Die folgende Arbeit betrachtet das Werk Heinrich von Kleists "Die Marquise von O…". Um eine Verknüpfung zur Seminarthematik herzustellen, wird die Ereignishaftigkeit in genanntem Werk fokussiert. Analysiert wird dabei, inwieweit die Handlungen der Figuren von den sie umgebenden Ereignissen beeinflusst werden bzw. ob sich die Handlungen durch diese Ereignisse erklären oder rechtfertigen lassen. Zu diesem Zweck werden die "unerhörten Begebenheiten", sowie moralisch/unmoralische Handlungsmotive auf verschiedenen Ebenen betrachtet, um in einer literarischen Analyse auf die einzelnen Ereignisse, deren Ursprung, sowie die Reaktionen der Charaktere einzugehen.
"Die Marquise von O…" erschien erstmals im Februar 1808 in Heinrich von Kleists Zeitschrift Phöbus. Die skandalösen Umstände der Schwangerschaft der Marquise Julietta riefen bei Kleists Leserschaft starke Reaktionen hervor. Beispielsweise schrieb das Kunstjournal, es handele sich um eine "abscheuliche Geschichte" bei der "nur die Fabel angeben, [schon heißt] sie aus den gesitteten Zirkeln [zu]verbannen". Die Anstößigkeit der Handlung gepaart mit der öffentlichen Kritik des Werkes lässt die interessante These zu, dass Kleist dieses Verhalten intendiert hatte und auf einen gesellschaftlichen Konflikt aufmerksam machen wollte. Die damaligen Werte und Sitten kollidieren mit denen in der Novelle dargestellten Szenarien und können aus heutiger Sicht auch die Frage nach moralischem oder unmoralischem Handeln aufwerfen. Damit wäre der Bogen zur "Moral der Geschicht" geschlagen, geht es nun auch nicht um die moralischen Wertvorstellung der Leser:innen, sondern die der Figuren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Ereignishaftigkeit
- Das erste Ereignis
- Das zweite Ereignis
- Das dritte Ereignis
- Zur Moral und Unmoral
- Die Marquise von O...
- Der Graf F...
- Herr und Frau von G.........
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht Heinrich von Kleists Novelle "Die Marquise von O..." unter Berücksichtigung der Seminarthematik "Die Moral des Sujets. Sujetfügung und Sujetlosigkeit in (Prosa- und Vers-) Erzählungen (18.-21.Jh)". Im Zentrum steht die Analyse der Ereignishaftigkeit und wie diese die Handlungen der Figuren beeinflusst. Dabei werden die moralischen und unmoralischen Handlungsmotive in Bezug auf die Ereignisse, deren Ursprung und die Reaktionen der Charaktere betrachtet.
- Analyse der Ereignishaftigkeit in "Die Marquise von O..."
- Untersuchung der moralischen und unmoralischen Handlungsmotive der Figuren
- Bedeutung der „unerhörten Begebenheiten“ für die Handlungsentwicklung
- Einordnung der Novelle in den Kontext der gesellschaftlichen Moralvorstellungen des 19. Jahrhunderts
- Interpretation der Rolle von Zufall und Schicksal in der Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und erläutert die Forschungsfrage. Im Kapitel "Zur Ereignishaftigkeit" wird die Bedeutung von Ereignissen in der Novelle hervorgehoben, die durch die "unerhörten Begebenheiten" geprägt ist. Die Zusammenfassung der Handlung dient als Grundlage für die Analyse der einzelnen Ereignisse.
Das Kapitel "Das erste Ereignis" fokussiert auf die ungeklärte Schwangerschaft der Marquise und untersucht die Umstände des sexuellen Aktes. Die Bedeutung des Gedankenstrichs im Text wird beleuchtet und die Frage nach der aktiven oder passiven Beteiligung der Marquise in der Szene wird diskutiert. Die Verheimlichung der sexuellen Handlung wird im Kontext der Geheimhaltung in der Novelle analysiert.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe und Konzepte dieser Arbeit sind: Ereignishaftigkeit, „unerhörte Begebenheiten“, Moral und Unmoral, Sexualität, Schwangerschaft, Vergewaltigung, Geheimhaltung, gesellschaftliche Normen, Sujetfügung, Sujetlosigkeit, Heinrich von Kleist, „Die Marquise von O...".
- Quote paper
- Lena Marmann (Author), 2023, Betrachtung der Ereignishaftigkeit in Heinrich von Kleists "Die Marquise von O…", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1464048