Diese Arbeit soll dazu dienen, Anna Uddenberg und ihre Praxis im Kontext der Theoriebildung und künstlerischen Tradition des (Post-)Internet-Feminismus zu verorten, wobei insbesondere die Strategien der Subversion und Wiederaneignung von Frauenbildern im Fokus stehen sollen.
Immer häufiger prägen Fragen zur sozialen, kulturellen und geschlechtlichen Identität unser Leben; in den privaten wie öffentlichen Bereichen sowie in den virtuellen Räumen des Internets. In den vergangenen Jahren hat eine wachsende Zahl von KritikerInnen und zeitgenössischen KünstlerInnen damit begonnen, sich mit den etablierten Geschlechterrollen, gesellschaftlichen Hierarchien und den damit zusammenhängenden Fragen im Post-Cyberspace wie der Stereotypisierung und Fetischisierung von Frauen sowie dem technologischen Machtmissbrauch zu beschäftigen. Bewegungen wie der kürzlich aus dem Cyberfeminismus entstandene Post-Cyberfeminismus fordern ein radikales Umdenken im Netz; zahlreiche aktuelle künstlerische Positionen greifen das Thema der Objektifizierung des weiblichen Körpers in der Konsumkultur auf.
Anna Uddenbergs Werk widerspiegelt auf ironische, überzogene Weise das vorherrschende, puppenhafte Bild von Weiblichkeit im neoliberalen 21. Jahrhundert, welches heute unter anderem durch kultähnlichen Konsum, die Bilder von InfluencerInnen in den sozialen Medien und die ständige Verfügbarkeit von pornographischen Inhalten im Internet geprägt ist. Ihre hypersexualisierten und imposanten Skulpturen untersuchen den ständigen Lärm des Konsumismus, der Frauen dazu treibt, ihr Geschlecht zu „performen“. Uddenbergs Interesse an „Weiblichkeit“ als Figuration richtet sich dabei insbesondere auf die geschlechterbedingten Ungerechtigkeiten und unausgewogene Machtverhältnisse im Lebensalltag. Die Vorstellung des „typisch weiblichen“ Wesens, das heißt einer Frau, die sich als flexibel, attraktiv, anpassungsfähig usw. präsentiert, wird anhand der Überspitzung von Rollenmustern und -erwartungen neu verhandelt. Durch die Verwendung moderner Materialien eröffnet ihre künstlerische Praxis neue Reflexionsräume zu Appropriation und Sexualität und leistet damit auch einen wichtigen Beitrag zum Feld der Gender Studies.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Anna Uddenbergs performative Formensprache
- Biografie und Frühwerk
- Figürliche Skulptur: „Hybrid Women“
- Funktionale Objekte und Materialien des Unbehagens
- Uddenberg im Kontext (post-)cyberfeministischer Positionen
- Cyberfeminismus und Post-Cyberfeminismus
- Subversion und Wiederaneignung von Weiblichkeitsbildern
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Werk der Künstlerin Anna Uddenberg im Kontext des (Post-)Internet-Feminismus. Sie untersucht, wie Uddenberg die Strategien der Subversion und Wiederaneignung von Frauenbildern in ihrer künstlerischen Praxis einsetzt und somit das traditionelle Verständnis von Weiblichkeit in Frage stellt.
- Die performative Formensprache Anna Uddenbergs
- Die Rolle von Konsumkultur und sozialen Medien in der Konstruktion von Weiblichkeitsbildern
- Die Subversion und Wiederaneignung von Frauenbildern im Kontext des (Post-)Cyberfeminismus
- Die Verbindung zwischen Uddenbergs Werk und den Theorien von Donna Haraway, Grace Banks und Susana Vargas Cervantes
- Die Analyse von Uddenbergs Kunst im Hinblick auf geschlechtsspezifische Ungerechtigkeiten und Machtverhältnisse
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung legt den Fokus auf die omnipräsente Darstellung von idealisierter Weiblichkeit in der heutigen Konsumkultur, insbesondere in den sozialen Medien. Sie stellt die These auf, dass Uddenbergs Werk diese Idealisierung kritisch hinterfragt und sich mit den Folgen der Objektifizierung des weiblichen Körpers auseinandersetzt.
- Anna Uddenbergs performative Formensprache: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über Uddenbergs Biografie und Frühwerk. Es analysiert ihre skulpturale Formensprache anhand ausgewählter figürlicher Arbeiten und stellt diese in den Kontext der Überlegungen von Susana Vargas Cervantes. Anschließend wird auf ihre abstrakteren Arbeiten eingegangen, wobei der Fokus auf die Symbolik der verwendeten Materialien und ihre performative Ebene liegt.
- Uddenberg im Kontext (post-)cyberfeministischer Positionen: Dieses Kapitel beleuchtet die Zukunftsvisionen der Cyberfeministinnen anhand von Donna Haraways Essay „A Cyborg Manifesto“ und thematisiert die Ziele der Post-Cyberfeminismus-Bewegung. Es analysiert die Strategie der Untergrabung und Wiederaneignung von Weiblichkeitsbildern, die von Grace Banks beobachtet wurde, und stellt sie in Verbindung mit Uddenbergs Methode.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie (Post-)Internet-Feminismus, Subversion und Wiederaneignung von Frauenbildern, performative Formensprache, Konsumkultur, soziale Medien, Objektifizierung des weiblichen Körpers, Cyberfeminismus, Post-Cyberfeminismus und der Analyse von Uddenbergs Werk im Kontext von Donna Haraway, Grace Banks und Susana Vargas Cervantes. Die Arbeit analysiert, wie Uddenbergs Kunst die Konstruktion von Weiblichkeit in Frage stellt und die Folgen der Objektifizierung des weiblichen Körpers im 21. Jahrhundert hinterfragt.
- Quote paper
- Olivia Liesner (Author), 2022, Anna Uddenberg im Kontext der Theoriebildung und künstlerischen Tradition des (Post-)Internet-Feminismus. Subversion und Wiederaneignung von Weiblichkeitsbildern, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1319066