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Hausarbeit (Hauptseminar), 2021
21 Seiten, Note: 1,7
Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft
1 Einleitung
2 Vorstellung der Quellen
3 Vergleich der Quellen
4 Mögliche Ursachen für die Unterschiede
5 Zukünftige Überlegungen
6 Fazit
7 Literaturverzeichnis
8 Anhang
Will man sich über ein bestimmtes Thema informieren, gibt es die verschiedensten Möglichkeiten, um an Informationen zu gelangen. Die zwei populärsten Wege sind hierbei die Recherche in einer Bibliothek und dem Internet. Selbiges bietet heutzutage auch den Zugriff auf den Bestand von Bibliotheken. Unabhängig von dem Ort der Recherche, stößt man oft auf eine Vielzahl von Autoren, die unteranderem gleich mehrere Schriften zu einem Thema veröffentlicht haben. So kommt es dann, dass man sich am Ende einem regelrechten Berg an Informationen gegenübersieht und diese genau prüfen und filtern muss. Viele Informationen sind doppelt, da es zwar mehrere Quellen gibt, diese aber alle über dasselbe Thema berichten. An dieser Stelle ist jedoch Vorsicht geboten. Vermeintlich doppelte Informationen können sich bei genauerer Betrachtung als recht unterschiedlich erweisen, obwohl sie eigentlich dasselbe wiedergeben sollten. An diesem Punkt stellt sich die Frage, welche Angaben nun die richtigen sind und warum ein bestimmter Unterschied überhaupt besteht. Gibt es vielleicht eine Erklärung dafür? Neben direkten Unterschieden zwischen zwei Informationen kann es auch vorkommen, dass sich in manchen Quellen mehr oder auch deutlich weniger Informationen finden als in anderen. Hier stellt sich neben der Frage nach der Vollständigkeit der jeweiligen Werke auch die Frage nach der Legitimation der zusätzlichen Informationen.
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich diese Arbeit beispielhaft mit einer Recherche zu dem Leben des Johann Christoph Gottsched. Hierzu werden sechs Quellen zur Rate gezogen und explizit auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten untersucht. Dazu wird jede einzelne Quelle genau betrachtet und versucht eine mögliche Ursache für die Unterschiede zu finden und somit auch zu ermitteln, welche Information nun die richtige ist oder, ob vielleicht sogar beide stimmen. Hierbei ist natürlich auch besonders interessant, auf welche Quellen sich die Autoren selbst beziehen.
Da diese Arbeit zur Zeit der Corona-Pandemie entsteht und es auf Grund des Lockdowns nicht möglich ist, eine Bibliothek zu besuchen, beschränkt sich die Recherche lediglich auf Quellen, die im Internet verfügbar sind.
Bei den für diese Arbeit herangezogenen Quellen, handelt es sich durchweg um Sekundärliteratur. Vorliegend sind neben dem Artikel auf Wikipedia verschiedene Lexika, weitere Artikel und Beiträge auf verschiedenen Websites und ein Aufsatz in einem Sammelwerk. Im Folgenden werden die einzelnen Quellen kurz vorgestellt.
Was genau Wikipedia für eine Quelle ist, dürfte heutzutage eigentlich jedem bekannt sein. Der Vollständigkeit halber wird jedoch auch diese Quelle kurz vorgestellt. Wikipedia wurde am 15. Januar 2001 gegründet und ist ein gemeinnütziges Projekt. Es handelt sich dabei um eine freie, das heißt für jeden zugängliche Internet-Enzyklopädie. Jeder mit einem Zugang zum Internet kann Beiträge auf Wikipedia erstellen, abrufen und auch nachbearbeiten. Dies gilt sogar für Artikel, die nicht von der jeweiligen Person geschrieben wurden. Wikipedia ist multilingual und zählt mittlerweile längst zu den Massenmedien (Wikipedia, 2021b). Aufgrund des freien Zugangs ist die Menge an abrufbarem Wissen seit 2001 stetig gewachsen und somit ist Wikipedia häufig die erste Anlaufstelle, wenn man schnell Informationen über ein Thema seines Interesses benötigt. Der freie Zugang ist jedoch auch die Schwachstelle der Enzyklopädie. Da Jeder Texte erstellen bzw. verändern kann, lässt sich der Inhalt häufig nicht verifizieren. Streng genommen gilt dies jedoch immer. Auch in einer Monografie, die als gebundenes Buch erscheint, könnte ein Autor falsche Informationen verarbeitet haben. Daher ist es immer ratsam, mehrere Quellen zu Rate zu ziehen.
Eine weitere gute Möglichkeit, um schnell an Informationen zu gelangen, sind Lexika. Lexika werden meist von einem oder gleich mehreren Autoren verfasst, die selbst in der jeweiligen Fachwissenschaft ansässig sind. Somit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die veröffentlichten Informationen stimmen.
Für diese Arbeit wurden drei verschiedene Lexika untersucht. Das Metzler Autorenlexikon, das Klett - Autorenlexikon, welches ein reines Online-Lexikon ist und die Neue Deutsche Biografie. Das Metzler Autorenlexikon ist 1997 im Metzler Verlag erschienen und wird mittlerweile in der 4. Auflage gedruckt. Es befasst sich speziell mit deutschsprachigen Dichtern und Schriftstellern vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Der Ernst Klett Verlag ist ein 1897 in Deutschland gegründetes Bildungsmedienunternehmen und produziert eine Vielzahl an Lehr- und Lernmaterialien. Gleichzeitig unterhält der Klett Verlag ein Online-Autorenlexikon, welches stetig aktualisiert wird. Die neue Deutsche Biografie ist ein Projekt, welches von der Historischen Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften herausgegeben wurden. Es beinhaltet Lexikonartikel „über verstorbene Persönlichkeiten, die durch ihre Leistungen politische, ökonomische, soziale, wissenschaftliche, technische oder künstlerische Entwicklungen wesentlich beeinflusst haben“(Deutsche Biographie, 2021). Besonders an diesem Projekt ist, dass es ausschließlich in digitaler Form besteht und fortgeführt wird.
Ein ähnliches Projekt, das ebenfalls in digitaler Form vorliegt und so auch stetig weitergeführt wird, hat die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 2002 unter der Adresse Literaturwissenschaft-online.de ins Leben gerufen. Die Website bietet derzeit Live-Vorlesungen, schriftliche Zusammenfassungen, Bibliografien, ein Glossar und viele weitere Lehrmaterialien an, die den Nutzern die eigenständige Weiterarbeit ermöglichen sollen (vgl. Universität Kiel, 2015).
Auch die Sächsische Staatskanzlei hat in Zusammenarbeit mit verschiedenen Behörden und Einrichtungen des Freistaates Sachsen eine Website zur Geschichte Sachsens erstellt. Hier werden unteranderem historische Persönlichkeiten Sachsens vorgestellt. Im Vordergrund stehen hier die biographischen Angaben.
Alle benannten Quellen haben ihre individuelle Berechtigung. Manche Quellen widmen sich tendenziell eher der Person, andere eher der Arbeit und den Werken Gottscheds. Auch aufgrund dessen unterscheiden sich die Angaben in den Quellen stark. Hier liegen die Unterschiede dann jedoch in der Vollständigkeit der Informationen in Bezug auf die Quantität. Autoren, die eher auf die Bibliografie abzielen, lassen manche biographische Daten einfach aus. Autoren mit unterschiedlichen Zielen recherchieren mit verschiedenen Absichten, sodass das jeweilige Endprodukt ebenfalls unterschiedlich starke Ausprägungen aufweist. Hinzu kommt, dass die von ihnen gefundenen Quellen nicht immer genau genug untersucht werden. Auch bereits etablierte Autoren neigen dazu, biographische und biobibliographische Angaben anderer Autoren zu übernehmen.
In dem folgenden Abschnitt werden die Unterschiede in den zu Beginn vorgestellten Quellen genau aufgezeigt. Hierbei werden sowohl Unterschiede dargestellt, die darin bestehen, dass die verschiedenen Autoren unterschiedlich viele Angaben zum Leben von Gottsched gemacht haben und einige Autoren manche Informationen einfach auslassen, die bei anderen Autoren hervorgehoben wurden, als auch solche, bei denen die Autoren zur selben Sache eine Angabe machen und trotzdem voneinander abweichen. Die Unterschiede werden zunächst nur vorgestellt und noch nicht weiter bewertet.
Die Information, die eigentlich immer zuerst gegeben wird, wenn es darum geht eine historische Persönlichkeit vorzustellen, ist das Geburtsdatum derselben. Alle genannten Quellen geben als Geburtsjahr das Jahr 1700 an und Literaturwissenschaft-online (2015) belässt es dann auch bei dieser Zahl allein und gibt keinen Tag oder Monat an. Alle übrigen Quellen sind sich bis auf die Sächsische Staatskanzlei (2017) darüber einig, dass das Geburtsdatum der 2. Februar ist. Die Sächsische Staatskanzlei (2017) nennt als Datum den 19. Januar. Interessanterweise ist die Verteilung bei den Angaben des Todes identisch. Literaturwissenschaft-online (2015) begrenzt sich auf die Jahreszahl 1766 während alle anderen zusätzlich noch den 12. Dezember angeben. Nur die Sächsische Staatskanzlei (2017) nennt hier den 11. Dezember als Todestag. Neben den Daten von Geburt und Tod gibt jede Quelle auch noch den Geburts- und Todesort an. Hierbei besteht Übereinstimmung. Lediglich kleine Unterschiede lassen sich bei den Angaben zum Geburtsort finden. Dabei handelt es sich jedoch nur um verschiedene Arten, den Ort Juditten zu bezeichnen. So nennen einige zusätzlich noch das Land Ostpreußen oder aber die nächste größere Stadt Königsberg. Auffällig ist noch, dass Kreidt (1997) Judittenkirchen anstatt nur Juditten schreibt. Der Todesort wurde bei allen Quellen identisch mit Leipzig angegeben.
Nun geben Wölfel (1964) und Wikipedia ( 2021a) auch noch Daten zur Familie von Johann Christoph Gottsched an. Sie stellen beide den Vater und die Mutter mit identischen Angaben zum Lebenszeitraum und Beruf vor und geben zusätzlich die Information, dass Gottsched auch von seinem Vater unterrichtet wurde, welcher Pfarrer war. Die Sächsische Staatskanzlei (2017) gibt lediglich über die Bemerkung, dass Gottsched ein Pfarrerssohn war einen Verweis auf den Beruf des Vaters an. Weitere Angaben lassen sich nicht finden.
Die Aufnahme des Studiums in Königsberg ist bei fast allen Quellen der erste Punkt im Lebenslauf. Bis auf den Klett Verlag (2021), der keine Jahreszahl angibt und Kreidt (1997) , welcher die Angaben zum Studium ganz auslässt, nennen hier alle das Jahr 1714. Bei der Frage, was genau Gottsched studiert haben soll, sind die Angaben zwar ähnlich, aber unterschiedlich präzise ausformuliert. Die Sächsische Staatskanzlei (2017) gibt hierzu die meisten Angaben. Bei ihnen hat Gottsched Theologie, Philosophie, Mathematik, Physik, klassische Philologie, Poesie und Rhetorik studiert. Ebenfalls erfährt man hier, dass er im Jahre 1719 seine Dissertation schrieb. Literaturwissenschaft-online (2015) sieht das genauso, lässt jedoch Theologie und Poesie weg. Wikipedia (2021a) und Wölfel (1964) sind sich einig, dass er zunächst Theologie und später dann Philosophie studiert haben soll. Der Klett Verlag (2021) nennt neben diesen beiden Fächern noch die Philologie.
Der nächste wichtige Punkt im Leben von Johann Christoph Gottsched ist bei allen Quellen die Flucht nach Leipzig im Jahre 1724. Hierbei sind keine Unterschiede festzustellen. Interessant ist jedoch, dass Kreidt (1997) seine Biographie zu Gottsched erst mit diesem Punkt beginnt und, dass Wikipedia(2021a), Kreidt (1997) und Wölfel (1964) in Bezug auf den Grund für die Flucht, welcher die Zwangsrekrutierung der Preußen ist, Hinweise auf die Statur Gottscheds geben. Dort heißt es er sei „Hochgewachsen“ (Wikipedia, 2021a), ein „hünenhafter junger Mann“ (Kreidt, 1997) oder auch nach Wölfel (1964) schlicht „großgewachsen“.
Uneinig sind sich die Quellen darüber in welchem Jahr Gottsched seine Habilitation (venia legendi) erwarb. Wikipedia (2021a) und Wölfel (1964) datieren hier auf das Jahr 1724, wohingegen der Klett Verlag (2021) und Literaturwissenschaft-online (2015) das darauffolgende Jahr angeben.
Diese beiden unterscheiden sich auch im nächsten Punkt von den anderen Quellen, da sie keine Angaben zur Mitgliedschaft Gottscheds in der Poetischen Gesellschaft machen. Die anderen vier Quellen unterscheiden sich hier ebenfalls ein wenig, da nur die Sächsische Staatskanzlei (2017) das Beitrittsjahr 1724 aufführt und man bei Kreidt (1997) zusätzlich die Information bekommt, dass Gottsched 1726 der Wortführer der Gesellschaft wurde. Alle vier sind sich jedoch darüber einig, dass Gottsched die Poetische Gesellschaft 1727 in die Deutsche Gesellschaft umformte.
Alle Quellen sehen Gottscheds Bekanntschaft mit Friederike Caroline Neuber, auch genannt die „Neuberin“, als einen zentralen Punkt in Gottscheds Leben an. Diese Bekanntschaft wird jedoch nicht von allen Autoren mit einem expliziten Datum versehen. 1727 ist das von der Literatur favorisierte Datum. Wikipedia (2021a), Kreidt (1997) und Literaturwissenschaft-online (2015) sind sich dabei einig. Die restlichen Quellen verzichten auf die Angabe eines Datums.
Etwas unübersichtlicher wird es nun bei der ordentlichen und außerordentlichen Professur Gottscheds. Zunächst sind sich alle Verfasser außer Kreidt (1997), welcher überhaupt keine Angaben zu diesem Thema macht, darüber einig, dass er die außerordentliche Professur 1730 und die ordentliche 1734 ablegte. Bei den Angaben, in welchem Fach er die jeweilige Professur machte, gehen die Meinungen dann jedoch auseinander. Die Quellen geben zu der außerordentlichen Professur die Fächer Poesie (Klett Verlag, 2021; Kreidt, 1997; Literaturwissenschaft-online, 2015), Poetik (Wikipedia, 2021a) und Philosophie (Sächsische Staatskanzlei, 2017) an. Die Angaben zu der ordentlichen Professur hingegen sind einheitlicher. Hier nennen vier von fünf Quellen die Logik und Metaphysik als Fach und Literaturwissenschaft-online (2015) nennt nur die Metaphysik.
Ein weiterer wichtiger Punkt in Gottscheds Biografie ist seine Heirat mit Luise Adelgunde Victorie Gottsched. 1735 ehelichte er diese. Luise ist bekannt gewesen für die tatkräftige Unterstützung ihres Mannes. Dies wird jedoch nur von wenigen Quellen gewürdigt. Ausschließlich der Wikipedia-Beitrag und der Beitrag von Literaturwissenschaft-online (2015) gehen auf die wichtige Persönlichkeit in Gottscheds Leben ein, sodass es nicht verwunderlich ist, dass seine zweite Ehe nur noch eine Randerscheinung im Wikipedia-Beitrag ist.
Auch zu Gottscheds Veröffentlichungen und Arbeiten gibt es einige Unterschiede. Der Großteil der Quellen befasst sich mit den moralischen Wochenschriften „die vernünftigen Tadlerinnen und „der Biedermann“. Lediglich die Sächsische Staatskanzlei (2017) verzichtet auf diese Informationen. Gleiches gilt auch für „die Deutsche Schaubühne und die Uraufführung von „sterbender Cato“. Wobei hier die Daten zur Erstaufführung zwischen 1730 (Kreidt, 1997) und 1731 (Klett Verlag, 2021; Literaturwissenschaft-online, 2015; Wikipedia, 2021a; Wölfel, 1964) variieren. Der Druck des Buches ist für vier der Quellen nur eine Nebensächlichkeit und wird daher nur von zweien genannt. Die anderen machen keine Angaben dazu. Weitere Werke die von den Quellen in Bezug auf die Bibliographie Gottscheds genannt werden, sind „Erste Gründe der gesammten Weltweisheit“, „Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen“ und die „Ausführliche Redekunst“. Nicht jede Quelle nennt jedes dieser Werke. Besonders interessant sind die Angaben zu der Critischen Dichtkunst. Wikipedia (2021a) datiert die Veröffentlichung auf 1729 und alle anderen auf 1730, wobei sich im Artikel von Literaturwissenschaft-online (2015) die Angabe 1730, recte 1729 finden lässt.
Im Anhang sind sämtliche Angaben aus diesem Kapitel, zur besseren Übersicht, noch einmal tabellarisch aufgearbeitet.
Neben den Unterschieden in der Vollständigkeit, lassen sich vier Unterschiede hervorheben, die inhaltlich voneinander abweichen. Dies ist zuerst einmal die Angabe der Geburts- und Todesdaten von der Sächsische Staatskanzlei (2017), die als einzige von den Angaben der anderen Autoren abweichen und des Weiteren das Jahr seiner Habilitation, die genaue Bezeichnung der Professur Gottscheds und der Unterschied im Erscheinungsjahr der Critischen Dichtkunst vor die Deutschen und dem sterbenden Cato.
Nach einer Anfrage per Mail an die Sächsische Staatskanzlei, was es mit dem Unterschied bei den Angaben des Geburts- und Todestages auf sich haben könnte, antwortet diese:
„Wir können die Richtigkeit der biographischen Angaben zu den Personen unter geschichte.sachsen.de nicht garantieren. [...]. Im Falle der Angaben zur Person Johann Christoph Gottsched können wir die Quellen leider nicht mehr belegen. Im konkreten Fall gehen wir aber vorsichtig davon aus, dass es sich auf unserer Seite um korrekturbedürftige Angaben handelt.“
In diesem Fall lässt sich also nicht genau rekonstruieren, wie es zu diesem Unterschied gekommen ist, jedoch kann man davon ausgehen, dass die Mehrheit der Quellen die richtige Angabe nennt und nicht umgekehrt.
Auch wenn die Staatskanzlei Sachsen keine genaueren Auskünfte über das Geburtsdatum und den Todestag Gottscheds machen kann, ist durch weitere Recherchen folgende Vermutung entstanden. Im Jahr 1582 wurde der julianische Kalender vom gregorianischen Kalender abgelöst. Dennoch führten die protestantischen Länder den gregorianischen Kalender erst um 1700 ein. Daraus resultiert von heute aus betrachtet eine Lücke von 13 Tagen, welche je nach Zählweise zumindest die Diskrepanz zwischen den Geburtsdaten erklären könnte (vgl. Time and Date AS, 2021). Basierend auf dem Wechsel des Kalenders lässt sich vermuten, dass die Sächsische Staatskanzlei (2017) das Geburtsdatum noch anhand des julianischen Kalenders notierte und der Todestag nach gregorianischem Kalender. Mit Sicherheit lässt sich dies jedoch nicht sagen.
Laut den Angaben der Universität Leipzig (2011) erhielt Gottsched im Jahre 1724 die venia legendi für das Fach der Poesie. Aus einem Telefonat mit einem Mitarbeiter des Projekts zur Erstellung des Professorenkatalogs der Universität Leipzig ging hervor, dass die Daten auf Dokumenten und Einträgen aus dem Archiv der Universität Leipzig basieren. Daher ist davon auszugehen, dass diese Angabe korrekt ist. In Bezug auf die Angabe von dem Klett Verlag und Literaturwissenschaftonline (2015), wonach Gottsched die venia legendi im Jahre 1725 erhielt, lässt sich folgende Vermutung aufstellen. Bei dem Artikel von Klett heißt es: „[...] floh Gottsched 1724 [...] nach Leipzig, wo er sich im folgenden Jahr habilitierte“ (Klett Verlag, 2021). Diese Formulierung könnte man auch so deuten, dass mit „im folgenden Jahr“ der Zeitraum eines Jahres gemeint ist und nicht das Jahr 1725. Daher ist es denkbar, dass Gottsched in dem Jahr nach seiner Flucht habilitierte und der genaue Zeitpunkt noch im Jahre 1724 liegt. Ähnliches gilt auch für die Formulierung aus dem Beitrag von Literaturwissenschaft-online (2015). Dort heißt es: „1725: Aufnahme der Lehrtätigkeit [...]“ (Literaturwissenschaft-online, 2015). Die „Aufnahme der Lehrtätigkeit“ im Jahre 1725 setzt nicht zwingend voraus, dass auch die Habilitation im selben Jahr stattfand.
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