Diese Arbeit befasst sich mit ambivalenten Gefühlen in der Mutterschaft, einem emotionalen Zustand, der im vorherrschenden Mutterbild als nicht akzeptabel gilt. Der theoretische Rahmen, Arlie Russell Hochschilds Konzept der "feeling rules", soll dabei um eine körpersoziologische Einbettung ergänzt werden. Emotionen werden als untrennbarer Teil des Körpers und der körperlichen Erfahrung betrachtet. Das Ziel ist es dabei, mütterliche Ambivalenz als gesellschaftlich hergestellte Abweichung von geltenden Gefühlsregeln zu rekonstruieren und dabei die Frage zu stellen, inwiefern der Körper bei der Konstruktion des "Muttermythos" sowie bei der emotionalen Regulierung durch Gefühlsregeln eine Rolle spielt und was für Konsequenzen daraus erwachsen.
Mutterschaft ist ein normativ und ideologisch höchstaufgeladenes Thema. Sie ist Objekt zahlreicher Erwartungen und Anforderungen, nahezu alle Aspekte der Mutterschaft unterliegen gesellschaftlichen Zugriffen. Neben der allgemeingültigen Norm, Frauen haben Kinder bekommen zu wollen, wird von Müttern erwartet, der Mutterschaft und ihren Kindern gegenüber durchweg positive Gefühle entgegenzubringen. Die gesellschaftlichen Zugriffe, denen Mütter ausgesetzt sind, sind dabei nicht nur ideologischer Art. Die Schwangerschaft, die Geburt, das Stillen sowie jede weitere Sorgeleistung, die im Sinne des Kindes erbracht wird involviert, beansprucht, ja setzt den Körper der Mutter voraus.
Angesichts dieser unverkennbaren Körperlichkeit der Mutterschaft wirken die gesellschaftlich vermittelten Einflüsse entsprechend auf einer körperlichen und damit gleichsam auf einer emotionalen Ebene. Die Mutterschaft sowie der mütterliche Körper sind stets emotional durchsetzt: Es geht um den liebevollen Umgang mit dem Kind, das zärtliche Umsorgen, die fürsorgliche Unterstützung und die erfüllende Mutterschaftserfahrung. Emotionen nehmen jedoch zeitweise variable und komplexe Formen an, die der emotionalen Einseitigkeit, in der Mutterschaft stilisiert wird, nicht immer entsprechen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Die gesellschaftliche Konstruktion von Mutterschaft
- Mütterliche Gefühlswelten
- Emotionen und Gefühlsregeln
- Ambivalente Gefühle in der Mutterschaft
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Konstruktion des „Muttermythos“ im Hinblick auf die emotionale Ambivalenz, die Mütter erleben können. Sie analysiert die gesellschaftlichen Erwartungen an Mütter und deren Auswirkungen auf die körperliche und emotionale Ebene. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Rolle des Körpers bei der emotionalen Regulierung und der Konstruktion von Mutterschaft aufzuzeigen und mütterliche Ambivalenz als gesellschaftlich hergestellte Abweichung von geltenden Gefühlsregeln zu rekonstruieren.
- Soziale und historische Konstruktion von Mutterschaft
- Emotionen und Gefühlsregeln nach Arlie Russell Hochschild
- Ambivalente Gefühle in der Mutterschaft
- Rolle des Körpers bei der Konstruktion des „Muttermythos“
- Konsequenzen für die emotionale Regulierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einführung beleuchtet die Normativität von Mutterschaft und die Erwartungen, die an Mütter gestellt werden. Sie führt das Konzept der mütterlichen Ambivalenz ein und stellt den theoretischen Rahmen der Arbeit, Arlie Russell Hochschilds Konzept der „feeling rules“, vor.
Das Kapitel über die gesellschaftliche Konstruktion von Mutterschaft analysiert die Naturalisierung von Mutterschaft und die Bedeutung des Körpers bei der Konstruktion und Legitimierung von Mutterbildern. Es zeichnet die historische Entwicklung von Mutterschaft nach und zeigt, wie sich die Vorstellung von der Mutter-Kind-Beziehung und der Rolle der Mutter im Laufe der Zeit verändert hat.
Schlüsselwörter
Mutterschaft, Körperlichkeit, Emotionen, Gefühlsregeln, Ambivalenz, „Muttermythos“, soziale Konstruktion, historische Entwicklung, mütterliche Gefühlswelten, emotionale Regulierung, Arlie Russell Hochschild
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2022, Eine körpersoziologische Auslegung des emotionssoziologischen Konzepts der Gefühlsregeln von Arlie R. Hochschild. Anhand des Beispiels mütterlicher Ambivalenz, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1391369