„Manchmal geht es mir durch den Kopf, die Geschichte meines Lebens nicht preiszugeben. Diese öffentliche Erklärung aber verpflichtet mich, auf dem einmal beschrittenen Wege weiterzugehen, so Montaigne.“
„Ich studiere mich selbst mehr als alles andere, das ist meine Metaphysik, das ist meine Physik, ich selbst bin der König der Materie, die ich behandle, und ich schulde niemandem Rechenschaft, so Montaigne.“
Indem Thomas Bernhard über seine eigene Kindheit schreibt, distanziert er sich gewissermaßen von ihr und gleichzeitig von sich selbst. Er betrachtet die wahrscheinlich schwierigste Zeit seines Lebens von außen, wie ein Zuseher, so, als wäre nicht er das Kind, dem diese Anhäufung von Ungerechtigkeiten, Lieblosigkeiten, Ablehnung und Inakzeptanz widerfahren wären.
Sein direkter, harter, aggressiver, unverblümter Stil reflektiert sein gebrochenes Wesen durch die Kindheit. Dennoch darf bei der Lektüre Thomas Bernhards Hang zur Übertreibung für das Extreme nicht außer Acht gelassen werden. Was nun als biographisch gewertet werden kann, was inszeniert ist oder schockierende Effekte erzeugen soll, kann aus dem Werk nicht herausgelesen, sondern nur vermutet werden.
In meiner Arbeit möchte ich herausfinden, wie die einzelnen Figuren des Romans zum Kind stehen und wie sich die Qualität dieser Beziehungen auf die restlichen Beziehungen und auf das Leben des Kindes, auf all seine Einstellungen und Wertvorstellungen auswirkt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hassliebe der Mutter
- Der Großvater als Vaterfigur für das Kind
- Die Abwesenheit des Vaters
- Der Stiefvater- oder doch nur der Vormund?
- Großmutter als Ernährerin
- Die Bedeutung des Großvaters für die Familie
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Figurenbeziehungen im Roman „Ein Kind“ von Thomas Bernhard, insbesondere die Beziehung zwischen dem Kind und seinen Eltern, Großeltern und dem Stiefvater. Sie untersucht, wie diese Beziehungen das Leben des Kindes prägen und welche Auswirkungen sie auf seine Wertvorstellungen und Einstellungen haben.
- Die problematische Beziehung zwischen dem Kind und seiner Mutter, geprägt von Hassliebe und emotionaler Distanz
- Die Rolle des Großvaters als Vaterfigur und einzige Quelle von Akzeptanz und Liebe für das Kind
- Die Abwesenheit des Vaters und seine Auswirkungen auf das Leben des Kindes
- Die Ambivalenz der Beziehung zum Stiefvater, der zwar eine väterliche Rolle einnimmt, aber gleichzeitig eine Autoritätsperson darstellt
- Die Bedeutung der Großmutter als Ernährerin und ihre Rolle innerhalb der Familie
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel führt in das Thema der Arbeit ein und erläutert die Intention der Analyse. Es wird der Fokus auf die Figurenbeziehungen im Roman und deren Einfluss auf das Leben des Kindes gelegt.
- Hassliebe der Mutter: Dieser Abschnitt beleuchtet die komplexe und schwierige Beziehung zwischen dem Kind und seiner Mutter. Die Mutter wird als eine von Schuldgefühlen und Hass geprägte Figur dargestellt, die ihre negativen Emotionen auf das Kind projiziert.
- Der Großvater als Vaterfigur für das Kind: Hier wird die zentrale Rolle des Großvaters als einzige stabile Bezugsfigur für das Kind beschrieben. Der Großvater ist der einzige, der dem Kind Akzeptanz und Liebe entgegenbringt.
- Die Abwesenheit des Vaters: In diesem Abschnitt wird der Einfluss des fehlenden Vaters auf das Leben des Kindes erörtert. Die Abwesenheit des Vaters prägt die emotionale Entwicklung des Kindes und hinterlässt tiefe Spuren.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Thema der Figurenbeziehungen in Thomas Bernhards Roman „Ein Kind“. Wichtige Schlüsselbegriffe sind Familienbeziehungen, Mutter-Kind-Beziehung, Vaterfigur, Großvaterrolle, Abwesenheit des Vaters, uneheliche Geburt, kindliche Entwicklung, emotionale Vernachlässigung, psychische Folgen, Familienstrukturen, Autoritätspersonen und die literarische Analyse des Romans.
- Arbeit zitieren
- Herta Mackeviciute (Autor:in), 2009, Figurenanalyse und Familienbeziehungen in Thomas Bernhards „Ein Kind“, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/142569