Vorliegende Arbeit soll den Umgang mit dem Thema Homosexualität in dem 2002 zum ersten Mal veröffentlichten Roman "Imārat Yaʿqūbiyān: riwāya" von Alā al-Aswānī untersuchen und anhand von Khaled Rouayheb historisch einordnen. Denn nicht nur das Buch, sondern auch der gleichnamige Film, der 2006 zum ersten Mal gezeigt wurde, hat vor allem wegen dem öffentlich gemachten Diskurs über Homosexualität für großes Aufsehen gesorgt. 112 Mitglieder des ägyptischen Parlaments trafen sich zusammen, um über die Zensierung zu diskutieren, da der Film "Obszönität und Ausschweifung" verbreite.
Gemäß westlich-europäischer Wahrnehmung war Homosexualität in der arabischislamischen Welt schon immer ein weitverbreitetes Phänomen. Ob in der homoerotischen Dichtung von Abu Nuwas, oder in europäischen Reiseberichten. Es scheint als wäre die damalige islamische Gesellschaft eine sehr liberale Gesellschaft gewesen, was den Umgang mit Homosexualität betraf. Prominente Dichter schrieben über ihre leidenschaftlichen Gefühle für Jünglinge (muḍakkarāt). Dagegen reagierte man in europäischen Reiseberichten mit Empörung auf derartige Literatur. So beschreibt Rifāʿa al-Ṭahṭāwī zum Beispiel, dass bei der Übersetzung von arabischen Gedichten ins Französische, die angesprochene männliche Person (ghulam) durch eine Frau (ghulamah) ersetzt wurde. Man kann also sagen, dass vor dem neunzehnten Jahrhundert in der arabisch-islamischen Welt eine weitverbreitete Toleranz existierte, während im mittelalterlichen Europa ein eher homophobes Kulturklima herrschte.
Doch muss man Vorsicht walten lassen was den Begriff "Homosexualität" in der arabisch-islamischen Welt angeht. Laut Khaled Rouayheb gab es das Konzept "Homosexualität" vor dem 19. Jahrhundert im Mittleren Osten nicht. Der Begriff wurde durch den Schriftsteller Karl Maria Kertbeny um 1860 geprägt und das englische Äquivalent "homosexuality" wurde erst circa zwanzig Jahre später definiert. Auch Joseph Massad stimmt mit Rouayheb überein, wenn es darum geht unser heutiges westlich-europäisches Verständnis von Homosexualität mit dem in der arabisch-islamischen Welt zu vergleichen. Beide sind der Ansicht, dass das Motiv "Homosexualität" eine moderne Projektion der westlichen Orientalistik ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Roman und sein Autor
- Hatim Rašīd und ‘Abd Rabbuh
- Das Chez Nous und seine Gäste
- Erläuterung einzelner arabischer Begriffe anhand von Khaled Rouayheb
- Die Unterscheidung zwischen aktivem und passivem Partner
- Luți und Liwāṭ
- Der Umgang mit Homosexualität im Roman
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Darstellung von Homosexualität in ‘Alā' al-Aswānīs Roman „Imārat Ya`qūbiyān“ (2002) und ordnet sie anhand der Erkenntnisse von Khaled Rouayheb historisch ein. Das Werk, sowie die gleichnamige Verfilmung aus dem Jahr 2006, erregten großes Aufsehen durch die öffentliche Diskussion über Homosexualität.
- Die Darstellung von Homosexualität in der arabisch-islamischen Welt
- Der Einfluss westlicher Denkweisen auf die Definition von Homosexualität
- Die Rolle des Romans als Spiegelbild der ägyptischen Gesellschaft
- Die historische Einordnung von Begriffen wie „Luți“ und „Liwāṭ“
- Die Intention des Autors in Bezug auf die Darstellung von Homosexualität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die westliche Wahrnehmung von Homosexualität in der arabisch-islamischen Welt und diskutiert die historischen und kulturellen Hintergründe des Themas. Dabei werden die Werke von Abu Nuwas und Rifa'a al-Ṭahṭāwī herangezogen, um die Entwicklung der Einstellungen gegenüber Homosexualität zu verdeutlichen.
Das Kapitel „Der Roman und sein Autor“ führt den Leser in die Welt von ‘Alā' al-Aswānī und seinem Roman „Imārat Ya`qūbiyān“ ein. Es beleuchtet die Lebensgeschichte des Autors und seinen Kontext in der ägyptischen Gesellschaft.
Das Kapitel „Hatim Rašīd und ‘Abd Rabbuh“ stellt zwei wichtige Figuren aus dem Roman vor, die die Rolle von Homosexuellen verkörpern.
Der Abschnitt „Erläuterung einzelner arabischer Begriffe anhand von Khaled Rouayheb“ widmet sich der historischen Bedeutung von Begriffen wie „Luți“ und „Liwāṭ“, die im Roman verwendet werden.
Schlüsselwörter
Homosexualität, arabische Literatur, ‘Alā' al-Aswānī, „Imārat Ya`qūbiyān“, Khaled Rouayheb, Luți, Liwāṭ, ägyptische Gesellschaft, westliche Orientalistik, Tradition, Trauma, Zensur.
- Arbeit zitieren
- Sherina Beha (Autor:in), 2017, Homosexualität in der modernen arabischen Literatur. "Imārat Yaʿqūbiyān" von Alā al-Aswānī, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1437605