In der vorliegenden Arbeit wird der literarische Diskurs als eine Plattform für die Auseinandersetzung mit den Fremden beziehungswiese dem Fremden als Analysewerkzeug dienen. Die fremden Wundervölker der Fassung B des Herzog Ernst sind zentraler Gegenstand dieser Hausarbeit. Die mittelhochdeutsche Versdichtung offeriert eine Vielzahl an Möglichkeiten eine Differenzierung zwischen dem Selbst und dem Anderen zu vollziehen.
Bei der Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhalten und dem, jenes Kreises der Gesellschaft, dessen man sich zugehörig fühlt, ist es von zentraler Bedeutung, sich seiner Außenwirkung und seines Verhaltens gegenüber dem Fremden bewusst zu werden. Das Begegnen einer Gesellschaftsgruppe gegenüber dem Andersartigen ist seit dem Anbeginn von Zivilisation als Seismograph von Toleranz zu identifizieren. Die Menschheit beschäftigt sich fortwährend mit der kulturellen, sprachlichen oder phänotypischen Differenzierung zwischen sich selbst und einer Vergleichsgruppe.
Was aber löst den Reiz am Unterscheiden und an der Annäherung an das Fremde und Andersartige aus? Wie begegnen sich Fremde und inwiefern muss beim Aufeinander- treffen von unterschiedlichen Kulturkreisen –oder gar unterschiedlichen Wesen– das Wahrnehmen des Fremden von der fremden Wahrnehmung abgegrenzt werden?
Die Konfrontation zwischen den Vertretern unterschiedlicher Länder, Religionen oder Wertesysteme hat häufig zu Hass und Gewalt geführt – wie aber verläuft es im Herzog Ernst? Zu klären ist, in welchem Maße das Ungeheuer(e) als Symbol für das Fremde in der mittelalterlichen Literatur fungiert.
Das Werk Herzog Ernst genoss über Jahrhunderte hinweg eine besondere Aufmerksamkeit. Vom 12. bis zum 15. Jahrhundert wurden viele unterschiedliche Handschriften überliefert. Die Spielmannsepik lässt sich mehrdimensional und auf verschiedenen Ebenen analysieren. So reflektiert auch Alexandra Stein in ihrem Aufsatz über die Außensicht einiger Fremde auf das uns Vertraute den Herzog Ernst. Ihre vielfältigen methodologischen Ansätze zur Analyse dienen dieser Hausarbeit als signifikante Literatur und werden an prominenter Stelle verwendet.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG – FREMDES WAHRNEHMEN UND FREMDES WAHRNEHMEN
- 2. ANNÄHERUNG AN DEN BEGRIFF FREMDHEIT – VORÜBERLEGUNGEN UND DEFINITION IN DER ÄLTEREN DEUTSCHEN LITERATUR
- 3. DIE BEDEUTUNG DER FREMDHEIT IM HERZOG ERNST
- 3.1 Der Aufbruch des Herzog Ernst – Faszination des Fremden?
- 3.2 Erscheinungsformen der Wunderwesen - eine Annäherung an das Fremde
- 3.3 Begegnungen zwischen Freundschaft und Feindseligkeit
- 4. DYNAMIKEN DER FREMDERKUNDUNG
- 4.1 Die Signifikanz der Wunderwesen
- 4.2 Eigene Identitätsfindung
- 5. FAZIT - FREMDERFAHRUNG, SELBSTREFLEXION UND RÜCKKEHR?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Darstellung von Fremdheit im mittelhochdeutschen Epos „Herzog Ernst“ und beleuchtet die Rolle der Wunderwesen als Repräsentanten des Fremden. Ziel ist es, die Dynamik der Begegnung zwischen dem Eigenen und dem Anderen im Kontext des Werkes zu analysieren und die Bedeutung des Fremden für die Identitätsfindung des Protagonisten zu erforschen.
- Bedeutung von Fremdheit in der älteren deutschen Literatur
- Analyse der Wunderwesen im Herzog Ernst als Symbol für das Fremde
- Beziehungen zwischen Herzog Ernst und den Wunderwesen – Freundschaft und Feindseligkeit
- Einfluss der Wunderwesen auf die Identitätsfindung des Herzog Ernst
- Konzept der Fremderkundung und Selbstreflexion im Kontext des Werkes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit vor und beleuchtet die zentrale Rolle des Themas Fremdheit in der Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhalten und dem Verhalten gegenüber dem Andersartigen. Kapitel 2 erörtert den Begriff der Fremdheit und seine Bedeutung in der älteren deutschen Literatur. Kapitel 3 widmet sich der Analyse der Wunderwesen im Herzog Ernst und deren Bedeutung für die Konfrontation mit dem Fremden.
In Kapitel 4 werden die Dynamiken der Fremderkundung und Selbstreflexion im Kontext der Begegnung mit den Wunderwesen analysiert. Das Kapitel untersucht die Signifikanz der Wunderwesen für die Identitätsfindung des Herzog Ernst und die Frage, ob die Begegnungen mit dem Fremden zu einer Veränderung seines Selbstverständnisses führen.
Schlüsselwörter
Fremdheit, Wunderwesen, Herzog Ernst, Identitätsfindung, Fremderkundung, Mittelalterliche Literatur, Spielmannsepik, Kulturelle Differenzierung, Begegnung mit dem Anderen, Fremdwahrnehmung, Selbstreflexion.
- Quote paper
- Maria Christoph (Author), 2023, Monster, Mischwesen und Wundervölker im Herzog Ernst. Die Faszination, Begegnung und Annäherung des Fremden, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1403824