Die Auswirkungen sozialer Ungleichheitsfaktoren sind konstitutiv für die Analyse normabweichenden Verhaltens. Dennoch beschränkt sich die Ausweitung der Ungleichheitsforschung auf den Bereich der Kriminologie vor allem in deutschsprachiger Lektüre häufig auf die Benennung einer intersektionalen Leerstelle. Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit Kriminalisierungstheorien und dem Prozess der Identitätsentwicklung (doing identity) vor dem Hintergrund der Intersektionalität. Schlussendlich bietet eine intersektionale Perspektive in der Kriminologie Analysemöglichkeiten hinsichtlich der Kombination verschiedener unterdrückender Ungleichheitsfaktoren und damit der Schaffung von Normen und Abweichungen, sowie Möglichkeiten der Ergründung, wie auch die Gesetzgebung Ungleichheiten in Frage stellt oder diese reproduziert.
Wie sich Faktoren sozialer Ungleichheit auf Kriminalität auswirken, ist konstitutiv für die soziologische Analyse normabweichenden Verhaltens. So kommt auch die US-amerikanische Soziologin und Kriminologin Karen Heimer zu der Auffassung, die zahlreichen (bspw. wirtschaftliche, ethnische, geschlechtsspezifische) Ungleichheiten seien "at the core of criminology". Darüber hinaus vertritt sie die Auffassung, dass eine intersektionale Analyse von Ungleichheiten weiterreichende Erkenntnisse und Forschungsbereiche mit sich bringen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- (Soziale) Ungleichheiten
- Wirtschaftliche Ungleichheit
- Ungleichheits- und Differenzierungstheorien
- Intersektionalität
- Bedeutung der intersektionalen Perspektive für die Kriminologie
- Kriminalisierungstheorien
- „Doing identity“
- Theoretische Relevanz der Intersektionalität für die Kriminologie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die intersektionale Perspektive in der Kriminologie und hinterfragt, ob diese ausreichend berücksichtigt wird. Sie analysiert den Zusammenhang zwischen sozialen Ungleichheiten und Kriminalität, wobei der Fokus auf der Berücksichtigung verschiedener Diskriminierungskategorien liegt.
- Soziale Ungleichheit und Kriminalität
- Intersektionalität als analytisches Werkzeug in der Kriminologie
- Kriminalisierungstheorien im Kontext sozialer Ungleichheiten
- Identitätsentwicklung und Kriminalität
- Theoretische Fundierung der Intersektionalität in der Kriminologie
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und betont die zentrale Rolle sozialer Ungleichheiten in der kriminologischen Analyse normabweichenden Verhaltens. Sie verweist auf Karen Heimer und deren Argumentation, dass intersektionale Analysen zu weiterführenden Erkenntnissen führen. Der Text stellt die Notwendigkeit einer theoretischen Fundierung der Intersektionalität in der Kriminologie heraus, die in den folgenden Kapiteln näher beleuchtet wird.
2. (Soziale) Ungleichheiten: Dieses Kapitel befasst sich mit dem komplexen Begriff der sozialen Ungleichheit. Es wird die Schwierigkeit der konkreten Erfassung und die Problematik sprachlicher Kategorisierungen hervorgehoben, welche die Verschränkung verschiedener Ungleichheitsdimensionen oft verschleiern. Der Text diskutiert die Herausforderungen einer begrifflichen Einigung und die unterschiedliche Verwendung von Begriffen wie „intersektionaler Diskriminierung“ und „Interdependenz“, insbesondere im Vergleich zum US-amerikanischen und deutschen Kontext. Die Notwendigkeit einer klaren Begrifflichkeit und einer expliziten Perspektive wird betont.
2.1 Wirtschaftliche Ungleichheit: Dieses Kapitel illustriert soziale Ungleichheit anhand des Beispiels wirtschaftlicher Ungleichheit. Es wird die Parallele zwischen der Strukturierung wirtschaftlicher Ungleichheit und der durch Rassismus, Ethnizismus und Sexismus geschaffenen Machtungleichheiten dargestellt. Der Gini-Index wird als Messinstrument für Einkommensungleichheit verwendet, und die Entwicklung in verschiedenen europäischen Ländern wird analysiert. Der Text zeigt die anhaltende Relevanz wirtschaftlicher Ungleichheit für kriminologische Überlegungen auf.
3. Bedeutung der intersektionalen Perspektive für die Kriminologie: Dieses Kapitel erörtert die Bedeutung einer intersektionalen Perspektive für die Kriminologie. Es beleuchtet den Zusammenhang zwischen Intersektionalität und Kriminalisierungstheorien sowie dem Konzept des „Doing Identity“. Die Bedeutung der Berücksichtigung unterschiedlicher Diskriminierungserfahrungen und -schnittstellen für ein umfassenderes Verständnis von Kriminalität wird hervorgehoben.
4. Theoretische Relevanz der Intersektionalität für die Kriminologie: Dieses Kapitel befasst sich mit der theoretischen Fundierung der Intersektionalität in der Kriminologie. Es skizziert Ungleichheits- und Differenzierungstheorien, ausgewählte Kriminalisierungstheorien und grundlegende Überlegungen zur Identitätsentwicklung, um die Komplexität der Zusammenhänge zwischen verschiedenen Diskriminierungskategorien und deren Auswirkungen auf Kriminalität zu verdeutlichen.
Schlüsselwörter
Intersektionalität, Soziale Ungleichheit, Kriminalität, Kriminalisierung, Kriminalisierungstheorien, Identitätsentwicklung, Differenzierungstheorien, wirtschaftliche Ungleichheit, Diskriminierung, Machtstrukturen.
Häufig gestellte Fragen zu: Intersektionalität und Kriminalität
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die intersektionale Perspektive in der Kriminologie und analysiert den Zusammenhang zwischen sozialen Ungleichheiten und Kriminalität. Der Fokus liegt auf der Berücksichtigung verschiedener Diskriminierungskategorien und der Frage, ob die intersektionale Perspektive in der Kriminologie ausreichend berücksichtigt wird.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt soziale Ungleichheiten (inklusive wirtschaftlicher Ungleichheit), Ungleichheits- und Differenzierungstheorien, Intersektionalität als analytisches Werkzeug, Kriminalisierungstheorien, „Doing Identity“, die Identitätsentwicklung im Kontext von Kriminalität und die theoretische Fundierung der Intersektionalität in der Kriminologie.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, ein Kapitel zu sozialen Ungleichheiten (mit einem Unterkapitel zu wirtschaftlicher Ungleichheit), ein Kapitel zur Bedeutung der intersektionalen Perspektive für die Kriminologie und ein Kapitel zur theoretischen Relevanz der Intersektionalität für die Kriminologie. Jedes Kapitel bietet eine detaillierte Auseinandersetzung mit den jeweiligen Themen.
Welche Schlüsselbegriffe werden verwendet?
Schlüsselbegriffe sind Intersektionalität, soziale Ungleichheit, Kriminalität, Kriminalisierung, Kriminalisierungstheorien, Identitätsentwicklung, Differenzierungstheorien, wirtschaftliche Ungleichheit, Diskriminierung und Machtstrukturen.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Relevanz der intersektionalen Perspektive für die kriminologische Forschung aufzuzeigen und die Notwendigkeit einer stärkeren Berücksichtigung verschiedener Diskriminierungskategorien in der Analyse von Kriminalität zu betonen. Sie untersucht, wie intersektionale Analysen zu weiterführenden Erkenntnissen führen können.
Wie wird soziale Ungleichheit in der Arbeit dargestellt?
Soziale Ungleichheit wird als komplexer Begriff dargestellt, der Schwierigkeiten in der Erfassung und sprachlichen Kategorisierung aufweist. Die Arbeit beleuchtet die Problematik der Verschränkung verschiedener Ungleichheitsdimensionen und diskutiert die Herausforderungen einer begrifflichen Einigung, insbesondere im Vergleich zum US-amerikanischen und deutschen Kontext. Wirtschaftliche Ungleichheit wird als Beispiel für soziale Ungleichheit anhand des Gini-Index analysiert.
Welche Rolle spielt die Intersektionalität in der kriminologischen Analyse?
Die Arbeit betont die Bedeutung der Intersektionalität als analytisches Werkzeug in der Kriminologie. Sie zeigt, wie die Berücksichtigung verschiedener Diskriminierungserfahrungen und -schnittstellen zu einem umfassenderen Verständnis von Kriminalität beiträgt und die bestehenden Kriminalisierungstheorien erweitert.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf Ungleichheits- und Differenzierungstheorien, ausgewählte Kriminalisierungstheorien und Überlegungen zur Identitätsentwicklung, um die komplexen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Diskriminierungskategorien und deren Auswirkungen auf Kriminalität zu verdeutlichen.
- Arbeit zitieren
- Dorothée Leroy (Autor:in), 2022, Intersektionale Perspektive in der Kriminologie. Kriminalisierungstheorien und der Prozess der Identitätsentwicklung vor dem Hintergrund der Intersektionalität, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1373821