Im zweiten Teil von Goethes Drama Faust kommt es zu einer bemerkenswerten Situation: der durch die Explosion im ersten Akt bewusstlose Faust liegt auf einer Liege in seinem alten Studierzimmer und scheidet damit plötzlich als Protagonist der ersten Szene des zweiten Aktes aus. Auch Mephisto, der als Ersatzprotagonist vielleicht am wahrscheinlichsten wäre, kann diese Rolle nicht einnehmen, da er dem ohnmächtigen Helden nicht helfen kann und dadurch überfordert scheint. Stattdessen inszeniert Goethe einen vollkommen neuen, künstlich geschaffenen Charakter: Homunculus. Dieses wunderliche Wesen steht fortan im Mittelpunkt der Handlung, selbst über die erste Szene hinaus, nach der Faust wieder zu Bewusstsein kommt. Daher ist es interessant zu verfolgen, wie die Homunculus- Figur konzipiert ist und welche Rolle sie sowohl für den zweiten Akt als auch für das Drama insgesamt spielt.
Dem im Seminar Goethes Faust gehaltenem Referat über die Szenen Laboratorium und Klassische Walpurgisnacht soll mit der hier vorliegenden Hausarbeit eine nähere Untersuchung der Homunculus- Figur folgen. Zunächst soll mit einer kurzen Situationsbeschreibung der Szenen ein Einstieg in die Thematik gegeben werden. Ein Rückblick auf den historischen Ursprung der künstlichen Erschaffung eines Menschen namens Homunculus wird erfolgen. Dadurch soll aufzeigt werden, wie Goethes Homunculus- Idee entstanden sein könnte. Im letzten Teil der Arbeit soll eine Reflexion von Wissen und Wissenschaft in den Homunculus- Szenen vorgenommen werden. Es wird darum gebeten, zu berücksichtigen, dass Homunculus „das Problem der Probleme in 'Faust II' [ist]“ und es bei „rund 100 Texte[n]“ sehr differenzierte, einander oft adversative Interpretationen gibt, die das Verfassen dieser Arbeit umso komplizierter gemacht haben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Homunculus im Werk
- Historischer Ursprung der Erschaffung eines künstlichen Menschen
- Alchemie
- Die Entstehung eines Menschen bei Paracelsus
- Wissen und Wissenschaft
- Fazit
- Primärliteratur
- Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Figur des Homunculus im zweiten Teil von Goethes Drama Faust. Ziel ist es, die Entstehung und Rolle des Homunculus im Kontext der Handlung des zweiten Aktes zu analysieren und die Reflexion von Wissen und Wissenschaft in den Homunculus-Szenen zu untersuchen.
- Die Entstehung des Homunculus im Laboratorium und seine Rolle im zweiten Akt
- Der historische Ursprung der Homunculus-Idee in der Alchemie und bei Paracelsus
- Die Darstellung von Wissen und Wissenschaft in den Homunculus-Szenen
- Die Bedeutung des Homunculus für die Gesamtinterpretation des Dramas
- Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Interpretationen der Homunculus-Figur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und stellt die Relevanz der Homunculus-Figur im zweiten Akt von Goethes Faust heraus. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit und die wichtigsten Themenbereiche.
Der zweite Abschnitt beleuchtet die Rolle des Homunculus im Werk. Er beschreibt die Entstehung des Homunculus im Laboratorium und seine Begegnung mit Faust und Mephistopheles. Weiterhin wird die Reise des Homunculus in die Klassische Walpurgisnacht und sein Schicksal dort geschildert.
Der dritte Abschnitt befasst sich mit dem historischen Ursprung der Erschaffung eines künstlichen Menschen. Er erläutert die alchemistischen Vorstellungen und die Bedeutung des Begriffs „Homunculus“ im Werk von Paracelsus.
Der vierte Abschnitt widmet sich der Reflexion von Wissen und Wissenschaft in den Homunculus-Szenen. Er analysiert die Darstellung des Laboratoriums und die alchemistischen Verfahren, die zur Erschaffung des Homunculus führen. Außerdem werden die wissenschaftlichen Ansätze der Philosophen Thales und Anaxagoras in der Klassischen Walpurgisnacht beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Homunculus, Goethes Faust, den zweiten Akt, die Alchemie, Paracelsus, Wissen, Wissenschaft, Laboratorium, Klassische Walpurgisnacht, Mythologie, Philosophie, Entstehung, Existenz, künstlicher Mensch, Reflexion.
- Arbeit zitieren
- Evelyn Habel (Autor:in), 2008, Reflexion der modernen Naturwissenschaft in den Homunculus- Szenen, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/128388