Während der erste Höhepunkt der Eugenik-Bewegung ab der Jahrhundertwende bis zum 1. Weltkrieg von der „Mainline – Eugenik“ geprägt wurde, kristallisierte sich ab 1930 eine „Reform-Eugenik“ Bewegung heraus. Diese zweite Phase begnügte sich nicht mehr mit den relativ simplen sozialen Zusammenhängen als Erklärungstheorie, sondern beschäftigte sich mit anspruchsvolleren genetischen Theorien und war antirassistisch geprägt. Die Idee für die Zurückweisung des Rassismus kam von der linksliberalen, egalitären Ideologie jener Zeit und von dem wachsenden, wissenschaftlichen Wissen über biologische Vererbungsvorgänge. „Similarly, the idea that the upper social classes were genetically superior to the lower classes had been subjected to sever criticism. […] The reform eugenics that emerges in the 1930s was wary of discrimination against race, class and sex.”
Die Motivation dahinter bestand in der zunehmenden Sorge vor Degeneration, Sittenverfall, Sexualverbrechen und einem Anstieg der Sozialausgaben – diese sollten schon im Vorfeld verhindert werden. Dahinter stand eine breite Allianz unterschiedlichster, gesellschaftlicher Gruppen bestehende aus Sozialdemokraten, Frauenorganisationen, konservativen wie progressiven Politikern und Ärzten. „The welfare states established in 1930s served the interests of the middle classes as well as the proletariat in creating a new cooperative consens resulting in social stability and economic growth. […] Reform eugenics was a philosophy of social efficiency that fitted easily into a welfare ideology.”
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Inhaltsverzeichnis
- REFORM - EUGENIK, ENTWICKLUNGEN AB 1930
- REFORM - EUGENIK IN SKANDINAVIEN
- ZIELGRUPPE
- GESETZGEBUNG
- WIDERSTAND GEGEN DIE EUGENIK-GESETZE
- GESCHLECHTERVERTEILUNG
- EUGENIK WÄHREND DER BESATZUNGSZEIT, 1940 – 1945
- EUGENIK NACH DEM ENDE DES 2. WELTKRIEGS
- SINKENDE BEFÜRWORTUNG
- HEUTIGE SITUATION
- VERGLEICHS - STATISTIK
- PRAKTISCHES FALLBEISPIEL AUS DEN 50ERN
- SCHLUSSFOLGERUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der Eugenik in Skandinavien ab 1930, insbesondere die "Reform-Eugenik" und deren Unterschiede zur eugenischen Bewegung der Vorkriegszeit. Der Fokus liegt auf der Analyse der Zielgruppen der Sterilisationsgesetze, der Gesetzgebung selbst, des Widerstands gegen diese Gesetze und der Geschlechterverteilung unter den Betroffenen. Die Arbeit beleuchtet auch den Einfluss des Zweiten Weltkriegs auf die eugenischen Praktiken und skizziert die Situation nach Kriegsende.
- Entwicklung der Reform-Eugenik in Skandinavien ab 1930
- Zielgruppen der Sterilisationsgesetze und deren gesellschaftliche Kontexte
- Gesetzgebung und öffentliche Debatten um die Eugenik
- Widerstand und gesellschaftlicher Konsens bezüglich der eugenischen Maßnahmen
- Geschlechterverteilung unter den Sterilisierten und deren Interpretation
Zusammenfassung der Kapitel
REFORM - EUGENIK, ENTWICKLUNGEN AB 1930: Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung der "Reform-Eugenik" ab 1930 als Reaktion auf die "Mainline Eugenik" des frühen 20. Jahrhunderts. Im Gegensatz zur vorherigen, oft rassistischen und sozialdarwinistischen Ausrichtung, konzentrierte sich die Reform-Eugenik auf komplexere genetische Theorien und war antirassistisch geprägt, beeinflusst von linksliberaler Ideologie und dem wachsenden Wissen über Vererbung. Die Sorge vor Degeneration, Sittenverfall und steigenden Sozialausgaben bildete die Motivation. Eine breite Allianz aus Sozialdemokraten, Frauenorganisationen und Politikern unterschiedlicher Couleur unterstützte diese Bewegung. Die Reform-Eugenik passte gut in die Wohlfahrtsstaats-Ideologie der Zeit.
EUGENIK WÄHREND DER BESATZUNGSZEIT, 1940 - 1945: Dieses Kapitel vergleicht die eugenischen Entwicklungen in Deutschland und Skandinavien während des Zweiten Weltkriegs. Während bis 1933 die Entwicklungen ähnlich waren (beide Regionen verfügten über gut entwickelte öffentliche Gesundheitssysteme), unterschied sich die eugenische Forschung während des Nazi-Regimes grundlegend. Rassistische Ideen, die in der wissenschaftlichen Gemeinschaft Skandinaviens wenig Rückhalt fanden, wurden in Deutschland zur Grundlage staatlicher Politik. Der Krieg und der Verlust junger Männer führten zu einem schnellen Rückgang der Sterilisierungsraten in Finnland. Norwegen und Dänemark wurden 1940 von Deutschland besetzt, was ebenfalls Auswirkungen auf die Eugenik hatte, die jedoch im Detail weiter untersucht werden müssten.
Schlüsselwörter
Reform-Eugenik, Skandinavien, Sterilisationsgesetze, Zielgruppen, Geschlechterverteilung, gesellschaftlicher Konsens, Widerstand, Zweiter Weltkrieg, Wohlfahrtsstaat, Degeneration, Sozialausgaben, Rassenhygiene, rashygien.
Häufig gestellte Fragen: Reform-Eugenik in Skandinavien ab 1930
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Entwicklung der Eugenik in Skandinavien ab 1930, mit besonderem Fokus auf die „Reform-Eugenik“ und ihren Unterschied zur Vorkriegszeit. Untersucht werden die Zielgruppen der Sterilisationsgesetze, die Gesetzgebung selbst, der Widerstand dagegen und die Geschlechterverteilung der Betroffenen. Der Einfluss des Zweiten Weltkriegs und die Situation nach Kriegsende werden ebenfalls beleuchtet.
Was versteht man unter „Reform-Eugenik“?
Die „Reform-Eugenik“ ab 1930 stellt eine Reaktion auf die „Mainline Eugenik“ des frühen 20. Jahrhunderts dar. Im Gegensatz zur oft rassistischen und sozialdarwinistischen Ausrichtung der Vorkriegszeit, konzentrierte sich die Reform-Eugenik auf komplexere genetische Theorien und war antirassistisch geprägt, beeinflusst von linksliberaler Ideologie und dem wachsenden Wissen über Vererbung. Die Sorge vor Degeneration, Sittenverfall und steigenden Sozialausgaben bildete die Motivation. Eine breite Allianz aus Sozialdemokraten, Frauenorganisationen und Politikern unterstützte diese Bewegung.
Welche Zielgruppen betrafen die Sterilisationsgesetze?
Die Arbeit untersucht detailliert die Zielgruppen der Sterilisationsgesetze und deren gesellschaftliche Kontexte. Diese Informationen sind im Kapitel über die Reform-Eugenik und in der Vergleichsstatistik zu finden.
Wie sah der Widerstand gegen die eugenischen Maßnahmen aus?
Die Studie analysiert den Widerstand gegen die eugenischen Gesetze und setzt ihn in den Kontext des gesellschaftlichen Konsenses. Details hierzu finden sich im entsprechenden Kapitel des Inhaltsverzeichnisses.
Wie war die Geschlechterverteilung unter den Sterilisierten?
Die Geschlechterverteilung unter den Sterilisierten wird untersucht und interpretiert. Die Ergebnisse sind Teil der Analyse der Reform-Eugenik.
Wie wirkte sich der Zweite Weltkrieg auf die Eugenik in Skandinavien aus?
Das Kapitel über die Eugenik während der Besatzungszeit (1940-1945) vergleicht die Entwicklungen in Skandinavien mit denen in Deutschland. Es zeigt, wie sich der Krieg und die Besatzung auf die eugenischen Praktiken auswirkten, wobei Unterschiede in der eugenischen Forschung und den Sterilisierungsraten hervorgehoben werden.
Wie entwickelte sich die Eugenik nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs?
Die Arbeit beschreibt den Rückgang der Befürwortung eugenischer Maßnahmen nach dem Krieg und die heutige Situation. Details sind im entsprechenden Kapitel zu finden.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Reform-Eugenik, Skandinavien, Sterilisationsgesetze, Zielgruppen, Geschlechterverteilung, gesellschaftlicher Konsens, Widerstand, Zweiter Weltkrieg, Wohlfahrtsstaat, Degeneration, Sozialausgaben, Rassenhygiene, rashygien.
Gibt es ein praktisches Fallbeispiel?
Ja, die Arbeit enthält ein praktisches Fallbeispiel aus den 1950er Jahren.
- Arbeit zitieren
- Andreas Kern (Autor:in), 2008, Eugenik in Skandinavien – ab 1930 bis in die 70er Jahre, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/144256