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Hausarbeit, 2022
18 Seiten, Note: 1,0
1 Einleitung
1.1 Personenbeschreibung
1.2 Ausgangssituation
2 Verhaltensanalyse
2.1 Beschreiben Sie zuerst das Schema theoretisch und ausführlich auf mindestens einer Seite (mit Angabe der genutzten Quellen)
2.2 Erarbeiten Sie eine mögliche, positive Verhaltensänderung zu dem problematischen Essverhalten anhand des Schemas.
2.3 Erklären Sie ausführlich, wie Sie die Stufe „Konsequenz“ des Schemas aufgrund der Ausgangssituation und Ziele erarbeiten könnten.
3 Verhaltenstraining
4 Literaturrecherche
5 Literaturverzeichnis
6 Verzeichnis Abkürzungen
7 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
7.1 Abbildungsverzeichnis
7.2 Tabellenverzeichnis
Die ausgewählte Person, die im Folgenden als Patient bezeichnet wird, ist 29 Jahre alt, männlich, 173 cm groß und wiegt 95 kg. Sein BMI liegt nach der Klassifikation der World Health Organization mit 31,7 kg/m[2] im Bereich Adipositas Grad I. (2000) Seine Persönlichkeit lässt sich als sehr stetig und ruhig, aber nicht introvertiert beschreiben. Er ist hilfsbereit, gesellig und geduldig, jedoch oftmals bequem und hat deshalb feste Routinen, von denen er ungern abweicht. Es wird meist nicht mehr Aufwand betrieben als für das Erreichen des gewünschten Ziels notwendig ist. Für Themen oder Projekte, für die er ein starkes Interesse hegt, oder auch in Teamsportarten zeigt er jedoch große Begeisterung, Initiative und auch körperlichen Einsatz. Er ist in einen kleinen beständigen engen Freundeskreis integriert, mit dem er sich vor allem am Wochenende zu verschiedenen Aktivitäten verabredet. Da er und seine Freunde große Fußballfans sind, treffen sie sich oft, um die Spiele ihres Lieblingsvereins zu verfolgen. Die meiste Zeit verbringt er mit seiner Freundin, mit der er seit ca. 2 Jahren leiert ist und in einer gemeinsamen Mietwohnung wohnt. Sie schauen oft zusammen Serien, sind unternehmungslustig und kochen gemeinsam. Am Wochenende besuchen sie mit Freunden oft Restaurants und konsumieren dabei gelegentlich alkoholische Getränke. Zu seinen geschiedenen Eltern und deren Partnern und seiner Großmutter, die in der näheren Umgebung wohnen, hat er ein sporadisches, distanziertes und eher pflichtbewusstes Verhältnis. Seiner beruflichen Tätigkeit geht er in einem Industrieunternehmen in Vollzeit nach. Mit einer täglichen Arbeitszeit von acht Stunden arbeitet er in diesem Unternehmen sei über zehn Jahren im Drei-Schicht-System mit Früh-, Spät- und Nachtschicht, das wöchentlich rotiert. Seine Tätigkeit verrichtet er vor allem stehend und gehend, was bedeutet, dass er pro Schicht zwischen 10.000 und 15.000 Schritte zurücklegt. Seine langjährige Firmenzugehörigkeit und die Arbeit im Schichtsystem ermöglichen ihm ein gutes Gehalt, mit dem er sein Leben nach seinen Vorstellungen gestalten kann. Seine sportliche Aktivität besteht aus unregelmäßigen Spaziergängen auf den angrenzenden Feldwegen. An Wochenenden und im Urlaub werden gelegentlich Outdoor-Aktivitäten wie Wandern zur Freizeitgestaltung gewählt. Der Patient raucht nicht, konsumiert aber gelegentlich Alkohol. Er hat keine bekannten Vorerkrankungen, seine Cholesterin- und Blutdruckwerte sind jedoch leicht erhöht. Als nächstes wird die problematische Ausgangssituation des Patienten und sein Änderungswunsch dargestellt.
Im Eingangsgespräch berichtet der Patient, dass er bei Outdoor-Aktivitäten zunehmend merkt, dass er deutlich an Kondition verloren hat und ihm Bewegung schwerer fällt. Seine Kleidungsstücke werden außerdem enger oder passen ihm nicht mehr. Dass seine Freundin anfängt über sein Gewicht zu scherzen verstärkt seinen Wunsch abzunehmen. Er möchte sich wieder wohler in seiner Haut fühlen und attraktiver auf seine Freundin wirken. Deshalb möchte er 5 kg abnehmen.
Da seine Freundin nach geregelten Zeiten arbeitet und er im wöchentlichen Wechsel in Früh-, Spät- oder Nachtschicht arbeitet, verbringt er unter der Woche immer wieder Zeit allein zu Hause. Obwohl er und seine Freundin täglich gesund und ausgewogen kochen, steigt sein Gewicht. Das Ernährungsprotokoll zeigte viele Zwischenmahlzeiten oder Snacks, die vor allem verzehrt wurden, wenn er allein in der Wohnung ist. Darauf angesprochen beschrieb der Patient, dass er immer wieder an den Kühlschrank geht, entweder nur hineinschaut oder eine Kleinigkeit herausnimmt und isst. Dabei handelt es sich meistens um zwei Salamischeiben oder Käsestücke. Das Verhalten wiederholt er mehrmals, wobei die Snacks jedes Mal größer werden. Für den Grund seines Handelns nannte der Patient zuerst Hunger, erkannte aber schließlich, dass sein Handeln aus Langeweile passieren muss. Denn es tritt vor allem auf, wenn er allein zu Hause ist, unabhängig davon ob am Vormittag oder Nachmittag. Auf die Frage wie lange dieses Verhalten schon besteht, gibt er an, dass er es schon immer zeigte, allerdings nur vereinzelt und dass es zunahm, nachdem er mit seiner Freundin in eine gemeinsame Wohnung gezogen ist. Er erinnert sich, dass er schon in seiner Kindheit viel Zeit am Kühlschrank verbracht hat, wenn er nach der Schule oft allein daheim war. Auch hier war ihm oft langweilig und er beschäftigte sich mit Essen, was bedeutet, dass die Reize Langeweile und Essen schon früh miteinander gekoppelt wurden. Diese Gänge zum Kühlschrank sind so zu problematischen Routinen geworden, die der Patient im Sinne seines Wunsches zur Gewichtsreduktion ändern will. Im nächsten Kapitel wird sein Verhalten anhand des SORCK-Schemas (Kanfer Saslow, 1965) analysiert.
Die Verhaltensanalyse steht am Anfang einer Verhaltenstherapie und untersucht nicht nur das beobachtbare Verhalten eines Patienten, sondern bezieht auch dessen Gefühle, Gedanken, körperliche Prozesse und Umwelteinflüsse mit ein. Die Grundannahme dabei ist, dass das Verhalten und somit auch Verhaltensstörungen erworben sind und somit erlernt, erhalten aber auch wieder verlernt werden können. (Luppa, 2022, S. 138, 156) Bei der Verhaltensanalyse wird zwischen der horizontalen und vertikalen Verhaltensanalyse unterschieden. (Heidenreich, Junghanns-Royack Fydrich, 2009, S. 153) Im Folgenden wird im Rahmen der horizontalen Verhaltensanalyse das SORKC-Modell nach Kanfer und Saslow (1965) genauer beschrieben.
Die horizontale Verhaltensanalyse ist eine Analyse auf Mikroebene und damit eines der zentralen diagnostischen Verfahren in der kognitiven Verhaltenstherapie. Sie versucht alle aktuellen Probleme und Verhaltensfaktoren des Patienten zu erfassen, um diese anschließend sinnvoll anzuordnen. Anschließend wird für jedes Teilproblem eine Verhaltensanalyse durchgeführt, was bedeutet, dass jeder Faktor, der auf das Verhalten einwirkt, beeinflusst werden kann. (Heidenreich et al., 2009, S. 153 Luppa, 2022, S. 156) Die Komponenten des SORKC-Modells sind S (= Stimulus), O (= Organismus), R (= Reaktion), K (= Kontingenz) und C (= Konsequenz für engl. consequence). Durch einen Auslöser bzw. einen Reiz (S), der auf einen individuellen Organismus (O) einwirkt, entsteht eine bestimmte Reaktion (R) bzw. ein Problemverhalten. Die Reaktion kann auf physiologischer, emotionaler, kognitiver und behavioraler Ebene stattfinden. Auf eine Reaktion (R) folgt eine Konsequenz (C), welche verstärkend oder abschwächend auf das gezeigte Verhalten bzw. die Reaktion (R) wirken kann. Die Kontingenz (K) beschreibt wie häufig eine Konsequenz auf eine Reaktion folgt. (Heidenreich et al., 2009, S. 153 Stromberg Zickenheiner, 2021, S. 65) Nachdem nun die Zusammenhänge der Komponenten des Schemas verdeutlicht wurden, werden in Tabelle 1 die einzelnen Komponenten genauer erläutert.
Tabelle 1: Beschreibung der Komponenten des SORKC-Modells (Heidenreich et al., 2009, S. 153; Kanfer Saslow, 1965, zitiert nach Stromberg Zickenheiner, 2021, S. 65 Luppa, 2022, S. 158)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Da nun das Konzept und das Vorgehen des Modells dargestellt wurden, wird im folgenden Kapitel das SORKC-Schema zur Erarbeitung einer potenziellen positiven Verhaltensänderung herangezogen.
Das problematische Essverhalten des Patienten wurde bereits in Kapitel 1.1 bei der Beschreibung der Ausgangssituation erläutert. In Tabelle 2 ist dieses im Kontext des SORCK-Schemas dargestellt und dient zur besseren Gegenüberstellung der positiven Verhaltensänderung. Eine mögliche Verhaltensänderung wird in der Reaktionskomponente vorgenommen. Indem nun auf die Langweile und das damit verknüpfte vermeintliche Hungergefühl mit einer Ersatzhandlung reagiert wird, werden beide Bedürfnisse bedient. Indem er sich und seiner Freundin Obst aufschneidet und schön anrichtet wird das Beschäftigungsbedürfnis kurzzeitig befriedigt und gleichzeitig hat der Patient nicht das Gefühl auf etwas verzichten zu müssen. Denn er kann sein vermeintliches Hungergefühl mit dem Essen des Obstes stillen.
Tabelle 2: Verhaltensanalyse und positive Verhaltensänderung anhand des SORCK-Schemas
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die veränderte Reaktion bezieht durch die positive Verstärkung des neuen Verhaltens auch die Komponente der Kontingenz mit ein. Denn durch das Lob und die Zuneigung seiner Freundin als sozialer Verstärker wird der Patient darin bestärkt, das neue Verhalten häufiger zu zeigen. (Blöschl, 2011, S. 343) Nachdem nun eine mögliche positive Verhaltensänderung erarbeitet wurde, wird nachfolgend die Stufe Konsequenz näher und ausführlicher betrachtet.
Die kurzfristige Konsequenz in der Ausgangssituation des Patienten ist, dass sein Hungergefühl jedes Mal kurzzeitig abnimmt, nachdem er etwas aus dem Kühlschrank gegessen hat. Da dieses Gefühl nicht sehr lange anhält, wird das Verhalten wiederholt und durch größere Portionen sogar gesteigert, was langfristig zu einer Zunahme des Gewichts führt. Das Gefühl der Frustration, dass er abends über sein Verhalten verspürt, kann dadurch steigen und könnte sich wie die Gewichtszunahme negativ auf sein Attraktivitätsgefühl und damit auch auf die Beziehung zu seiner Freundin auswirken. Jedoch kann sein Verhalten nicht nur auf sozialer Ebene Konsequenzen nach sich ziehen. Vor allem die gesundheitlichen Konsequenzen sollten hervorgehoben werden. Nicht nur, dass seine körperliche Fitness weiter abbauen wird, so wird auch das Risiko für Krankheiten wie Diabetes und Her-Kreislauf-Erkrankungen steigen. Die Darstellung der Konsequenzen seines Verhaltens kann gut mit den aktuellen Blutdruck-, Blutzucker- oder Cholesterinwerten verstärkt werden.
In der Darstellung einer möglichen positiven Verhaltensänderung, die bereits im vorangegangenen Kapitel erarbeitet wurde, reagiert seine Umwelt auf sein verändertes Verhalten mit einem positiven Verstärker. Dieser besteht darin, dass sich seine Freundin nicht nur sehr über das vorbereitete Obst freut und ihm deshalb vermehrte Zuneigung schenkt, sondern auch, dass sie sein gesundes Ernährungsverhalten befürwortet und lobt. Kurzfristig ergibt sich aus seinem neuen Verhalten, dass er durch das Schneiden und Anrichten des Obstes für sich und für seine Freundin länger beschäftigt ist als mit einem Gang zum Kühlschrank. Außerdem kann die Befriedigung eine große Portion Obst genießen zu können größer sein als mit einem schlechten Gefühl immer wieder bis zum Völlegefühl zu naschen. Da Obst weniger kalorienreich ist und weniger Fett enthält, wirkt es einer weiteren Gewichtszunahme entgegen oder kann ihn sogar beim Abnehmen unterstützen. Seine Trägheit und Frustration bis zur nächsten Mahlzeit wird dadurch abnehmen, was sich auch positiv auf das Beziehungsklima auswirken kann. Ein bedeutendes Ziel für ihn ist, für seine Freundin attraktiver zu werden, was vor allem die Abnahme an Gewicht, aber auch das verbesserte Körpergefühl bzw. ein gesteigertes Selbstbewusstsein bestärken kann. Die Konsequenz eines verringerten Fettkonsums ist außerdem eine Verbesserung seiner Blutwerte, was die Auftrittswahrscheinlichkeit vieler Krankheiten verringert. Vor allem in Verbindung mit sportlicher Betätigung und dem gesenkten Gewicht kann er seine Kondition für Outdoor-Aktivitäten wieder aufbauen. Zudem wird es auf den Patienten motivierend wirken, wenn er sich in Aussicht stellt, dass den Scherzen seiner Freundin über sein Gewicht Bewunderung über seine Disziplin und Gewichtsabnahme weichen. Zur langfristigen und nachhaltigen Veränderung seines Essverhaltens wird im nächsten Kapitel ein verhaltenstherapeutischer Maßnahmenplan erstellt.
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