Wenn man nach Künstlerinnen im 18. und 19. Jahrhundert sucht, deren Wirkung und künstlerisches Schaffen bis heute in einem kunsthistorischen Rahmen nachhallen, stoßt man nur durch bestimmte Umwege auf Louise Seidler (1786–1866). Was ihr Leben als Malerin sicherlich auszeichnet ist, dass sie lebenslange Vertraute und enge Bekannte von Johann Wolfgang von Goethe war. Der Dichter förderte und unterstützte sie auf ihrem Weg zur Künstlerin, aber war sie denn in dem Sinne "seine" Malerin? Was entsprach der Realität in diesem Künstlerin-Dichter-Verhältnis? Wie stark war Seidler tatsächlich von
Goethe abhängig? Und was wäre mit Louise Seidler gewesen, wenn es Goethe in ihrem Leben nicht gegeben hätte?
Herausstechend ebenfalls ist die Verfassung ihrer Lebensmemoiren und Autobiografie, die von Hermann Uhde 1874, sieben Jahre nach ihrem Tod, publiziert wurde mit dem Titel: "Erinnerungen und Leben der Malerin Louise Seidler". Eine weitere Neuauflage dieser Memoiren wurde 2003 veröffentlicht, nicht ohne den Bezug zu Goethe mit dem Titel "Goethes Malerin".
Es gibt demnach diese aus dem 21. Jahrhundert stammende Publikation, deren Titel ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis impliziert oder suggeriert bzw. einen Autonomieanspruch der Künstlerin entsagt, da man eine Neuerscheinung über sie bzw. von ihr scheinbar oder offenkundig nicht ohne eine Verknüpfung zu dem berühmten Dichter annonciert hat. Dies kontrastiert zudem mit der Ausgabe und Betitelung der Publikation Uhdes aus dem 19. Jahrhundert, in der die Autobiografie Louise Seidlers auch solo ohne weitere Wechselbeziehung zu Goethe mit ihrem Namen auskommt.
Diese "Beschränkung" reicht heute wohl nicht aus. Dies stößt auf Verwunderung, da es scheint, dass die Verknüpfung mit Goethe und die Bezugnahme zu ihm als etwas Essentielles verbucht wird, ohne die Louise Seidler kein Alleinstellungsmerkmal zugesprochen werden kann bzw. darf.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung und Begriffserklärung
- 2 Louise Seidler: Biografischer Überblick u. künstl. Laufbahn
- 3 Louise Seidlers Memoiren: Entstehung und Bedeutung
- 4 Rolle von Künstlerinnen zur Zeit Goethes
- 5 Goethe als Mentor und Förderer von Künstlerinnen
- 6 Louise Seidler und Goethe: Darstellung des Mentor-Künstlerin Verhältnisses
- 6.1 Autonomieaspekt und Anteil Seidlers am Beispiel der Goethe-Zusammenarbeit am Heiligen Rochus
- 6.2 München und Romaufenthalt Seidlers vor dem Hintergrund der Fürsprache Goethes
- 6.3 Spätere Zusammenarbeit mit Goethe
- 7 Goethes Malerin? Gründe für Seidlers Erfolgs und ihre künstlerische Laufbahn
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Leben und Wirken der Künstlerin Louise Seidler (1786-1866) im Kontext ihrer Beziehung zu Johann Wolfgang von Goethe. Ziel ist es, Seidlers künstlerische Autonomie und ihren individuellen Beitrag zur Kunst des 19. Jahrhunderts zu beleuchten und die gängige Darstellung als bloße „Goethes Malerin“ kritisch zu hinterfragen.
- Seidlers künstlerische Entwicklung und Laufbahn
- Die Rolle von Künstlerinnen im 19. Jahrhundert
- Die Beziehung zwischen Louise Seidler und Johann Wolfgang von Goethe
- Seidlers Autonomieanspruch als Künstlerin
- Die Bedeutung von Seidlers Memoiren
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung und Begriffserklärung: Die Einleitung führt die Künstlerin Louise Seidler ein und thematisiert die ambivalente Rezeption ihres Werks, geprägt von der engen Verbindung zu Goethe. Der Begriff „Autonomie“ wird im Kontext der Arbeit definiert und von der suggerierten Abhängigkeit Seidlers von Goethe abgegrenzt. Die Frage nach Seidlers eigenem künstlerischen Wert und ihrem Autonomieanspruch im Verhältnis zu Goethe bildet den zentralen Forschungsfokus.
2 Louise Seidler: Biografischer Überblick und künstlerische Laufbahn: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über das Leben von Louise Seidler, beginnend mit ihrer Geburt in Jena und ihrer Kindheit inmitten familiärer Konflikte. Es beschreibt ihren Werdegang als Künstlerin, von der Ausbildung zur Pastellmalerin über die Studienaufenthalte in Dresden, München und Rom bis hin zur Anerkennung durch den Großherzog und Goethe. Die Kapitel skizziert Seidlers künstlerische Entwicklung und ihre Auseinandersetzung mit verschiedenen Kunststilen und -themen.
3 Louise Seidlers Memoiren: Entstehung und Bedeutung: Hier wird die Entstehung und Bedeutung der Memoiren Louise Seidlers erörtert. Die Arbeit analysiert die Autobiografie als wichtige Quelle für die Rekonstruktion von Seidlers Leben und künstlerischem Schaffen. Die unterschiedlichen Auflagen der Memoiren und ihre jeweilige Titelauswahl werden im Hinblick auf die Darstellung Seidlers im Verhältnis zu Goethe kritisch beleuchtet. Die Rolle der Memoiren als Selbstzeugnis und deren Aussagekraft für die Beurteilung von Seidlers Autonomie wird untersucht.
4 Rolle von Künstlerinnen zur Zeit Goethes: Dieses Kapitel beleuchtet die gesellschaftliche Stellung und die Herausforderungen, denen Künstlerinnen im 19. Jahrhundert begegneten. Es setzt den Kontext für Seidlers Karriere und verdeutlicht die besonderen Schwierigkeiten, die sie als Frau in einer von Männern dominierten Kunstwelt überwinden musste. Der Abschnitt untersucht die Möglichkeiten und Einschränkungen, die sich für Künstlerinnen dieser Zeit ergaben.
5 Goethe als Mentor und Förderer von Künstlerinnen: Das Kapitel befasst sich mit Goethes Rolle als Förderer von Künstlerinnen. Es analysiert seine Beziehungen zu verschiedenen Künstlerinnen seiner Zeit und untersucht, inwieweit er deren künstlerische Entwicklung unterstützte. Der Abschnitt prüft die Art und das Ausmaß seines Einflusses auf das künstlerische Schaffen von Frauen.
6 Louise Seidler und Goethe: Darstellung des Mentor-Künstlerin Verhältnisses: Dieses Kapitel beschreibt die Beziehung zwischen Louise Seidler und Goethe, untersucht die Art ihrer Zusammenarbeit und deren Einfluss auf Seidlers künstlerische Entwicklung. Es analysiert, inwieweit Goethe Seidler förderte und welche Rolle er in ihrem künstlerischen Erfolg spielte. Die Kapitel hinterfragt die oft suggerierte Abhängigkeit Seidlers und betont gleichzeitig ihren eigenen künstlerischen Beitrag.
7 Goethes Malerin? Gründe für Seidlers Erfolg und ihre künstlerische Laufbahn: Das Kapitel fasst die Ergebnisse der Untersuchung zusammen und beantwortet die Frage nach Seidlers eigenem künstlerischen Wert und ihrer Autonomie. Es bewertet den Einfluss Goethes auf ihre Karriere und beleuchtet die Gründe für ihren Erfolg unabhängig von der Verbindung zum berühmten Dichter. Das Kapitel schließt mit einer zusammenfassenden Einschätzung von Seidlers Bedeutung in der Kunstgeschichte.
Schlüsselwörter
Louise Seidler, Goethe, Künstlerinnen, 19. Jahrhundert, Autonomie, Memoiren, Kunstgeschichte, Nazarener, Porträtmalerei, Förderung, Abhängigkeit.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zur Arbeit über Louise Seidler und Goethe
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht das Leben und Wirken der Künstlerin Louise Seidler (1786-1866) im Kontext ihrer Beziehung zu Johann Wolfgang von Goethe. Der Fokus liegt auf der kritischen Hinterfragung der gängigen Darstellung Seidlers als bloße „Goethes Malerin“ und der Beleuchtung ihrer künstlerischen Autonomie und ihres individuellen Beitrags zur Kunst des 19. Jahrhunderts.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Seidlers künstlerische Entwicklung und Laufbahn, die Rolle von Künstlerinnen im 19. Jahrhundert, die Beziehung zwischen Seidler und Goethe, Seidlers Autonomieanspruch als Künstlerin und die Bedeutung ihrer Memoiren. Es wird die Zusammenarbeit mit Goethe analysiert und der Einfluss Goethes auf Seidlers Karriere kritisch bewertet.
Welche Quellen werden verwendet?
Eine zentrale Quelle sind die Memoiren von Louise Seidler, die Entstehung und Bedeutung dieser Memoiren werden ausführlich untersucht und ihre Aussagekraft für die Beurteilung von Seidlers Autonomie wird beleuchtet. Zusätzlich werden biografische Informationen und Informationen über das künstlerische Umfeld des 19. Jahrhunderts herangezogen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Einleitung und Begriffserklärung; Biografischer Überblick und künstlerische Laufbahn Louise Seidlers; Entstehung und Bedeutung der Memoiren; Rolle von Künstlerinnen zur Zeit Goethes; Goethe als Mentor und Förderer von Künstlerinnen; Darstellung des Mentor-Künstlerin-Verhältnisses zwischen Seidler und Goethe; und abschließend die Frage "Goethes Malerin?". Jedes Kapitel bietet eine detaillierte Auseinandersetzung mit einem spezifischen Aspekt des Themas.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass Louise Seidler eine eigenständige Künstlerin war, deren Erfolg nicht allein auf ihre Beziehung zu Goethe zurückzuführen ist. Ihre Autonomie und ihr individueller Beitrag zur Kunst des 19. Jahrhunderts werden herausgestellt und die Darstellung als bloße "Goethes Malerin" wird widerlegt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Louise Seidler, Goethe, Künstlerinnen, 19. Jahrhundert, Autonomie, Memoiren, Kunstgeschichte, Nazarener, Porträtmalerei, Förderung, Abhängigkeit.
Wo finde ich weitere Informationen zu Louise Seidler?
(Hier könnte ein Link zu weiteren Ressourcen eingefügt werden, falls vorhanden. Z.B. zu Online-Archiven oder Bibliotheken, die Werke von Louise Seidler oder weiterführende Literatur aufweisen.)
- Quote paper
- Anonym (Author), 2018, Autonomieanspruch von Künstlerinnen im 19. Jahrhundert. War Louise Seidler Goethes Malerin?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1271828