Gibt es eine annehmbare Lösung für die Care-Krise? Was bedeutet Care-Arbeit, Migration und Transmigration? Wie gestaltet sich die Lebenswelt dieser Menschen in Deutschland, wenn gleichzeitig die eigene Familie im Heimatland zurückgelassen wird? Was bedeutet Lebenswelt und wie kann man anhand der Lebenswelt mögliche Unterstützung für diese Frauen anbieten? Die hier vorliegende Arbeit soll die transnationale Lebenswelt von Care-Migrant*innen in der 24h Pflege darstellen und beleuchten, um anschließend der Frage nachzugehen, wie Unterstützungsangebote für Pendelmigrant*innen transnational organisiert werden können?
Die Vermittlungsfirma, "Pflegekräfte aus Polen" erklärt, dass sie für seriöse und kompetente Pflegekräfte aus Lettland, Litauen, Slowenien, Slowakei, Bulgarien, Rumänien, Ukraine und Tschechien stehen. Je nach Pflegegrad kostet eine Pflegekraft zwischen 1.000 und 2.000€. Auf telefonische Nachfrage bei mehreren deutschen Pflegestellen, welche 24h Betreuung durch ausgebildete Altenpfleger*innen anbieten, wurden Preisangebote zwischen 10.000 und 17.000€ pro Monat gemacht, ein enormer Preisunterschied und eine Summe, die sich kaum jemand leisten kann. Doch für Viele ist es ein großer Wunsch, dass ihre Angehörigen, auch im hohen Alter, Zuhause gut versorgt werden. Es wollen die Wenigsten dabei ihre Berufstätigkeit aufgeben - also eine billige Pflegekraft aus Polen einstellen? In Ländern wie Frankreich, Deutschland oder Österreich ist das schon lange eine gängige Praxis. In diesen Ländern sind die meisten Frauen heute berufstätig. Auch die Pflege- und Betreuungsarbeit ist eher ein unattraktiver und schlecht bezahlter Sektor. Aus diesem Grund fehlt es an Kräften in der Sorge- und Fürsorgearbeit. Sabine Beckmann erklärt in ihrem Vortrag "Care neu verteilt?", dass Frauen sich zwar ihren Platz in der Arbeitswelt erkämpft haben, die private Sorgearbeit wurde jedoch nicht auf die beiden Geschlechter umverteilt, sondern der Frau weiterhin überlassen. Mit fehlender Wertschätzung müssen die meisten Frauen selbst im Jahr 2022 noch diese Aufgaben zusätzlich zu ihrer Erwerbsarbeit übernehmen. Dass die „emanzipierte“ Frau da nicht mehr mit- macht, ist verständlich.
Doch der Staat hält dafür nicht viele Lösungen bereit. Es sind jetzt andere Mütter und Betreuer*innen, aus Osteuropa, die unsere Sorgearbeit übernehmen. Laut dem Statistischen Bundesamt wird die Zahl der Personen im Alter ab 67 Jahren zwischen 2020 und 2035 in Deutschland um 22%, von 16 Millionen auf voraussichtlich 20 Millionen, steigen. Infolgedessen wird auch die Zahl an Pflegebedürftigen stark ansteigen. Ein Pflegenotstand ist vom heutigen Standpunkt aus gesehen unumgänglich. Wenn nicht schnell etwas gegen den Fachkräftemangel unternommen wird und Männer weiterhin nicht bei der Versorgungsarbeit miteinbezogen werden, sind wir auf Kräfte aus anderen Ländern angewiesen.
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel, wobei Kapitel eins die Einleitung und Kapitel sechs das Fazit darstellt. Um das Thema theoretisch behandeln zu können, wird im Kapitel zwei aufgeklärt was unter Care-Arbeit, Care-Chains, Migration und Transmigration zu verstehen ist. Anschließend wird im Kapitel drei das Konzept der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit nach Hans Thiersch grundlegend skizziert und erläutert, sowie mit dem Care-Konzept verglichen. Nach diesem theoretischen Teil wird im nächsten Schritt, im Kapitel vier, die Lebenswelt von Care-Migrant*innen aus der Perspektive polnischer Pflegekräfte, welche in Deutschland arbeiten, veranschaulicht. Es wird versucht die transnationale Lebenswelt mit ihren Herausforderungen zu beschreiben und anhand eines Einzelfalls zu vertiefen. Im Kapitel fünf wird geprüft, ob anhand der Lebens- weltorientierten Sozialen Arbeit (siehe Kapitel drei) Unterstützungsangebote für osteuropäische Transmigrantinnen (siehe Kapitel vier) möglich sind und welche Zukunftsaussichten sich ergeben.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2 Begriffsdefinitionen
- 2.1 Care-Arbeit
- 2.2 Care-Chains
- 2.3 Migration
- 2.4 Transmigration
- 3 Das Konzept der Lebensweltorientierung
- 3.1 Grundlagen Lebensweltorientierung
- 3.2 Fünf Handlungsprinzipien nach Hans Thiersch
- 3.3 Vergleich Care und Lebensweltorientierung
- 4. Lebenswelten von osteuropäischen Transmigrant*innen
- 4.1 Lebenswelt im Heimatland am Beispiel Polen
- 4.2 Lebenswelt im Zielland am Beispiel Deutschland
- 4.3 Einzelfall Halina
- 5 Lebensweltorientierte Soziale Arbeit für Care-Migrant*innen
- 5.1 Transnationale Soziale Arbeit
- 5.2 Unterstützungsangebote mithilfe der fünf Handlungsprinzipien
- 6 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die transnationale Lebenswelt von Care-Migrant*innen in der 24h-Pflege in Deutschland und analysiert, wie Unterstützungsangebote für Pendelmigrant*innen transnational organisiert werden können. Sie beleuchtet die Herausforderungen dieser Lebenswelt und sucht nach Lösungsansätzen mithilfe des Konzepts der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit.
- Care-Arbeit und ihre globale Verteilung
- Das Konzept der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit
- Die Lebenswelten osteuropäischer Transmigrant*innen in der deutschen Pflege
- Transnationale Soziale Arbeit und Unterstützungsangebote
- Herausforderungen und Zukunftsaussichten für Care-Migrant*innen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung präsentiert den hohen Preisunterschied zwischen deutscher und osteuropäischer 24h-Pflege und den daraus resultierenden Fachkräftemangel im deutschen Pflegesektor. Sie beleuchtet den gesellschaftlichen Kontext, in dem Frauen weiterhin einen Großteil der Care-Arbeit übernehmen, und stellt die Forschungsfrage nach Möglichkeiten der transnationalen Organisation von Unterstützungsangeboten für Pendelmigrant*innen. Die Arbeit wird strukturiert und die Forschungsziele werden klar umrissen.
2 Begriffsdefinitionen: Dieses Kapitel definiert die zentralen Begriffe Care-Arbeit, Care-Chains, Migration und Transmigration. Es beleuchtet verschiedene Perspektiven auf Care-Arbeit, von der marxistischen Theorie bis hin zu aktuellen Definitionen, und betont die oft unsichtbare und unterbezahlte Natur dieser Arbeit. Der Begriff der Care-Chains wird anhand von Hochschilds Modell erläutert, um die globalen Verflechtungen der Care-Arbeit zu verdeutlichen und die Entstehung von Versorgungslücken in verschiedenen Kontexten aufzuzeigen. Die Kapitel legt so die theoretische Grundlage für die weiteren Analysen.
3 Das Konzept der Lebensweltorientierung: Dieses Kapitel beschreibt das Konzept der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit nach Hans Thiersch und vergleicht es mit dem Kontext der Care-Arbeit. Es skizziert die grundlegenden Prinzipien der Lebensweltorientierung und legt die Basis für die spätere Anwendung dieses Konzepts auf die Situation der Care-Migrant*innen. Der Vergleich verdeutlicht die Relevanz der Lebensweltorientierung für die Entwicklung geeigneter Unterstützungsangebote.
4. Lebenswelten von osteuropäischen Transmigrant*innen: Dieses Kapitel beleuchtet die Lebenswelten osteuropäischer Transmigrant*innen in der deutschen Pflege, sowohl im Heimatland als auch im Zielland. Es analysiert die Herausforderungen und Schwierigkeiten, denen diese Frauen begegnen, und veranschaulicht diese anhand eines konkreten Einzelfalls. Der Fokus liegt auf der Beschreibung der transnationalen Lebenswelt mit ihren spezifischen Herausforderungen.
5 Lebensweltorientierte Soziale Arbeit für Care-Migrant*innen: Dieses Kapitel untersucht, inwieweit die Prinzipien der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit zur Entwicklung von Unterstützungsangeboten für osteuropäische Transmigrant*innen in der Pflege genutzt werden können. Es werden konkrete Maßnahmen und Strategien diskutiert und die Zukunftsaussichten für diese Gruppe von Migrant*innen beleuchtet. Die Kapitel analysiert wie die theoretischen Konzepte aus Kapitel 3 praktisch umgesetzt werden können.
Schlüsselwörter
Care-Arbeit, Care-Chains, Migration, Transmigration, Lebensweltorientierung, Transnationale Soziale Arbeit, Osteuropäische Migrant*innen, 24h-Pflege, Deutschland, Unterstützungsangebote, Fachkräftemangel.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Transnationale Lebenswelten von Care-Migrant*innen in der 24h-Pflege
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die transnationalen Lebenswelten von Care-Migrant*innen, die in der 24h-Pflege in Deutschland arbeiten, insbesondere aus Osteuropa. Der Fokus liegt auf der Analyse der Herausforderungen dieser Lebenswelt und der Entwicklung von Lösungsansätzen mithilfe des Konzepts der lebensweltorientierten Sozialen Arbeit. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der transnationalen Organisation von Unterstützungsangeboten für Pendelmigrant*innen.
Welche zentralen Begriffe werden definiert?
Die Arbeit definiert zentrale Begriffe wie Care-Arbeit, Care-Chains, Migration und Transmigration. Es werden verschiedene Perspektiven auf Care-Arbeit beleuchtet und das Konzept der Care-Chains anhand von Hochschilds Modell erläutert, um die globalen Verflechtungen der Care-Arbeit und die Entstehung von Versorgungslücken aufzuzeigen.
Was ist das Konzept der Lebensweltorientierung und wie wird es angewendet?
Die Arbeit beschreibt das Konzept der lebensweltorientierten Sozialen Arbeit nach Hans Thiersch und vergleicht es mit dem Kontext der Care-Arbeit. Die fünf Handlungsprinzipien nach Thiersch werden erläutert und die Relevanz der Lebensweltorientierung für die Entwicklung geeigneter Unterstützungsangebote wird herausgestellt. Das Konzept wird im weiteren Verlauf der Arbeit auf die Situation der Care-Migrant*innen angewendet.
Wie werden die Lebenswelten osteuropäischer Transmigrant*innen beschrieben?
Die Arbeit beleuchtet die Lebenswelten osteuropäischer Transmigrant*innen in der deutschen Pflege, sowohl im Heimatland als auch im Zielland. Herausforderungen und Schwierigkeiten werden analysiert und anhand eines konkreten Einzelfalls veranschaulicht. Der Fokus liegt auf der Beschreibung der transnationalen Lebenswelt mit ihren spezifischen Herausforderungen.
Welche Unterstützungsangebote werden vorgeschlagen?
Die Arbeit untersucht, wie die Prinzipien der lebensweltorientierten Sozialen Arbeit zur Entwicklung von Unterstützungsangeboten für osteuropäische Transmigrant*innen in der Pflege genutzt werden können. Konkrete Maßnahmen und Strategien werden diskutiert, und es wird analysiert, wie die theoretischen Konzepte praktisch umgesetzt werden können. Die Zukunftsaussichten für diese Migrant*innengruppe werden ebenfalls beleuchtet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Care-Arbeit, Care-Chains, Migration, Transmigration, Lebensweltorientierung, Transnationale Soziale Arbeit, Osteuropäische Migrant*innen, 24h-Pflege, Deutschland, Unterstützungsangebote, Fachkräftemangel.
Was ist die zentrale Forschungsfrage?
Die zentrale Forschungsfrage ist: Wie können Unterstützungsangebote für Pendelmigrant*innen in der 24h-Pflege transnational organisiert werden?
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zu Begriffsdefinitionen, dem Konzept der Lebensweltorientierung, den Lebenswelten osteuropäischer Transmigrant*innen, lebensweltorientierter Sozialer Arbeit für Care-Migrant*innen und ein Fazit. Jedes Kapitel wird in der Arbeit detailliert zusammengefasst.
- Quote paper
- Theresa Dietrich (Author), 2022, Transmigranten in der deutschen Privatpflege. Unterstützungsmöglichkeiten mithilfe der Lebensweltorientierung für Care-Migranten, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1329552