Die Frage nach dem freien Willen gibt es bereits seit Anbeginn der Zeit. In der Bibel, in der Antike bei Aristoteles, im Mittelalter bei Thomas von Aquin und auch in der Neuzeit bei Immanuel Kant. Fast jeder große Philosoph hat sich im Laufe seines Lebens mit der Frage beschäftigt, ob der Mensch einen freien Willen besitzt, ob dieser mit der göttlichen Lenkung vereinbar ist und inwieweit Determinismus, Kompatibilismus oder Libertarismus existieren.
Auch für Thomas von Aquin hat diese Frage eine entscheidende Rolle gespielt. Im 13. Jahrhundert war der christliche Glaube vorherrschend. Dieser setzt die freie Willensentscheidung voraus, da der Mensch sich bewusst und frei für oder gegen den Glauben an Gott entscheiden muss. Inwiefern lässt sich also Gottes Vorauswissen mit dem menschlichen freien Willen in Einklang bringen?
Zunächst gehe ich in dieser Arbeit auf Thomas Kommentar zum Buch über die Ursachen ein. Hier werde ich besonderen Fokus auf die Lektionen 19-24 legen, da Thomas in diesen die Thematik der göttlichen Lenkung behandelt. Doch zuvor beschreibe ich kurz den groben Inhalt des Liber De Causis, um den Grundgedanken der Ursachen und der daraus resultierenden Lenkung zu erläutern.
Im nächsten Kapitel behandle ich Thomas Meinung über Willensfreiheit und beziehe gleich mehrere Werke Thomas mit ein. Die Thomas Summa Theologica, in welchem er explizit Fragen über den Willen an sich, Gottes Willen, den menschlichen freien Willen und ob dieser überhaupt existieren könne behandelt. Die Argumentation wird sich auch auf weitere Werke beziehen, wie etwa Aristoteles Nikomachische Ethik, zu welcher Thomas ebenfalls einen Kommentar verfasst hat, in welchem er sich über Aristoteles Ansicht zum Thema des freien Willens äußert.
Als weitere Werke werde ich auf die Summa Contra Gentiles und De Malo eingehen.
Im Fazit werde ich die Frage versuchen zu beantworten, ob für Thomas von Aquin die göttliche Vorsehung / Lenkung mit dem menschlichen freien Willen / Freiheit vereinbaren lässt, oder ob wir Menschen der göttlichen Lenkung vollkommen unterstellt sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Vereinbarkeit göttlicher Lenkung und freien Willens
- Exposito Liber De Causis: Von Ursachen und Lenkung
- Liber De Causis: Originalwerk und Kommentar von Thomas von Aquin
- Liber De Causis Lectio 19. Wie die niedrigeren von den höheren Dingen abhängen
- Liber De Causis Lectio 20 - Die Art und Weise der Lenkung der höheren Dinge
- Liber De Causis Lectio 23 – Wie die niedrigeren Dinge auf unterschiedliche Weise die Lenkung der ersten Ursache aufnehmen
- Thomas über den freien Willen
- Der freie Wille in Summa Contra Gentiles
- Der freie Wille in Summa Theologica, De Malo und Thomas Kommentar zur Nikomachischen Ethik
- Fazit: Haben wir Menschen einen freien Willen?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Vereinbarkeit des menschlichen freien Willens mit der göttlichen Lenkung anhand des Werkes von Thomas von Aquin. Sie befasst sich mit der Frage, wie Gottes Vorauswissen mit der freien Entscheidung des Menschen in Einklang gebracht werden kann.
- Der Einfluss der ersten Ursache (Gott) auf die niedrigeren Ursachen
- Die Art und Weise der Lenkung der höheren Dinge
- Thomas' Konzept des freien Willens
- Die Vereinbarkeit von göttlicher Vorsehung und menschlicher Freiheit
- Der Einfluss des Liber De Causis auf Thomas' Denken über den freien Willen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Frage nach dem freien Willen und seiner Vereinbarkeit mit der göttlichen Lenkung in den Kontext philosophischer Traditionen. Sie führt in die Arbeit ein und skizziert die Schwerpunkte der Analyse.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem Liber De Causis, einem wichtigen Werk der mittelalterlichen Philosophie, das sich mit der Frage der Ursachengefüge und der Lenkung unserer Welt befasst. Es beleuchtet das Originalwerk und Thomas' Kommentar, insbesondere dessen Lektionen 19-24, die sich mit der Beeinflussung der höheren auf die niedrigeren Ursachen und der Lenkung durch die erste Ursache (Gott) befassen.
Kapitel 3 untersucht Thomas' Ansichten zum Thema des freien Willens, wobei die Summa Theologica, Summa Contra Gentiles und De Malo sowie Thomas' Kommentar zu Aristoteles' Nikomachischer Ethik in den Blick genommen werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der Philosophie und Theologie, wie dem freien Willen, der göttlichen Lenkung, der Vereinbarkeit von Determinismus und Libertarismus, dem Einfluss des Liber De Causis auf Thomas von Aquin, der ersten Ursache (Gott) und den niedrigeren Ursachen. Insbesondere werden die Konzepte der Willensfreiheit, der Vorsehung und der Lenkung im Kontext der mittelalterlichen Philosophie, insbesondere im Werk von Thomas von Aquin, beleuchtet.
- Arbeit zitieren
- Sabrina Wirth (Autor:in), 2019, Die Vereinbarkeit des menschlichen freien Willens und der göttlichen Lenkung bei Thomas von Aquin, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1472987