Einleitung
Der Minne als zentrales inhaltliches Problem der Tristandichtung
werden in den zahlreichen Bearbeitungen verschiedene Bedeutungen
beigemessen. Dieses Phänomen steht in engem Zusammenhang mit
der jeweiligen Moralvorstellung der Zeit, in der die einzelnen
Autoren wirkten. Gottfrieds von Straßburg(1) „Tristan“ ist etwa
zwischen 1205 und 1210 entstanden und somit nahezu 15 Jahre
später als Eilharts von Oberge(2) „Tristrant“ So scheint es kaum
verwunderlich, daß Gottfried die Liebe bereits zum thematischen
Mittelpunkt hinsichtlich ihres Wesens und ihrer Bedeutung für die
Gesellschaft macht (vgl. Prolog, Minne-Exkurs), während Eilhart sie
eher als das „Andere“ sieht, das den alten Werten „Ehre und Treue“
gegenübersteht. Der jüngere Dichter stellt uns den Liebestrank daher
als Teil der epischen Handlung vor, der ältere verleiht ihm vielmehr
einen symbolischen Charakter.
Um die unterschiedlichen Darstellungen sicher rekonstruieren zu
können, ist man zunächst von den überlieferten Quellen abhängig.
Dabei treten jedoch Probleme hinsichtlich der Vollständigkeit auf.
Die „Tristrant-Fassung“ Eilharts ist teilweise lückenhaft, und
Gottfried konnte seine Erzählung – vermutlich weil er starb – nicht
mehr beenden. RANKE, LICHTENSTEIN, BUSCHINGER und
SPIEWOK sind die Herausgeber der Urtexte und liefern außerdem
eine neuhochdeutsche Übersetzung.
[...]
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1 Im folgenden nur noch Gottfried.
2 Im folgenden nur noch Eilhart.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zu der Geschichte des Minnetrankes
- Der Beginn der Liebe
- bei Gottfried
- bei Eilhart
- Die Wirkung des Trankes
- bei Gottfried
- bei Eilhart
- Die Bedeutung des Trankes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Darstellung des Minnetrankes in den Werken „Tristrant“ von Eilhart von Oberge und „Tristan“ von Gottfried von Straßburg. Im Fokus steht die Rekonstruktion der unterschiedlichen Bedeutungen, die der Liebestrank in den beiden Texten erhält, und die Einordnung dieser Darstellungen in die jeweils vorherrschende Moralvorstellung des 12. und 13. Jahrhunderts.
- Die Darstellung des Minnetrankes in der Tristan-Literatur
- Die historische Verbreitung der Minnetranksymbolik
- Der Einfluss der Moralvorstellung auf die Darstellung der Liebe
- Die Bedeutung des Liebestrankes für die Liebesgeschichte von Tristan und Isolde
- Die unterschiedlichen Darstellungen des Minnetrankes bei Gottfried und Eilhart
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Minnetrank als zentrales Thema der Tristandichtung vor und skizziert die unterschiedlichen Bedeutungen, die ihm von den verschiedenen Autoren zugeschrieben werden. Der zweite Abschnitt beleuchtet die historische Verbreitung der Minnetranksymbolik und ihre Verwendung in der Literatur der Antike und des Mittelalters. Kapitel drei befasst sich mit dem Beginn der Liebe zwischen Tristan und Isolde bei Gottfried und Eilhart. Die Wirkung des Trankes und die Bedeutung, die er für die jeweilige Darstellung der Liebe besitzt, werden in Kapitel vier und fünf untersucht.
Schlüsselwörter
Minnetrank, Tristandichtung, Gottfried von Straßburg, Eilhart von Oberge, Moralvorstellung, Liebe, Tristan und Isolde, literarische Tradition, mittelalterliche Literatur, Symbolismus, Liebeszauber.
- Quote paper
- Miriam Riekenberg (Author), 1999, Die Bedeutung des Minnetranks im Tristrant Eilharts von Oberge und im Tristan Gottfrieds von Straßburg, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1404