Im Zuge dieser Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, wie sich die quotenbasierte Verteilung der Asylbewerber im Zuge des Notfallmechanismus in der EU erklären lässt. Da es sich bei diesem Mechanismus um ein System zum internationalen burden-sharing handelt, leitet diese Arbeit mit einer prägnanten Explikation der zentralen Begrifflichkeiten ein und setzt mit einer theoretischen Rahmung der relevanten Erkenntnisse aus der Literatur zur Lastenteilung fort. Eine Rekonstruktion der politischen Initiativen entlang der drei dominanten Strategien zur Lastenteilung, die seit jeher im Kontext der europäischen Asylpolitik Anwendung fanden, veranschaulicht den komplizierten Prozess und die Notwendigkeit zur Etablierung eines gerechten Systems mit als fair erachteten Quoten. Des Weiteren werden eine Reihe von Einflussfaktoren analysiert, welche die Ursprünge des ungleichen Flüchtlingsaufkommens bilden und eine erweiterte Erklärung der eingeschränkten Bereitschaft einiger Mitgliedsstaaten zur Partizipation an Lastenteilungssystemen und speziell am Notfallmechanismus liefern können. Die Darlegung empirischer Ergebnisse gibt Hinweise auf die Akzeptanz oder Ablehnung des Lastenteilungssystems am Beispiel des Humanitarian Evacuation Programmes (HEP) im Rahmen der Kosovo-Krise.
Spätestens seit dem Bosnienkrieg in den 1990er Jahren hat die Europäische Union Initiativen zur zwischenstaatlichen Lastenteilung in die Wege geleitet und versucht, die seit jeher bestehenden Ungleichheiten im internationalen Flüchtlingsregime durch physische, finanzielle oder harmonisierende Mechanismen zwischen den Staaten auszugleichen. Als in den 2010er Jahren oppositionelle Proteste sowie gewaltsame staatliche Unterdrückung im Jemen, Irak, in Libyen und Syrien in Bürgerkriege und letztendlich in einer Flüchtlingskrise eskalieren, sieht sich die EU unter dem wachsenden Migrationsdruck gezwungen zu handeln. Als Reaktion auf die Krisensituation auf dem Mittelmeer, führten die Entscheidungsträger der Europäische Union im September 2015 einen neuartigen temporären Notfallmechanismus zur europaweiten Aufteilung von Flüchtlingen ein, der die Entlastung der italienischen und griechischen Asylsysteme vorsah und die Umsiedlung von 160.000 Asylbewerbern regeln sollte. Dieses obligatorische Quotensystem traf jedoch auf große Ablehnung seitens einiger Mitgliedsstaaten, weshalb die Umsetzung des Planes scheiterte und eine gerechte solidarische Lösung unerfüllbar blieb.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Begriffe
- 3 Theoretische Perspektiven und Überlegungen
- 4 Politische Initiativen zur Lastenverteilung
- 4.1 Harmonisierung der Migrations- und Asylpolitik
- 4.2 finanzielle Lastenteilung
- 4.3 physische Lastenteilung
- 5 Einflussreiche Faktoren
- 6 Empirische Befunde
- 7 Diskussion
- 8 Fazit
- I Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die quotenbasierte Verteilung von Asylbewerbern im Rahmen des Notfallmechanismus der EU. Dabei liegt der Fokus auf der Erklärung dieser Verteilung im Kontext von internationalem Lastenteilung. Die Arbeit analysiert die relevanten theoretischen Ansätze, politischen Initiativen, Einflussfaktoren und empirischen Befunde, um ein umfassendes Verständnis des Themenfeldes zu ermöglichen.
- Analyse der theoretischen Perspektiven auf Lastenteilung im europäischen Kontext
- Rekonstruktion der politischen Initiativen zur Lastenverteilung in der europäischen Asylpolitik
- Identifikation von strukturellen und politischen Einflussfaktoren, die das ungleiche Flüchtlingsaufkommen und die Bereitschaft zur Lastenteilung beeinflussen
- Bewertung empirischer Befunde zur Akzeptanz von Lastenteilungssystemen
- Diskussion von Lösungsansätzen für die Herausforderungen der Lastenteilung in der europäischen Asylpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor und erläutert den Hintergrund der quotenbasierten Verteilung von Asylbewerbern im Zuge des Notfallmechanismus in der EU.
- Kapitel 2: Begriffe: Dieses Kapitel definiert die Schlüsselbegriffe Lastenteilung und Verantwortungsteilung im Kontext der europäischen Asylpolitik und erläutert ihre unterschiedlichen Konnotationen.
- Kapitel 3: Theoretische Perspektiven und Überlegungen: Dieses Kapitel präsentiert zwei relevante Ansätze aus der Politiksoziologie, die das soziale Handeln im Kontext der Lastenteilung erklären können.
- Kapitel 4: Politische Initiativen zur Lastenverteilung: Dieses Kapitel analysiert die drei dominanten Strategien zur Lastenteilung in der europäischen Asylpolitik und beleuchtet die Herausforderungen bei der Etablierung eines gerechten Systems.
- Kapitel 5: Einflussreiche Faktoren: Dieses Kapitel untersucht eine Reihe von strukturellen und politischen Einflussfaktoren, die das ungleiche Flüchtlingsaufkommen und die Bereitschaft zur Lastenteilung beeinflussen können.
- Kapitel 6: Empirische Befunde: Dieses Kapitel präsentiert empirische Ergebnisse zur Akzeptanz oder Ablehnung von Lastenteilungssystemen am Beispiel des Humanitarian Evacuation Programmes (HEP) im Rahmen der Kosovo-Krise.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Lastenteilung, burden-sharing, europäische Asylpolitik, Notfallmechanismus, Quoten, Flüchtlingsmigration, politische Initiativen, Einflussfaktoren, empirische Befunde und Lösungsansätze.
- Arbeit zitieren
- Helen Brox (Autor:in), 2021, Quotenbasierte Verteilung der Asylbewerber im Zuge des Notfallmechanismus in der EU. Lastenteilung bei Flüchtlingsverantwortung im europäischen Kontext, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1438976