Weltflucht ist nicht das Ziel buddhistischen Strebens als eigentlichem religiösem Streben. Davon gehen wir aus, obwohl Max Webers (1864-1920) Religionsklassifikation Folgendes nahelegt: Buddhismus sei das Extrem eines weltflüchtigen Asketismus. Durch die Religionssystematik mag es so scheinen, dass Weltflucht und Innerweltlichkeit asketischen Daseins, das heißt Innerweltlichkeit durch Arbeit, begrifflich religiöse Gegensätze sind und nun einmal nur die Innerweltlichkeit religiösen Strebens ökonomische Kräfte freisetzt. Geistige Weltflucht, die ein Kennzeichen indischer Religiosität zu sein scheint, kann jedoch durchaus kompatibel mit der Förderung einer innerweltlichen Anstrengung und eines innerweltlichen Schaffens sein. Ohne die Auswirkungen geistiger Disziplin gerade auf die Innerweltlichkeit, auf das innerweltliche Dasein des religiös ausgerichteten Menschen, mit einzubeziehen, ist die Tendenz der (geistigen) Weltflucht des Buddhismus gar nicht zu verstehen.
Inhaltsverzeichnis
- (A) Ist Religion Weltflucht?
- (B) Weltverneinung in der Erlösungsreligiosität: „Erlöse uns von dem Bösen …“
- (C) Buddhismus als innerweltlich orientierte Religiosität:
- (D) Schlussbemerkung:
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Beitrag analysiert Max Webers Interpretation des Buddhismus und hinterfragt seine These der Weltflucht im Buddhismus. Die Arbeit beleuchtet, ob Webers Modell der „Protestantismusthese“ universell anwendbar ist und ob es alternative Perspektiven auf die innerweltliche Wirkung von Religion gibt.
- Kritik an Webers Darstellung des Buddhismus als weltflüchtige Askese
- Untersuchung der innerweltlichen Folgen von religiösen Streben im Buddhismus
- Analyse der Rolle des Zen-Buddhismus als Beispiel innerweltlicher Orientierung
- Beurteilung des Modells der „Protestantismusthese“ im Kontext anderer Weltreligionen
- Bedeutung der Goldenen Regel als gemeinsames Prinzip aller Weltreligionen
Zusammenfassung der Kapitel
Der Text beginnt mit der Kritik an Webers These, dass der Buddhismus eine weltflüchtige Askese verkörpere. Es wird argumentiert, dass der Buddhismus nicht unbedingt eine Flucht in geistige Welten anstrebt, sondern die Konfrontation mit dem Leiden und die Suche nach Weisheit durch Achtsamkeit fördert. Der Abschnitt „(B) Weltverneinung in der Erlösungsreligiosität“ befasst sich mit dem Konzept der Erlösungsreligiosität und wie es im Buddhismus im Vergleich zum Protestantismus zum Tragen kommt. In „(C) Buddhismus als innerweltlich orientierte Religiosität“ wird der Zen-Buddhismus als Beispiel für eine innerweltlich ausgerichtete Religiosität angeführt. Der Text schließt mit einer Schlussbemerkung, die die Gültigkeit des Modells der „Protestantismusthese“ im Kontext anderer Weltreligionen hinterfragt und die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung der innerweltlichen Auswirkungen von Religion betont.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Buddhismus, Max Weber, Religionssoziologie, Weltflucht, Innerweltlichkeit, Protestantismusthese, Zen-Buddhismus, Erlösungsreligiosität, Goldene Regel.
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- Aaron Fellbaum (Author), 2024, Max Webers Interpretation des Buddhismus. Wirtschaft und Industrie Asiens, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1466194