Diese wenigen Verse aus Hartmanns von Aue Gregorius bringen einen Zwiespalt zutage: Während der Vater des Gregorius allein an herzeriuwe durch die Trennung von seiner Schwester stirbt, bleibt jene nicht nur mit diesem einen Leid am Leben, sie erträgt zeitgleich sogar noch vier andere, nicht minder belastende, Schmerzen. Dieser Unterschied wirkt umso erstaunlicher, ist doch die Schmerzresistenz und Stärke hier als Eigenschaft der Frau zugeordnet, wohingegen der Mann an seiner Emotionalität leidet. In Bezug auf die damaligen Geschlechterverständnisses wirkt diese Zuteilung diametral und zieht dadurch die Aufmerksamkeit des Rezipienten auf sich und so scheint es gleichsam vom Text gefordert, die jeweiligen Geschlechterrollen der Eltern von Gregorius genauer zu betrachten.
„wande sîn herzeleit
daz was dâ wider kleine,
niuwan diu minne eine
diu im ein zil des tôdes was:
der hete si viriu und genas.“ (HG, V.845-850)
Inhaltsverzeichnis
- Ein wîblich man und ein mânlichiu wîb? – Die Darstellung der Geschlechterrollen von Gregorius Eltern
- Hartmanns von Aue Veränderungen in der Darstellung beider Figuren im Vergleich zur altfranzösischen Vorlage
- Die Trennung der Geschwister
- Die Darstellung des Todes von Gregorius Vater
- Moshövels Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen
- Schuld und Unordnung
- Die Auflösung der Geschlechterrollen in Gregorius' Heiligung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die Darstellung der Geschlechterrollen in Hartmanns von Aue, Gregorius und setzt diese mit der altfranzösischen Vorlage, La vie du pape Saint Grégoire, in Beziehung. Die Arbeit untersucht die Veränderungen in der Darstellung von Gregorius Eltern und erörtert, wie die Umkehrung der Geschlechterkonzeption die Schuldthematik und die Unordnung in der Erzählwelt des Gregorius spiegelt.
- Die Darstellung der Geschlechterrollen in Hartmanns, Gregorius, im Vergleich zur altfranzösischen Vorlage
- Die Rolle von Schuld und Unordnung in der Erzählung
- Die Auflösung der Geschlechterrollen in Gregorius' Heiligung
- Die Rolle der Minnemetaphorik in der Darstellung der Beziehungen zwischen den Figuren
- Die Bedeutung der Effemination und Virilität in der Darstellung der Geschlechter
Zusammenfassung der Kapitel
- Der erste Teil des Textes untersucht die Darstellung der Geschlechterrollen von Gregorius' Eltern in Hartmanns, Gregorius, und stellt diese mit der altfranzösischen Vorlage, La vie du pape Saint Grégoire, in Beziehung.
- Der zweite Teil des Textes untersucht die Veränderungen in der Darstellung der beiden Figuren im Vergleich zur altfranzösischen Vorlage.
- Der dritte Teil des Textes beleuchtet die Trennung der Geschwister und zeigt die Unterschiede in der Darstellung in beiden Texten auf.
- Der vierte Teil des Textes untersucht die Darstellung des Todes von Gregorius Vater in beiden Texten und die damit verbundenen Erzählerkommentare.
- Der fünfte Teil des Textes stellt Moshövels Auseinandersetzung mit der Thematik der Effemination und Virilität in mittelalterlichen Erzähltexten vor.
- Der sechste Teil des Textes untersucht die Schuldthematik im Gregorius und setzt diese in Bezug zu den in Unordnung befindlichen gesellschaftlichen Ordnung.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Textes sind Geschlechterrollen, Schuld, Unordnung, Heiligung, Gregorius, Hartmann von Aue, altfranzösische Vorlage, La vie du pape Saint Grégoire, Minnemetaphorik, Effemination, Virilität, Moshövel.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2021, Ein wîblich man und ein mânlichiu wîb? Die Darstellung der Geschlechterrollen von Gregorius Eltern, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1391362