Diese Hausarbeit behandelt die folgenden Fragestellungen: Inwiefern lässt sich die Lesart, Marwood sei eine rücksichtslose Täterin mit niederer Agenda (Femme fatale), in Zweifel ziehen? Und inwieweit teilen Protagonistin Sara Sampson und die vermeintliche Femme fatale dasselbe Schicksal?
Aus Liebe zu einem Mann namens Mellefont geht Marwood Wege, die sie in einem Licht stehen lassen, das alles andere als von Tugend und Ehrbarkeit umgeben ist und sie von einer Geschädigten zur Schadenanrichtenden macht. Marwood und auch Sara Sampson sind Frauenfiguren, die dem Motiv der verführten Unschuld verfallen, das in Lessings Stück "Miß Sara Sampson" zu finden ist. Verführt von Mellefont erwartet die beiden ein Schicksal, das sich in gleichen Teilen unterscheidet und ähnelt.
Um die Fragestellungen zu beantworten, wird zu Beginn ein Einblick in die Allgemeinheiten zu Lessings Trauerspielen gegeben und herausgestellt, welche Textpassagen Leser überhaupt Anlass geben, bei der Täterfigur in die Richtung der Marwood zu denken. Im Hauptteil werden die Aspekte aufgezeigt, die Marwood in das Licht einer Femme fatale rücken, folgend von den Beziehungen, in die Mellefont verwickelt ist und welchen Einfluss er auf die beiden, einst unschuldigen und tugendhaften Frauen, nimmt; welche Eigenschaften er an sich hat, welche Entwicklung er in dem Stück durchlebt und eine Einordnung in gut oder böse. ,"Denn die Charaktere fallen fast stets unter einer dieser beiden Kategorien; alle Menschen unterscheiden sich nämlich, was ihren Charakter betrifft, durch Schlechtigkeit und Güte". Die Figur von der sich Marwood möglicherweise nicht weiter unterscheiden könnte, Sara Sampson, wird anschließend beleuchtet und mit dem Typus der Femme fragile in Bezug gesetzt, um schlussendlich die Frauenfiguren zu vergleichen und ein Fazit aus dem Herausgearbeiteten zu ziehen. Abschließend soll zu erkennen sein, welcher Akteur in diesem Trauerspiel Lessings die Zuweisung eines Täters oder einer Täterin zu Teil wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das bürgerliche Trauerspiel und die Wahrnehmung von Leser*innen
- Wie Marwood passend für die Schublade der Femme fatale gemacht wurde
- Marwoods Darstellung als Femme fatale
- Mellefonts Pensum an Mitschuld
- Die Femme fragile Sara Sampson
- Marwood & Sara - Zwei Schicksalsschwestern?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Figur der Marwood in Lessings "Miß Sara Sampson" im Kontext des bürgerlichen Trauerspiels. Ziel ist es, die Lesart der Marwood als rücksichtslose Femme fatale zu hinterfragen und ihre Rolle im Vergleich zu Sara Sampson, der vermeintlichen Femme fragile, zu analysieren.
- Die Darstellung der Marwood als Femme fatale und ihre Verbindung zu den konventionellen Vorstellungen von weiblicher List und Verführung
- Die Rolle von Mellefont als Verführer und sein Einfluss auf die beiden Frauenfiguren
- Die Analyse von Sara Sampson als Femme fragile und die Frage nach ihrer vermeintlichen Unschuld
- Der Vergleich der Schicksale von Marwood und Sara Sampson im Kontext des bürgerlichen Trauerspiels
- Die Rezeption der Figuren durch den*die Leser*in und die Frage nach Schuld und Verantwortung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Ausgangspunkt der Analyse dar und beleuchtet die Figur der Marwood anhand eines Kommentars von Axel Schmitt zu Lessings "Miß Sara Sampson". Das zweite Kapitel widmet sich dem bürgerlichen Trauerspiel und untersucht die Rezeption von Figuren und Handlungen durch den*die Leser*in. Im Fokus steht dabei, wie durch Sprache, Handlung und Regieanweisungen die Leser*innen veranlasst werden, Figuren in bestimmte Kategorien, wie "gut", "böse", "Täter" oder "Unschuldige", einzuordnen. Das dritte Kapitel untersucht die Darstellung der Marwood als Femme fatale und analysiert ihre Beziehung zu Mellefont. Dabei werden die Aspekte, die Marwood in das Licht einer Femme fatale rücken, sowie Mellefonts Rolle als Verführer und seine Beziehung zu beiden Frauenfiguren beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusthemen der Hausarbeit sind das bürgerliche Trauerspiel, die Femme fatale, die Femme fragile, Verführer, Schuldzuweisung, Rezeption, "Miß Sara Sampson", Lessing, Charakter, Handlung, und Leser*innenwahrnehmung.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2021, Lessings Trauerspiel "Miß Sara Sampson". Rollenverteilungen von Opfer und Täter, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1449971