Forschung besteht nach Nikolaus von Kues aus dem Vergleichen von Gesetzmäßigkeiten, so auch in der Mathematik. Während sich die ersten Sätze noch relativ einfach von den gesetzten Axiomen ableiten lassen sollen, würde der Vergleich von Verhältnissen und Beziehungen in komplexeren, weiter von den mathematischen Grundsätzen entfernten, Formeln zunehmend schwieriger sein, bis schließlich das Unendliche sich jedweder Vergleichbarkeit entzieht und aus diesem Grund unerreichbar bleiben würde. Diese Unerreichbarkeit aber müsse nach Nikolaus von Kues erkannt werden, damit der Mensch zur belehrten Unwissenheit und damit zu dem vollkommensten Wissen gelangen kann.
Im ersten Buch der De docta ignorantia, nutzt Nikolaus von Kues geometrische Beispiele, um das Mögliche in der Unendlichkeit zu umschreiben und sich somit an die Grenzen des menschlich Erkennbaren anzunähern. Eine genau zutreffende Beschreibung könne dabei aufgrund der Unvorstellbarkeit des Unendlichen nicht gegeben werden. Genau darin jedoch würde das zu erkennende Nichtwissen liegen, über welches der Mensch nur belehrt werden könnte, ohne dass er dabei diese Unwissenheit überwinden würde.
Im Folgenden soll nun die Argumentation und Beweisführung von Nikolaus von Kues im Hinblick auf ihre Aussagekräftigkeit untersucht werden. Die unendlichen Ausmaße von Gerade, Dreieck, Kreis und Kugel erfüllen zudem je nach Auffassung einen gewissen symbolhaften Zweck. Doch ist es tatsächlich der Fall, dass diese vier geometrischen Formen im Unendlichen zu einer Einheit gelangen? Und können ihre Eigenschaften von ihrer Symbolhaftigkeit übertragen werden, sodass sich diese ebenfalls auf die des Größten, also Gott, abbilden? Abschließend soll die Frage beantwortet werden, ob das Wissen um das von Nikolaus von Kues vorgestellte Nichtwissen mit den von ihm gegebenen Beispielen erkannt werden kann und ob diese gelehrte Unwissenheit wirklich das am höchsten erreichbare Wissen für den Menschen sein kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Einheit geometrischer Figuren im Unendlichen
- Übertragung der unendlichen geometrischen Figuren
- Größtmögliche Erkenntnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit von Philipp Biener befasst sich mit der unendlichen Mathematik im Kontext von Nikolaus von Kues' "De docta ignorantia". Die Arbeit analysiert, wie von Kues geometrische Figuren im Unendlichen betrachtet und miteinander verglichen werden, um deren Einheit zu demonstrieren. Ziel ist es, die Argumentation und Beweisführung von Kues im Hinblick auf die Grenzen des menschlichen Wissens zu untersuchen und deren Bedeutung für die Erlangung von "gelehrter Unwissenheit" zu beleuchten.
- Unendliche Mathematik bei Nikolaus von Kues
- Die Einheit geometrischer Figuren im Unendlichen
- Übertragung der Symbolhaftigkeit geometrischer Formen auf das Göttliche
- Gelehrte Unwissenheit als höchstmögliches Wissen
- Grenzen der menschlichen Erkenntnisfähigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Frage nach den Grenzen der menschlichen Erkenntnis in Bezug auf die Mathematik, insbesondere im Hinblick auf die Unendlichkeit. Sie führt in die Argumentation von Nikolaus von Kues ein, der die "gelehrte Unwissenheit" als höchstmögliches Wissen für den Menschen betrachtet.
- Die Einheit geometrischer Figuren im Unendlichen: Dieses Kapitel analysiert die von Kues im zwölften Kapitel von "De docta ignorantia" vorgestellten geometrischen Figuren (Gerade, Dreieck, Kreis, Kugel) in ihrer unendlichen Form. Kues argumentiert, dass diese Figuren im Unendlichen zu einer Einheit gelangen, wobei er die Ansichten von Anselm von Canterbury, Heimeric van den Velde und Meister Eckhart miteinbezieht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselbegriffe Unendliche Mathematik, Gelehrte Unwissenheit, Nikolaus von Kues, De docta ignorantia, geometrische Figuren, Einheit im Unendlichen, Grenzen der Erkenntnis, Symbolhaftigkeit, Gottesbild, höchstmögliches Wissen.
- Arbeit zitieren
- Philipp M. Jauernig-Biener (Autor:in), 2011, Nikolaus von Kues unendliche Mathematik, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1313136