Die Heimerziehung hat sich in den letzten Jahrzehnten maßgeblich verändert. Es ist dabei ein Trend weg von einem kinder- und jugendzentrierten sowie familienersetzenden hin zu einem lebensweltorientierten Verständnis erkennbar. Ziel dieser Arbeit ist es, zu untersuchen, ob das Konzept der lebensweltorientierten Sozialen Arbeit, das stark mit Hans Thiersch in Verbindung gebracht wird, eine bedeutende Rolle im Praxisfeld der Heimerziehung einnehmen kann.
Die Aufgaben und Funktionen der Heimerziehung haben sich in den letzten Jahrzehnten gravierend verändert. Mit der Einführung des SGB VIII wurde ein Paradigmenwechsel bei der Heimunterbringung angestoßen. Die Heimerziehung soll sich demnach von einer kinder- und jugendzentrierten sowie familienersetzenden hin zu einer lebensweltorientierten und somit familienunterstützenden Maßnahme entwickeln.
Das Konzept der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit, welches maßgeblich von Hans Thiersch geprägt wurde, hat sich in den letzten 50 Jahren sowohl im theoretischen Diskurs als auch in der Praxis der Sozialen Arbeit zu einem der bedeutendsten Ansätze entwickelt. In einigen wissenschaftlichen Ausarbeitungen wird das Theoriekonzept als maßgeblich für die Kinder- und Jugendhilfe sowie für die Praxisfelder der Erziehungshilfen dargestellt, worunter die Heimerziehung fällt. Ein Großteil der Struktur- und Handlungsmaxime einer Lebensweltorientierung nach Thiersch, wie Einmischung, Prävention, Integration, Alltagsähe/Alltagorientierung, Regionalisierung/Dezentralisierung/Sozialräumlichkeit, Partizipation und strukturierte Offenheit sind im Achten Sozialgesetzbuch festgelegt und gelten als fester Bestandteil bei der Umsetzung von Erziehungshilfen.
Ziel dieser Arbeit ist es, zu untersuchen, welche Relevanz das Konzept der Lebensweltorientierung für das Praxisfeld der Heimerziehung hat. Um dieses Themenfeld näher zu beleuchten, wird die folgende Forschungsfrage gestellt: Inwieweit lassen sich das Konzept der Lebensweltorientierung und das Praxisfeld der Heimerziehung vereinen? Um die Forschungsfrage zu beantworten, wurde eine Literaturrecherche durchgeführt, welche die theoretischen Grundlagen der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit nach Thiersch mit den Grundsätzen der Heimerziehung verknüpft.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Theoriekonzept der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit nach Hans Thiersch
- Theorien in der Sozialen Arbeit und ihre Funktionen
- Entwicklung und Philosophie der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit
- Rekonstruktion der Lebenswelt
- Phänomenologischer Ansatz
- Normativ-kritischer Ansatz
- Ansatz des Lebensentwurfs und der Biografie
- Ansatz der Gesellschaftliche Strukturen und Gegebenheiten
- Ansatz der Herausforderungen durch neue soziale Ungleichheiten
- Struktur- und Handlungsmaximen der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit
- Einmischung
- Prävention
- Integration
- Alltagsnähe/ Alltagsorientierung
- Regionalisierung/Dezentralisierung/Sozialräumlichkeit
- Partizipation
- Strukturierte Offenheit
- Lebensweltorientierung im Praxisfeld der Heimerziehung
- Heimerziehung und ihre Grundsätze
- Lebensweltorientierung in der Heimerziehung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Relevanz des Theoriekonzepts der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit von Hans Thiersch für das Praxisfeld der Heimerziehung. Sie analysiert, ob und inwiefern sich dieses Konzept mit den Prinzipien der Heimerziehung verbinden lässt.
- Entwicklung und Philosophie der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit
- Rekonstruktion der Lebenswelt der Adressaten
- Struktur- und Handlungsmaximen der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit
- Grundsätze der Heimerziehung
- Zusammenhang zwischen Lebensweltorientierung und Heimerziehung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet einen grundlegenden Überblick über die Entwicklung und Philosophie der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit, einschließlich der fünf Perspektiven zur Rekonstruktion der Lebenswelt. Des Weiteren werden die zentralen Struktur- und Handlungsmaximen des Konzepts erläutert.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den Grundsätzen der Heimerziehung und untersucht, wie sich Lebensweltorientierung in diesem Praxisfeld umsetzen lässt. Der Fokus liegt auf der Frage, inwieweit sich die beiden Konzepte miteinander vereinen lassen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Textes sind Lebensweltorientierung, Heimerziehung, Hans Thiersch, Fallverstehen, Alltagsorientierung, Sozialpädagogisches Handeln, Einmischung, Prävention, Integration, Regionalisierung, Partizipation und Strukturierte Offenheit.
- Arbeit zitieren
- Joscha Winkhardt-Enz (Autor:in), 2023, Die Lebensweltorientierung von Hans Thiersch. Praxisfeld der Heimerziehung, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1472303