Die vorliegende Arbeit stellt einen Beitrag zu einer narratologisch ausgerichteten Literatur- und Kulturwissenschaft dar. Am Beispiel der beiden Essays von José Martí wird dargelegt, wie narrative Formen den Inhalt mit konstruieren. Im Vordergrund steht dabei die Herausarbeitung des Gegenentwurfs zur herrschenden eurozentrischen Perspektive durch die narrative Konstruktion eines genuin lateinamerikanischen Identitätsentwurfs. Martí macht deutlich, dass die Sprache und ihre rhetorischen Mittel einen wesentlichen Beitrag zur Konstruktion von Macht darstellt. Durch die Verwendung einer eigenen, lateinamerikanisch orientierten Sprache, Rhetorik und Ausdrucksweise evoziert Martí einen Gegenentwurf zur eurozentrischen Perspektive und bereitet narrativ die gedankliche Emanzipation Lateinamerikas vom "globalen Norden" vor. Dass er damit seiner Zeit weit voraus ist, zeigen die aktuellen Beziehungen zwischen lateinamerikanischen Ländern und Europa bzw. USA, die noch immer durch Imperialismus geprägt sind. Noch heute ist Lateinamerika weit von einer wirtschaftlichen Unabhängigkeit sowie einer einheitlichen lateinamerikanischen Identität entfernt.
Inhaltsverzeichnis
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- Einleitung
- Kollektive Identitäten als sozioideologische und narrative Konstrukte
- Entstehungsmechanismen und Funktionen kollektiver Identitäten
- Identitätskonstruktion durch Narration - identitätsstiftende Merkmale narrativer Strukturen
- „Othering“ – Inszenierung des „Anderen“ in Abgrenzung zur eigenen Identität.
- Die Suche nach der genuin lateinamerikanischen Identität in Abgrenzung zu der oktroyierten Identität in José Martís Rede „Madre América“ und seinem Essay „Nuestra América“
- Zusammenfassung der Rede „Madre América“ unter Berücksichtigung identitätsstiftender Merkmale der verwendeten narrativen Strukturen
- Zusammenfassung des Essays „Nuestra América“ unter Berücksichtigung identitätsstiftender Merkmale der verwendeten narrativen Strukturen
- „Othering“ als rhetorisches Mittel zur Definition des „Eigenen“ durch Abgrenzung vom „Anderen“ in Martís Rede „Madre América“ und seinem Essay „Nuestra América“
- Fazit - der „dritte Raum“ (H. Bhabha) als Ort der Identitätskonstruktion?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, wie José Martí in seiner Rede „Madre América“ und seinem Essay „Nuestra América“ die narrative Konstruktion einer kollektiven Identität als Mittel postkolonialer Emanzipation einsetzt. Dabei wird auf die Bedeutung der Identitätsstiftung durch narrative Strukturen und rhetorische Mittel fokussiert, sowie auf die Dekonstruktion von Metaphern im Kontext lateinamerikanischer Identitätssuche.
- Die Rolle narrativer Strukturen in der Konstruktion von kollektiver Identität.
- Die Verwendung rhetorischer Mittel zur Abgrenzung von der „anderen“ Identität.
- Die Dekonstruktion von Metaphern und die Suche nach einer genuin lateinamerikanischen Identität.
- Der „dritte Raum“ als Ort der Identitätsverhandlung.
- Die Bedeutung von José Martís Werk für die postkoloniale Emanzipation in Lateinamerika.
Zusammenfassung der Kapitel
In Kapitel 2 werden die theoretischen Grundlagen der Identitätskonstruktion erläutert, wobei die Entstehungsmechanismen und Funktionen kollektiver Identitäten sowie die identitätsstiftenden Merkmale narrativer Strukturen im Fokus stehen. Das Konzept des „Othering“ wird ebenfalls vorgestellt, um den Prozess der Abgrenzung von der „anderen“ Identität zu beleuchten.
Kapitel 3 analysiert die beiden Schlüsseltexte „Madre América“ und „Nuestra América“. Die Kapitel 3.1 und 3.2 fokussieren auf die narrative Struktur der beiden Texte und die identitätsstiftenden Merkmale der verwendeten narrativen Strukturen. In Kapitel 3.3 wird die Verwendung des „Othering“ als rhetorisches Mittel zur Definition des „Eigenen“ durch Abgrenzung vom „Anderen“ analysiert.
Schlüsselwörter
Kollektive Identität, narrative Strukturen, rhetorische Mittel, „Othering“, postkoloniale Emanzipation, lateinamerikanische Identität, José Martí, „Madre América“, „Nuestra América“, der „dritte Raum“.
- Arbeit zitieren
- Sophia Schneider (Autor:in), 2022, Narrative Konstruktion einer kollektiven Identität als (rhetorisches) Mittel postkolonialer Emanzipation in José Martís "Madre América" und "Nuestra América", München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1361775