Diese Arbeit widmet sich der Frage, inwiefern ein Passungsproblem zwischen (vermeintlich) männlichem Habitus und Schulkultur eine Benachteiligung von Jungen im Bildungssystem bedingt. Dazu werden zunächst einige theoretische Konzepte wie der „ideale Schüler“ nach Becker und Doing Gender nach West/Zimmermann, sowie das Konzept der hegemoniale Männlichkeit vorgestellt. Anschließend werden verschiedene aktuelle Studien nach zwei Aspekten bezüglich der Herstellung von Männlichkeit in Zusammenhang mit negativer Bewertung in der Schule verglichen. Bei den beiden Aspekten handelt es sich einerseits um ein hegemoniales beziehungsweise dominantes Auftreten und andererseits um die Abgrenzung und Abwertung des Weiblichen.
Zum Abschluss soll dann noch einmal der Blick geweitet werden und eine Studie vorgestellt werden, die den klassischen Männlichkeitsbegriff und die Konstituierung von Männlichkeit in der Schule weiter ausdifferenziert. „Die Jungen machen Probleme, stören den Unterricht und ärgern Mitschülerinnen und Mitschüler“, so fassen Budde/Faulstich-Wieland die Erkenntnisse ihrer Studie über das Verhältnis von Jungen zu Männlichkeit und Schule zusammen. Hier wird deutlich, dass das Verhalten von Jungen im Schulkontext als eher negativ aufgefasst wird. In Budde wird dieser Aspekt noch genauer gefasst und festgestellt, dass das Verhalten eines Jungen deshalb negativ bewertet wird, weil es nicht nur als störend sondern auch als männlich identifiziert wird.
Lange Zeit war es üblich, dass beim Thema Bildungsungleichheit pauschal davon ausgegangen wurde, dass Mädchen gegenüber Jungen Nachteile hätten. In den letzten Jahren hätte sich diese Entwicklung allerdings verändert, zunehmend rücken nun auch Jungen in den Fokus und werde als Bildungsverlierer wahrgenommen. Auch wenn Diefenbach sich bei ihrer Ausführung teilweise polemischer Aussagen wie dem „Staatsfeminsimus als leitende Ideologie“ in Deutschland bedient, so macht sie doch einen wichtigen Punkt, der möglicherweise in der aktuellen Debatte innerhalb der erziehungswissenschaftlichen Geschlechterforschung noch nicht genügend Beachtung findet, nämlich die Frage danach, inwiefern Jungen im Bildungssystem benachteiligt werden und welche Gründe es dafür gibt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der ,,ideale Schüler\" nach Becker.
- Doing Gender und hegemoniale Männlichkeit
- Passungsproblem zwischen männlichem Habitus und Schulkultur
- Hegemoniales und dominantes Auftreten
- Herabsetzung und Abgrenzung des Weiblichen
- Den Blick weiten: 5 Typen von Männlichkeit
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht, wie ein Passungsproblem zwischen vermeintlichem männlichem Habitus und Schulkultur zu einer Benachteiligung von Jungen im Bildungssystem führt.
- Der ,,ideale Schüler\" nach Becker und die unterschiedlichen Erwartungen an Schüler*innen verschiedener sozialer Schichten
- Doing Gender und die Konstruktion von Männlichkeit in der Schule
- Das Passungsproblem zwischen männlichem Habitus und Schulkultur: Hegemoniale Männlichkeit und Abgrenzung des Weiblichen
- Vielfalt von Männlichkeitstypen und ihre Bedeutung für die Schulkultur
- Kritik an der Annahme, dass Mädchen im Bildungssystem gegenüber Jungen im Nachteil sind.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die zentrale Frage der Arbeit: Inwiefern bedingt ein Passungsproblem zwischen männlichem Habitus und Schulkultur eine Benachteiligung von Jungen im Bildungssystem? Anschließend werden einige theoretische Konzepte wie der "ideale Schüler" nach Becker (1952) und Doing Gender nach West/Zimmermann vorgestellt, um die Analyse des Passungsproblems zu fundieren.
Kapitel 2 befasst sich mit dem Konzept des "idealen Schülers" nach Becker. Die Analyse der Interviews mit Lehrkräften zeigt, dass die Lehrmethoden und Erwartungen an Schüler*innen von ihrer sozialen Herkunft abhängen. Becker stellt fest, dass Lehrer*innen ihr Verhalten auf ideale Schüler*innen ausrichten, die meist aus höheren sozialen Schichten stammen.
Kapitel 3 beleuchtet das Konzept von Doing Gender und hegemonialer Männlichkeit. Es wird erläutert, wie Männlichkeit in der Schule durch Interaktion und soziale Praktiken konstruiert wird.
Kapitel 4 untersucht das Passungsproblem zwischen männlichem Habitus und Schulkultur. Es werden zwei Aspekte beleuchtet: Erstens das hegemoniale und dominante Auftreten von Jungen, das in der Schule oft als störend empfunden wird. Zweitens die Abgrenzung und Abwertung des Weiblichen, die sich in der Schulkultur widerspiegelt.
Kapitel 5 erweitert den Blick auf verschiedene Typen von Männlichkeit und zeigt, dass der klassische Männlichkeitsbegriff in der Schule nicht immer zutreffend ist. Es wird argumentiert, dass eine differenziertere Betrachtung von Männlichkeit notwendig ist, um die Situation von Jungen im Bildungssystem besser zu verstehen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Bildungsunrecht, Passungsproblem, Schulkultur, männlicher Habitus, hegemoniale Männlichkeit, Doing Gender, "idealer Schüler", soziale Ungleichheit und Geschlechterrollen.
- Arbeit zitieren
- Areti-Kristin Bouras (Autor:in), 2021, Benachteiligung von Jungen im Bildungssystem. Die Konzepte des „idealen Schülers“, der hegemonialen Männlichkeit und Doing Gender, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1283019