der Antike und ihre Entwicklung im Mittelalter. Er zeigt, wie die Sirene von einem ambivalenten Wesen, das sowohl gefährlich als auch verführerisch war, zu einem Symbol der weiblichen Versuchung wurde. Die Sirene wurde zunehmend mit der Schlange aus dem Paradies verglichen und als Inkarnation der sexuellen Versuchung und der Häresie gesehen.
Konrad von Megenberg: Das Buch der Natur - Von den merweiben
Dieser Abschnitt analysiert die Darstellung der Sirene in Konrads von Megenbergs „Buch der Natur“. Er untersucht, wie Konrad die Sirene beschreibt und interpretiert und welche Bedeutung er ihr in seinem Werk zuschreibt.
Schlüsselwörter
Sirene, Mittelalter, Allegorese, weibliche Verführerin, Konrad von Megenberg, Buch der Natur, christliche Vorstellung, Häresie, Versuchung, Tod, Grenzfigur, Mythos.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2019, Die Sirene in Konrads von Megenberg "Buch der Natur", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1477282