Folgende Arbeit bezieht sich auf Brünhilds Sonderstellung als weibliche Figur im Nibelungenlied. Dabei wird Brünhilds Figurenanalyse auf zwei Hauptkapitel unterteilt, die sich auf die jeweiligen Entwicklungsstadien der Protagonistin beziehen. Im ersten Teil der Analyse wird Brünhilds Position als unabhängige Herrscherin in Isenstein, einschließlich ihrer kriegerisch – höfischen Charakterzüge und dem Brautwerbungsvorgang untersucht. Der zweite Analyseteil bezieht sich auf Brünhilds Rolle als Gunthers Ehefrau in Worms. Das Hauptaugenmerk dieses Kapitels liegt auf der Entwicklung des Charakters von der unabhängigen Herrscherin, die sie zu Beginn der Erzählung ist, hin zur folgsamen Ehefrau. Es werden Ereignisse in chronologischer Reihenfolge analysiert, die zur Entwicklung von Brünhilds Charakter beitragen und letztendlich zur "Normalisierung" der Figur führen. Diese Herangehensweise soll schließlich eine Antwort auf folgende Fragestellung liefern: Welche Sonderstellung nimmt Brünhild als weibliche Figur innerhalb der nibelungischen Welt ein und inwiefern wird ihre Einzigartigkeit unterdrückt?
E <z was ein> kuneginne gesezzen uber sê, ir gelîche enheine man wesse ninder mê (NL 326,1-2). Mit diesen Worten wird die Brünhild-Figur in die Erzählung des Nibelungenliedes eingeflochten. Die hochgeborene Königin ist weit außerhalb des Wormser Hofes situiert und regiert dort als Alleinherrscherin über das Land Isenstein. Im Gegensatz zu anderen weiblichen Figuren der Erzählung, deren körperliche Merkmale sich meist auf deren schoenen lîp (NL 392,3) beschränken, wird Brünhild als Ausnahmefall betrachtet.1 Sie wird nicht nur als unmâzen schoene (NL 326,3) beschrieben, sondern verfügt auch über vil michel […] kraft (NL 326,3). Als mächtige Frauenfigur mit außergewöhnlichen Kräften stellt sie eine Bedrohung für das feudal-patriarchale Geschlechtermodell der Nibelungenwelt dar, weshalb sie durch männliche Dominanz in eine für das Nibelungenlied traditionelle weibliche Rolle gedrängt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung.
- Brünhild als Alleinherrscherin Isensteins
- Spannungsfeld zwischen höfischen und kriegerischen Charaktereigenschaften
- Charaktereigenschaften höfischer Weiblichkeit
- Charaktereigenschaften kriegerischer Männlichkeit
- Brautwerbungswettkampf
- Täuschungsmanöver beim Dreikampf...
- Brünhilds Reaktion auf ihre Niederlage.
- Dämonisierung Brünhilds („tîvels wîp“).
- Spannungsfeld zwischen höfischen und kriegerischen Charaktereigenschaften
- Brünhild als Ehefrau des Burgunden Königs ..
- Brautnächte
- Die erste Brautnacht
- Die zweite Brautnacht
- Brautnächte
- Schlussfolgerung...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Sonderstellung der Figur Brünhild im Nibelungenlied. Im Fokus der Analyse steht die Entwicklung des Charakters von Brünhild, sowohl als unabhängige Herrscherin in Isenstein, als auch als Ehefrau des Burgunden Königs Gunther in Worms. Die Analyse erforscht die komplexen Interaktionen zwischen Brünhilds kriegerischen und höfischen Eigenschaften und beleuchtet die Mechanismen, die zu ihrer „Normalisierung“ als konforme Ehefrau führen.
- Die widersprüchlichen Charaktereigenschaften von Brünhild und ihr Einfluss auf die Handlung des Nibelungenliedes.
- Die Darstellung von Brünhilds Stärke und Kampfkraft im Kontext der männlich dominierten Gesellschaft der Nibelungenwelt.
- Die Rolle der Brautwerbung und der Brautnächte in der Transformation von Brünhilds Status von einer unabhängigen Herrscherin zu einer gehorsamen Ehefrau.
- Die Dämonisierung von Brünhild und ihre Auswirkungen auf die Wahrnehmung ihrer Figur in der Erzählung.
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird Brünhilds Position als Alleinherrscherin von Isenstein untersucht. Dabei werden ihre außergewöhnlichen Eigenschaften, die sie von anderen weiblichen Figuren des Nibelungenlieds abheben, analysiert. Besonderes Augenmerk liegt auf der Spannung zwischen ihren höfischen und kriegerischen Charakterzügen, die sie zu einer außergewöhnlichen Figur machen. Die Rolle der Brautwerbung und der Brautnächte wird ebenfalls analysiert, wobei Brünhilds Verhalten und Reaktionen im Zentrum der Betrachtung stehen. Das zweite Kapitel befasst sich mit Brünhilds Rolle als Ehefrau des Burgunden Königs Gunther. Die Entwicklung ihres Charakters von einer unabhängigen Herrscherin zu einer gehorsamen Ehefrau wird anhand der Ereignisse im Nibelungenlied nachvollzogen. Dabei wird analysiert, wie die Erzählung die „Normalisierung“ von Brünhilds Figur durch die Integration in das bestehende Geschlechtermodell und die Unterdrückung ihrer Einzigartigkeit darstellt.
Schlüsselwörter
Brünhild, Nibelungenlied, Alleinherrscherin, Isenstein, höfische Weiblichkeit, kriegerische Männlichkeit, Brautwerbung, Brautnächte, Dämonisierung, Geschlechtermodell, Machtverhältnisse, „Normalisierung“
- Arbeit zitieren
- Laura Schmit (Autor:in), 2023, Brünhilds Sonderstellung als weibliche Figur im Nibelungenlied, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1400858