Das Sportartenkonzept – wenn man diesen Begriff zum ersten Mal liest, könnte man vermuten, es handle sich um ein sauber definiertes Sportdidaktisches Konzept. Doch wäre dies ein voreiliger Schluss. Man muss sich zunächst einmal vergegenwärtigen, dass das so angesprochene Sportartenkonzept kein theoretisch begründetes, Modell darstellt, sondern das Produkt einer historischen Entwicklung ist.
Die Anfänge des Sportartenkonzeptes sind sicherlich in den 20er und 30er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts zu suchen, als das Schulturnen nach SPIEß mit seinen Ordnungsübungen durch die Leibeserziehung abgelöst wurde. Diese Entwicklung wurde forciert durch die Olympischen Spiele.
Es kam zu einem immanenten Anstieg der Schulsportinhalte. So umfasst der traditionelle Kanon der Schulsportarten seit den 70er Jahren Gerätturnen, Gymnastik/ Tanz, Leichtathletik, Schwimmen, Basketball, Fußball, Handball und Volleyball. Mit der steigenden Zahl der Inhalte verkürzte sich natürlich auch die Unterrichtszeit, die für die einzelnen Sportarten zur Verfügung stand. Dadurch kam es zum Ausbleiben der Entwicklung körperlicher Voraussetzungen und somit auch zum Ausbleiben der erhofften Leistungen. Diesem Leistungsschwund der Schüler wollte man entgegenwirken, indem in den Lehrplänen eine große Zahl weiterer Sportarten zur Wahl gestellt wurde.
Angesichts dieser historischen Genese stellt sich für die moderne Schulsportdidaktik die Frage, ob das Sportartenkonzept eine reine Sammlung der Sportarten ist zum besseren Verwalten dieser im Sportunterricht? Wenn dem so ist, sind die Sportarten im Schulsportkanon dann beliebig austauschbar? Oder vermag das Sportartenkonzept mehr zu leisten als die bloße Ordnung der Schulsportinhalte?
Diesen Fragen soll im Folgenden, nachgegangen werden, ohne den Anspruch zu vermitteln die Diskussion mit diesem Beitrag hinreichend abzuschließen. Vielmehr sollen ausgewählte Aspekte vorgestellt werden und einige Impulse für die weiter führende Auseinandersetzung mit dem Thema gegeben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Sportartenkonzept - ein abstrakter Begriff
- Das technokratische Sportartenkonzept - eine Fehlinterpretation
- Möglichkeit zur Strukturierung der Schulsportinhalte
- Gütekriterien für Schulsportarten
- Das pure Sportartenkonzept - eine strenge Interpretation
- Das Potenzial zur Legitimation des Schulsports
- Zusammenfassung
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Sportartenkonzept und dessen Bedeutung für die Schulsportdidaktik. Sie analysiert die Entstehung und Entwicklung des Konzepts, untersucht dessen unterschiedliche Interpretationen und erörtert die Frage, ob das Sportartenkonzept mehr zu leisten vermag als die bloße Ordnung der Schulsportinhalte.
- Historische Genese des Sportartenkonzeptes
- Abgrenzung des Sportartenkonzeptes von der Leibeserziehung
- Kritik am technokratischen Sportartenkonzept
- Das Potenzial des Sportartenkonzeptes zur Legitimation des Schulsports
- Mögliche Gütekriterien für Schulsportarten
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt den Begriff des Sportartenkonzeptes ein und stellt fest, dass es sich um ein komplexes und vielschichtiges Konzept handelt, welches durch eine historische Entwicklung entstanden ist. Sie thematisiert die Anfänge des Sportartenkonzeptes im 20. Jahrhundert und die unterschiedlichen Einflüsse von Olympischen Spielen, staatlicher Sportpolitik und Fachverbänden auf die Entwicklung des Schulsports.
- Das Sportartenkonzept - ein abstrakter Begriff: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition des Sportartenkonzeptes. Es wird die Abgrenzung zur Leibeserziehung der 60er Jahre diskutiert und eine Annäherung über den Begriff des Sports selbst vorgenommen. Es wird argumentiert, dass das Sportartenkonzept als die Summe aller Sportarten verstanden werden kann, jedoch auch die Gefahr einer Fehlinterpretation durch ein technokratisches Sportartenkonzept besteht.
- Das technokratische Sportartenkonzept - eine Fehlinterpretation: Dieser Abschnitt untersucht die Merkmale des technokratischen Sportartenkonzeptes. Es werden die negativen Folgen dieses Konzepts für die Schulsportdidaktik aufgezeigt, wie z.B. die Reduktion der Inhalte auf den Leistungssport, die Steuerung der Auswahl von Schulsportinhalten durch externe Interessenverbände und die Vernachlässigung der pädagogischen Aufgaben des Schulsports.
- Möglichkeit zur Strukturierung der Schulsportinhalte: Dieses Kapitel geht der Frage nach, ob das Sportartenkonzept als ein Instrument zur Strukturierung der Schulsportinhalte dienen kann. Es werden verschiedene Möglichkeiten der Strukturierung diskutiert und die Notwendigkeit einer kritischen Reflexion der Auswahl von Schulsportarten betont.
- Gütekriterien für Schulsportarten: Hier werden Kriterien zur Auswahl von Schulsportarten vorgestellt. Die Bedeutung von pädagogischen Kriterien wie z.B. die Förderung von Bewegungskompetenz, die Entwicklung von Sozialkompetenz und die Gesundheitsförderung wird hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Sportartenkonzept, Schulsportdidaktik, Leibeserziehung, Bewegungspädagogik, technokratisches Sportartenkonzept, Gütekriterien, Legitimation, historische Genese, Sportarten, Sport.
- Arbeit zitieren
- Matthias Müller (Autor:in), 2009, Das didaktische Sportartenkonzept. Interpretationen, Kriterien und Möglichkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/143340