Thema und somit Schwerpunkt dieser Arbeit soll es sein, das Konzept einer idealisierten Liebe zu ergründen, darzustellen, aber auch hinsichtlich seiner Möglichkeiten kritisch zu hinterfragen und zu bewerten. Als Grundlage dient hierbei die Minnegrotten-Episode als Höhepunkt der Darstellung jenes gottfried’schen Liebeskonzeptes. Entrückt in den "endelesten ort" ist "minne" hier im Sinnbild der Liebesgrotte, umgeben von einer amoenischen Landschaft inmitten der "wilde", allegorisch zu fassen. Mit ihrer Auslegung erwächst die Darstellung einer idealen Liebe und gleichzeitig der Problemkreis der Liebeserfüllung im Hinblick auf ritterlich-höfische Konventionen, mit denen sie konterkariert. Minne und êre geraten so in einen direkten Konflikt, den es darzulegen gilt, um so Grenzen und Möglichkeiten einer vollkommenen idealisierten Liebe im mittelalterlich-höfischen Kontext zu hinterfragen.
"Ez ist vil wâr, daz man dâ saget:
Minne ist getriben unde gejaget
in den endelesten ort.«
(Gottfried von Straßburg: Tristan)
Jener aus dem mittelhochdeutschen Roman „Tristan“ entnommene und dieser Arbeit vorangestellte Versauszug vermag bereits dasjenige erahnen lassen, was Gottfried von Straßburg zum vorrangigen Topos seines Fragment gebliebenen Versepos erklärte: die Minne. Dabei bricht Gottfried mit der literarischen Tradition, indem er seinen Protagonisten Tristan nicht zum glanzvollen Helden avancieren lässt, der am Ende mannigfaltiger Abenteuer zum Lohn die Hand seiner Liebsten und das Wohlgefallen aller erhält. Vielmehr macht er es sich zur Aufgabe, den individuellen Anspruch Liebender auf das Ausleben ihrer Liebe ungeachtet gesellschaftlicher Konventionen in den Mittelpunkt zu stellen. Als Beschreibungsmittel dient ihm hierbei die außereheliche bedingungslose Liebe zweier Menschen – die derer Tristans und Isoldes. Damit eröffnet Gottfried ein weites Feld hiermit einhergehender Konflikte, das er literarisch gekonnt auszugestalten versteht und ihnen entgegen setzt er ein utopisch anmutendes Konzept einer idealen Minne als einen Gegenentwurf zum bestehenden Minneverständnis.
Inhaltsverzeichnis
- Zur Begründung der Thematik
- Programm einer besseren Welt – Die Minnegrotten-Episode.
- Die Minnegrotten-Allegorie.
- Der locus amoenus
- Darstellung der idealen Minne
- Liebeserfüllung und ritterlich-höfische Konventionen
- Der minne-êre-Konflikt.
- Grenzen und Möglichkeiten der vollkommenen Liebe…...
- Schlussbetrachtung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit widmet sich dem Konzept einer idealisierten Liebe in Gottfried von Straßburgs „Tristan“, mit besonderem Fokus auf die Minnegrotten-Episode. Das Werk untersucht, wie Gottfried den Konflikt zwischen der außerehelichen Liebe Tristans und Isoldes und den gesellschaftlichen Konventionen der höfischen Minne darstellt. Der Fokus liegt auf der Analyse der Minnegrotte als Allegorie der idealen Liebe und der Erörterung ihrer Bedeutung als Gegenentwurf zur höfischen Welt.
- Die Minnegrotte als Allegorie der idealen Liebe
- Der locus amoenus als Ermöglichungsraum der Liebe
- Der Konflikt zwischen Minne und êre
- Grenzen und Möglichkeiten einer vollkommenen Liebe im mittelalterlich-höfischen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Thematik und den Hintergrund der Arbeit. Es zeigt auf, wie Gottfried von Straßburg mit der traditionellen Heldendichtung bricht und die Liebe als zentrales Thema seines Werkes etabliert. Im zweiten Kapitel wird die Minnegrotten-Episode als Allegorie und Programm einer besseren Welt betrachtet. Der locus amoenus wird als Ermöglichungsraum der idealen Liebe beschrieben und die Minnegrotte als Sinnbild der vollkommenen minne dargestellt. Das Kapitel analysiert auch den Konflikt zwischen Minne und êre, der sich aus den gesellschaftlichen Konventionen ergibt.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Minne, Liebe, Ideal, Allegorie, locus amoenus, Minnegrotte, Tristan, Isolde, Gottfried von Straßburg, höfische Gesellschaft, Konflikt, Konventionen, Ritterlichkeit, mittelalterliche Literatur.
- Arbeit zitieren
- Susanne von Pappritz (Autor:in), 2008, Das Konzept einer idealisierten Liebe. Zur Minnegrotten-Episode in Gottfried von Straßburgs "Tristan", München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1453562