In dieser Hausarbeit ergeben sich u.a. interessante Erkenntnisse hinsichtlich des Zusammenhangs von Neros Hang zu Götterkulten und seiner geringen Beachtung der Staatsreligion. In Kapitel 56 führt Sueton die vitia von Nero konsequent fort, um dem Leser das Bild eines machtbesessenen und in seiner Herrschaft willkürlichen Tyrannen zu vermitteln. Nero zeigte sich bei Göttern sehr sprunghaft: Ein Kult, der heute in der Gunst des Kaisers lag, konnte morgen schon wieder auf dessen Abschussliste stehen: Diese These wird vor allem am Beispiel der Dea Syria verdeutlicht, die Nero zunächst verehrte und dann plötzlich wie einen heißen Stein fallen ließ. Bradley führt dabei folgenden Grund an: „[…] he (Nero) had no offcial religious policy; This might then explain the renunciation of the Dea Syria, since her association with the worship of Minerva she lost the attraction of other interests such as those of magicae artes; […] Nero´s attention to the Dea Syria, which must have been very shortlived, has been seen as the reason behind the building of a sanctuary to the goddess by her devotees on the Janiculum.”
Denn als man nicht mehr daran glaubte, dass Dea Syria Zauberkräfte habe, hat Nero sofort den Götterkult gewechselt. Überhaupt ist der Kaiser dieser Glaubensrichtung wohl nur wegen des prächtigen Heiligtums der Göttin, das ihre Anhänger auf dem Hügel Ianiculum gebaut hatten, beigetreten. Daran kann man erkennen, dass Nero diese Göttin nur aus Eigennutz verehrt hat und dass sein Glaube sehr materialistisch geprägt war. Wenn Sueton in Zeile 2 schreibt, dass Nero das Heiligtum mit Urin besudelte, so setzt er ihn gar mit einer wilden Bestie gleich. Denn nur ein monstrum wie z. B. der Wehrwolf in Petrons Werk Satyrica entehrt und schändet einen heiligen Ort. Somit stellt er Nero gleichsam mit einem Tier auf eine Stufe, das seine Triebe nicht unter Kontrolle hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Analyse des Kapitels 56 der Nero-Vita von Suetonius
- Übersetzung des Abschnittes
- Einordnung in den Gesamtzusammenhang
- Aufbau des Kapitels und Konzeption der Nero-Vita
- Sprachliche Besonderheiten und Textkritik
- Interpretation des Kapitels 56 im Zusammenhang mit der Gesamtvita
- Die Bedeutung der Vorzeichen im Kapitel 56
- Neros Verhältnis zur Religion und Parallelstellen bei Tacitus
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert das Kapitel 56 der Nero-Vita von Suetonius und erforscht die Darstellung von Neros Verhältnis zu Religion und Götterkulten. Sie untersucht den Kontext des Kapitels innerhalb der Gesamtbiographie, die sprachlichen Besonderheiten und die Bedeutung der Vorzeichen. Darüber hinaus werden Parallelstellen in Tacitus' Werken betrachtet, um Neros Religionspraxis weiter zu beleuchten.
- Neros Verhältnis zur Religion und seine Affinität zu Götterkulten
- Analyse des Kapitels 56 der Nero-Vita von Suetonius
- Die Bedeutung von Vorzeichen und deren Rolle in der Antike
- Vergleich von Suetons und Tacitus' Darstellung von Nero
- Die Rolle der Biografie im Kontext der Klassischen Philologie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet Suetons innovative Gliederung seiner Kaiserviten und setzt diese in Relation zu anderen biographischen Werken der Antike. Der Fokus liegt dabei auf der Kritik an Suetons Vorgehen und der Einordnung seiner Werke in den Kontext der damaligen gelehrten Tradition. Die Analyse des Kapitels 56 der Nero-Vita beginnt mit einer Übersetzung des Abschnitts und beleuchtet die Einordnung in den Gesamtzusammenhang. Dabei wird besonders auf die Beschreibung von Neros Gottlosigkeit und dessen Sprunghaftigkeit eingegangen. Die Interpretation des Kapitels im Zusammenhang mit der Gesamtvita analysiert Neros religiöse Praktiken und sein Verhältnis zu den Vorzeichen. Ein weiterer Fokus liegt auf der Bedeutung der Vorzeichen im Kontext des Kapitels 56 und dem Vergleich mit Parallelstellen bei Tacitus.
Schlüsselwörter
Nero, Suetonius, Nero-Vita, Religion, Götterkulte, Atargatis, Vorzeichen, Tacitus, Biografie, Klassische Philologie, Analyse, Interpretation.
- Arbeit zitieren
- Michael Stierstorfer (Autor:in), 2012, Zu Neros Affinität für Götterkulte und zu seiner Geringschätzung der Staatsreligion, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1268557