Dieser Text bespricht die Erscheinung und Entwicklung der protestantischen Theorie, deren wohl bekanntester Vertreter Martin Luther war, in Max Webers Philosophie. Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus gehen auf die Rationalität und Pflichterfüllung zurück und zeigen sich in einer innerweltlichen Askese, die zum Berufsethos führt. Dabei findet keine Beichte statt, da der Einzelne nur Gott gegenüber verpflichtet ist. Im modernen "Geist des Kapitalismus" verfügen rationale Individuen über ein ausgeprägtes Berufsethos. Die Individuen sind dabei von ihrem religiösen Ursprung und dem Bezug zu anderen Glaubensgemeinschaften getrennt.
Bei Max Weber "Wissenschaft als Beruf", einem Aufsatz aus dem Jahr 1919, wird der Assistent an den Hochschulen mit dem Fabrikarbeiter verglichen. Er verbindet den Zusammenhang zwischen einem modernen Wirtschaftsethos im "Geist des modernen Kapitalismus“ und die religiöse Ethik. Dabei geht er von der Behauptung aus, dass Kapitalbesitz und eine höhere technische Arbeit sowie ihre Arbeiter überwiegend protestantisch sind und konzentriert sich auf die "rationale Ethik des asketischen Protestantismus". Er beschreibt die Parallelen des Berufs und der Pflicht zur Genügsamkeit im asketischen Protestantismus, beispielsweise bei Calvin mit dem konstitutiven "modernen kapitalistischen Geist" und seiner Vorstellung von Beruf und Erwerb als Selbstzweck. Für Max Weber wird der "Geist des Kapitalismus" durch die protestantische Ethik zum "Geist des modernen Kapitalismus".
Inhalt
1. Die protestantische Theorie
1.1 Einführung
1.2 Martin Luthers Biographie
1.2.1 Geburt und Erziehung
1.2.2 Klosterleben
2. Beginn des Lutherischen Reformationsargument
2.1 die 95 Thesen
2.1.1 Kritik an den Ablasshandel
2.1.2 die Verbreitung der lutherischen Reformation
2.1.3 Italien:
2.1.4 die Auswirkungen der Reformation auf der ganzen Welt
2.1.5 dritte Republik in Frankreich 1870-
2.2 die Lutherisch-religiöse Lebensführung
2.2.1 Luthers Rechtfertigung
2.2.2 die Bibelübersetzung
2.2.3 die Kirche als Babylon
2.2.4 Katechismus
2.2.5 die Vernunft und die rationale Lebensführung
3. Der calvinistische Prädestinationsglaube
3.1 die Religiöse Lebensführung
3.2 die rationale Lebensführung
3.3 Neue Auffassung der Wirtschaftswelt und Berufstätigkeit
4. Der radikale Wandel in der Welt
4.1 Der Intellektualismus der Welt
4.2 Rationalisierung der Wirtschaftstätigkeiten
5. der Staatssäkularismus und säkulare Gesellschaft
5.1 der Staatssäkularismus
5.2 die säkulare Gesellschaft
6. Zusammenfassung
6.1 Schlussfolgerung
6.2 Konsequenzen
6.3 Schlussbemerkung
7. Literaturen/Quellenverzeichnis
1. Die protestantische Theorie
1.1 Einführung
Da die Religion den Menschen ermöglicht, ihre Interesse zu verfolgen, glaubte Weber, dass die Religion tatsächlich zur Ausbreitung des modernen Kapitalismus geführt hat (1), wie religiöse Überzeugungen die Richtung der bereits in Bewegung befindlichen wirtschaftlichen und technologischen Kräfte lenkten: Intellektualismus und Religion (2).
Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus bei Max Weber ist wahrscheinlich das wichtigste soziologische Werk des 20. Jahrhunderts. Die Frage, warum eine totale Revolution in der Organisation von Gesellschaft – Recht, Verwaltung, Wirtschaft, Kunst und Religion sowie die Entwicklung der Wissenschaft – fanden nur im Westen statt, nicht in anderen Teilen der Welt? (3)
1.2 Martin Luthers Biographie
1.2.1 Geburt und Erziehung
Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren. er Ist ein deutscher Theologieprofessor, Komponist, Priester, Mönch und eine wegweisende Figur der protestantischen Reformation (4). Hans Luther war ehrgeizig für seinen Son Martin Luther und seine Familie, und er wollte unbedingt, dass Martin, sein ältester Sohn, Anwalt wird. Er schickte Martin an die Lateinschulen in Mansfeld, 1497 nach Magdeburg, wo er eine Schule besuchte, und 1498 nach Eisenach.
Im 1501 im Alter von 17 Jahren, trat er in die Universität Erfurt ein, Er musste jeden Morgen um vier Uhr aufwachen, was als „ein Tag des Auswendiglernens und oft ermüdender spiritueller Übungen“ beschrieben wurde (5). Im 1505 erhielt er seinen Magistertitel.
In Übereinstimmung mit dem Wunsch seines Vaters schrieb er sich für Jura ein, brach es jedoch fast sofort ab, da er glaubte, dass das Gesetz Unsicherheit darstellte (6). Mit neunundzwanzig Jahren promovierte Martin Luther in Theologie Kurz darauf sah sich Martin Luther mit einer Diskrepanz zur römisch-katholischen Kirche und ihren Überzeugungen und Praktiken konfrontiert (7). Luther suchte Zusicherungen über das Leben und fühlte sich zur Theologie und Philosophie hingezogen, wobei er besonderes Interesse an Aristoteles, Wilhelm von Ockhan und Gabriel Biel bekundete (8).
Die Philosophie erwies sich als unbefriedigend und Zusicherungen über den Gebrauch der Vernunft, aber keine über die Liebe zu Gott, die Luther wichtiger war. Die Vernunft könne die Menschen nicht zu Gott führen, fühlte er, und danach entwickelte er eine Hassliebe zu Aristoteles wegen dessen Betonung der Vernunft. Mit der Vernunft konnten für Luther Menschen und Institutionen befragt werden, nicht aber Gott. Menschen könnten Gott nur durch göttliche Offenbarung erfahren, glaubte er, und deshalb wurde ihm die Schrift immer die wichtigste (9).
Als Luther am 2. Juli 1505 von einer Heimreise zu Pferd zur Universität zurückkehrte, schlug in seiner Nähe während eines Gewitters ein Blitz ein, Später erzählte er seinem Vater, dass er Angst vor dem Tod und dem göttlichen Gericht habe und rief: „Hilfe! ich werde Mönch) (10). Er betrachtete seinen Hilferuf als einen Schwur, den er niemals brechen konnte. Er verließ die Universität und verkaufte seine Bücher (11). Ein Freund machte Luthers Trauer über den Tod zweier Freunde für die Entscheidung verantwortlich (12). Luther selbst schien über den Umzug traurig zu sein. Diejenigen, die an einem Abschiedsessen teilnahmen, begleiteten ihn zur Tür des Schwarzen Kreuzgangs: (heute siehst du mich und dann vielleicht nie wieder) sagte er (13). Sein Vater war wütend über das, was er als Verschwendung von Luthers Bildung ansah (14)(15).
1.2.2 Klosterleben
Luther widmete sich dem Augustinerorden, widmete sich dem Fasten, langen Gebetsstunden, Wallfahrten und häufigen Beichten (16).
Er beschrieb diese Zeit seines Lebens als eine Zeit tiefer geistlicher Verzweiflung. Er sagte: „Ich habe den Kontakt zu Christus, dem Retter und Tröster, verloren und ihn zum Kerkermeister und Henker meiner armen Seele gemacht (17). Am 3. April 1507 ordinierte der brandenburgische Bischof Luther im Erfurter Dom (18).
2. Beginn des Lutherischen Reformationsargument
2.1 die 95 Thesen
2.1.1 Kritik an den Ablasshandel
Am 31. Oktober 1517 protestierte Luther schriftlich gegen den Ablasshandel an seinen Bischof Albrecht von Brandenburg, Er fügte seinem Brief eine Kopie seiner „Disputation on the Power and Efficacy of Indulgences“ bei, die als die 95 Thesen dann bekannt wurde (19). Er schickte diese 95 Thesen zur theologischen Fragen, die er wie damals üblich öffentlich diskutieren wollte. Dass Luther die Thesen auch an der Tür der Schlosskirche in Wittenberg anbrachte, ist allerdings eine Legende. Dies löste einen Streit aus, der entgegen Luthers Absichten zur Kirchenspaltung und nach seinem Tod zu einem Glaubenskrieg zwischen protestantischen und katholischen Fürsten sowie zu einer Neuformatierung der Landkarte Europas führte (20). Wobei Luther nicht die Absicht gehabt habe, die Kirche zu konfrontieren, sondern seine Disputation als wissenschaftlichen Einwand gegen kirchliche Praktiken verstanden, und der Ton der Schrift sei dementsprechend "forschend statt doktrinär (21). Luther beschreibt, dass es dennoch in mehreren Thesen einen Unterton der In Fragestellung gibt, insbesondere in These 86, die fragt: „Warum baut der Papst, dessen Reichtum heute größer ist als der Reichtum des reichsten Crassus die Basilika von St. Peter mit dem Geld armer Gläubiger statt mit seinem eigenen Geld? (22).
In den Thesen 41–47 beginnt Luther, den Ablass mit der Begründung zu kritisieren, dass er von Werken der Barmherzigkeit der Abnehmer abschreckt. Hier beginnt er mit dem Satz: „Christen müssen belehrt werden …“, um auszudrücken, wie seiner Meinung nach die Menschen über den Wert des Ablasses belehrt werden sollten. Sie sollten gelehrt werden, dass das Geben an die Armen unvergleichlich wichtiger ist als der Kauf von Ablass, dass der Kauf eines Ablasses den Zorn Gottes auf sich zieht, anstatt den Armen zu geben, und dass das Tun guter Werke einen Menschen besser macht, der Kauf von Ablass jedoch nicht (23).
Luther lehnte mehrere Lehren und Praktiken der römisch-katholischen Kirche ab. Er bestritt entschieden die Behauptung, dass die Freiheit von Gottes Strafe für Sünde mit Geld erkauft werden könne, und schlug in seinen Fünfundneunzig Thesen von 1517 eine akademische Diskussion über die Praxis und Wirksamkeit des Ablasses vor Papst Leo X (24).
Luther bestritt entschieden die Behauptung, dass die Freiheit von Gottes Strafe für die Sünde mit Geld, genannt Ablass, erkauft werden könne, was er in seinen 95 Thesen von 1517 argumentierte. Als er von der Kirche wegen seiner Kritik konfrontiert wurde, weigerte er sich, seine Schriften aufzugeben und wurde vom Papst exkommuniziert und vom Kaiser für vogelfrei erklärt (25). Luther lehrte, dass das Heil und damit das ewige Leben nicht durch gute Taten verdient, sondern nur als unentgeltliche Gabe der Gnade Gottes durch den Glauben des Gläubigen an Jesus Christus als Erlöser von der Sünde empfangen werden. Seine Theologie stellte die Autorität und das Amt des Papstes in Frage, indem er lehrte, dass die Bibel die einzige Quelle göttlich offenbarten Wissens von Gott sei, und widersetzte sich dem priesterlichen Eingreifen zur Vergebung der Sünden, indem er alle getauften Christen als eine heilige Priesterschaft betrachtete. Diejenigen, die sich mit diesen und allen weiteren Lehren Luthers identifizieren, werden Lutheraner genannt, obwohl Luther darauf bestand, dass Christen oder Evangelikale die einzig akzeptablen Namen für Personen sind, die sich zu Christus bekennen (26).
Luthers Freiheitsbegriff ist in erster Linie theologischer Natur. Aber es ist nie nur als solches verstanden worden. Bereits im Bauernkrieg in Deutschland entstand die Meinung, dass dieser Freiheitsbegriff auf die Politik übertragen werden sollte (27). Luthers Thesen wurden oft, auch fehlgeleitet, zur Rechtfertigung sozialer, politischer und nationaler Freiheit herangezogen (28). Luther hat die moderne Freiheit nicht entdeckt, er hat die Dialektik verschärft, mit der Freiheit als ambivalenter Vorgang erkennbar wird (29). Christentum bedeutete für ihn vor allem „ein gelebter Glaube“, dadurch er schließt die Thesen mit der Ermahnung der Christen, Christus nachzufolgen, auch wenn es Schmerzen und Leiden bringt, denn die Strafe zu ertragen und in den Himmel zu kommen ist einer falschen Sicherheit vorzuziehen (30). Diese Bewegung war die europäische christliche Reformbewegung, dies war der Beginn des Protestantismus, des Zweigs des zeitgenössischen Christentums (31). Luther und Calvin und viele andere Protestanten führten diese Bewegung an, diese Reformer protestierten gegen die Lehrrituale und die kirchliche Struktur der römisch-katholischen Kirche. So die protestantische Reformation begann als Versuch, die römisch-katholische Kirche zu reformieren, getragen von den westeuropäischen Katholiken, die sich dem widersetzten, was als falsche Lehre und kirchliches Fehlverhalten angesehen wurde (32). Luther forderte den Gläubigen auf, Buße zu tun, um die Vergebung seiner Sünden zu erlangen, anstatt sie mit barem Geld zu erkaufen. Der Konflikt zwischen der alten Kirche und den Anhängern der Erweckung verschärfte sich. Schließlich trennten sich die neuen Konfessionen vom Katholizismus – eine Konfessionsgrenze verlief nun quer durch Europa. Diese Teilung führte zum Dreißigjährigen Krieg und begründete zwei getrennte Ehekreise, da Hochzeiten zwischen Menschen unterschiedlichen Glaubens selten waren. Einige Historiker und Soziologen glauben, dass die protestantische Mentalität die moderne wirtschaftliche Dynamik gefördert hat und dass das katholische Europa zurückgefallen ist. In dem Bemühen, die Praktiken der Kirche zu ändern. Darin äußerte er seine Ansichten über die Missbräuche der Kirche. Dies war der Beginn einer großen Bewegung, die religiöse Praktiken auf der ganzen Welt verändern sollte (33)
2.1.2 die Verbreitung der lutherischen Reformation
Im Januar 1518 übersetzten Freunde Luthers die 95 Thesen aus dem Lateinischen ins Deutsche (34). Innerhalb von zwei Wochen hatten sich Abschriften der Thesen in ganz Deutschland verbreitet (35). Luthers Schriften verbreiteten sich weit und erreichten bereits 1519 Frankreich, England und Italien (36). Er veröffentlichte einen kurzen Kommentar zum Galaterbriefer und seinem Werk über die Psalmen (37). Die Reformation hatte in Deutschland eine doppelte Wirkung. Zunächst war das Land in zwei Konfessionen geteilt, während in vielen anderen Ländern nur eine Konfession für die Mehrheit der Einwohner lebensnotwendig war (38). Diese Spaltung in Katholiken und Protestanten prägt seit langem die deutsche Geschichte. Dann hatte der Protestantismus durch sein Denken und Handeln wichtige Konsequenzen. So trug Luthers Bibelübersetzung zu einer gemeinsamen Kultursprache bei. Sie förderte auch die Buchkultur in protestantischen Regionen. Da die moderne Bildung vor allem eine Frage des Lesens ist, waren protestantische Regionen in der Bildung fortschrittlicher, was sich bis ins 20. Jahrhundert bemerkbar machte. Anders verhielt es sich in der bildenden Kunst. Die katholische Religion hatte eine Bilderkultur, während Bilder in den lutherischen Kirchen wenig Bedeutung hatten und in der reformierten Kirche ganz verschwanden. Luther hatte großen Wert auf die Musik gelegt, als er Kirchenlieder schrieb und wunderschöne protestantische Choräle komponierte (39). Das Verhältnis von Protestantismus und (politischer) Freiheit ist ein komplexes Kapitel. Das im 16. Jahrhundert in Deutschland am häufigsten gedruckte Werk war „Von der Freiheit der Christen“, geschrieben von Luther und sprach hauptsächlich von Religionsfreiheit. Als die deutschen Bauern aufstanden, für politische Freiheit kämpften und sich auf Luther beriefen, verurteilte er sie heftig. Dennoch führen Linien von Luther und anderen Reformatoren zur modernen politischen Freiheit. Mit der Bibel als oberster Autorität hatten sie das Papsttum angegriffen, aber man konnte damit auch die weltlichen Herrscher angreifen. Andererseits entwickelte sich die lutherische Kirche in enger Verbindung mit den Herrschern, so sehr, dass mit Luther manchmal eine sogenannte deutsche Sklavenmentalität in Verbindung gebracht wird (40).
2.1.3 Italien:
Papst Pius XI. wollte den langen Bruch zwischen dem Papsttum und der italienischen Regierung beenden und die souveräne Unabhängigkeit des Heiligen Stuhls wieder anerkennen (41). Die meisten Kirchenstaaten waren von den Armeen von König Viktor Emanuel II. von Italien erobert worden, der eine italienische Vereinigung anstrebte (42). Rom selbst wurde gewaltsam eingenommen und der Papst wurde zum Gefangenen im Vatikan (43). Italien zahlte dem Vatikan 1750 Millionen Lira (ca. 100 Millionen Dollar) für die Beschlagnahmungen von Kircheneigentum seit 1860. Pius XI. investierte dasGeld in die Aktienmärkte und in Immobilien. Um diese Investitionen zu verwalten, ernannte der Papst den Laien Bernardino Nogara, der durch kluge Investitionen in Aktien, Gold und Terminmärkte die Finanzbestände der katholischen Kirche erheblich erhöhte. Die Einnahmen wurden größtenteils für die Instandhaltung des kostspieligen Bestands an historischen Gebäuden im Vatikan bezahlt, die zuvor bis 1870 durch Gelder aus dem Kirchenstaat unterhalten worden waren (44).
2.1.4 die Auswirkungen der Reformation auf der ganzen Welt
In den frühen 1500er Jahren breitete sich die Reform in ganz Europa aus, dadurch drei Ideen Martin Luthers wurden ins Zentrum der Debatte gerückt; die erste Idee war Rechtfertigung durch Glauben (45). Die zweite war die Idee, dass die Bibel die einzige Autorität für Christen sei und nicht das Gesetz der katholischen Kirche oder päpstliche Bullen (46). Die dritte war der Glaube an eine Priesterschaft aller Christen, die die besonderen Befugnisse leugnete, die Priester in der katholischen Kirche hatten.
Die Reformation prägte zunächst Nordeuropa, während der Süden, Polen und Litauen weitgehend katholisch blieben. Der Protestantismus zog von Europa in den Rest der Welt (47).
In Asien gibt es vergleichsweise viele Protestanten, zum Beispiel in Südkorea (48).
2.1.5 dritte Republik in Frankreich 1870-1940
Zu Lebzeiten der Dritten Republik gab es Kämpfe um den Status der katholischen Kirche (49). Der französische Klerus und die Bischöfe waren eng mit den Monarchisten verbunden und viele ihrer Hierarchie stammten aus Adelsfamilien. Die Republikaner waren in der antiklerikalen Mittelschicht angesiedelt, die das Bündnis der Kirche mit den Monarchisten als politische Bedrohung des Republikanismus und als Bedrohung des modernen Fortschrittsgeistes ansahen (50). Die Republikaner verabscheuten die Kirche wegen ihrer politischen und klassenmäßigen Zugehörigkeit; Für sie repräsentierte die Kirche überholte Traditionen, Aberglauben und Monarchismus. Die Republikaner wurden durch protestantische und jüdische Unterstützung gestärkt. Zahlreiche Gesetze wurden erlassen, um die katholische Kirche zu schwächen (51). 1880 richteten sich neue Maßnahmen gegen die Ordensgemeinschaften. Napoleons Konkordat von 1801 blieb in Kraft, aber 1881 kürzte die Regierung Priestern, die sie nicht mochte, die Gehälter. Die Schulgesetze von 1882 des Republikaners Jules Ferry errichteten ein nationales System öffentlicher Schulen, die strenge puritanische Moral, aber keine Religion lehrten. Eine Zeit lang wurden privat finanzierte katholische Schulen geduldet. Die Zivilehe wurde obligatorisch, die Scheidung wurde eingeführt und die Kapläne wurden aus der Armee entfernt. Als Leo XIII. 1878 Papst wurde, versuchte er, die Beziehungen zwischen Kirche und Staat zu beruhigen. 1884 forderte er die französischen Bischöfe auf, sich nicht staatsfeindlich zu verhalten. 1892 gab er eine Enzyklika heraus, in der er den französischen Katholiken riet, sich der Republik anzuschließen und die Kirche zu verteidigen, indem sie sich an der republikanischen Politik beteiligen. Dieser Versuch, die Beziehung zu verbessern, scheiterte. Tief verwurzelte Verdächtigungen blieben auf beiden Seiten und wurden durch die Dreyfus-Affäre entfachte (52). In der Praxis wurden Messen und Rituale fortgesetzt. Die Kirche wurde schwer verletzt und verlor die Hälfte ihrer Priester. Langfristig gewann es jedoch an Autonomie – denn der Staat hatte kein Mitspracherecht mehr bei der Wahl der Bischöfe und der Gallikanismus war tot (53).
2.2 die Lutherisch-religiöse Lebensführung
2.2.1 Luthers Rechtfertigung
Von 1510 bis 1520 hielt Luther Vorlesungen über die Psalmen und über die Bücher Hebräer, Römer und Galater. Als er diese Teile der Bibel studierte, lernte er die Verwendung von Begriffen wie Buße und Gerechtigkeit durch die katholische Kirche auf neue Weise zu sehen (54). Er war überzeugt, dass die Kirche in ihren Wegen korrupt war und einige der zentralen Wahrheiten des Christentums aus den Augen verloren hatte. Am wichtigsten war für Luther die Lehre von der Rechtfertigung-Gottes Tat, einen Sünder für gerecht zu erklären – durch den Glauben allein durch Gottes Gnade. Er begann zu lehren, dass Errettung oder Erlösung ein Geschenk der Gnade Gottes ist , das nur durch den Glauben an Jesus als den Messias erreicht werden kann (55).
Luther hat die Rechtfertigung als reines Werk Gottes verstanden. Diese Lehre Luthers kam in seiner erschienenen Schrift (über die Knechtschaft des Willens) klar zum Ausdruck, die als Antwort auf „ Über den freien Willen (von Desiderius Erasmus) geschrieben wurde (56).
Luther stützte seine Position auf die Prädestination auf den Brief des heiligen Paulus an die Epheser2. Gegen die Lehre seiner Zeit, dass die gerechten Taten der Gläubigen im Zusammenwirken mit Gott vollbracht werden, betonte Luther, dass die Christen diese Gerechtigkeit ganz von außen empfangen; dass die Gerechtigkeit nicht nur von Christus kommt, sondern tatsächlich die Gerechtigkeit Christi ist , die den Christen durch den Glauben zugerechnet (und nicht in sie eingegossen) wird (57).
Der Glaube war für Luther ein Geschenk Gottes; die Erfahrung, durch den Glauben gerechtfertigt zu werden, war „als wäre ich von neuem geboren“. Nicht weniger sein Einzug ins Paradies war eine Entdeckung über „die Gerechtigkeit Gottes“ – eine Entdeckung, dass „der Gerechte“, von dem die Bibel spricht (wie in Römer), aus Glauben lebt (58).
Luthers Glaube an die Rechtfertigung durch den Glauben veranlasste ihn, die Praktiken der Zügellosigkeit der katholischen Kirche in Frage zu stellen. Er wandte sich nicht nur gegen die Habgier der Kirche, sondern auch gegen die Idee des Ablasses. Er glaubte nicht, dass die katholische Kirche die Macht habe, Menschen Sünden zu vergeben. Vielmehr dachte Luther, dass die Erlösung nur durch Gottes Barmherzigkeit erreicht werden könne. Niemand musste die Errettung durch die Kirche suchen oder kaufen (59).
Indem er seine Thesen an die Kirchentür nagelte, handelte Luther nicht wie ein Ketzer. Er lud einfach andere Gelehrte ein, in einer Debatte auf seine Ideen zu antworten, eine übliche Lernmethode an Universitäten seiner Tage.
Zunächst folgte niemand Luthers Einladung. In den nächsten Jahren entfachten seine 95 Thesen jedoch eine religiöse Bewegung zur Reform der katholischen Kirche. Weil die Reformer gegen das protestierten, was sie als Missbrauch der katholischen Kirche empfanden, wurden sie als Protestanten bekannt. Und weil sie die katholische Kirche reformieren, also durch Veränderungen verbessern wollten, nennt man ihre Bewegung die Reformatoren (60)
2.2.2 die Bibelübersetzung
Luther hatte seine deutsche Übersetzung des Neuen Testaments 1522 veröffentlicht, und seine Mitarbeiter vollendeten 1534 die Übersetzung des Alten Testaments, als die gesamte Bibel veröffentlicht wurde (61). Bis zu seinem Lebensende arbeitete er weiter an der Verfeinerung der Übersetzung. Andere hatten zuvor die Bibel ins Deutsche übersetzt, aber Luther passte seine Übersetzung an seine eigene Lehre an. der früheren Übersetzungen waren die Mentelin-Bibel (1456) und die Koberger-Bibel (1484). Vor der Lutherbibel gab es bis zu vierzehn hochdeutsche, vier niederdeutsche, vier niederländische und verschiedene andere Übersetzungen in andere Sprachen (62). Luthers Übersetzung verwendete die in der sächsischen Kanzlei gesprochene deutsche Variante, die sowohl für Nord- als auch für Süddeutsche verständlich war (63). Mit seiner energischen, direkten Sprache wollte er die Bibel auch dem deutschen Alltag zugänglich machen, „denn wir beseitigen Hindernisse und Schwierigkeiten, damit andere Menschen sie ungehindert lesen können“. Zu einer Zeit steigender Nachfrage nach deutschsprachigen Publikationen veröffentlicht, wurde Luthers Version schnell zu einer beliebten und einflussreichen Bibelübersetzung. Ausgestattet mit Notizen und Vorworten von Luther sowie mit Holzschnitten von Lucas Cranach die antipäpstliche Bilder enthielten, spielte es eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Luthers Lehre in ganz Deutschland (64).
Der Glaube allein rechtfertigt uns, nicht die Werke‘. Luther nahm den ersten Johannesbrief, das Johanneische in seiner Übersetzung und weist es als Fälschung zurück. Sie wurde nach Luthers Tod von fremder Hand in den Text eingefügt (65).
2.2.3 die Kirche als Babylon
Nur wenige Monate nach An den christlichen Adel erschien ein Werk, das Luthers wachsende Entfremdung von der katholischen Kirche anschaulich zeigt (66). Mit der sich abzeichnenden päpstlichen Bulle markiert Die babylonische Gefangenschaft Luthers Wechsel von der Reform zu einem revolutionären Bruch mit Rom (67). Luther verlässt den gemäßigten Ton des früheren Werkes und richtet einen erbitterten und zornigen Angriff auf die Grundlage der kirchlichen Autorität (68). Luther vergleicht die Kirche mit der berüchtigten biblischen Stadt Babylon und argumentiert, sie habe die Sakramente Christi missbraucht, um ihre Macht als Vermittler zwischen Gott und den Gläubigen aufrechtzuerhalten (69). Das prominente Holzschnitt-Porträt von Hans Baldung Grien ist ein Beispiel für die Bedeutung von Künstlern im wachsenden öffentlichen Bewusstsein für Luther als Individuum, das sich den unterschiedlichen Mächten von Kirche und Staat gegenübersieht (70)
2.2.4 Katechismus
Luther hat den Katechismus als Methode konzipiert, den Gemeinden die Grundlagen des Christentums zu vermitteln (71). 1529 verfasste er den großen Katechismus, ein Handbuch für Pfarrer und Lehrer, sowie eine Zusammenfassung, den kleinen Katechismus, die das Volk auswendig lernen sollte (72). Die Katechismen lieferten leicht verständliches Lehr- und Andachtsmaterial zu den zehn Geboten, dem apostolischen Glaubensbekenntnis dem Vaterunser, der Taufe und dem Abendmahl. Fragen und Antworten hat Luther in den Katechismus eingebaut, damit die Grundlagen des christlichen Glaubens verstanden werden (73).
[...]
- Arbeit zitieren
- Iljas Ziias (Autor:in), 2022, Erscheinung und Entwicklung der protestantischen Theorie nach Luther in Max Webers Philosophie, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1337564