Das "Nibelungenlied" zählt zu einem der bedeutsamsten Texte der Germanistik und gibt im Rahmen einer fantastischen Erzählung zahlreiche, aber auch detaillierte Einblicke über Geschlechterrollen des Hochmittelalters. Die Ehe- und Frauenrolle des Werks ist dabei als Untersuchungsgegenstand für diese Arbeit von Interesse, was im Folgenden anhand der Figur Kriemhild vollzogen werden soll.
Um die Frauenfigur des "Nibelungenlieds" adäquat untersuchen zu können, wird im ersten Teil ein Blick in die Historie gewagt. Die Heilige Schrift liefert für die hier zugrundeliegende Untersuchung zahlreiche Belege zur Bedeutung von Ehe, was das Fundament für eine Eheschließung sein sollte und wie die Geschlechterrollen darin aufgeteilt sind. Nachdem das religiöse Gesetz abgehandelt wurde, wird im Anschluss das menschliche Recht einer genaueren Betrachtung unterzogen. Hierzu soll insbesondere der "Sachsenspiegel" Eikes von Repgow als Grundlage für die Rechtsprechung des Mittelalters zurate gezogen werden, worin sich detaillierte Vorschriften befinden, unter anderem zu Arten von Ehen, was im Todesfall mit dem ehelichen Vermögen geschieht, wie sich die hierarchische Überordnung des Mannes manifestiert und inwiefern die Familie Einfluss auf das eheliche Verhältnis ausüben kann.
Der literarische Analyseteil wird chronologisch mit einigen Rück- und Vorverweisen auf relevante Textstellen und den theoretischen Teil aufgebaut. Die erste Partie beleuchtet Kriemhilds Eigenschaften am Hofe der Burgunden und entsprechende Abhängigkeitsrelationen. Es sollen dabei einerseits ihre Kerncharakteristika und ihr Verhalten im Rahmen des höfischen Kodex thematisiert werden, aber auch wie ihr Umfeld, besonders ihre Brüder und später Siegfried, als ihr männlicher Vormund agieren und sie zum Objekt männlicher Begierde machen. Im zweiten Kapitel wird dem Königinnenstreit ein eigenständiger Passus gewidmet, da sich in dieser Aventiure ein Paradigmenwechsel im Verhalten Kriemhilds manifestiert, dessen Ursache und Wirkung für das Geschehen bestimmend sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Mittelalter: Das historische Bild der Ehe und Frau ...
- ...in der Heiligen Schrift (altes und neues Testament)
- ...in der Rechtsprechung
- ...in der sozialen Praxis
- ...in der Praxis der Adelsgesellschaft
- Kriemhilds Rolle als Frau und Ehe/Gewaltverhältnis bis zum Tode Siegfrieds
- In der Sphäre der Männer: vrouwe und undertân
- Der Königinnenstreit als Paradigmenwechsel
- Ursache...
- ...und Wirkung
- Kriemhild als Rächerin: „Frauen beraten, Männer agieren”
- Aufstieg und Machtbewusstsein
- Gefahr für das Patriarchat
- Abschlussreflexion
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Rolle der Frau im Nibelungenlied, anhand der Figur Kriemhild, und untersucht insbesondere das Spannungsfeld zwischen Ehe und Gewalt. Ziel ist es, die Darstellung der Geschlechterrollen im Werk im Kontext des historischen Hintergrunds des Hochmittelalters zu analysieren.
- Die Rolle der Frau in der mittelalterlichen Gesellschaft anhand historischer Quellen
- Kriemhilds Entwicklung und Wandel im Nibelungenlied
- Die Dynamik von Macht und Gewalt im Verhältnis zwischen Mann und Frau
- Die Darstellung des Königinnenstreits als Wendepunkt im Verhalten Kriemhilds
- Kriemhilds Aufstieg zur Rächerin und die Folgen für das Patriarchat
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über die Thematik und die Relevanz des Nibelungenlieds für die Erforschung der Geschlechterrollen im Mittelalter. Der erste Teil der Arbeit widmet sich dem historischen Kontext und analysiert die Bedeutung von Ehe und Frau im Mittelalter anhand der Heiligen Schrift, der Rechtsprechung, der sozialen Praxis und der höfischen Tradition.
Der zweite Teil der Arbeit konzentriert sich auf die literarische Figur Kriemhild und ihre Rolle im Nibelungenlied. Es wird untersucht, wie Kriemhilds Verhalten und ihre Beziehungen zu den Männern in ihrem Umfeld ihre Rolle als Frau und Ehefrau prägen. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf der Darstellung des Königinnenstreits und dessen Einfluss auf die Handlung.
Das dritte Kapitel beleuchtet Kriemhilds Transformation zur Rächerin. Analysiert werden ihre Motive, Strategien und die Folgen ihrer Taten für das Patriarchat.
Schlüsselwörter
Nibelungenlied, Kriemhild, Geschlechterrollen, Mittelalter, Ehe, Gewalt, Patriarchat, Königinnenstreit, Rächerin, historische Quellen, Heilige Schrift, Sachsenspiegel, höfische Tradition, Frauenfigur, literarische Analyse.
- Arbeit zitieren
- Paul Quesada (Autor:in), 2022, Die Rolle der Frau im "Nibelungenlied" anhand von Kriemhild, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1387798