„Im 12. Jahrhundert […] trägt die gefährliche Werbung einen ersten Klang der höfischen Minne in die Zeit hinein. […] Im 13. Jahrhundert, für den Kudrundichter, war alles längst passé. Trotzdem muß er sich in dieses Geheimnis der gefährlichen Werbung so hineingesponnen haben, dass es sein ganzes Schaffen ausfüllte.“ Dies ist die These Hugo Kuhns, der des Weiteren in diesem Kontext von einer „erstaunlichen Dickköpfigkeit“ des Dichters spricht, der das Schema der ’gefährlichen Brautwerbung’ mindestens sechsmal abgewandelt habe und dieses „als einzigen Handlungsbaustein durch vier Generationen“ durchspiele. Auf diese Weise und ähnlich konstatieren auch andere Literaturwissenschaftler die „Kudrun“. Es stellt sich die Frage, warum dem Verfasser der „Kudrun“ auffallend schematisches Erzählen vorgeworfen wird? Gegenstand dieser Arbeit ist es den Vorwurf des schematischen Erzählens in der „Kudrun“ zu widerlegen. Mit Hilfe des Modells des mittelhochdeutschen Brautwerbungsschemas von Christian Schmid-Cadalbert soll erläutert werden, ob sich die These Hugo Kuhns über die Brautwerbungsgeschichten der „Kudrun“ vereinbaren lässt. Um dies explizit zu veranschaulichen werden drei Brautwerbungsgeschichten der „Kudrun“ genauer untersucht und bezüglich der verschiedenen Elemente des Brautwerbungsschemas miteinander verglichen. Es soll in diesem Kontext offensichtlich werden, ob diese drei Werbungen analog in das Schema Schmid-Cadalberts übernommen werden können. Demnach wäre es inhaltlich nur eine Abfolge von gefährlichen Brautwerbungen und „nicht eben reich an Abwechslung“, da nur ein einziges Motiv vorhanden wäre. Wenn diese Thesen ein Potenzial [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Eine Einführung in das mittelhochdeutsche Brautwerbungsschema von Christian Schmid-Cadalbert
- Elemente des Brautwerbungsschemas
- Die Vorgeschichten der drei Brautwerbungen
- Die Brautwerbungen
- Die Auslösung und Vorbereitung der Werbung Hetels, Hartmuts und Herwigs
- Die Werbungsfahrten
- Die Heimführung der jeweiligen Braut und anschließende Hochzeit
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit widerlegt den Vorwurf des schematischen Erzählens in der „Kudrun“. Anhand des Modells des mittelhochdeutschen Brautwerbungsschemas von Christian Schmid-Cadalbert wird untersucht, ob die These Hugo Kuhns über die Brautwerbungsgeschichten der „Kudrun“ haltbar ist. Drei Brautwerbungsgeschichten werden analysiert und auf ihre Übereinstimmung mit dem Schema geprüft. Die Arbeit beleuchtet, ob die scheinbare Monotonie der „gefährlichen Brautwerbung“ mit den Spannungselementen des Epos vereinbar ist.
- Analyse des mittelhochdeutschen Brautwerbungsschemas nach Schmid-Cadalbert
- Vergleich dreier Brautwerbungen aus der „Kudrun“ (Hetel/Hilde, Hartmut/Kudrun, Herwig/Kudrun)
- Überprüfung der These von der schematischen Erzählweise in der „Kudrun“
- Untersuchung der Spannungselemente trotz vermeintlicher Schematik
- Bewertung der Charaktere der Brautwerber und ihrer Handlungen im Kontext des Schemas
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die These Hugo Kuhns vor, der dem Kudrun-Dichter eine „erstaunliche Dickköpfigkeit“ und schematisches Erzählen vorwirft, da er das Schema der gefährlichen Brautwerbung mehrfach verwendet. Die Arbeit zielt darauf ab, diese These zu widerlegen, indem sie drei Brautwerbungen aus der Kudrun im Kontext des Brautwerbungsschemas von Schmid-Cadalbert analysiert und deren Unterschiede herausarbeitet. Die Arbeit fragt nach den Spannungselementen trotz scheinbarer Monotonie.
Eine Einführung in das mittelhochdeutsche Brautwerbungsschema von Christian Schmid-Cadalbert: Dieses Kapitel beschreibt das Modell der mittelhochdeutschen Brautwerbung nach Schmid-Cadalbert. Es unterscheidet zwischen einfachem und doppeltem Schema, wobei das doppelte Schema zusätzlich die Rückführung des Brautvaters und die definitive Gewinnung der Braut beinhaltet. Das Schema gliedert sich in eine dreiteilige Raumstruktur (Machtbereich des Werbers, Machtbereich des Brautvaters, das Meer dazwischen), Handlungsrollen (Werber, Braut, Brautvater etc.) und Handlungsfixpunkte (Ratzszene, Botenfahrt etc.). Das Kapitel legt die Grundlage für die spätere Analyse der Brautwerbungen in der Kudrun.
Elemente des Brautwerbungsschemas: Dieser Kapitelteil analysiert die drei Brautwerbungen im Detail, beginnend mit ihren Vorgeschichten. Die Vorgeschichte der Werbung Hetels um Hilde wird im Kontext des Hagenabenteuers erläutert, die Vorgeschichte der Kudrunwerbung wird mit der Hetel-Hilde-Geschichte in Verbindung gebracht. Die Vorgeschichten von Hartmut und Herwig werden ebenfalls verglichen und auf Parallelen und Unterschiede untersucht. Das Kapitel legt die Grundlage für das Verständnis der Handlungsmotive und deren Einbettung ins übergeordnete Schema.
Schlüsselwörter
Kudrun, mittelhochdeutsche Brautwerbung, Christian Schmid-Cadalbert, Hugo Kuhn, schematisches Erzählen, Spannungselemente, Hetel, Hilde, Hartmut, Kudrun, Herwig, Handlungsschema, Raumstruktur, Handlungsrollen, Vorgeschichte, Herrscherbeschreibung, Werbungsfahrt, Hochzeit.
Häufig gestellte Fragen zur Analyse der Brautwerbungen in der Kudrun
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit analysiert die These von Hugo Kuhn, der dem Dichter der Kudrun ein schematisches Erzählen und eine „erstaunliche Dickköpfigkeit“ aufgrund der mehrfachen Verwendung des Schemas der gefährlichen Brautwerbung vorwirft. Ziel ist es, diese These anhand dreier Brautwerbungen aus der Kudrun zu widerlegen und die Spannungselemente trotz der vermeintlichen Monotonie herauszuarbeiten.
Welches Modell wird zur Analyse verwendet?
Die Analyse basiert auf dem Modell des mittelhochdeutschen Brautwerbungsschemas von Christian Schmid-Cadalbert. Dieses Schema umfasst einfache und doppelte Varianten und beinhaltet eine dreiteilige Raumstruktur (Machtbereich des Werbers, Machtbereich des Brautvaters, das Meer dazwischen), verschiedene Handlungsrollen (Werber, Braut, Brautvater etc.) und Handlungsfixpunkte (Ratzszene, Botenfahrt etc.).
Welche Brautwerbungen werden untersucht?
Die Arbeit untersucht die Brautwerbungen von Hetel um Hilde, Hartmut um Kudrun und Herwig um Kudrun. Die Vorgeschichten dieser Werbungen werden im Detail analysiert und auf Parallelen und Unterschiede untersucht, um die Handlungsmotive und deren Einbettung in das übergeordnete Schema zu verstehen.
Wie werden die Brautwerbungen analysiert?
Die Analyse umfasst einen Vergleich der drei Brautwerbungen mit dem Schema von Schmid-Cadalbert. Es wird untersucht, inwieweit die einzelnen Elemente des Schemas in den drei Erzählungen vorhanden sind und wie diese Elemente variiert werden. Besonderes Augenmerk liegt auf der scheinbaren Monotonie der „gefährlichen Brautwerbung“ und der Frage, wie Spannung trotz des Schemas erzeugt wird.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit zielt darauf ab, die These Kuhns zu widerlegen, indem sie die Unterschiede und Variationen innerhalb der drei analysierten Brautwerbungen im Kontext des Schemas von Schmid-Cadalbert aufzeigt und die Spannungselemente herausarbeitet. Die Schlussfolgerungen betreffen die Bewertung der scheinbaren Schematik des Erzählens und die Charakterisierung der Brautwerber und ihrer Handlungen.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Analyse?
Schlüsselwörter sind: Kudrun, mittelhochdeutsche Brautwerbung, Christian Schmid-Cadalbert, Hugo Kuhn, schematisches Erzählen, Spannungselemente, Hetel, Hilde, Hartmut, Kudrun, Herwig, Handlungsschema, Raumstruktur, Handlungsrollen, Vorgeschichte, Herrscherbeschreibung, Werbungsfahrt, Hochzeit.
- Arbeit zitieren
- Peggy Bobermin (Autor:in), 2005, 'Kudrun' - drei Brautwerbungsgeschichten im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/135691